Tag 6 Auf nach Moskau

Tag 6 Marathon

Heute wollen wir mal ein bisschen geplanter vorgehen. Zum Frühstück müssen 2 Waffeln genügen. Das einzige Manko des Hotels ist das fehlende Frühstück. Wir haben noch Salami und Käse aus Minsk aber ohne Brot…

Wir blättern ein bisschen durch den Reiseführer und stoßen auf einen interessanten Tipp. Es gibt eine Straßenbahnlinie, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei fährt. Genau das richtige für uns. Für später ist noch ein Rundgang über den alten Arbat, eine bekannte Einkaufsstraße, geplant.

Los geht es mit der Metro zur Straßenbahn. Die Fahrpläne sind etwas anders als bei uns. Es stehen keine konkreten Abfahrtszeiten drauf, sondern nur der Takt. Also alle 20 min zum Beispiel. So weiß man auf den ersten Blick, wie lange man maximal warten muss. Wir lassen 2 andere Linien passieren und dann kommt auch schon unsere Tram. Eine breiter alter Tatra Wagen ohne Hänger rumpelt heran. Die Straßenbahn hat hier, im Gegensatz zu Leipzig einen eher ungeordneten Stellenwert. Aber unsere Metro karte gilt auch hier. Man kann nur beim Fahrer einsteigen und muss dann in der Straßenbahn ein Drehkreuz passieren, dass nur mit dem Chip der Metro Karte bewegt werden kann.

Die Straßenbahnfahrt ist toll. In gemächlichen Tempo geht es durch die Straßen. Vorbei an stalinistischen Prachtbauten im Zuckerbäckerstil, einem alten Kloster und einer Großmarkthalle. Hier entschließen wir uns auszusteigen und der Halle einen Besuch abzustatten. Im Reiseführer ist sie als die Markthalle in Russland angepriesen mit Waren aus allen Teilen des Reiches. In der Halle werden wir so gleich von ersten Händlern bedrängt und natürlich werden wir auch schwach und probieren den frisch gepressten Granatapfelsaft. Lecker. Wir lassen uns zu einer Kunststoffflasche voll überreden. Über den Preis denken wir erst im Nachhinein nach. Umgerechnet 15 € müssen wir berappen. Soviel kostet eine Fahrt zum Flughafen Moskau mit dem Taxi! Ich denke mir so, ob die Plätze direkt neben dem Eingang auch die teuersten sind. Bestimmt musste der Verkäufer dafür mehr bezahlen, als weiter drinnen. Der Markt ist kreisförmig aufgebaut im Inneren sind große Fleischtheken. Überall wird frisch Geschlachtetes angeboten. Die Schweine- und Rinderhälften zerlegt man direkt hinter der Theke. Überall riecht es auch nach frischen Kräutern und Gewürzen. An einem Pelmeni-Stand werden die leckeren, gefüllten Teigtaschen frisch zubereitet angeboten. Wir entscheiden uns für eine kleine Auswahl und machen erstmal Mittag. Dennis macht uns auf einen älteren Mann aufmerksam, der mit seiner jungen Frau und seinem Fahrer(vielleicht auch sein Bodyguard) einkaufen geht. An jedem stand probiert und kostet er, drückt am Gemüse herum und sieht recht übellaunig aus. Alles was gekauft wird schleppt der Fahrer in Plastetüten weg. Die Frau ist nur schmückendes Beiwerk.

Wir verlassen die Halle wieder und fahren mit der Metro zwei Stationen zum Arbat, unserem nächsten Ziel. Es gibt den alten Arbat und den Neuen. Die neue Straße ist eine große Ausfallstraße gesäumt von Neubaublöcken und Postsozialistischen Prachtbauten der neunziger Jahre. Eine kleine Kirche drängt sich eng an die Hochhäuser. Ich staune. Es sieht so aus, als hätte die Kirche mit aller Macht gegen die Bagger gekämpft oder ist am Ende eher zufällig stehen geblieben. In ihr herrscht eine angenehme, getragene Ruhe. Eine richtige Erholung zum permanenten Verkehrsrauschen auf den großen Straßen. Wir sind nun erstmal in einem Botschaftsviertel und passieren mehrere davon. Auch das ein oder andere Denkmal diverser Dichter und Literaturnobelpreisträger zieht an uns vorbei. Schließlich kommen wir zum alten Arbeit, der eigentlichen Einkaufsstraße oder auch Fußgängerzone. Hier finden wir auch einen Laden mit Mitbringsel für unsere Lieben daheim gebliebenen. Vom Kühlschrankmagnet in Matroschkaform über diverse Produkte aus dem Bereich der Selbstgeschnitzten Wunderwerke bis hin zu Soldatenmützen und Hüten und Uhren. Natürlich darf auch ein T-Shirt mit Putin (beim Bären fangen, Im Ringkampf mit Obama oder mit cooler Sonnenbrille …) nicht fehlen. Der wird hier anscheinend richtig verehrt.

Ein Haus, welches besonders spektakulär sein soll, wird noch im Reiseführer erwähnt mit einer genauen Wegbeschreibung. Leider finden wir nicht den richtigen weg. Zurück über die Einkaufsstraße kommen wir an einem schönen Restaurant vorbei. Von außen besonders auffällig gestaltet, will es so gar nicht in die vorherrschende Architektur passen. Eigentlich wollen wir nur ein paar Postkarten schreiben und eine Kleinigkeit essen. Natürlich sitzen wir wieder gute 90 min. im Restaurant, aber was soll´s, wir haben ja Urlaub. Gestärkt und um ein paar Rubel erleichtert, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Es dämmert bereits und wir wollen heute noch Abendessen.

Später im Hotel suchen wir mal im Reiseführer nach einer Empfehlung. Hat er uns bis hierher doch schon gute Dienste erwiesen. Wir wollen irgendwo hier im Viertel Essen gehen und entscheiden und schließlich für ein Restaurant mit sowjetischen Einschlag. Zumindest spricht der Reiseführer von einem typisch sowjetisch angehauchten Laden. Na mal sehen. Weit sollte es auch nicht sein, haben wir doch heute schon einige Schritte im Zähler. Natürlich verlaufen wir uns irgendwie trotz Navi, kommen aber am Ende doch gut an. So richtig wie Sowjetzeit sieht es nicht aus. Eher gehobene Kategorie. Die Preise sind für uns in Ordnung und natürlich darf auch die typische Garderobe nicht fehlen. Die Jacke einfach über den Stuhl hängen, wird in Russland wohl nicht so gern gesehen.

Das Essen schmeckt und es spielt sogar eine Live Band. Es ist eine gute Mischung aus russischer Musik und englischen Hits. Die Damen am Nachbartisch hält es auch nicht lange auf ihren Sitzen und schon bald wird getanzt. Die erste Müdigkeit haben wir schon übergangen aber die Tanzfläche zieht uns nicht wirklich an. Wir gucken nur…

Irgendwann gegen Mitternacht gehen wir zurück Richtung Hotel. Dennis und Martin wollen noch Nachtaufnahmen vom roten Platz machen und so wird es wieder um eins, ehe wir in unseren Betten liegen….