Tag 8: Istanbul

Angenehm früh, gegen 8.30 Uhr frühstücken wir schon bei unserer netten Russin. Unser Frühstücksraum befindet sich in der 5 Etage in einem schönen Wintergarten mit Blick auf das Marmarameer. Kurz vor zehn Uhr wollen wir uns aufmachen, die Hagia Sophia zu besichtigen. Heute sitzt eine äußerst attraktive junge Türkin am Empfang unseres Hotels und weist uns mit ihrem freundlichen Lächeln darauf hin, dass wir heute leider das Zimmer wechseln müssen. Wir müssen unsere Rucksäcke packen und ziehen vom 4. Stock in dem einen Haus in den 6. Stock des anderen Hauses. Leider ist der Raum noch nicht fertig und wir stellen unsere Rucksäcke derweil an der Rezeption ab. Auf zur Hagia Sophia. Da Dennis ein wenig erkältet ist, suchen wir auf dem Weg eine Apotheke um seine Symptome einfach zu beseitigen. Am besten eignet sich dafür Aspirin komplex. Leider kommen wir an keiner Apotheke vorbei und so muss Dennis noch ein wenig aushalten. Wir kommen zur Hagia Sophia und die Schlange vor dem offiziellen Eingang ist bereits 100 m lang. Ein älteres hutzeliges Männlein mit lustiger Brille und listigen Augen spricht uns an, ob wir nicht eine Führung möchten. 30 € und wir wären dabei und müssten nicht an der Schlange anstehen. „Wenn wir kulturinteressiert wären, müssten wir die Tour mit ihm machen, wenn nicht dann halt nicht“ damit will er uns natürlich locken und wir fallen herein. Aber er gibt sich große Mühe uns alles zu erklären und unsere wenigen Fragen zum Thema zu beantworten. Unser Geld ist gut angelegt. Zunächst setzen wir uns in ein kleines Kaffee vor der Hagia Sophia und er erklärt uns anschaulich die Geschichte, von Ihrer Zeit als Gotteskirche bis hin zur Umwidmung in eine Moschee und schließlich als Museum. Viele interessante Dinge lernen wir. Anschließend gehen wir in das Gebäude und er geht auf die Baulichen Aspekte ein. Mit einer unnachahmlichen Art fesselt er uns an seine Erklärungen.  Er greift meist Einzelne von uns an die Schulter und fragt, verstanden? Oder er treibt uns durch die Menge. Damit wir nicht soviel „Religionssalat im Kopf haben“ erklärt er die Architektur im Gebäude auch erst in der kirchlichen Zeit und danach sauber getrennt auch in der islamischen Zeit.  Alles in allem eine tolle Führung.
Anschließend suchen wir eine Apotheke für Dennis. Gerüstet mit Aspirin komplex geht es ihm langsam etwas besser. Nun wollen wir endlich nach Galata fahren, dafür müssen wir auf die andere Seite des Golden Horns, ein Seitenarm des Marmarameeres. Wir entschließen uns für die moderne Straßenbahn als bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Hier kann es uns nicht passieren, dass wir beim Schwarzfahren erwischt werden. Um an die Haltestelle zu kommen, muss man durch eine Schranke und seine Fahrkarte (ein kleine Plastechip) dafür in einen Schlitz werfen. An jeder Haltestelle gibt es Automaten dafür. Eine Menge kleiner Kinder tummeln sich ringsum die Automaten und versuchen den Touristen zu zeigen, wie es funktioniert. Natürlich nur für ein kleines Trinkgeld. Ab und an kommt ein Aufseher, der Straßenbahn und scheucht die Kinder weg. Wir kaufen unsere Chips und gehen in den Haltestellenbereich. Nicht lange und eine der topmodernen Straßenbahnen fährt ein. Die Bahn schlängelt sich durch die Altstadt von Istanbul und überquert das goldene Horn. Eindeutiger Vorteil gegenüber Taxis ist, dass wir nicht im Stau stehen sondern an allen Autos vorbeifahren und in Istanbul gibt es viel Stau. In Galata steigen wir aus und laufen erst einmal in die falsche Richtung. Der Autoverkehr ist wirklich Wahnsinn. Auch auf Fußgänger wird wenig Rücksicht genommen.
Bei den kleinen Läden ändert sich etwas. Hier fällt auf, das fast jeder Laden Haushaltswaren und Baubedarf anbietet, während es in unserem Viertel eher Schuhe und Kleidung gibt. Anscheinend sind in jedem Stadtteil verschiedene Gewerke angesiedelt. Sehr interessant. Auf der Straße steht ein junger Mann mit einer blauen Karre und verkauft für einen Lire frisch gepressten Granatapfelsaft. Wir bestellen drei und schauen ihm bei der Arbeit zu. Zuerst die „Äpfel“ in zwei Hälften teilen, die dann ab in die Saftpresse und auspressen. Es spritzt ganz schön und Granatapfelsaft geht nicht so leicht aus den Klamotten raus, also Abstand halten. 3 min später haben wir jeder einen Becher mit dem süßsauren aber sehr leckeren Saft in der Hand. Eine richtige Vitaminbombe, die hungrig macht. Also ab an den nächsten Imbiss. Kleine Kunststoffhocker und Tischchen laden zum Verweilen ein. Bei uns wäre in so einem Imbiss Selbstbedienung. Hier erledigt das ein 16jähriger Junge. Er nimmt unsere Bestellung auf und bringt uns wenig später eine leckere Teigrolle mit unbekanntem Inhalt der sehr lecker nach Hühnchen und Gemüse schmeckt. So gestärkt, wagen wir den Aufstieg in Richtung Galataturm. Es geht steil eine kleine Gasse hinauf. Über eine kleine Treppe mit herrlichem Ausblick auf das goldene Horn erreichen wir den Turm, den wir aber nur von außen betrachten und fotografieren. Irgendwo hier fährt laut Reiseführer eine alte Straßenbahn durch die Fußgängerzone. Wenig später finden wir auch die Schienen und eine Haltestelle. Diesmal gibt es keine Chips zu kaufen sondern eine Fahrkarte, ähnlich wie bei uns die Vierfahrtenkarte, nur für drei Fahrten gedacht. Die kaufen wir und wenig später kommt auch die alte Bimmel angeklingelt. Wir sind direkt an der Endstelle und so müssen der Schaffner und er Fahrer auch von einem Ende der Bahn zum anderen gehen und den Fahrhebel mitnehmen und umstecken. Auch der Stromabnehmer wird gedreht. Sieht toll aus.
Wir steigen zügig ein, denn viele Leute wollen mit der Bimmelbahn fahren, nicht nur Touristen, auch Einheimische. Unsere Tickets werden am hochmodernen Kartenleser entwertet und wir können gerade noch einen Sitzplatz ergattern. Bald schon rumpelt die Bahn los. Herrlich, wenn wir raus schauen sehen wir nur Massen von Menschen und Autos, aber die Bimmel bahnt sich immer wieder laut klingend ihren Weg durch die Massen und es geht auch alles gut. Wahnsinn. Bis zum Taksimplatz, unserem Ziel sind es 20 min Fahrt. Einige Haltestellen werden angesteuert. Da die Strecke eingleisig ist, warten wir auf einem kurzen zweigleisigen Stück einige Zeit auf die Gegenbimmel. Am Taksimplatz ist nicht weniger los. Jedem von uns sind ja noch die Bilder aus dem Fernsehen bekannt, als hier noch andere Aktivitäten vor gar nicht langer Zeit waren.
Der ganze Platz ist übersät von Wimpelketten mit türkischen Fahnen. Eine riesige Flagge flattert im Wind und natürlich sind auch hier Menschenmassen unterwegs. Der Taksimplatz ist ein zentraler Platz in Istanbul, von dem aus viele Hauptstraßen abgehen und an dem Sehr viele Buslinien enden bzw. beginnen. Aber in dem großen Park selbst merkt man nichts von dem Großstadtgewimmel. Auch der Verkehrslärm wird leiser und es sind deutlich weniger Menschen unterwegs. Eine richtige Oase der Ruhe. Die genießen wir, indem wir uns einen türkischen Tee kaufen und uns auf einer Parkbank niederlassen. Jeder hängt ein bisschen seinen Gedanken nach und genießt die Ruhe.
Wir schießen noch einige tolle Bilder vom Platz  und machen uns dann auf Richtung Bosporus. Wir wollen noch nach Asien mit einer der Zahlreichen Fähren. Wir  diskutieren kurz, ob wir es mit einem der vielen Dolmusche probieren wollen, finden aber keins und greifen auf ein Taxi zurück. Der Fahrer isst gerade einen warmen Maiskolben, bietet aber bereitwillig seine Dienste an. Wir zeigen ihm unser Ziel auf dem Handy, er überlegt sehr schnell und sagt 20 Lire. Uns erscheint der Preis angemessen und so geht’s los. Als wir zufällig am deutschen Konsulat vorbeifahren, ist jede Menge los, Polizeiautos, Krankenwagen, ein Fernsehteam auf dem Weg davor und ein Hubschrauber kreist auch in der Luft. Laut Aussage des Taxifahrers wurde wieder gelbes Pulver in der Botschaft gefunden und eventuell sei auch jemand verletzt worden. Wie sich später herausstellte wurde niemand verletzt. Wir quälen uns weiter durch den Großstadtdschungel, immer im Schritttempo. Zu Fuß wären wir nicht viel langsamer gewesen. Wir erreichen den Fährhafen und zahlen unser Geld. Schnell finden wir eine Fähre über den Bosporus. Viele Pendler sind um diese Zeit mit uns unterwegs. Es wird auch langsam frisch und Martin und ich sind nur im T-Shirt unterwegs. Dennis hat seine Weste an, aber die Arme werden auch ihm langsam kalt.
15 min dauert die Überfahrt etwa. Einem deutschen TÜV würden die Boote nicht standhalten. So gut in Schuss, ist aber der Ein- und Ausstieg eine Katastrophe. Man springt fast über Reifen auf das rutschige Deck. Aber niemand stört sich hier daran und es gibt auch keine Verletzten.
Nun also machen wir unsere ersten Schritte auf dem unbekannten Kontinent. Sieht natürlich alles aus, wie in Europa, ist aber trotzdem ein cooles Gefühl.  Ich mache nun schon an meinen dritten Kontinent einen Haken dran! 🙂
Wir suchen uns ein schönes Café mit Blick auf den Bosporus und die europäische Seite und genießen einen echten türkischen Kaffee.
So langsam neigt sich der Tag dem Ende und wir müssen noch zurück ins Hotel. Unser Plan mit dem Taxi von Asien aus über die großer Bosporus Brücke zu fahren misslingt leider. Das einzige Taxi was wir bekommen könnten lehnt ab uns darüber zu fahren. Also geht es mit der Fähre wieder zurück über den Bosporus. Auf der anderen Seite stehen genügend Taxen und wir steigen ein. Ein schon etwas älterer Taxifahrer erkennt die Adresse auf meinem Telefon und guckt sich die Karte darauf auch an. Los geht’s der Verkehr ist gefühlt etwas weniger geworden aber immer noch extrem dicht. Die Fahrweise ist mit unserer absolut nicht vergleichbar. Selbst hier als Drängler, Lückenspringer und rücksichtslos geltende Fahrer sind gegen die Istanbuler wahre Engel. Jede Lücke, ob vorhanden oder nicht, wird genutzt. Notfalls wechselt man die Spur auch ohne Lücke und fährt einfach rüber. Irgendeiner wird schon bremsen. Hupen auf jeden fall. Auch unsere Fahrer macht da keinen Unterschied. Oft hupend, immer wild gestikulierend fahren wir durch den Abend. Unser Auto, ein Fiat, hat bereits 550.000 km auf der Uhr stehen. Die Rücksitzbank, auf der meine Reisegefährten Platz genommen haben, scheint mal erneuert worden zu sein. Es fühlt sich aber eher an, wie ein mit Stoff bespanntes Brett. Auch Gurte sind nach der Renovierung offensichtlich nicht mehr vorgesehen. Wir fahren wieder über das goldene Horn, biegen aber danach in die falsche Richtung. Hat der Fahrer meine Adresse nicht gelesen? Habe ich etwas Falsches gezeigt? Langsam werden wir unruhig. Nach weiteren 5 min. hält der Fahrer und fragt einen Passanten nach dem Weg. Offensichtlich weiß er auch nicht weiter. Kurz entschlossen schalte ich mein Navi ein und lotse den Fahrer so zu unserem Hotel. Wahnsinn. Am Ende bezahlen wir 23 Lire. Also wird deutlich, dass uns der erste Taxifahrer heut auch schon einmal überlistet hat. Na Wahrscheinlich ist das überall so auf der Welt, mit den Taxifahren.
Wieder zurück, machen wir uns fertig für den Abend. Wir sind ziemlich k.o. und suchen uns etwas in der Nähe. Ein Lokal gar nicht weit weg bietet sich an. Das Essen ist aber nicht so gut, wie wir es bereits gewöhnt sind. Alles ist nur lauwarm und meine typisch Türkischen Ravioli  sind einfache Nudeln, wie gesagt lauwarm, mit einen ordentlichen Portion Creme fraiche oben drauf. Das war’s. Auf ins Hotel und ins Bett. Gute Nacht!

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