Warnemünde-Leipzig-Mittwoch

Die Befürchtung von gestern Abend weckt mich in der Nacht, es prasselt laut der Regen. Regenwahrscheinlichkeit von mindestens 70% wabert es durch meinen Kopf während ich wieder tief und fest einschlafe. 

Mittlerweile ist es 7Uhr und, ja und es regnet nicht! Ein Blick auf das Handy zeigt einen gute Prognose , wir sollten die ersten km trocken überstehen. 09:30Uhr ist es und wir starten zur dritten Etappe. Der Schmerz am Allerwertesten verfliegt schnell und die ersten Km sind schnell abgespult. Der Regen der Nacht hat für uns die Waldwege wesentlich befahrbarer gemacht und so düsen wir auf wunderbaren Strecken durch den Wald. Hier ein Reh, und da zwei Hasen auf dem Feld. Selbst der Fuchs lässt sich entfernt auf dem Feld blicken. Wir verlassen den Wald und fahren auf gut ausgebauten Radwegen bis zur nächsten Versorgungsstation in Havelberg. Wie gestern überlasse ich Uwe den Einkauf und während er die Picknickauswahl trifft, teste ich die Bockwurst vom Bäcker und passe auf unsere Räder auf. 

Für unser Mittagspicknick finden wir einen schönen Platz am Elbufer. Es gibt Serranoschinken, eingelegte Paprika und Oliven, sehr lecker. Kaffee und eine Kurze Mittagsruhe fehlen auch heute nicht. Die Wolken am Himmel verheißen nix gutes und so schwingen wir uns frisch gestärkt auf unsere Esel aus Draht. Immer an der Elbe entlang in einer Mischung aus perfekten Radwegen bis hin zur Buckelpiste. Mit der Fähre setzten wir in Arneburg auf die Westseite der Elbe. Hier warten die letzten Kilometer des Tages auf uns. Eine weiße Schlange aus Betonplatten im Style einer DDR Autobahn liegt ohne jede Kurve für die nächsten 10km vor uns. Die ersten E-Biker in kommen uns voller Regenmontur entgegen, nichts was uns zum nachdenken animiert…., kurz darauf bekommt die weiße Schlange die ersten dunklen Punkte. Die Sonne findet zwar noch ihre Lücken, aber Tropfen an Tropfen entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Platzregen. Die Gedanken bei der Planung zu Hause das 10km bei Regen doch kein Problem darstellen können, verflüssigt sich schnell als das Wasser in den Schuhen wabert. Die gerade unter einem Baum übergestreifte Regenjacke vermindert die Kälte am Oberkörper ungemein, umso mehr fällt die Konzentration jetzt auf die ungeschützten Körperteile. Tangermünde steht auf dem Orsteingangsschild, super! Der Regen verliert etwas an Puste und wir lassen uns vom Kopfsteinpflaster ein letztes Mal durchschütteln. Wo ist nur unsere Pension für diese Nacht? Laut Navi sind wir da!? Wir sind zwar mitten in der Stadt, aber unsere Pension scheint sich zu tarnen. Noch mal kurz unterstellen, noch mal durchschaukeln über‘s nasse Kopfsteinpflaster und wir sind wieder an der Ausgangsposition. Nur ein kleiner Text neben der Touristinformation schmückt unsere Pension. Praktischerweise gleich von der Dame der Information geführt kommen wir ins Trockene. Zeitungen zum trocken legen unsere Schuhe bekommen wir auch und so beziehen wir glücklich unser heutiges Domizil. 

Zwei Föne baut Uwe zum trocknen unsere Schuhe auf während ich mir den Dreck der letzten Meter unter der Dusche abspüle. 

Eine kurze Suche nach der Abendverpflegung endet am Stadttor in der Alten Zecherei. Dunkels Ambiente, ziemlich viel Kram an den Wänden und dunkel ist es hier. Ritteressen ist hier sicher ein Erlebnis. Wir belassen es bei einem zünftigen Holzfällersteak und genießen im Anschluss das Ende der englischen Nationalmannschaft gegen die Kroaten. Jetzt ist es wirklich an der Zeit ins Bett zu gehen.