2025-2 Tage Budapest

Zwei Tage in Budapest

Auch an unserem letzten vollen Tag in Budapest haben wir einiges vor. Unser Hostel haben wir bewusst ohne Frühstück gebucht – im jüdischen Viertel gibt es schließlich an jeder Ecke Möglichkeiten, den Tag lecker (und wahlweise günstig oder teuer) zu beginnen.

Unser erster Programmpunkt: eine Fahrradtour durch Budapest. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Gibt es hier überhaupt Radwege? Der Verkehr wirkt ja ziemlich chaotisch – zumindest nach dem, was wir gestern erlebt haben.

Wir bekommen jeder ein nagelneues Fahrrad, sogar mit Noppen auf den Reifen. Mit Fanni, unserer Reiseleiterin, geht es zügig los. Ich möchte ehrlich gesagt nicht mit ihr tauschen – mehr als zehn Touristen im Schlepp und das auf diesen Straßen! Aber sie meistert das souverän. Die Tour soll etwa 15 Kilometer dauern, in knapp drei Stunden. Klingt machbar.

Unser erster Stopp ist der Elisabethpark. In Budapest dreht sich vieles um Kaiserin Sisi. Auf der stark befahrenen Andrássy út wird Fannis Job, uns alle beisammenzuhalten, schon schwieriger. Immer wieder trennen uns rote Ampeln, und ein Teil der Gruppe bleibt zurück. Aber die Autofahrer sind überraschend geduldig, fast schon entspannt – ganz anders als in Deutschland. Und tatsächlich: Die Radwege sind besser ausgebaut, als ich erwartet hätte. Oft verläuft der Weg direkt an der vierspurigen Hauptstraße, manchmal parallel in den ruhigeren Nebenstraßen. Alles in allem ziemlich gut gelöst.

Nach mehreren schönen Stopps – unter anderem an der Oper – erreichen wir den Heldenplatz, den bekanntesten Platz Budapests. In den letzten 130 Jahren ist hier so einiges passiert. Gleich dahinter beginnt der Stadtwald, eine weitläufige Parkanlage mit Nachbauten prächtiger Schlösser, die mich ein wenig an das Wörlitzer Gartenreich erinnert – nur größer. Hier befindet sich auch das berühmteste Thermalbad Budapests.

Wir radeln kreuz und quer durch den Park und später wieder durch die Stadt. Stationen wie das Parlamentsgebäude, das Mahnmal zum Zweiten Weltkrieg oder das letzte kommunistische Denkmal vor der amerikanischen Botschaft liegen auf unserem Weg. Schließlich geht es über die verkehrsberuhigte Kettenbrücke hinüber nach Buda – mit dem Fahrrad ein echtes Vergnügen! Auch die Rückfahrt über eine Brücke weiter nördlich lohnt sich schon wegen des herrlichen Panoramas: Brücken, Donau, und im Hintergrund die prachtvolle Stadt.

Nach 13,3 Kilometern endet unsere Tour wieder im Innenhof des Radverleihs. Schön war’s – danke, Fanni!


Viel Zeit zum Ausruhen bleibt uns nicht. Wir schlendern durch die Altstadt auf der Suche nach Briefmarken. Wie so oft gibt es die nur auf dem Postamt – und da gehe ich gern hin. Diese Orte sind für mich im Ausland immer kleine Zeitreisen. Obwohl alles modernisiert ist, Nummernsystem inklusive, versprüht das Gebäude den Charme der 80er. Die ältere Dame am Schalter ist sehr freundlich und freut sich sichtlich, ein paar deutsche Worte zu wechseln. Ich freue mich ebenso – und bekomme prompt ein kleines bisschen Heimweh. Mit den neuen Briefmarken kann ich endlich meine Postkarten aus Zagreb, die ich im Zug durch Slowenien geschrieben habe, hier in Budapest einwerfen. Das können wohl nicht viele Postkarten von sich behaupten.

Um 16:47 Uhr – zwei Minuten zu spät – stehen wir an unserem nächsten Treffpunkt: eine deutschsprachige Führung durch das jüdische Viertel. Zu unserer Überraschung sind wir die einzigen Teilnehmer. Unser Guide begrüßt uns mit einem etwas genervten „Na, da habt ihr Glück, ich wollte gerade gehen.“ Kein vielversprechender Start. Doch dann legt er los – und begeistert uns von der ersten Minute an.

Er erzählt eindrucksvoll von der jüdischen Geschichte in Ungarn, vom Holocaust, vom Leben im Ghetto, und von den Helden, die damals Menschen retteten. Er spricht mit Leidenschaft, Wissen und Herz. Besonders spannend finde ich auch seine Erklärungen zu den verschiedenen Ausprägungen des Judentums und zu den Synagogen, die das Viertel prägen. Im Nachhinein sind wir uns einig: Das war die beste Stadtführung unseres gesamten Trips. Zum Abschied bekommen wir noch eine kleine jüdische Süßigkeit mit Mohn – köstlich.

Nach dem Abendessen zieht es uns noch in eine der berühmten Ruinenbars – dieselbe, in der wir vor Jahren schon einmal mit Martin waren. Ein Wiedersehen mit Erinnerungen, Lichtern, Stimmen und einem Glas in der Hand. Immer wieder ein Erlebnis.

Letzter Tag

Nach einer kurzen Nacht wollen wir am nächsten Morgen unbedingt noch ein Thermalbad testen. Wir landen im Thermalbad Lukács auf der anderen Donauseite. Ein eher traditionelles Badehaus mit gediegener Einrichtung. Die Odyssee beginnt schon bei der Suche nach Umkleideräumen. In Ermangelung alternativer Sprachen sowohl der Beschilderung als auch der Angestellten, versuchen wir uns anhand von Piktogrammen durchzuhangeln – Herausfordernd. Wo war nochmal der Pool? Es gibt mehrere. Irgendwo in meinem Hinterkopf höre ich noch eine Stimme aus dem Reiseführer, dass eine Badekappe nötig ist, die bringe ich aber zum Schweigen. Wir ziehen im ersten Becken gemütlich unsere Bahnen, genießen ein wenig Whirl und machen alles richtig. Irgendwann wollen wir den Rest des Bades erkunden. Wir finden eine Sauna, in der es sich aushalten lässt. Wie gelernt sitzen wir vorbildlich auf unseren Handtüchern, natürlich in Badekleidung. Andere Besucher sehen das nicht so eng. Meist sitzen sie auf einem viel zu kleinen Handtuch oder ganz ohne Handtuch direkt auf dem Holz. Unvorstellbar bei uns, wo sogleich ein Ordnungsruf ertönen würde. Vielleicht zu Recht. Nach der kalten Dusche am kaputten Brausekopf (das Interieur ist genauso alt, wie das Gebäude) wollen wir ins zweite Thermalbecken hüpfen. Als ich mit der Zehenspitze die Wasseroberfläche durchbreche passieren 3 Dinge.

  1. Ich empfinde das Wasser viel zu kalt!
  2. Ich ziehe sofort meinen Zeh zurück
  3. Ein Mann fuchtelt wild hinter einer Scheibe und gibt uns zu verstehen, eine Kappe aufzusetzen. Ah da war sie die Badekappe.

Da wir eh nicht rein wollen, ziehen wir wieder ab. Reicht mit Baden in Budapest. Wir schlendern zurück über die Donau und gehen unseren Zeitplan durch. Der Zug fährt um 19:30 Uhr, also 19 Uhr da, sein… so rechnen wir rückwärts bis zur Gegenwart. Es steht noch einiges an. Nach einem kurzen Frühstück und gut im Plan checken wir im Hotel aus. Mit Sack und Pack geht es zum Bahnhof Nyugati, der dritte Bahnhof, den wir in Budapest kennenlernen dürfen. Zuerst brauchen wir die Schließfächer für unser Gepäck. Wir sind bis jetzt gut durch Budapest ausschließlich mit Kartenzahlung gekommen. Leider sollte sich dies kurz vor Schluss noch ändern. Der Automat am Schließfach hat noch nie eine Karte gesehen, nur Münzen und natürlich Forint. Also Geld abheben. Der gewünschte Betrag ist weit unter dem Mindestbetrag am Automaten. Schnell überschlagen und Mindestsumme ziehen. Am Ende stehen wir mit der doppelten Summe da. Alles verhext. Wer sich mit Geldautomaten auskennt weiß, die können nur Papiergeld. Der Schließfachautomat verlangt Münzen. Im Umfeld sind viele kleine Lädchen, die doch wohl wechseln können?! Weit gefehlt, da könnte ja jeder kommen. Zurecht natürlich verweigern sie das Wechselgeld bei einer Cola, die mit ‘nem Hundert Euro-Schein bezahlt wird. Also heißt die nächste Adresse Post. Gleich um die Ecke ist wieder so ein schönes, stilles Postamt. Dafür habe ich keine Muße. Irgendwie bekomme ich mit traurigem Blick der Kassiererin das passende Wechselgeld für den Automaten. Alles gut – soweit. Übrig bleiben die knapp 150€ in ungarischen Forint, die jetzt das Bargeldfach ausbeulen. Der Tag ist ja noch lang…

Wir besuchen die Margaretheninsel und laufen sie, um uns zu beruhigen und zu entspannen einmal von Norden nach Süden. Frische Luft tanken und Akkus aufladen. Im Park auf der Insel gibt es, in Erinnerung an die Opfer der Corona Pandemie, eine kleine Erinnerung in Form von bemalten Steinen. Für jeden Tag ist ein Stein mit der Anzahl der Opfer beschrieben. Wieder auf dem Festland knurrt der Magen. Schnell ist eine kleine Kantine gefunden, nichts für unseren Geldbeutel, der leer werden muss. Trotzdem ein Muss. Für den schmalen Forint genießen wir das Tagesgericht, Kartoffeln und Gulasch. Für die Touris und Stammgeäste gibt es sogar Fassbier.

Nach dem Mittagessen soll man sich ja auch nicht übermäßig bewegen uns so bewegt uns die Touri-Straßenbahnlinie 2 am östlichen Donauufer entlang nach Süden und nach einer Stunde wieder zurück. Schöne Ausblicke und eine schöne, alte Straßenbahn. Wo wir schon mal bei den alten Sachen sind, steigen wir gleich noch in die zweitälteste U-Bahn in Europa ein. Nur die Londoner U-Bahn hat eine längere Tradition. Auch hier bewegen wir uns hin und her. Die Aussicht während der Fahrt ist natürlich nicht so spektakulär. Die Bahnhöfe dagegen schon.

Schlussendlich lassen wir die letzten Minuten in Ungarn gemütlich in einer Kneipe ausklingen und begeben uns rechtzeitig zum Zug. Achja, Geld ist immer noch zu viel da. Gleich neben dem Bahnhof in einer modernen Shoppingmall muss ich mir eine neue Jacke kaufen. Zum Glück haben wir genügend Geld dabei.

Das reicht dann auch noch für Proviant für die Zugfahrt.

Unser Zug wartet schon auf uns. Schnell ist unser Abteil gefunden. Erfreulich haben wir ein Schlafabteil zu zweit mit herrlich bequemen Betten und einem Waschbecken. Viel soll nicht mehr passieren. Nach einer zünftigen Brotzeit und einem halben Bier zieht es uns die Augen zu und wir rattern durch die Nacht in Richtung Dresden.

Guten Morgen Dresden.

Um 5 lass ich mich wecken, die geplante Ankunft in Dresden ist 5:50 Uhr und frühstücken müssen wir auch noch. Schnell sind die Items ausgewählt, die es im Angebot gibt. Brötchen, Kaffee, Saft – alles da. Die ÖBB denkt an alles. Als wir uns in Dresden aus dem Zug schälen, müssen wir nur kurz auf unseren ICE vom selben Gleis warten, der uns nach Hause bringt. Hätten wir uns das Frühstück einpacken lassen, hätten wir jetzt bequemer und deutlich entspannter frühstücken können –

Aber für bequem und entspannt machen WIR keinen Urlaub…