Auf nach Hause

Die Feder liegt nun schon arg abgenutzt immer noch auf meinem Nachttisch. Das Tintenfass ist auch bald leer. Dennis wollte die Feder anscheinend nicht nochmal. Dann werde ich mal die letzten Stunden auf russischem Boden zusammenfassen.
Beizeiten klingelt uns der Wecker raus. Viel zu kurz war die Nacht. Gleichzeitig habe ich aber ein mulmiges Gefühl, das die von mir veranschlagte Zeit bis zum Abflug zu knapp kalkuliert wurde. So mach ich ein bisschen Druck. Zum Frühstück gibts einenTee und wir lassen uns die Muffins schmecken, die wir gestern Abend extra noch geholt hatten. Wenig später brechen wir auf in das erwachende Moskau. Einen guten Kilometer laufen wir zur U-Bahn und fahren zu einem der 9 Moskauer Bahnhöfe. Für 500 Rubel pro Person fahren wir eine gute Stunde zum Flughafen Domodevo. Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, das dieser Flughafen eher klein ist, aber er ist riesig. An jeder Ecje wird hier um- und vor allem ausgebaut. Es dauert eine Weile bis wir unter den hundert Check In Schaltern den richtigen finden. 10,3 kg zeigt die Waage bei meinem Rucksack 10 sind erlaubt. Aber Martin hat deutlich weniger Gewicht im Koffer und so stimmt die Summe. Trotzdem müssen wir unsere Rucksäcke an einem Schalter für Sondergepäck abgeben. Da es nichts kostet, mache ich mir keine Sorgen. Bei der Grenzkontrolle werden wir von den bei uns lange diskutierten Nacktscannern durchleuchtet. Auf dem Bild, das eine Beamtin kontrolliert ist aber gnädiger weise ein gelber Streifen an der richtigen Stelle abgebildet.
Die streng dreinblickende Grenzbeamtin an der Passkontrolle nimmt meinen Ausweis genauestens unter die Lupe, die sie tatsächlich hat. Wortkarg wie immer gibt sie mir zu verstehen, dass ich Russland wieder verlassen darf.
Nun, zwei Stunden später sitzen wir endlich in unserem Fliegerchen. 50 Leute passen rein. Der Bus fuhr uns bis zum Ende der Bahn, auf der alle Flieger aufgereiht wie an einer Perlenschnur bereit stehen. Vorn standen die Großen und dahinter die Kleinen und ganz zum Schluss kam unser Flugzeug.
Alles läuft gut, es gab ein labbriges Sandwich und einen Kaffee und nun warten wir auf Leipzig.

Knapp 100.000 Schritte sind wir in dieser Woche gelaufen, 2.500 km Zug gefahren und .2.000 km geflogen. Jede Menge schöner Eindrücke und Erinnerungen lassen uns diese Reise nicht so schnell vergessen.

WIR SIND DUWE!

Der letzte Tag in Moskau

Dennis wirft mir die Feder so doll zu, dass das Tintenfass beinahe ausläuft.  Ich nehme an, er hat keine Lust mehr, zu schreiben.
An meinem letzten Tag in Moskau werde ich von Regen geweckt, der auf das Dach unseres Apartments prasselt. Bis Zehn Uhr soll es laut Wetterbericht regnen. Ich gehe erstmal entspannt duschen. Die Kollegen schlafen noch als ich mich wieder auf das Bett lege. Also werde ich auch noch ein wenig ruhen. So gegen halb elf können wir endlich starten.
Der Regen hat sich verabschiedet, aber die Wolken hängen noch schwer und grau am Moskauer Himmel. Das wird sich auch, bis auf ein, zwei kleine Fensterchen, den ganzen Tag nicht ändern. Wir laufen in Richtung roter Platz. Rechte Hand direkt an der Москвa liegt eine neues Gebiet, das es vor zwei Jahren noch nicht gab. Исмаилово heißt der neue Stadtteil, der hier aus dem Boden geschossen ist. Ein Amphitheater thront über dem Fluss. Wir platzen gerade in die Moscow Design week die hier irgendwie stattfindet. Wir gehen aber nicht hinein sondern flanieren auf den kleinen, neu entstandenen Wegen durch eine schöne Parkanlage. Von der Rückseite nähern wir uns wieder dem roten Platz entlang einer Straße voller kleiner Kirchen. Irgendwo ruft ein altes Mütterchen und preist auf Russisch ihren Tee an. Wir werden bei eine чаи und einem für Moskau typischen
Würstchen Schlafrock Schwach. Laut dennis das preiswerteste Frühstück des Urlaubs. Nichtmal 2 € werden für die 3 Tees und das Essen fällig.
Anschließend fahren wir mit der U-Bahn in die Randbezirke von Moskau. Исмаилово heißt das Viertel in dem wir nun unser Unwesen treiben. Ein riesiger Basar fängt uns ein. Schon am ersten Stand lockt eine große Anzahl an Mützen unseren Dennis. Einen geübten Mützendehnungsgriff des Verkäufers später ersteht Dennis eine original russische schapka (wir finden keinen besseren Namen, auf jeden Fall so eine Mütze
mit Ohrenschützern, die man hochklappen kann)routiniert, als hätte er nie etwas anderes gemacht, handelt Dennis den Verkäufer um ein paar Rubel herunter. Beide sind zufrieden mit dem Ergebnis. 10 min später lassen wir uns leckere Schaschliks schmecken in einem schwer verrauchten Imbiss direkt vom Grill. Martin und auch meine Wenigkeit verhandeln später noch mit dem nächsten Verkäufer über die Anschaffung einer Schapka. Wir sind in einer guten Verhandlungsposition da da wir zwei Mützen möchten und können nich ordentlich den Preis drücken. Nun sind wir bestens ausgerüstet für den roten platz. Die Leute schauen uns zum Teil belustigt, zum Teil mitleidig lächelnd aber meist freundlich hinterher, als wir später wieder durch die Moskauer Innenstadt ziehen.
Schnell ist der Basar beendet und wir stehen an einer Schnellverkehrsstraße. Nur ein paar Bretterbuden sind hinter einem maroden Bauzaun zu erkennen. Hier muss irgendwo noch ein alter Stalinbunker stehen, der noch auf unserer Todo Liste für heute steht. Die Straße dahin finden wir auch und auch den Eingang neben einem Autohof wo ständig klapprige Kisten aus- und einfahren. Nur leider ist heute geschlossen lässt uns ein gut bebauchter Russe in blauer Tarndruckuniform und wenig englischkentnissen wissen.
Was soll’s. Gemütlich sieht die Gegend eh nicht aus und wir machen uns wieder vom Acker in Richtung U-Bahn. Wir laufen noch durch ein russisches Wohngebiet, indem höchstwahrscheinlich die „normalen“Russen wohnen. Einfache Häuser, zwar ohne Putz aber nicht unansehnlich. Es gibt Spielplätze und Parkplätze und ausreichend Grünanlagen. Ein riesiger Schornstein aus Backstein zeigt davon das hier schon in den 60er Jahren modern geheizt wurde. Heute steht ein Gasstation gleich neben an in versorgt jedes Haus über eine AußenLeitung mit Gas.
Später in der Nähe des roten Platzes gönnen wir uns in einem der zahlreichen Cafés einen Cappuccino und ein Stück Kuchen und planen den letzten Abend in Moskau. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und schlendern zu vorerst letzten Mal über den roten Platz zu unserem Hotel. Am Abend spazieren wir in ein Vergnügungsviertel auf der anderen Seite der Москвa.
In einem gemütlichen Restaurant, Чугунный мост, genießen wir unseren letzten Abend bei feinem essen und einem guten russischen Pils. Ein letztes Mal stoßen wir mit einem Gläschen Wodka auf Mütterchen Russland und unsere Reise an. Bald darauf müssen wir ins Bett der Wecker klingelt morgen um 6 und wir haben ein straffes Programm vor uns. Müde lege ich die Feder beiseite.

Mittwoch, Ankunft in Moskau

Uwe reicht mir zu Mitternacht Feder und Tintenfass. Auch wenn ich müde bin, ich bin dran das Erlebte festzuhalten. Die Gedanken sind noch nicht richtig zusammen, da schlafe ich schon friedlich im oberen Bett. Fünf Minuten später bin ich wieder wach, unsanft von unserer russischen Schaffnerin geweckt. Wir haben die russische Grenzkontrolle erreicht. Ein Blick auf die Uhr, es ist um drei. Ich habe als doch schon zwei Stunden geschlafen, schaue aber trotzdem ziemlich müde aus meinem Gesicht. Wie schon bei der polnischen Kontrolle sind die Toiletten während der Grenzkontrolle verschlossen, das hilft nun dabei, nicht wieder einzuschlafen. Endlich ist die Grenzbeamtin bei unserem Abteil. Eine Grenzkontrolle im Bett und im Schlafzeug, eine ganz neue Erfahrung. Die einzige Frage in unser müdes Abteil hinein: „Tourism?“. Ja, das sind wir. Pro Pass dauert es ca. drei Minuten bis es drei Stempel für die Einreise gibt. Die Kontrolle ist noch keine fünf Minuten her und der Lokführer löst die Bremse und damit auch die Schlösser der Toilettentür. Erleichtert liege ich nun wieder im Bett und starte in meine zweite Etappe schlaf.
Das längere Bett als das im Zug von Warschau nach Kiew lässt mich wunderbar schlafen. Kurz vor neun werde ich durch eine der immer mal wieder überraschenden Wankbewegung wach. Zu unserem Kuchen gibt es heißen Tee von der Schaffnerin. Die Teetassen sind mit Sicherheit ein beliebtes Souvenir, welches bei den Fahrgästen an der Tasche kleben bleiben. Die Schaffnerin weiß das mit Sicherheit auch, sie kommt immer wieder vorbei und holt eine Tasse nach der anderen ab.
Moskau empfängt uns kühl und grau. Mit der U-Bahn fahren wir ein paar Stationen weiter und den letzten km laufen wir zum Hotel. Um Elf stehen wir an der Rezeption, unsere Pässe werden kontrolliert und sie machen für uns die Anmeldung. Wahrscheinlich die Anmeldung bei der Botschaft. Einen Tee später dürfen wir schon aufs Zimmer. Frisch geduscht sind wir bereit für den ersten Pflichtpunkt, der Rote Platz. Auf dem Weg dahin entdecken wir viele neu gebaute Häuser und überall gibt es Baustellen. Die ersten Eindrücke der Stadt verarbeiten wir bei Lachs und Spargel im Kaufhaus Gum.
Wir sind ziemlich ko und entscheiden uns für eine Hop on, Hop off Tour mit dem Bus. Durch die verstopften Straßen chauffiert uns die Tour an allem Sehenswerten vorbei. Über die Kopfhörer kommen mehr oder wenig interessante Infos, ich lasse mich mehr berieseln, als das ich wirklich zuhöre. So verpasse ich auch den Einstieg über die Krim, der letzte Satz ist dieser: „Die Krim wurde so wieder zu einem Teil Russlands“.
Mir fallen immer wieder die Augen zu, die Idee im Stadtteil Arbat ein Teil der Menschen in der Fußgängerzone zu werden kommt da genau richtig. Wir flanieren etwas, nur die Kälte zieht sich schnell bis auf die Knochen. Wir landen in einem Restaurant. Ein hipper Laden, könnte genau so auch in Leipzig sein. Sogar die Karte gibt es in Englisch. Nur die jungen Bedingungen verstehen kein Wort englisch. Trotzdem bekommen wir Bier und gut schmeckende Burger. Martin erzählt von der heutigen Grenzkontrolle, er hat alles viel besser mitbekommen. Unsere aufgeregte Schaffnerin kam ein paar mal vorbei und wir waren auch die einzigen die im Bett kontrolliert wurden. Alle anderen Abteile standen angezogen auf dem Gang. Wie das wohl auf die Grenzkontrolle gewirkt hat…
Wir sind wieder unterwegs und mit der Dunkelheit kommt hier Leben in die Stadt, dazu ist alles wunderbar illuminiert. An jeder Ecke Musik und freundliche Gesichter. Unsere Fotoapparate werden nicht mehr eingepackt und entsprechend langsam kommen wir voran. Am roten Platz geht’s noch mal in eine schmuckes Selbstbedienungsrestaurant. Unser drei Bier bekomme ich nur, wenn ich meinen Ausweis zeige. Warum das so ist, kann ich nicht abschließend heraus bekommen. Die junge Frau an der Kasse zeigt auf meine Frage hin auf die Überwachungskamera über uns.
Frisch gestärkt stehen wir kurz nach 23Uhr bewaffnet mit unseren Knipsen auf dem auch jetzt gut besuchten roten Platz. Einfach imposant!
Voller Eindrücke sind wir halb eins im Hotel, wir durchstöbern noch kurz unser Speicherkarten, hängen die Akkus an die Ladung und jetzt ab ins Bett.
Gute Nacht.

Von Hauptstadt zu Hauptstadt

Heute morgen lag die Feder plötzlich im Bad und ich habe sie mal aufgenommen. Wir müssen erst Mittag ausziehen und so können wir in Ruhe frühstücken gehen. Gleich gegenüber von unserem Hotel werden wir fündig. Ein kleines Cafe. Dank des Google Übersetzer finden wir uns schnell in der ukrainischen Speisekarte zurecht. Herzhafte und süße internationale Frühstücksspeisen wechseln sich ab. Ich nehme das klassische Omelett, Dennis und Martin nehmen pancakes mit Marmelade. Alles lecker. Begeistert vom Google Übersetzer bestellt siri auf Ukrainisch für jeden einen Orangensaft. Wahnsinn die Technik. Angefixt bestelle ich auch gleich die Rechnung so. So langsam müssen wir unsere Sachen auschecken. Wir dürfen aber unsere Rucksäcke bis zur Abreise im Hotel lassen.
11.45
Nun wollen den Andreassteig, ein altes Handelsquartier besuchen. Martins Reiseführer schwärmt davon. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem schönen Kloster vorbei.  Hier trafen sich auch zur Majdan-Revolution viele Menschen. Unten himmelblau angemalt zieren sie goldene Kuppeln. Dennis spricht zwei Ukrainer für ein Foto an. Bereitwillig helfen sie uns und entschuldigen sich mehrmals, dass das Bild zu dunkel ist. Wir schauen uns die Kirche von innen an. Ist schon mächtig prunkvoll alles. Überall Gold an den Wänden und schwere Kerzenständer. Einzig die Energiesparlampen auf den Schmuck verzierten Kronleuchtern Nuten etwas komisch an.
Durch den romantischen Park der Kirche flanieren wir weiter in Richtung Dnepr.
Mit einer Standseilbahn geht es hinab zum Flußufer. Free wifi lässt Dennis nicht viel von der Strecke sehen. Auch nicht die zweite Bahn, die zeitgleich den Berg hochfährt. Dafür können aber einige Einrücke an die Liebsten geschickt werden. Am Flussufer sind auch einige Ausflugsdampfer vertäut. Da wir ein wenig unschlüssig rum stehen, quatscht uns gleich ein junger typ an, der offensichtlich auf Kundenfang ist. Viel ist hier nicht los aber er meint, wir können in ner halben Stunde wiederkommen , dann startet die Kiew Panorama Tour. Gesagt getan. Einige Fotos später sind wir wieder hier und können an Bord gehen. Wir wollen natürlich im Freien sitzen. Auf dem Oberdeck massieren laute Bässe unsere Ohren. Hier läuft NRJ und an wärmeren Tagen steigen hier bestimmt Partys. Nach nochmal einer halben Stunde legen wir endlich ab und tuckern auf der Dnepr in Richtung Mutter der Heimat Statue. Wir fahren quasi den Weg, den wir gestern gelaufen sind, nochmal ab. Eine Stunde später legen wir wieder an und haben noch ein paar neue Fotos von Kiew.
Durch das alte Handelsviertel bewegen wir uns nun in Richtung Andreassteig. Bevor es nun eine kleine gewundene Straße den Berg hinauf geht, genießen wir noch in einem kleinen Restaurant ein paar Wareniki, die ukrainische Ausgabe der Pelmenis. Sehr lecker. Viele kleine Händler säumen die Straße und bieten allerlei Waren feil. Von der Matrioschka über Pelzkappen bis hin zu selbst gemähten Handpuppen und allerlei anderem Brimborium ist alles dabei.
Ein liebes altes Männchen mit goldblitzenden Zähnen erweckt unsere Aufmerksamkeit. Er klimpert ein bisschen auf seiner Gitarre herum und trällert ein ukrainisches Liedchen. Ein anderer Typ hinter uns beschwert sich lautstark über den Alten, der schon seit Jahren ein und dasselbe Lied trällert, nicht wirklich selbst singt und nie den Platz wechselt.
Er klang ganz schön verzweifelt. Das alte Männchen lacht sich derweil ins Fäustchen, trällert munter weiter und freut sich über ein paar unserer Griwna, die in seine Tasse wandern.
Immer höher schraubt sich die Straße. Wir machen einen kleinen Schwenk über eine Aussichtsplattform mit einem schönen Blick über die Stadt. Je weiter wir der Straße folgen, umso dichter stehen die Stände und umso kitschiger wird das Angebot. Man kann hier Matrioschkas als Minion oder auch Dark Vader kaufen. Auch eine Matroschka mit Trumpkonterfei ist zu sehen. Wer möchte, kann auch Klopapier mit dem Bildnis Putins erwerben. Ein Schelm, wer schlimmes dabei denkt.
So langsam müssen wir zurück zum Hotel und unsere Rucksäcke aufladen. Ein letzter Blick und eine stille Verabschiedung vom Maidan und wir verschwinden in der U-Bahnstation. Schnell sind wir am Hauptbahnhof. Vor der großen Fahrt wollen wir schnell noch einen Happen essen. Im pusata hata, eine ukrainische Kette mit typischen Gerichten auf der Karte, macht uns satt und stärkt uns für die Reise. Im Supermarkt nebenan wollen wir noch ein paar Pivos und Frühstück erstehen. Allerlei leckere Sachen finden den Weg in unseren Wagen. Ein Blick zur Uhr verrät, dass wir uns langsam sputen müssen. Die Kassiererin ist leider nicht die Schnellste und blöderweise hätten wir einige von den Sachen vorher wiegen müssen. Also ein paar leckere Sachen bleiben bei der Kassiererin. Ab zum Zug.
Wie jeder Schlafwagenzug bisher hat auch unser Zug von Kiew nach Moskau für jeden Wagon eigenes Personal. Uns begrüßt eine unfreundliche Dame in Zivil. Kein „Bitte“ geht ihr über die Lippen. Unfreundlich werden unsere Ausweise kontrolliert. Aber immerhin bringt sie uns direkt zu unserem Abteil. Ein großzügiges und vor allem sauberes Abteil erwartet uns.
Unser vierter Mitfahrer/Mitfahrerin im Abteil lässt uns an diesem Abend aus. Wir bleiben unter uns. Unsere uniformierte Zugbegleiterin kümmert sich liebevoll um uns. Fragt, ob wir Tee wollen und freut sich über meine russisch Kenntnisse. Laufe des Abends quatscht uns noch ein Ukrainer an. Max aus Kiew ist unterwegs zu seinen Freunden in Moskau. Bis zur Grenze unterhalten wir uns blendend mit ihm. Martin in wohlklingendem Englisch, Dennis und ich in unsere eigenen Sprache. Man könnte es Denglisch nennen. Gegen Mitternacht kommen die ukrainischen Grenzer in den Zug. Wir zeigen brav unsere Ausweise. Unsere Zugbegleiterin wird mit Auftauchen der Staatsmacht immer nervöser. Mal sehen, wie das dann bei den Russen wird. Max meint, dhass die russischen Grenzer erst in drei Stunden kommen. Bis dahin können wir beruhigt einschlafen. 01:00 Uhr

Viel zu laufen in Kiew

Die Feder wandert wieder zu mir (Uwe). Eine unruhige und kurze Nacht später werde ich eine Stunde vor der planmäßigen Ankunft in Kiew vom Wecker von meinem Wecker geweckt. Zum Glück haben wir ein sauberes Waschbecken im Abteil. In Ruhe kann ich meine Sachen packen. Mit allem fertig genieße ich noch kurz die Aussicht. Nicht sehr bequem, da die Kopffreiheit zu Martins Koje lediglich 50 cm beträgt. Der Schaffner öffnet irgendwann ohne zu klopfen unsere Abteiltür und gibt uns die Fahrkarten zurück. Ein willkommener Anlass, Martin und Dennis zu wecken. Nur schwer lassen sich die beiden animieren. Unsere geplante Ankunftszeit rückt näher und auch die Karte auf dem Handy meint, dass wir gut in der Zeit liegen. Aber wir frühstücken erstmal noch schnell die Reste von gestern, Wurst und Käse. Der Ausblick aus dem Zugfenster wird immer großstädtiger. Vorortbahnhöfe mit in der Kälte wartenden Pendler fliegen vorbei. Martin und Dennis haben die Ruhe weg. Leichte Panik bricht aus, als wir im Hbf von Kiew einfahren. Dennis ist immer noch beim Rucksack packen, als der Schaffner schon an die Tür klopft.
Als wir als definitiv Letzte den Zug verlassen, ist die Lok und der Großteil der Wagons schon abgehangen.
Kiew begrüßt uns regnerisch und voller Menschen. Dennis versucht gleich Geld abzuheben und wir warten am Bahnhofsvorplatz, der voller Menschen, Taxis und Busse ist. Die kleinen Linienbusse sind total überfüllt. Wir sind uns noch nicht ganz einig, wie wir zum Hotel kommen, Dennis würde ob des Regens und der Entfernung lieber mit Bus oder Taxi fahren. Martin hat aber eine schöne Route durch den Universitätspark rausgesucht Und da es gerade aufhört zu regnen, entschließen wir uns, die 3 km zum Hotel zu laufen. Durch typische Vorortgebiete mit Hochhäusern und riesigen Fabrikanlagen laufen wir. Der Verkehr ist osteuropäisch, drängeln und Hupen, aber auch ohne Bedenken in zweiter Reihe oder auch auf Fußwegen parken gehört dazu. Wichtig als Fusgänger ist vor allem, mit einem Auge immer nach unten zu schauen. Die Fußwege sind nicht mit unseren deutschen vergleichbar. Voller Stolperfallen und spontan aufgerissener Oberflächen. Hie und da guckt auch mal ein Kabel aus dem Mast oder der Wand. Wahnsinn. Ein bisschen erinnert das an unsere Reise nach Bukarest 2014.
Ein gutes Stündchen später stehen wir am goldenen Tor der Stadt, ein Nachbau aus Konstantinopel.
Wir genießen ein zweites Frühstück in einem Café. Mit WLAN ist jeder sich selbst überlassen und bearbeitet seine Fotos, schreibt Reiseberichte oder den Liebsten. Zum Hotel ist es nun nicht mehr weit. wir sehen jede Menge Fotomotive und halten die natürlich auch fest. Unser Zimmer sind um viertel zwölf so gut wie bezugsfertig. Wir laden unser Gepäck ab und ziehen, nur mit dem Knipser bewaffnet, zum Maidan. Hier fand vor einigen Jahren die blutige Auseinandersetzung statt, die in die Geschichte der Stadt einging. Wir machen einige Fotos und so langsam können wir unser Apartment im Hotel beziehen.
12:00 Uhr

Uwe lässt Tintenfass und Feder ohne Aufsicht, ich (Dennis) nehme es gleich mal an mich.
Frisch geduscht und neu sortiert starten wir den zweiten Teil des Tages. Neun Kilometer Fußmarsch (in Zahlen 9) liegen vor uns, meine Bedenken werden genau wie heute morgen nicht beachtet wir starten unseren kleinen Marathon bei einer immer stärker werdenden Sonne.
Kaum auf den Beinen sind wir an einem feinem Ausblick, wir sind am Platz der Ukrainisch- Russischen Freundschaft. Symbolisiert wird das ganze mit einem Denkmal umrahmt von einem riesigen Bogen der Freundschaft. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der imposante Bogen heute noch für die Mehrheit der Ukrainer spricht, aber mit dem Ausblick über Kiew und den Dnepr bin ich mir sicher das unsere Reiseroute passt.
Mit einer großen Seilrutsche können wir für einen schmalen Taler auf das andere Ufer der Dnepr fliegen, der Hunger und das knappe Budget lassen uns den Klassischen Weg wählen. Der Park hat seine besten Zeiten schon hinter sich, die Wege werden Stück für Stück von der Natur zurück erobert. Wir kommen an der Dnepr an und wagen einen kurzen Blick über den Fluss. Nein, wir gehen nicht rüber auf die Insel mit ihrem feinen Sandstrand, wir entscheiden uns für den ursprünglichen Weg. Viele Pflichtmeter an der viel befahren Straße legen wir zurück. Der Schrittzähler kratzt gerade an der 20.000 Marke als wir nach dem Seltsam wirkenden Fischmarkt eine kleine ukrainische Kneipe entdecken. Wir sind ziemlich ko und unser Hunger begleitet uns schon seit einiger Zeit und so sitzen wir Ruck zuck in diesem kleinen Etablissement. Die Bestellung von drei Bier gestaltet sich ziemlich einfach, ein Gericht aus der umfangreichen Karte zu finden ist ein Glücksspiel. Dank Uwe verlassen wir uns aber nicht auf unser Glück, er hat auf den Restaurantaufstellern Werbung gesehen, dieser fotografiert er kurzer Hand und wir bestellen drei mal Schaschlik mit Kartoffelpuffer.
OK, Kartoffelpuffer kommen nicht bei uns an, dafür aber der wahrscheinlich beste Schaschlik, den ich je gegessen habe. Äußerst zartes Fleisch, freundlicher Weise schon vom Spieß abgezogen, dazu warmes Brot- ein einziger Genuss. Langsam ist es nun Zeit wieder in die Spur zu kommen, wir haben noch ein langes Programm vor uns. Kaum bezahlt bemerken wir kurz darauf unseren Fehler. Wo war der Wodka? Wir bestellen eilig eine kleine Runde zusammen mit kleinem Bier. Alles in allem bezahlen wir zu dritt keine 20€.
Der Weg führt uns weiter entlang der Dnepr, dazu beschert uns die langsam unter gehende Sonne feinste Fotobedingungen. Natürlich die Sonne legt die Sonne auch schonungslos unsern engen Zeitplan offen. Die Mutter- Heimat- Statue zeigt sich stolz auf dem Berg, unser nächstes Ziel. Die Sonne schickt noch kurz die letzten Strahlen und verabschiedet sich hinter der Skyline von Kiew. Wir sind alle begeisterte Hobbyfotografen und knipsen zur blauen Stunde alles was uns vor die Linse kommt, Statue, Panzer, Geschütze usw. In mühevoller Arbeit entsteht auch ein neuer Bildkopf für unsere Webseite, ihr dürft gespannt sein.
Wir verlassen den Park, der sich mittlerweile in schön inszenierten Lichtern zeigt. Unser Kulturplan ist beendet, es geht Richtung Hotel. Unsere Busnummer passt überhaupt nicht mit den hier abfahrenden Busen zusammen. Uwe fragt tollkühn den Fahrer wie wir zum Majdan kommen. Alle rein ist das unmissverständliche Zeichen. Ich stehe wie bestellt und nicht abgeholt mit dem Portmonee in der Hand um die Fahrt zu bezahlen. Ich werde weggeschoben, wir sind eingeladen! An den nächsten Haltestellen steigen Leute ein und geben wie selbstverständlich Geld durch die Sitzreihen bis zum Fahrer. Noch verwundert über dieses unkomplizierte Verfahren werden wir vom Busfahrer und anderen Mitfahrern hinaus gebeten, wir sind an der Haltestelle zur U-Bahn.
Hier fehlt doch was, wir können noch nicht nach Hause. Kurz entschlossen gehen wir ins Porter Pub. Mit süßlichen Bier und Knoblauchbrot klingt der Tag gemütlich aus. Es ist gerade halb zehn, die Bedienung gibt zu verstehen, das bald Feierabend ist. Ein letztes Bier und die Rechnung beenden den Abend hier. Mit der U- Bahn geht’s weiter. Eine Fahrkarte kostet 10UAH pro Person, für uns drei zusammen also 1€. Fahrkarten gibt es am Automaten, nur nimmt dieser meine 50er Banknote nicht an. Es ist mittlerweile kurz nach 22Uhr und tatsächlich ist der Schalter noch besetzt. Hinter ihrem kleinen ovalen Fenster sitzend verkauft sie uns drei Chips ähnlich denen beim Autoscooter. Diese öffnen das Drehkreuz, der Weg ist frei zur verdammt schnell laufenden Rolltreppe. Geht das tief runter, eine elend lange Rolltreppe. Unten angekommen geht es rechts rum und die nächste Rolltreppe erscheint, diese ist um einiges länger als die erste. Schätzungsweise sind wir nun 100 Meter unter Kiew und fahren mit der U- Bahn. Das gleiche Prozedere über zwei schnelle Rolltreppen und wir sind wieder an Deck. Es präsentiert sich ein Blick auf den Majdan, der uns erst mal inne halten lässt. Kreuze, Bilder von getöteten Majdanaktivisten und provisorische Panzersperren. Hier war vor drei Jahren Krieg auf der Straße.
Stück für Stück gehen wir Richtung Majdan, von der Fußgängerbrücke aus präsentiert sich der Platz in voller Bracht. Gut zu sehen die große Uhr im Berghang die die Sehnsucht zur EU symbolisiert.
Der Tag war lang, über einen kleinen Spätverkauf geht’s direkt zum Hotel. Bei eine Flasche ukrainischem Bier schauen wir unsere Schnappschüsse des Tages an, fallen kurz darauf alle ko in die riesigen Betten.
Gute Nacht

Es regnet in Warschau

 

Halb neun werde ich wach nach einer recht ruhigen Nacht die Jungs schlafen noch im großen Ehebett. Ich hatte gestern das würfelglück und durfte im Einzelbett schlafen. Unser eigentliches Lieblingshotel das El Hostel, in dem wir nun schon zum dritten Mal übernachten ist leider auch nicht mehr so schön …gleich gibt es Frühstück. Der Zug nach Kiew geht heute gegen 16 Uhr. Das Wetter sieht eher trüb aus mal schauen, wie wir uns die Zeit vertreiben…

9:30 Uhr

Uwe übergibt mir (Dennis) den Federhalter für den weiteren Tagesbericht. Die Wurstplatte vom Frühstück ist komplett abgegrast und die Minuten im Hostel sind gezählt. Kurze Taxifahrt, Rucksäcke einschließen und wir befinden uns nach kurzer Busfahrt in der verregneten Altstadt.
Mit den letzten Besuchen in Warschau im Kopf überbieten wir uns beim Spaziergang durch die polnische Hauptstadt mit mehr oder minder wirklichen Geschichten. Gefühlt waren wir schon in jedem zweiten Restaurant der Stadt.
Die Sonne ist gnädig und zeigt sich kurz beim Blick über die Weichsel. Wir nutzen die Zeit für ein paar Gruppenbilder und unser enger Zeitplan zwingt uns zur Suche zu einem gepflegten Restaurant. Gesagt getan und wir sitzen im „Zapiecek“. Gezwungen von niemanden bestelle ich mir auch eine Vorsuppe, schmeckt zwar wirklich super, aber mein Hauptgang Gulasch mit Kartoffelpuffer bekomme ich auch mit aller Mühe nicht mehr komplett hinunter.
Ein Wodka zur Rechnung und unser Besuch in Warschau befindet sich weit im letzten Drittel. Dank MyTaxi kommt unser Taxi und bringt uns ohne Sprachbarriere auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof.
Wider unseres gestrigen Planes befinden wir uns in einem anderen Supermarkt als gestern. Nicht mal einen Einkaufswagen gibt es hier. Ich moser etwas rum und beteilige selbstverständlich am Einkauf. Ich will es nicht Schock nennen, aber es gibt hier tatsächlich kein Bier! Es Bedarf nur einen kurzen Augenblick und unser bisheriger Einkauf liegt wieder im Regal und der gestrige Plan findet endlich seine Erfüllung. Zu Brötchen, Wurst und Obst landet auch das feine Lech Premium im Korb.
Wir liegen gut im Zeitplan, haben aber auch keine Minute zu verschenken. Die Rucksäcke sind schnell aus dem Schließfach befreit und schon fährt am Gleis 2 unser Zug ein. Die Nummern der Anhänger passen so gar nicht mit unseren polnischen Tickets überein. Die übliche Hektik am Bahnsteig bringt nicht gerade Ruhe rein. Mit großen Augen suchen wir den Schaffner und Uwe erspäht ihn als erster. Ein kurzes Nicken und der Verweis auf die Tür gibt uns die Gewissheit, das wir alles richtig gemacht haben.
Oh Mann, war das Abteil schon immer so klein? Mit dem großen Reiserucksack auf dem Rücken passen wir nicht zu dritt hinein… Minuten später sind wir ordentlich einsortiert und auch die Erinnerungen an unsere letzten Touren bescheinigen uns, das alles so passt und es schon immer so war. Rückwärts saust das polnische Land an mir vorbei. Das erste Lech Bier ist gerade durch unsere Kehlen geflossen und es ist Zeit für Abendbrot. Wo ist nur die Tüte aus dem Supermarkt….
18:45 Uhr

Mit der Auswahl verschiedener Knacker, Brötchen in hell und dunkel und nicht zu vergessen rote Paprika und Gurke ist unser Abendbrot ein einziger Genuss. Gut gestärkt geben wir an der EU Außengrenze unsere Pässe dem grimmig drein schauenden Beamten. Er zieht einen Pass nach dem anderen durch sein Lesegerät ruft dann unsere Namen auf und gibt ohne auch nur einen netten Blick die Pässe zurück.
Der Zug setzt sich in rumpelnde Bewegung Richtung Grenze. Durch die naturgetrübten Fenster lassen sich riesige Mengen von großen LKW erkennen. Wir passieren über die Brücke den Grenzfluss Prut und wieder stehen wir.
Gekleidet in hellen Tarnfleck nimmt die junge Grenzerin unsere Pässe und verschwindet ohne ein weiteres Wort.
Abermals schaukeln wir über die Gleise, es geht vor und zurück, um jetzt in eine lange dunkle Halle einzufahren. Gerade zu gespenstig wirkt die Werkhalle. Es wird etwas heller und der Zug stoppt. Eine Stunde stehen wir hier, unser Domizil wird angehoben und unter uns werden die Fahrgestelle getauscht. Sind eigentlich unsere Pässe schon wieder da? Wir bekommen hier nix mit, nur der Hallenkran saust von Zeit zu Zeit über unsere Köpfe. Kein Fenster zum aufmachen und überall diese Schilder die das fotografieren verbieten. Ein Blick auf das Handy, ein Blick auf meine Uhr und wieder zurück. Die haben uns tatsächlich eine Stunde geklaut. Nach neuer Zeit ist es 00:10Uhr als wir die dunkle Halle mit neuen Fahrgestellen verlassen. Auch schon bei Schleichfahrt lässt sich feststellen, am Fahrkomfort hat sich nichts geändert. Apropos Fahrkomfort, wir stehen schon wieder. Im Augenwinkel sehe ich eine Tarnuniform vorbei huschen, unsere Pässe? Tatsächlich, wir bekommen unsere Pässe inklusive Einreisestempel der Ukraine zurück. Ein Uhr, für mich das eindeutige Zeichen ins Bett zu gehen. Die Aufbauarbeit stellt noch ein paar kleine Hürden. Kurz darauf liege ich im Bett für Personen bis 1,75m. Ich bin 1,83m.
Gute Nacht.

01.00Uhr

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Tag 1. Xavier ändert unsere Anreise

Auf Umwegen nach Warschau

Unsere Reise geht los und der Plan ist schon geädert .
War beim Frühstück noch alles gut, außer eine kleine Warnung, dass in Brandenburg der Xavier gewütet hat, wurde es auf dem Bahnhof in Leipzig schon aufregend. Schlaftrunken begrüße ich Martin in der Schlange am Serviceschalter. Einige Minuten später sind wir dran. Wir müssen erfahren, dass unser Zug von Berlin nach Warschau ersatzlos gestrichen wurde. Was nun?Die Frau am Service ist wenig hilfreich, unfreundlich und meiner Meinung nach inkompetent. Sie sieht die gleichen Verbindungen, die ich an meinem Handy sehe. Echt hilfreich. Wir müssen selbst überlegen und entscheiden uns für eine Verbindung über Dresden, Görlitz und Breslau nach Warschau. 8 Uhr fährt der Zug nach Dresden. Geplant war 7.15 Uhr nach Berlin. Aber erstmal ein Ziel. Mit einer Wandergruppe von 50 Leuten, die bestimmt auf die Bastei wollen, besteigen wir, mit 20 min Verspätung den RE nach Dresden.
Dort angekommen suchen wir gleich das örtliche Reisezentrum auf.
Eine halbe, aufgeregte und kribbelige Stunde später sind wir endlich dran und können unser Anliegen vortragen. Die Dame ist echt kompetent und viel mehr auf Zack, als ihre Kollegin in Leipzig. Sie gibt uns gute Tipps, da wir ja nochmal Tickets kaufen müssen in Polen um letztendlich von Breslau nach Warschau zu kommen. Und irgendwann in der Zukunft werden wir auch unsere zusätzlichen Tickets bei der Bahn einreichen müssen, um vielleicht eine kleine Entschädigung zu bekommen und auch dafür gibt sie uns wertvolle Tipps.
Mit einer privaten Bahngesellschaft (Trilex) fahren wir durch das ostsächsische Bergland bis nach Görlitz. Hier wechselt das Zugpersonal. Die neue Schaffnerin macht einen sehr resoluten Eindruck. Ob sie uns helfen kann? Sie spricht nicht englisch und kein Deutsch. Dafür aber ihr perfektes polnisch. Mit Händen und Füßen erklären wir ihr unser Problem. Kurzerhand fragt sie laut in den Wagon, ob einer von den Mitreisenden Deutsch kann. Prompt meldet sich eine sehr nette Frau und übersetzt uns, dass wir für umgerechnet 15 € Euro Tickets nach Breslau lösen müssen und die Frau keine Euro und keine Karte akzeptieren kann. Aber freundlicherweise bezahlt die nette Übersetzerin unsere Tickets und tauscht für uns in Euro um. Kleine Gänsehaut schon am ersten Tag. Bei uns ist dies echt nicht vorstellbar. Jeder im Zug würde wahrscheinlich einen plötzlichen Hörsturz vortäuschen und zum Fenster raus schauen. Echt toll. Mal sehen was der Urlaub noch so bringt. Auf jeden Fall ein deutlich besser ausgebautes Mobilfunknetz als bei uns.
Gerade rollen wir gemütlich auf Breslau zu und ich hänge so meinen Gedanken nach. Und einer guten Stunde sind wir da.

14:42 Uhr
Auf die Minute pünktlich kommen wir in Breslau an. Wir haben eine gute halbe Stunde Zeit, unsere Tickets umzubuchen und den letzten Zug des Tages nach Warschau zu erwischen. Dennis sucht einen Geldautomaten, während Martin und ich uns am Fahrkartenschalter anstellen. Zum Glück scheint alles zu klappen. Die Frau muss sich zwar nochmal rückversichern, aber alles gut. Mit unserer Sitzplatzreservierung, die von der kompetenten Frau aus dem Reisezentrum schon gemacht wurde, sind wir bestens gerüstet. Unsere Tickets gelten auch in Polen, egal von wo wir kommen.
Mit dem polnischen IC geht es kurz darauf in Richtung Warschau los. Der Zug ist angenehm temperiert und die Landschaft zieht schnell an uns vorbei. Das gleichmäßige schaukeln der Gleise macht mich nach einer Stunde ziemlich müde.
Irgendwann kommen wir endlich und ziemlich k.o. In Warschau an. Es ist längst dunkel. Für die 3 km zum Hotel gönnen wir uns ein Taxi. Vorher holen wir noch ein bisschen Abendverpflegung – auf Kneipe hat keiner Lust. Nur noch ins Hotel.
Jetzt sitzen wir hier bei einem Feierabendbierchen und werten unseren Tag aus. Hoffentlich klappt morgen alles besser. Um 16.04 Uhr geht unser Nachtzug nach Kiew. Bis dahin gibt es noch viel zu erleben.
Gute Nacht

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Tag 2: Budapest

Ich werde im Zug von Dresden nach Budapest des nachts immer mal wieder wach. Entweder ist das Bett zu kurz oder zu schmal oder zu kurz. Oder eins der Sicherheitsschlösser an unserer Tür knackt, wenn mein Bettnachbar auf Toilette muss, was mehrmals passiert. Gegen dreiviertel sieben bin ich dann vollends wach und kann von meiner Pritsche den beginnenden Tag, der am Zugfenster vorbeizieht, beobachten. Zum Waschen geht’s über den Flur. Neben der bekannten Zugtoilette, gibt es auch zwei Waschräumchen. Mit einem kleinen runden Waschbecken und Fußbedienung für den Wasserhahn. Sehr eng. Umdrehen kann man sich da drin nicht, geschweige denn umziehen oder so.
Wieder zurück im Abteil döse ich noch ein bisschen auf meinem Bett. So langsam werden auch meine Mitreisenden wach und schälen sich aus ihren Kojen. Irgendwann kommt der Schaffner vorbei und verteilt Frühstück, ein kleines Schoko Croissant und einen Orangensaft. Martin hat noch Gehacktes im Glas und trockene Brötchen, so können wir auch noch was Herzhaftes genießen.
Gegen 10 erreichen wir den Bahnhof von Budapest Keleti. Ein imposantes Bauwerk. Schnell sind die Schließfächer für unsere Rucksäcke gefunden und die ersten Forint vom Automaten gezogen.
Erleichtert um unsere schweren Rucksäcke laufen wir erst einmal durch das Bahnhofsviertel. Riesige Gründerzeithäuser teilweise saniert, manchmal auch kohlrabenschwarz mit schönen Eisenbalkonen säumen die Straßen. Hauptstädtischer Verkehr ist überall. Schöne alte Straßenbahnen und Ikarus Busse wechseln sich mit modernen Fortbewegungsmitteln ab. Auch Trabbis und Wartburg sieht man noch hier und da. Gemächlich laufen wir in Richtung Donau und beschließen einige Haltestellen mit dem Bus zurückzulegen. Gesagt getan. Wie üblich steigen wir beim Fahrer ein nur der ist von seinen Fahrgästen durch eine dicke Scheibe getrennt. Keine Chance auf Kommunikation. Aber an der Scheibe hängt eine kleiner roter Kasten, der aussieht, wie eine Sparbüchse, oben mit einem Schlitz für Kleingeld. Da der Bus schon wieder anfährt und wir nicht als Schwarzfahrer entlarvt werden wollen, machen wir wahrscheinlich das dümmste, was uns einfällt und stecken eine 200 Forint (70 Cent) Münze in den Schlitz. Diese verschwindet auch. Aber die nächste Münze passt nicht rein, auch mit leichter Gewalt nicht. Auf einmal wird uns klar, wo wir hier unser Geld einwerfen es ist ein Entwertungsautomat, in den man einen Fahrschein schiebt, der dann gelocht wird. Peinlich. Nun fahren wir doch 3 Haltestellen schwarz. Bis jetzt hat niemand unsere Sabotage bemerkt. Erleichtert steigen wir an der Donau aus. Im vorbeifahrenden Bus sehen wir noch eine Frau die verzweifelt versucht, ihren Fahrschein im manipulierten Entwerter zu lochen. Jetzt können auch wir darüber lachen.
In der Nähe einer großen schönen Donaubrücke spricht uns ein Südeuropäer an, ob wir nicht Tickets für einen Hop on Hop off Bus kaufen wollen. 5 Min, einige Überredungsversuche und Gegenfragen später sind wir im Besitz dreier, 48h geltender Stadtrundfahrttickets inklusive Gutscheinheft für diverse Köstlichkeiten und der gute Mann 75€ reicher.
Wir wollen gleich den ersten Bus nehmen, doch leider wollen das zu dieser Tageszeit, es ist kurz nach 11, viele Touristen und so müssen wir uns ein bisschen gedulden. Irgendwann bekommen wir noch 3 Plätze in einem alten Ikarus mit abgeschnittenem Dach. Holpernd geht es zu diversen Sehenswürdigkeiten auf der anderen Donauseite. Viel bekommen wir noch nicht mit, denn die ausgeteilten Kopfhörer funktionieren noch nicht so richtig. Wir fahren nun an der Stefanskirche vorbei und werfen einen Blick auf hohe Gebäude und die schöne Basilika.  Weiter geht die Fahrt entlang der Donau. Als nächstes geht es auf den Gellertberg zur Freiheitstatue, die über die ganze Stadt wacht und an deren Füßen sich die Zitadelle befindet. Der Bus legt hier eine Pause ein und wir verlassen ihn. Hop off.
Hier hat man einen tollen Ausblick über die Stadt, die liebe Sonne meint es gut mit uns und so ist auch die Sicht gut. Es landen einige Fotos im Kameragehäuse. Wir beschließen, nicht wieder in den Bus zu steigen sondern den Abstieg des Gellertberges zu Fuß auf uns zu nehmen. Auf schmalen Wegen geht es, manchmal ganz schön abenteuerlich, zurück in die Stadt. Unten angekommen überqueren wir die riesige Stahlhängebrücke. Ein imposanter Bau, sind hier doch armdicke Stahlseile verbaut und hunderttausende von Nieten halten die Brücke zusammen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere gratis Gulaschsuppe aus unserem umfangreichen Gutscheinheft kosten. Wir machen uns auf die Suche nach der Kneipe, finden aber nur einen Bürokomplex, in dessen Hinterhof an einer Wand eine schöne Kneipensilhouette allerdings mit einer verschlossenen Tür. Ich bin gespannt, wieviel wir von dem umfangreichen Gutscheinheft tatsächlich nutzen werden. Jedenfalls suchen wir uns eine richtige Kneipe in der Fußgängerzone und essen eine feine Gulaschsuppe im Brot Topf serviert. Da ist die Suppe quasi in der Beilage mit drin. Lecker, gut und preiswert. So gestärkt machen wir uns auf, das nächste Highlight abzuhaken, eine Dampferrundfahrt auf der Donau. Vorbei geht es an vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Parlament. Leider ist die deutsche Stimme aus dem Lautsprecher so leise, dass ich mich arg konzentrieren muss, um überhaupt etwas zu verstehen. So lässt die Konzentration nach und ich genieße eher die Aussicht, die Sonne und ein Bier.
Mit dem Hop on Bus fahren anschließend weitere Stationen ab, bis wir wieder am Hbf. ankommen. Nun wird es langsam Zeit, unser Quartier zu suchen. Wir holen unsere Rucksäcke und finden auch schnell die richtige Straße und die Hausnummer. Das Haus ist mit einer modernen Wechselsprechanlage mit Code gesichert. Keine Chance hinein zukommen und nirgendwo ein Hinweis auf unsere Pension. Zum Glück kommt eine junge Frau mit Hund und nimmt uns mit in den Innenhof. Es ist ein Schönes Mietshaus aus dem vorletzten Jhd. Mit einem Lichthof von dem die einzelnen Wohnungstüren abgehen. Wir drücken uns eine Weile im Eingangsbereich herum, finden aber keine Hinweise. Wir gehen eine Etage höher, finden aber immer noch nichts. Irgendwann hören wir Stimmen und tatsächlich aus dem 2 stock ruft jemand nach uns.
Das Pärchen musste eine geschlagene Stunde auf uns warten, freuen sich aber uns zu sehen. Unser Apartment entpuppt dich als riesige 2Raumwhg, die wahrscheinlich von Ikea kompl.  Ausgestattet wurde. Sieht sehr gemütlich aus und viel Platz. Diese Wohnung ist ein echter Geheimtipp für Budapest-Reisende und kostet 45 € pro Nacht.
Nach dem auspacken suchen wir uns eine schöne Gaststätte zum Abendessen. Martin hat einen Geheimtipp aus seinem Reiseführer. Das Menza. Ein Lokal direkt im Szeneviertel von Budapest. Vergleichbar mit Leipzig Connewitz oder der Dresdner Neustadt.
Nach dem Essen suchen wir einen weiteren Geheimtipp auf. In einer Art Abbruchhaus ist ein riesiger Hinterhof mit skurrilen Möbeln und verrückten Gestaltungselementen. Aus einem Trabbi ist ein Sofa geworden. Bunte Blumen hängen überall und viele verschiedene Bars gibt es. Alles toll aber brechend voll mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Irgendwann finden wir eine gemütliche Ecke und genießen ein Absackerbierchen. Der Typ vom Nachbartisch stellt sich mir vor als Peter aus London. Er ist Banker bei der deutschen Bank, kann aber kein Wort Deutsch. Er bietet mir seine Elektrozigarette an und ich lehne dankend ab.
Wenig später lassen wir uns vom Taxi in unsere Wohnung bringen. Dummerweise reichen unsere Forint nicht mehr, den guten Mann zu bezahlen. Also müssen wir alles in Euro umrechnen. Der Taxifahrer ist aber nicht böse, im Gegenteil…
Schnell geht’s dann ins Bett.

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Tag 10: Istanbul nach Leipzig

Unser Heimflugtag beginnt verwaschen und grau. Das richtige Wetter zum heim fliegen. Ein letztes Mal genießen wir das türkische Frühstück bei der netten, kleinen alten Russin, die uns irgendwie auch ins Herz geschlossen hat. Um halb zwölf holt uns ein Bus zum Flughafen ab. Vorher heißt es noch Sachen packen, die Mitbringsel gut verstauen. Martin hat, wegen seines kleinen Rucksackes die meiste Arbeit beim Packen. Aber wir bekommen alles gut verpackt.
Zum Abschluss genießen wir noch ein kühles Effes auf unserem Balkon. Das Wetter ist auch noch besser geworden. Überpünktlich werden wir abgeholt. Der kleine Transferbus bringt uns zum Atatürk Flughafen. Am Ziel fragt der gute Mann direkt „Tip for the Driver?“ ganz schön frech. Aber natürlich geben wir ihm etwas Trinkgeld und gehen in den Flughafen. Wahrscheinlich wegen der aktuellen Terrorgefahr, muss man schon beim Betreten des Flughafens sein Gepäck durchleuchten lassen. Erst dann kann man zu Check in gehen. Auch dort klappt alles relativ reibungslos und wir bekommen unsere Bordkarten. Nach der Passkontrolle und der persönlichen Sicherheitskontrolle des Handgepäcks, machen wir es uns in der Food Area gemütlich. Bei Burger King wollen wir noch was essen, wie viele Menschen vor uns. Stoisch warten wir in der Schlange. Vor mir steht ein junger Türke und gibt eine Riesenbestellung auf. Die junge Dame am Schalter wiederholt nochmal seine Bestellung und er nickt alles ab. Kurze Zeit später hat er etwas an der Bestellung auszusetzen. Die Dame hinter dem Tresen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärt stoisch, was der Mann bestellt hatte und macht weiter. Nun ruft der junge Mann seine Frau/Freundin heran, ein Dame mit Kopftuch, die ebenso auf die Frau hinterm Tresen einredet. Ein zweiter Angestellter kommt hinzu und die Diskussion wird munter fortgesetzt. Endlich kümmert sich die Bedienung um uns, weil ihr Kollege die beiden Türken „übernommen“ hat. Bei uns geht es recht schnell. In der Zwischenzeit storniert das Pärchen die komplette Bestellung. Wahnsinn und seltsam.
Martin hatte in der Zwischenzeit heldenhaft drei Plätze verteidigt, da diese in der Food Area hart umkämpft sind. So können wir in Ruhe essen. Viel Zeit bleibt nicht mehr, als ich später in den Duty free verschwinde und noch einige Mitbringsel hole. Dann müssen wir auch schon zum Flugsteig. Aufgeregte,  ältere Damen warten schon vor dem noch geschlossenen Tor. Wir nehmen nochmal Platz und warten, bis die Schlange abgeebbt ist und wir bequem den Bus zum Flugzeug besteigen können. Wir sitzen ausgerechnet in Reihe 13. Wahrscheinlich spielt die Zahl in islamischen Länder keine große Rolle. Es wird schon gut gehen, denken wir. Auf dem Flug wird tatsächlich ein warmes Essen serviert, mit Salat und Mousse ou Schokolade als Nachspeise und Getränke soviel man mag. So was gibt es noch heutzutage, bei Turkish Airlines. Der Flug vergeht auch schnell und so landen wir im trüben Leipzig bei 12 °C. Nach einer Woche T-Shirt Wetter nicht sehr angenehm. Gemeinsam fahren wir mit der S-Bahn nach Markkleeberg und verabschieden uns danach. Bis zum nächsten Urlaub!

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