Tag 7 Abschied
Unser letzter Tag in Moskau beginnt fast so schön wie die Tage davor. Das Wetter ist herrlich und es ist kalt. In der kommenden Nacht müssen wir um drei Uhr auf dem Flughafen sein. Es wird also eine recht kurze Nacht werden. Aber davor liegt ja noch ein Tag voller Erlebnisse.
Diesmal haben wir für das Frühstück besser vorgesorgt und gestern noch Brot und Hörnchen gekauft die Salami und der Käse aus Weißrussland sind extrem lecker.
Heute steht der Kreml auf der Agenda. Im Reiseführer steht, dass die Preisstruktur unübersichtlich ist. Wir entscheiden und für die Standardbesichtigung und wollen evtl. noch auf den Turm Iwan des großen. Auch frühmorgens um elf herrscht schon reger Andrang. Die Russin an der Kasse ist äußerst unfreundlich und spricht nur widerwillig englisch. Leider ist der Turm geschlossen, warum ist nicht ganz klar. Es klingt, als wäre schlechtes Wetter. Also doch nur die Standardtour.
Durch eine Sicherheitsschleuse gelangen weiter zum Aufgang, durchschreiten das Dreifaltigkeitstor und sind drin. Zur Linken erstreckt sich das Arsenal und auf der rechten Seite imponiert der riesige Kremlpalast. Ich bin kurz entschlossen, das Arsenal zu besuchen und animiere meine Freunde, die Straße zu überqueren. Wir kommen nicht weit. Schon nach wenigen Metern gellen kurz nacheinander wohltemperierte Pfiffe aus einer Trillerpfeife. Ein Polizist jagt uns mit deutlichen Gesten seines schwarz weißen Stabes und sehr ernstem Blick wieder zurück auf den Fußweg. Das Herz ist mir vor Schreck in die Hose gerutscht. Ok ok also nicht ins Arsenal. Einige Denkmäler sind zu sehen. Eine Kanone, Kaliber 860 mm!! Also Kugeln mit einem knappen Meter Durchmesser. Sie wurde aber nie abgefeuert. Wahrscheinlich waren die Kugeln zu schwer. An bestimmten Stellen darf man unter den Augen des Polizisten, die Straße passieren. immer wieder hören wir hier und da Pfiffe, wenn unachtsame Touristen auf die Straße gehen. Wir schauen uns den Kreml Park an. Eine schöne Anlage mit gutem Blick auf Moskau. In regelmäßigen Abständen sind Kameras angebracht. Hatte man schon überall in der Stadt das Gefühl beobachtet zu werden, ist es hier besonders deutlich. Wir schauen uns die verschiedenen Kirchen und Grabmäler an und bestaunen die Kuppeln und Zwiebeltürmchen. Dann verlassen wir den Kreml wieder durch das imposante, aber leider eingerüstete Dreifaltigkeitstor und stehen wieder außerhalb der Kremlmauer. Durch den Park davor geht es weiter in Richtung Metro. Noch schnell ein Foto vom Grab des unbekannten Soldaten, dann gönnen wir uns einen Hotdog an einem kleinen Imbiss in der Metro. Nun wollen wir uns die Metrostationen anschauen. Im Reiseführer sind die schönsten beschrieben. Wir suchen die drei besten aus. Das sind dann drei Sehenswürdigkeiten für den Eintritt einer Metrokarte. Super Schnäppchen.
Wir beginnen mit der Station am Platz der Revolution, auf halber Strecke zwischen Bolschoi Theater und roten Platz. Eine endlos erscheinende Rolltreppe führt uns hinab, reich verzierte Wände schmücken die Station. Zu den Gleisen geht es durch einen von vielen Rundbögen. Die sind gesäumt von bronzenen Soldaten. Mal mit Gewehren, mit einem Kind auf dem Arm oder mit einem Hund an ihrer Seite. Die Schnauzen der Hunde glänzen und immer wenn ein Passant vorüber geht, berührt er kurz den Hund an der Schnauze. Das soll Glück bringen.
Mit der roten Metrolinie geht es weiter zum Komsomolskaya. Die Station ist auch hier sehr schön. Stuckverzierte Decken und Rundbögen, reichlich Ornamente und dazu passen am besten die alten russischen metrowagen mit CCCP Aufdruck. Von denen sind allerdings nicht mehr viele unterwegs. Meistens sitzen wir in modernen Zügen.
Wir wagen uns mal in die Oberfläche und sind überwältigt von Ausblick. Drei riesige Bahnhöfe säumen den Platz. So wie es aussieht, gibt es von fast jedem Landesteil in Moskau einen eigenen Bahnhof. Hier steht unter anderem der Leningrader Bahnhof. Wir machen eine Menge Fotos. Einen Bahnhof schauen wir uns an. Reges Treiben herrscht an den Bahnsteigen. Alte Loks tschechischer Bauart schleppen lange Fernzüge herein. Bei einem schauen wir uns die Ziele an. Es ist ein Schlafwagenzug mit einem feinen Ziel irgendwo im asiatischen Teil Russlands. Da kommt auch schon wieder ein wenig Fernweh auf. Aber wir wollen weiter und fahren mit der Metro zur wohl schönsten Station Moskaus, am Kiewer Bahnhof. Im Reiseführer auch als die Sixtinische Kapelle Moskaus beschrieben. Riesige Decken Bilder zeigen Situationen aus dem russischen Leben. Auf einem ist Lenin zu sehen und ganz in der Ecke steht auch noch ein Denkmal vom berühmtesten Russen. Oben, der Bahnhof nach Kiew ist auch beachtlich.
Zum Abschluss des Tages wollen noch einige Einkäufe erledigt werden. Wir gehen gemeinsam in ein riesiges Kaufhaus nur für Kinder. Erstmal trinken wir einen Kaffee und lassen uns von der Atmosphäre berieseln. In einem riesigen Atrium hängt eine große mechanische Uhr mit einem noch größeren Pendel. Unten werden kleine Theatershows aufgeführt. Alles für die lieben Kleinen. Wir beschließen, uns für eine Weile zu trennen, damit jeder seine Einkäufe erledigen kann. Ich durchforste die Spielzeug Abteilung auf der Suche nach Mitbringsel. Eine klassische Matroschka wird es schließlich. Nun schnell nochmal ins Kaufhaus GUM für Schokolade Wodka und andere schöne Dinge. Im Untergeschoss befindet sich eine historische Toilette. Für 1,50€ (Kreditkarte wird akzeptiert) kann man hier, wie in der guten alten dekadenten Zeit sein Geschäft verrichten. Die Räume sind perfekt. Die Box, auf der es geschieht, ist ein kleines Zimmer, schön gekachelt und mit Blumen arrangiert. Sobald ich den Raum verlasse, wetzt eine Angestellte hinein und putzt. Mit ihr möchte ich nicht tauschen. Zur anschließenden Handreinigung liegen feine Seifen bereit. Die Wasserhähne müssen natürlich selbst aufgedreht werden. Zum Abtrocknen liegen genügend frische Handtücher da, die nach der Benutzung sofort in die Wäsche kommen. Zum eincremen gibt es wohlduftende Pflegelotionen in ausreichendem Maße.
Wenig später treffen wir uns wieder und haben Hunger. Ein letztes Mal suchen wir uns ein Restaurant. Weit laufen wir, an vielen Gaststätten vorbei. Hauptsächlich Italienische, indische oder französische Restaurants. Wir wollen aber einen Russen. Eine halbe Stunde später finden wir einen in der Nähe der Basilika. Natürlich mit vornehmer Garderobe, an der auch unsere diversen plastetüten einen Platz finden. Anfangs wirkt der Kellner etwas reserviert, taut aber immer auf im Laufe des Abends. Ich schreibe meine letzten Karten und gemeinsam schreiben wir noch eine an Nastya unsere liebe Reisebegleiterin in Minsk.
Viel zu schnell geht der Abend vorbei und wir sind bald wieder im Hotel. Mittlerweile ist es nach Mitternacht. Wir müssen noch unsere Rucksäcke packen für den Heimflug. Vorsichtig verstaue ich meine Mitbringsel im Rucksack.
Nach duschen und fertig machen bleiben uns gut 90 min zum Schlafen…
Der Wecker ist so unbarmherzig. Kurz nach dem Einschlafen, was bei mir Super geklappt hat, schälen wir uns schlaftrunken aus den Federn. In 20 Min kommt das Taxi, das Martin gestern bestellt hat. Der Nachtportier, der vor 2 h schon ungläubig gefragt hast, ob wir wirklich um zwei ein Taxi wollen klopft noch mal an, wahrscheinlich um sich zu vergewissern ob wir auch tatsächlich aufstehen.
Das Taxi ist da. Das Geld, im Gegenwert einer Flasche frisch gepressten Granatapfelsaftes, bekommt der Portier. Eine Stunde brauchen wir für die 30 km bis zum Flughafen, hat man uns gesagt. Kurz nach zwei fahren wir los. Der Verkehr ist weniger geworden. Zügig geht es voran. Der Tank ist fast leer und nach kurzer Zeit erklärt uns unser Fahrer, dass wir einen kleinen Umweg mach müssen, um zu tanken. Ganz wohl ist mir nicht, als wir durch das nächtliche Moskau fahren. Aber der Fahrer kennt den Weg zur Tankstelle. Es wird nicht vollgetankt, sollte aber hoffentlich reichen. Wir nähern uns durch die Außenbezirke weiter dem Flughafen. Eine Polizeikontrolle ignoriert uns glücklicherweise. Tatsächlich sind wir kurz vor drei am Flughafen und können einchecken. Die Dame am Check in braucht ewig für unsere Bordkarten. Eine Kollegin wird zu Hilfe gerufen und irgendwann klappt es. Nun nur noch die Passkontrolle überstehen. Es fehlt ja noch der offizielle Einreisestempel. Dennis, der vor mir dran ist, braucht ganz schön lange, wird aber irgendwann weiter geschickt. Dann bin ich dran. Die Frau lässt sich Zeit, murmelt etwas auf Russisch und drückt mir den begehrten Stempel in den Pass. Puh. Die restliche Zeit bis zum Start vertuen wir in den reichlichen duty free shops. Dann endlich geht’s los unser Flieger startet gen Istanbul. Ziemlich turbulent geht es zu auf dem Flug. Die Anschnallzeichen erlöschen nur kurz. In Istanbul wartet schon unsere nach Leipzig. Beim Anstehen an der Schlange zum Gate hören wir auch wieder die ersten Töne auf Deutsch. Das war’s dann also. Der Flug hat 20 Min Verspätung. 3 Stunden später landen wir in Leipzig. Geradezu idyllisch geht es auf dem Flughafen zu, wenn man bedenkt, wo wir herkommen. Wir warten auf die Rucksäcke. Meiner kommt, Dennis Rucksack ist auch irgendwann da, nur Martins Rucksack will einfach nicht auf das Band. Doreen, Katja und Lara stehen schon draußen und winken und warten auf uns. Irgendwann kommt Martin, ohne Rucksack. Ärgerlich aber erstmal nicht zu ändern. Zum Glück bringt ihm am nächsten Tag ein Mann von Flughafen persönlich bei ihm in Mittweida vorbei. Alles ist gut gegangen und alles ist noch da. Nur Dennis hat den Verlust einer Wodkaflasche zu verkraften, die sich in seine Klamotten entleert hat und eine kleine Espressotasse hat es auch nicht überlebt.
Das war’s also. Die nächsten zwei Tage, bevor es wieder auf Arbeit geht und der Alltag beginnt, fühlen sich ein bisschen wie Watte an. Alles gedämpft in meinem Kopf. Russland und die Eindrücke, die es hinterlassen hat klingen noch lange nach. Es war eine Reise, die ich so wieder machen würde und jedem empfehlen kann. Weiter haben eigentlich nur nette, liebe Menschen kennengelernt. Auch unsere Reisegruppe ist perfekt. Wir verstehen uns super und ergänzen uns prima. Das nächste große Abenteuer kommt bestimmt…
Viele Grüße
Best regards
Uwe



