Tag 5: Bukarest

Strahlender Sonnenschein kitzelt mich in der Nase. Die Sonne strahlt über der Skyline. Dennis, der diesmal das Einzelzimmer bekommen hat, steht schon angezogen da. Wir sind auch schnell fertig und fahren gemeinsam in die 11 Etage zum Frühstück. Es gibt Landestypisches und Internationales. Was auffällt, warme Sachen sind meist nur lauwarm.
Gut gestärkt planen wir unseren Trip. Wir wollen zunächst den Regierungspalast besichtigen, den der Diktator Ceausescu für sich hat errichten lassen. Anschließend evtl. noch zum Triumphbogen und den Platz der Revolution. Also viel Geschichte heute. Dazu nutzen wir  die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir wollen mit der U-Bahn in die Stadt fahren. Eine Haltestelle befindet sich ganz in der Nähe unseres Hotels. Überraschend sauber erwartet uns der Untergrund. An einem Automaten wollen uns Tickets ziehen. Leider gibt er kein Wechselgeld also fragen wir einen der unfreundlich drein blickenden Security-Mitarbeiter. Sein erster Hinweis ist erstmal, dass wir nicht in der U-Bahn fotografieren dürfen. Nicht die Bahn und vor allem nicht den Fahrkartenautomaten. Ok er schickt uns an einen Schalter und wir können die Tickets kaufen. Ein sehr moderner endloslanger, durchgängiger U-Bahnzug, der sich wie eine Schlange durch den Untergrund schlängelt, fährt uns die 2 Haltestellen bis zum Palast.
Als wir aussteigen sehen wir schon den Palast der wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt, aber auf keinen Fall wie 1989 dem Jahr seiner Fertigstellung. Der Palast ist von einer Mauer umgeben. Da wir alle Seiten sehen wollen, laufen wir einmal drum herum. Vis a vis dem Palast erheben sich neostalinistische Protzbauten über die Straßenzüge. Die Straße davor ist achtspurig. Im Kleinen findet man solche Bauten auch in Leipzig. Das Ring-Café ist so ein Gebäude, das aber von Höhe und Pomp nicht an diese Bauten heranreicht. Unser Fußmarsch rings um das Gebäude dauert länger als gedacht. Insgesamt laufen wir 3 km, bis wir wieder am Eingang sind. Perfekt geplant erwischen wir noch eine Führung durch den Palast, die 5 Min später auch beginnt. Ausweisabnahme, Handgepäckdurchleuchtung und der Gang durch das Durchleuchtungstor sind obligatorisch. Wir gehen durch den Palast und erfahren einige interessante Details. In den 5 Jahren Bauzeit musste das Volk für seinen Palast teilweise hungern. Alle Materialien sollten aus Rumänien kommen. Auf der Baustelle haben rund um die Uhr in 3 Schichten 20.000 Menschen gearbeitet und 15.000 Soldaten der Armee. Im ganzen Land waren bis zu 1,5 Mio. Menschen mit der Zulieferung beschäftigt. In einigen Jahren beliefen sich die Baukosten auf 40% des Bruttoinlandsprodukts. All das kann man sehen. Der Palast besteht innen aus so viel Marmor, wie ich noch nie gesehen habe. Die Kronleuchter sind mit Kristallen bestückt.  Wertvolle Verzierungen und Schnitzkunst verschönern die Wände. In der Empfangshalle, wo der Diktator seine Gäste empfangen wollte, gibt es zwei Treppen, eine für ihn und eine eigene extra für seine Frau. Seine musste mehrmals abgerissen werden? Weil der kleine Mann nicht zufrieden war. Der größte Saal im Gebäude hat eine Fläche von 1000m² und ist 18 m hoch. Wahnsinn.
Nach der Besichtigung laufen wir den Universitätsboulevard entlang. Eine breite Prachtstraße, mit Springbrunnen in der Mitte gesäumt von Alleen auf beiden Seiten. Wir entdecken ein kleines Restaurant und trinken einen Kaffee und essen dazu ein Stück leckeren Quarkkuchen. Im Hintergrund thront der riesige Palast.
Nach einer kleinen Weile machen wir den Plan für den Nachmittag fest. Spazieren zum Platz der Revolution und eventuell von da aus weiter zum Triumphbogen. Gesagt getan. 2 km sind es ungefähr bis zum Platz der Revolution. Zunächst schlendern wir noch etwas über den Boulevard. Durch das Leipziger Viertel müssen wir und dann immer weiter nach Norden. Immer wieder die gleichen Bilder schöne Häuser wechseln sich mit Ruinen ab. Die Verlegung der Elektrokabel von Haus zu Haus kann man abenteuerlich nennen. Auf jeden Fall sieht es gefährlich aus. In Augenhöhe schauen dann schon mal blanke Kabel aus der Laterne.
Am Platz der Revolution hielt der Diktator seine letzte Rede, bevor das Volk gegen ihn aufbegehrte und es zur blutigen Revolution kam und er mit seiner Frau im Hubschrauber fliehen musste.
Mehrere Mahnmale stehen auf dem Platz der ansonsten gerade saniert wird.
Weiter geht es zu Fuß durch ein ruhigeres Stadtviertel in Richtung Triumphboge. Da es bis dahin aber noch 6 km sind fahren wir mit einem Bus. Brechend voll, quetschen wir uns vorn beim Fahrer mit hinein. Leider kann man auch bei ihm keine Tickets erwerben. Der Bus ist zwar brechend voll und die Leute stehen dicht gedrängt und trotzdem zieht ein etwas untersetzter, älterer Herr einen Ausweis aus der Tasche und beginnt, die Fahrgäste zu kontrollieren. Er ist nur wenige Meter entfernt. Vielleicht schaffen wir es ja, ihn zu ignorieren und an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Doch es kommt, wie es kommen muss. Er spricht mich an. Dennis zeigt noch geistesgegenwärtig seinen U-Bahn Fahrschein aber auch der nützt uns natürlich nicht das Geringste. Wir sind entlarvt. Erst will er unseren Ausweis sehen, den wir leider nicht dabei haben und dann ruft er seinen 2 Begleiterinnen im Bus etwas zu und wir steigen alle an der nächsten Haltestelle aus. Wir müssen 50 Lei Strafe bezahlen und eine Person darf mit diesem Fahrschein weiter fahren. In Bukarest gibt es an fast jeder Haltestelle ein Verkaufshäuschen für Fahrkarten und die müssen zwingend vorher gekauft werden. Am nächsten Stand fragen wir nach, was es kostet. Wir müssten 25 Lei (ca6 €) pro Person bezahlen. Das ist deutlich teurer, als ein Taxi zu nehmen, als beschließen wir Letzteres und laufen erstmal ein Stück zu Fuß. Ein riesiger Kreisverkehr mit hunderten von Autos ist einfach gigantisch. Im ersten Moment stehen Massen an der Ampel. 2 min später ist alles leer gefegt und nach 5 Min wiederholt sich der ganze Spaß. Der Verkehr in Berlin wirkt geradezu lächerlich gegen das hier.
Wir laufen noch ein Stück und versuchen dann ein Taxi anzuhalten. Ein kleines grünes Lämpchen auf dem Dach neben dem Taxischild weist auf ein freies Taxi hin. Auf der anderen Seite gibt es ein rotes Lämpchen, wenn besetzt ist. Leider sind die Lämpchen für rot grün schwache schwer unterscheidbar und manche Taxifahrer haben auch ihr Schild verkehrt herum montiert, so dass auch die Seiten wechseln. Also überlasse ich die Auswahl Dennis und Martin. Das erste freie Taxi, welches nach 5 Min anhält, will uns nach Angabe unseres Zieles gar nicht mitnehmen. Der ältere Herr gibt einfach Gas und braust davon. Weitere 10 min später hält ein deutlich jüngerer Taxifahrer und der nimmt uns schließlich mit. Zum Triumphbogen ist es nicht mehr weit aber der Berufsverkehr macht uns zu schaffen. Als wir den Triumphbogen von weitem sehen fällt uns auf, dass wir nur eine riesige Fotowand sehen. Der Bogen ist komplett eingerüstet und wird saniert. Schade denn wir waren auch noch zur richtigen Zeit für Fotografen hier, nämlich genau zur blauen Stunde. Wir beschließen kurzfristig, mit dem Taxi einfach weiter, zurück in die Stadt zu fahren und uns ein Restaurant zum Abendessen zu suchen. Der Fahrer setzt uns an der richtigen Stelle ab und wir gehen ins la Mama ein typisches, rumänisches Lokal mit hervorragenden rumänischen Speisen. Bei mir gibt’s als Vorspeise eine kleine Hackfleischrolle sehr gut gewürzt und zum Hauptgang Bohnen und Lammkottelets.  Echt lecker das Ganze. So gestärkt laufen wir wieder Richtung Leipziger Viertel. Ein weiterer Tipp von Olivia zum typisch rumänischen ist das Carul cu bere. Ein must have für Touris. Und so ist die Kneipe auch. Eine Mischung aus Hofbräuhaus und bayerischer Bahnhof. Mit soliden Speisen und Getränken. Massenabfertigung. Aber wir bekommen ein nettes Tischchen und genießen den Abend.
Da wir in unserer eigenen Zeitrechnung in den letzten Tagen immer weiter vorgerückt sind, ist es schon halb eins als wir das Taxi zum Hotel besteigen. Auch dessen erste Frage, als wir einsteigen, geht in Richtung netter Frauen. Als er uns am Hotel raus lässt müssen wir kurz schlucken, 50 Lei. Für die gleiche Strecke Haben wir gestern 30 bezahlt. Aber das passt schon, weil es eine Nachtfahrt ist und der Tarif da fast doppelt so teuer. Dennis gibt mir 50 Lei vor und ich reiche sie an den Taxifahrer weiter. Wir quatschen kurz und plötzlich hält der Taxifahrer ein 5 Lei- Schein nach oben und meint, das wir ihn veralbern wollen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich von Dennis einen 5 oder einen 50 lei-Schein erhalten habe. Wenn es aber nur 5 waren, dann muss uns der Straßenbahnkontrolleur falsch rausgegeben haben. Für den gab es einen 100er und vielleicht hat er nur einen 5er zurückgegeben. Wie auch immer, wir können es nicht mehr herausfinden und geben dem Taxifahrer ein paar Euro und er lässt uns gehen. Nun hat der schöne Abend einen faden Beigeschmack.  Aber wir lassen uns nicht die Laune verderben und gehen wieder in unser riesiges Studio mit der tollen Aussicht. Morgen heißt es schon Abschied nehmen und vorher nochmal zu entscheiden, Whirlpool oder Massagestrahl. Also alles gut. Gute Nacht.

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