Warnemünde-Leipzig-Sonntag

Odyssee an die die Ostsee. 

Unser erster Fahrradurlaub startet recht frisch. Es sind 17 Grad, als ich mit dem Fahrrad voller Gepäck zum Bahnhof düse. Mit dem Intercity geht es heute über Schwerin nach Rostock. Der Radtransport im IC ist nicht ganz so einfach wie in der S-bahn oder im RegionalExpress. Ein Extra Fahrradabteil wartet am Ende des Zuges, fast schon außerhalb des Bahnhofs. Aber relativ zügig ist das Fahrrad verstaut. 

Dennis Fahrrad ging ein paar Tage vorher auf die Reise per Hermes. Es gab leider nicht genug Fahrradplätze im Zug.Irgendwann kommt er dann auch. Schwer beladen mit seinen Taschen und zwei Bechern Kaffee, in der Hand balancierend. Super Idee. So langsam wird es Zeit zum Abschied nehmen von der Liebsten am Bahnsteig. 

Gemächlich setzt sich der Zug in Bewegung. Da wir uns ne ganze Weile nicht gesehen haben, vergehen die ersten zwei Stunden wie im Zug. Wir sinnieren schon mal über den Reiseverlauf, ob wir die Tagesetappen richtig gewählt haben und ob wir auch alles eingepackt haben. Gegen zwölf sollen wir in Schwerin ankommen. Also auch genügend Zeit, um den eigenen Gedanken nachzuhängen. Zwischendurch müssen wir feststellen, das unser Anschlusszug nach Rostock schon 20 min Verspätung hat. Das geht ja gut los. Also wird der Aufenthalt im Schwerin etwas länger dauern. Wir haben nun eine knappe Stunde Aufenthalt. Zeit für eine Bockwurst und ein Urlauberbier. 

Doreen, Dennis Freundin, arbeitet bei der Bahn. Sie meint immer, man soll sich nicht nur auf die Bahn-App verlassen sondern lieber am Bahnsteig warten.  Bei 20 min Verspätung gehen wir davon aus, dass wir ungefähr zur planmäßigen Abfahrtszeit am Bahnsteig stehen. Gesagt getan. 12.37 sollte unser IC rollen, 12.40 stehen wir am Gleis. Auf der Anzeigetafel erscheint keine Verspätung, unser Zug steht aber auch nicht dran. Nur ein RegionalExpress nach Wismar. Komisch. Wir gehen weiter und stellen uns an die richtige Stelle für den Fahrradwagon. 

An der Anzeigetafel erscheint unser Zug immer noch nicht. Eine kleine Unruhe überkommt mich nun doch. Noch mehr, als der angezeigte RegionalExpress einfährt und unser Zug immer noch nicht da ist. Wir gehen nun doch mal mit mulmigen Gefühl zur Info, denn auch die verspätete Zeit unseres Zuges ist mittlerweile verstrichen. Wir werden aufgeklärt dass unser Zug pünktlich um 12.37 den Schweriner Bahnhof verlassen hat. Die Verspätung galt nur für die Ankunft in Schwerin. Der Dame tut es unwahrscheinlich leid, dass uns das passiert. Sie bescheinigt uns gleich die falsche Verspätung, so ist zumindest unsere Zugbindung  weg. Der Alternative RegionalExpress fährt um 13.45 Uhr, hat aber schon eine halbe Stunde Verspätung. Auch die wird uns zusammen mit einem Beschwerdevordruck an die Fahrgastrechteabteilung überreicht. 

Wenig später sitzen wir gefrustet auf den Bahnsteig. Die Verspätung des RE hat sich auf 1 h ausgeweitet. Mittlerweile ist unser IC ohne uns in Rostock angekommen. 

Als Alternative wird über den Lautsprecher der RE nach Wismar angekündigt von wo aus wir dann in kürzere Zeit nach Rostock weiterfahren können. Den nehmen wir kurzerhand. In Wismar müssen wir uns sputen um den Anschluss zu bekommen.  Als ich meinen Fahrradhelm an den Haken hänge, geht mir noch der Gedanke durch den Kopf, dass dies die beste Stelle ist, einen Helm hängen zu lassen.

16 Haltestellen später sind wir endlich in Rostock. Schnell alles ausladen, der Zug fährt weiter nach Tessin. Wir steigen in die nächste S-Bahn nach Warnemünde, als ich merke, was ich im Zug hängen ließ. Eh schon gefrustet, macht das nun auch nicht mehr viel aus. Halb sechs kommen wir ohne Helm in Warnemünde an. 14 Uhr war geplant. 

Die 150 m zum Hotel Belvedere sind schnell absolviert. Direkt am Strom liegt unser Hotel. Menschenmassen drängen sich auf der Promenade. Wir checken ein und erfahren, das auch Dennis Fahrrad gut angekommen ist. Wir sind kurz im Hotel um die Klamotten abzuwerfen. Dann geht es ab an die Promenade Richtung Strand. Vom Wasser aus werden auf alten Fischkuttern allerlei Leckereien angeboten. Bis zur Mündung des Stroms in die Ostsee ist ganz schön viel los. Am Strand werden gerade jede Menge Zelte und eine Bühne aufgebaut. Heute Abend geht die Warnemünder Woche los, wie wir später erfahren. Auch am Strand herrscht reges Kommen und Gehen. Da wir unser Hab und Gut nicht gefährden wollen, gehen wir nacheinander schwimmen. Dennis, nicht gerade als Wasserratte verschrien, macht den Anfang. Ich mache mit der Kamera ein paar Schnappschüsse von ihm, komme mir aber am Strand schon ein bisschen komisch vor, mit der Riesen Kamera Fotos zu schießen. Für seine Verhältnisse ist er dann auch ziemlich lang in der 18 Grad kalten Ostsee. Danach springe ich in die Fluten und genieße das salzige Wasser und die herrlichen Wellen. Auf dem Rückweg, vorbei am Leuchtturm und dem Teepott suchen wir uns eine gemütliche Gaststätte in der wir von der Kellnerin etwas derb aber nicht unfreundlich begrüßt werden. Es gibt Fisch und andere feine Sachen die satt machen. Nach dem Essen zieht es uns wieder auf die Promenade in Richtung Hotel. Langsam werden auch die Menschenmassen etwas weniger. Wir beschließen, noch einen Abstecher zur anderen Seite des Stroms zu machen. Vor dem S-Bahnhof sind ein paar Buden aufgebaut. Wahrscheinlich für das bald beginnende Fest. An einem Barwagen lassen wir uns noch zwei feine Holsten schmecken. Dennis ist noch nicht müde und möchte nochmal zur Bühne am Strand. Mir fallen fast die Augen zu, so trennen wir uns. Ich verschwinde im Hotel und Dennis zieht nochmal von dannen. Schnell fallen mir die Augen zu….