Der letzte Tag in Moskau

Dennis wirft mir die Feder so doll zu, dass das Tintenfass beinahe ausläuft.  Ich nehme an, er hat keine Lust mehr, zu schreiben.
An meinem letzten Tag in Moskau werde ich von Regen geweckt, der auf das Dach unseres Apartments prasselt. Bis Zehn Uhr soll es laut Wetterbericht regnen. Ich gehe erstmal entspannt duschen. Die Kollegen schlafen noch als ich mich wieder auf das Bett lege. Also werde ich auch noch ein wenig ruhen. So gegen halb elf können wir endlich starten.
Der Regen hat sich verabschiedet, aber die Wolken hängen noch schwer und grau am Moskauer Himmel. Das wird sich auch, bis auf ein, zwei kleine Fensterchen, den ganzen Tag nicht ändern. Wir laufen in Richtung roter Platz. Rechte Hand direkt an der Москвa liegt eine neues Gebiet, das es vor zwei Jahren noch nicht gab. Исмаилово heißt der neue Stadtteil, der hier aus dem Boden geschossen ist. Ein Amphitheater thront über dem Fluss. Wir platzen gerade in die Moscow Design week die hier irgendwie stattfindet. Wir gehen aber nicht hinein sondern flanieren auf den kleinen, neu entstandenen Wegen durch eine schöne Parkanlage. Von der Rückseite nähern wir uns wieder dem roten Platz entlang einer Straße voller kleiner Kirchen. Irgendwo ruft ein altes Mütterchen und preist auf Russisch ihren Tee an. Wir werden bei eine чаи und einem für Moskau typischen
Würstchen Schlafrock Schwach. Laut dennis das preiswerteste Frühstück des Urlaubs. Nichtmal 2 € werden für die 3 Tees und das Essen fällig.
Anschließend fahren wir mit der U-Bahn in die Randbezirke von Moskau. Исмаилово heißt das Viertel in dem wir nun unser Unwesen treiben. Ein riesiger Basar fängt uns ein. Schon am ersten Stand lockt eine große Anzahl an Mützen unseren Dennis. Einen geübten Mützendehnungsgriff des Verkäufers später ersteht Dennis eine original russische schapka (wir finden keinen besseren Namen, auf jeden Fall so eine Mütze
mit Ohrenschützern, die man hochklappen kann)routiniert, als hätte er nie etwas anderes gemacht, handelt Dennis den Verkäufer um ein paar Rubel herunter. Beide sind zufrieden mit dem Ergebnis. 10 min später lassen wir uns leckere Schaschliks schmecken in einem schwer verrauchten Imbiss direkt vom Grill. Martin und auch meine Wenigkeit verhandeln später noch mit dem nächsten Verkäufer über die Anschaffung einer Schapka. Wir sind in einer guten Verhandlungsposition da da wir zwei Mützen möchten und können nich ordentlich den Preis drücken. Nun sind wir bestens ausgerüstet für den roten platz. Die Leute schauen uns zum Teil belustigt, zum Teil mitleidig lächelnd aber meist freundlich hinterher, als wir später wieder durch die Moskauer Innenstadt ziehen.
Schnell ist der Basar beendet und wir stehen an einer Schnellverkehrsstraße. Nur ein paar Bretterbuden sind hinter einem maroden Bauzaun zu erkennen. Hier muss irgendwo noch ein alter Stalinbunker stehen, der noch auf unserer Todo Liste für heute steht. Die Straße dahin finden wir auch und auch den Eingang neben einem Autohof wo ständig klapprige Kisten aus- und einfahren. Nur leider ist heute geschlossen lässt uns ein gut bebauchter Russe in blauer Tarndruckuniform und wenig englischkentnissen wissen.
Was soll’s. Gemütlich sieht die Gegend eh nicht aus und wir machen uns wieder vom Acker in Richtung U-Bahn. Wir laufen noch durch ein russisches Wohngebiet, indem höchstwahrscheinlich die „normalen“Russen wohnen. Einfache Häuser, zwar ohne Putz aber nicht unansehnlich. Es gibt Spielplätze und Parkplätze und ausreichend Grünanlagen. Ein riesiger Schornstein aus Backstein zeigt davon das hier schon in den 60er Jahren modern geheizt wurde. Heute steht ein Gasstation gleich neben an in versorgt jedes Haus über eine AußenLeitung mit Gas.
Später in der Nähe des roten Platzes gönnen wir uns in einem der zahlreichen Cafés einen Cappuccino und ein Stück Kuchen und planen den letzten Abend in Moskau. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und schlendern zu vorerst letzten Mal über den roten Platz zu unserem Hotel. Am Abend spazieren wir in ein Vergnügungsviertel auf der anderen Seite der Москвa.
In einem gemütlichen Restaurant, Чугунный мост, genießen wir unseren letzten Abend bei feinem essen und einem guten russischen Pils. Ein letztes Mal stoßen wir mit einem Gläschen Wodka auf Mütterchen Russland und unsere Reise an. Bald darauf müssen wir ins Bett der Wecker klingelt morgen um 6 und wir haben ein straffes Programm vor uns. Müde lege ich die Feder beiseite.