Tag 2: Budapest

Ich werde im Zug von Dresden nach Budapest des nachts immer mal wieder wach. Entweder ist das Bett zu kurz oder zu schmal oder zu kurz. Oder eins der Sicherheitsschlösser an unserer Tür knackt, wenn mein Bettnachbar auf Toilette muss, was mehrmals passiert. Gegen dreiviertel sieben bin ich dann vollends wach und kann von meiner Pritsche den beginnenden Tag, der am Zugfenster vorbeizieht, beobachten. Zum Waschen geht’s über den Flur. Neben der bekannten Zugtoilette, gibt es auch zwei Waschräumchen. Mit einem kleinen runden Waschbecken und Fußbedienung für den Wasserhahn. Sehr eng. Umdrehen kann man sich da drin nicht, geschweige denn umziehen oder so.
Wieder zurück im Abteil döse ich noch ein bisschen auf meinem Bett. So langsam werden auch meine Mitreisenden wach und schälen sich aus ihren Kojen. Irgendwann kommt der Schaffner vorbei und verteilt Frühstück, ein kleines Schoko Croissant und einen Orangensaft. Martin hat noch Gehacktes im Glas und trockene Brötchen, so können wir auch noch was Herzhaftes genießen.
Gegen 10 erreichen wir den Bahnhof von Budapest Keleti. Ein imposantes Bauwerk. Schnell sind die Schließfächer für unsere Rucksäcke gefunden und die ersten Forint vom Automaten gezogen.
Erleichtert um unsere schweren Rucksäcke laufen wir erst einmal durch das Bahnhofsviertel. Riesige Gründerzeithäuser teilweise saniert, manchmal auch kohlrabenschwarz mit schönen Eisenbalkonen säumen die Straßen. Hauptstädtischer Verkehr ist überall. Schöne alte Straßenbahnen und Ikarus Busse wechseln sich mit modernen Fortbewegungsmitteln ab. Auch Trabbis und Wartburg sieht man noch hier und da. Gemächlich laufen wir in Richtung Donau und beschließen einige Haltestellen mit dem Bus zurückzulegen. Gesagt getan. Wie üblich steigen wir beim Fahrer ein nur der ist von seinen Fahrgästen durch eine dicke Scheibe getrennt. Keine Chance auf Kommunikation. Aber an der Scheibe hängt eine kleiner roter Kasten, der aussieht, wie eine Sparbüchse, oben mit einem Schlitz für Kleingeld. Da der Bus schon wieder anfährt und wir nicht als Schwarzfahrer entlarvt werden wollen, machen wir wahrscheinlich das dümmste, was uns einfällt und stecken eine 200 Forint (70 Cent) Münze in den Schlitz. Diese verschwindet auch. Aber die nächste Münze passt nicht rein, auch mit leichter Gewalt nicht. Auf einmal wird uns klar, wo wir hier unser Geld einwerfen es ist ein Entwertungsautomat, in den man einen Fahrschein schiebt, der dann gelocht wird. Peinlich. Nun fahren wir doch 3 Haltestellen schwarz. Bis jetzt hat niemand unsere Sabotage bemerkt. Erleichtert steigen wir an der Donau aus. Im vorbeifahrenden Bus sehen wir noch eine Frau die verzweifelt versucht, ihren Fahrschein im manipulierten Entwerter zu lochen. Jetzt können auch wir darüber lachen.
In der Nähe einer großen schönen Donaubrücke spricht uns ein Südeuropäer an, ob wir nicht Tickets für einen Hop on Hop off Bus kaufen wollen. 5 Min, einige Überredungsversuche und Gegenfragen später sind wir im Besitz dreier, 48h geltender Stadtrundfahrttickets inklusive Gutscheinheft für diverse Köstlichkeiten und der gute Mann 75€ reicher.
Wir wollen gleich den ersten Bus nehmen, doch leider wollen das zu dieser Tageszeit, es ist kurz nach 11, viele Touristen und so müssen wir uns ein bisschen gedulden. Irgendwann bekommen wir noch 3 Plätze in einem alten Ikarus mit abgeschnittenem Dach. Holpernd geht es zu diversen Sehenswürdigkeiten auf der anderen Donauseite. Viel bekommen wir noch nicht mit, denn die ausgeteilten Kopfhörer funktionieren noch nicht so richtig. Wir fahren nun an der Stefanskirche vorbei und werfen einen Blick auf hohe Gebäude und die schöne Basilika.  Weiter geht die Fahrt entlang der Donau. Als nächstes geht es auf den Gellertberg zur Freiheitstatue, die über die ganze Stadt wacht und an deren Füßen sich die Zitadelle befindet. Der Bus legt hier eine Pause ein und wir verlassen ihn. Hop off.
Hier hat man einen tollen Ausblick über die Stadt, die liebe Sonne meint es gut mit uns und so ist auch die Sicht gut. Es landen einige Fotos im Kameragehäuse. Wir beschließen, nicht wieder in den Bus zu steigen sondern den Abstieg des Gellertberges zu Fuß auf uns zu nehmen. Auf schmalen Wegen geht es, manchmal ganz schön abenteuerlich, zurück in die Stadt. Unten angekommen überqueren wir die riesige Stahlhängebrücke. Ein imposanter Bau, sind hier doch armdicke Stahlseile verbaut und hunderttausende von Nieten halten die Brücke zusammen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere gratis Gulaschsuppe aus unserem umfangreichen Gutscheinheft kosten. Wir machen uns auf die Suche nach der Kneipe, finden aber nur einen Bürokomplex, in dessen Hinterhof an einer Wand eine schöne Kneipensilhouette allerdings mit einer verschlossenen Tür. Ich bin gespannt, wieviel wir von dem umfangreichen Gutscheinheft tatsächlich nutzen werden. Jedenfalls suchen wir uns eine richtige Kneipe in der Fußgängerzone und essen eine feine Gulaschsuppe im Brot Topf serviert. Da ist die Suppe quasi in der Beilage mit drin. Lecker, gut und preiswert. So gestärkt machen wir uns auf, das nächste Highlight abzuhaken, eine Dampferrundfahrt auf der Donau. Vorbei geht es an vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Parlament. Leider ist die deutsche Stimme aus dem Lautsprecher so leise, dass ich mich arg konzentrieren muss, um überhaupt etwas zu verstehen. So lässt die Konzentration nach und ich genieße eher die Aussicht, die Sonne und ein Bier.
Mit dem Hop on Bus fahren anschließend weitere Stationen ab, bis wir wieder am Hbf. ankommen. Nun wird es langsam Zeit, unser Quartier zu suchen. Wir holen unsere Rucksäcke und finden auch schnell die richtige Straße und die Hausnummer. Das Haus ist mit einer modernen Wechselsprechanlage mit Code gesichert. Keine Chance hinein zukommen und nirgendwo ein Hinweis auf unsere Pension. Zum Glück kommt eine junge Frau mit Hund und nimmt uns mit in den Innenhof. Es ist ein Schönes Mietshaus aus dem vorletzten Jhd. Mit einem Lichthof von dem die einzelnen Wohnungstüren abgehen. Wir drücken uns eine Weile im Eingangsbereich herum, finden aber keine Hinweise. Wir gehen eine Etage höher, finden aber immer noch nichts. Irgendwann hören wir Stimmen und tatsächlich aus dem 2 stock ruft jemand nach uns.
Das Pärchen musste eine geschlagene Stunde auf uns warten, freuen sich aber uns zu sehen. Unser Apartment entpuppt dich als riesige 2Raumwhg, die wahrscheinlich von Ikea kompl.  Ausgestattet wurde. Sieht sehr gemütlich aus und viel Platz. Diese Wohnung ist ein echter Geheimtipp für Budapest-Reisende und kostet 45 € pro Nacht.
Nach dem auspacken suchen wir uns eine schöne Gaststätte zum Abendessen. Martin hat einen Geheimtipp aus seinem Reiseführer. Das Menza. Ein Lokal direkt im Szeneviertel von Budapest. Vergleichbar mit Leipzig Connewitz oder der Dresdner Neustadt.
Nach dem Essen suchen wir einen weiteren Geheimtipp auf. In einer Art Abbruchhaus ist ein riesiger Hinterhof mit skurrilen Möbeln und verrückten Gestaltungselementen. Aus einem Trabbi ist ein Sofa geworden. Bunte Blumen hängen überall und viele verschiedene Bars gibt es. Alles toll aber brechend voll mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Irgendwann finden wir eine gemütliche Ecke und genießen ein Absackerbierchen. Der Typ vom Nachbartisch stellt sich mir vor als Peter aus London. Er ist Banker bei der deutschen Bank, kann aber kein Wort Deutsch. Er bietet mir seine Elektrozigarette an und ich lehne dankend ab.
Wenig später lassen wir uns vom Taxi in unsere Wohnung bringen. Dummerweise reichen unsere Forint nicht mehr, den guten Mann zu bezahlen. Also müssen wir alles in Euro umrechnen. Der Taxifahrer ist aber nicht böse, im Gegenteil…
Schnell geht’s dann ins Bett.

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Tag 10: Istanbul nach Leipzig

Unser Heimflugtag beginnt verwaschen und grau. Das richtige Wetter zum heim fliegen. Ein letztes Mal genießen wir das türkische Frühstück bei der netten, kleinen alten Russin, die uns irgendwie auch ins Herz geschlossen hat. Um halb zwölf holt uns ein Bus zum Flughafen ab. Vorher heißt es noch Sachen packen, die Mitbringsel gut verstauen. Martin hat, wegen seines kleinen Rucksackes die meiste Arbeit beim Packen. Aber wir bekommen alles gut verpackt.
Zum Abschluss genießen wir noch ein kühles Effes auf unserem Balkon. Das Wetter ist auch noch besser geworden. Überpünktlich werden wir abgeholt. Der kleine Transferbus bringt uns zum Atatürk Flughafen. Am Ziel fragt der gute Mann direkt „Tip for the Driver?“ ganz schön frech. Aber natürlich geben wir ihm etwas Trinkgeld und gehen in den Flughafen. Wahrscheinlich wegen der aktuellen Terrorgefahr, muss man schon beim Betreten des Flughafens sein Gepäck durchleuchten lassen. Erst dann kann man zu Check in gehen. Auch dort klappt alles relativ reibungslos und wir bekommen unsere Bordkarten. Nach der Passkontrolle und der persönlichen Sicherheitskontrolle des Handgepäcks, machen wir es uns in der Food Area gemütlich. Bei Burger King wollen wir noch was essen, wie viele Menschen vor uns. Stoisch warten wir in der Schlange. Vor mir steht ein junger Türke und gibt eine Riesenbestellung auf. Die junge Dame am Schalter wiederholt nochmal seine Bestellung und er nickt alles ab. Kurze Zeit später hat er etwas an der Bestellung auszusetzen. Die Dame hinter dem Tresen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärt stoisch, was der Mann bestellt hatte und macht weiter. Nun ruft der junge Mann seine Frau/Freundin heran, ein Dame mit Kopftuch, die ebenso auf die Frau hinterm Tresen einredet. Ein zweiter Angestellter kommt hinzu und die Diskussion wird munter fortgesetzt. Endlich kümmert sich die Bedienung um uns, weil ihr Kollege die beiden Türken „übernommen“ hat. Bei uns geht es recht schnell. In der Zwischenzeit storniert das Pärchen die komplette Bestellung. Wahnsinn und seltsam.
Martin hatte in der Zwischenzeit heldenhaft drei Plätze verteidigt, da diese in der Food Area hart umkämpft sind. So können wir in Ruhe essen. Viel Zeit bleibt nicht mehr, als ich später in den Duty free verschwinde und noch einige Mitbringsel hole. Dann müssen wir auch schon zum Flugsteig. Aufgeregte,  ältere Damen warten schon vor dem noch geschlossenen Tor. Wir nehmen nochmal Platz und warten, bis die Schlange abgeebbt ist und wir bequem den Bus zum Flugzeug besteigen können. Wir sitzen ausgerechnet in Reihe 13. Wahrscheinlich spielt die Zahl in islamischen Länder keine große Rolle. Es wird schon gut gehen, denken wir. Auf dem Flug wird tatsächlich ein warmes Essen serviert, mit Salat und Mousse ou Schokolade als Nachspeise und Getränke soviel man mag. So was gibt es noch heutzutage, bei Turkish Airlines. Der Flug vergeht auch schnell und so landen wir im trüben Leipzig bei 12 °C. Nach einer Woche T-Shirt Wetter nicht sehr angenehm. Gemeinsam fahren wir mit der S-Bahn nach Markkleeberg und verabschieden uns danach. Bis zum nächsten Urlaub!

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Tag 9: Istanbul

Es ist der letzte Tag unsere Reise. Morgen geht schon wieder unser Flug nach Leipzig. Also gehen wir es entspannt an und wo könnte man das in der Türkei besser tun als in einem Hamami, einem türkischen Dampfbad. Dennis, der noch nicht wieder ganz auf der Höhe ist, lässt es sich derweil auf dem Balkon mit einem Buch gut gehen, während Martin und ich das Hamami aufsuchen. Ein kleiner unscheinbarer Eingang neben einem Friseur kündet vom Bad. Unseres (es gibt nämlich ziemlich viele Hamamis in Istanbul) ist eines der ältesten und wahrscheinlich eines der teuersten. Wir nehmen das Basisprogramm + ein Ganzkörperpeeling mit einseifen und Massieren. Im mehrgeschossigen Atrium bekommen wir ein Wickeltuch und einen Umkleideraum für uns beide zugewiesen. Da legen wir ALLE Sachen ab und binden uns galant die Wickeltücher um die Hüften. So vorbereitet und mit den (Gott sei dank) mitgebrachten Badeschlappen betreten wir das Bad. Eine riesige Kuppel erstreckt sich über uns. In der Mitte des Raumes der ca. 17 m im Durchmesser ist steht ein rieseiger, runder Speckstein, die ersten 20 min sollen wir es uns auf diesem Stein bequem machen. Vorher machen wir uns noch ordentlich nass mit Wasser aus großen Zinnschüsseln.
Durch den großen Raum wabert eine ganz schöne Dampfwolke. Wir strecken uns auf dem Stein aus, der eine sehr angenehme Temperatur hat. Mit uns im Raum sind insgesamt 10 Besucher, ungefähr die Hälfte Touris, die anderen sind Einheimische. Nach 20 min kommt ein Masseur herein, genauso bekleidet wie wir, nur sein Tuch ist blau, unseres rot.
Martin muss als erstes ran. Wenig später kommt ein weiterer Masseur hinzu und mein Stündlein hat geschlagen. Ich muss mich auf den Rücken vorn an den Rand des großen Specksteins legen. Wenn ich nicht richtig liege, hilft der Grobian unsanft nach. Mein Kopf ruht auf einer dieser Blechschüsseln. Zunächst übergießt er mich mit angenehm temperiertem Wasser. Jetzt nimmt der Mann meinen Handschuh (den hatte ich beim Einlass bekommen) und rubbelt meinen Bauch, meine Beine und meine Arme kräftig ab. Ich bekomme den Handschuh nicht zu sehen, aber Martin erzählte hinterher, wie seiner aussah, voller Hautröllchen. Irgendwann muss ich mich umdrehen und er bearbeitet meinen Nacken, meinen Rücken und die Schenkel. Wahnsinn. Anschließend zieht er den Handschuh aus und seift meinen Rücken mit einer Art Kernseife und einem großen Tuch ein und dann beginnt er zu massieren, kräftig zwar, aber sehr angenehm und ganz anders als bei meiner Physiotherapeutin. Die gleiche Prozedur folgt auch wieder auf dem Rücken liegend. Zum Abschluss gehen wir beide in den Vorraum dort Stehen Bänke aus Speckstein, die ebenfalls sehr warm sind und ich muss mich hinsetzen. Nun wird mein Kopf gewaschen und massiert. Die Schultern und die Arme. Dabei ist er auch hier nicht zimperlich und zieht oder drückt meinen Kopf immer, wie er ihn braucht. Nach insgesamt 20 min sind wir fertig und der Masseur sagt mir seinen Namen, den ich nicht verstehe und zeigt mir seine Nummer, Wahrscheinlich, dass ich ihm am Eingang etwas Trinkgeld hinterlassen soll. Nun können wir uns noch ein wenig auf dem großen warmen Speckstein entspannen. 20 min später gehen wir kalt duschen und ein weiterer Angestellter gibt uns ein neues trockenes Tuch und legt jedem ein riesiges Handtuch über die Schultern. Völlig entspannt und mit babyglatter Haut gehen wir uns umziehen und genießen anschließend auf der Dachterrasse die Aussicht auf die beiden Kuppeln.

So entspannt kehren wir ins Hotel zurück und holen Dennis ab, der es sich derweil ja auf dem sonnigen Balkon gemütlich gemacht hatte. Gemeinsam ziehen wir los und wollen heute noch die blaue Moschee besuchen und auf dem Basar einige Mitbringsel erstehen. Gesagt getan. Zu Fuß geht es zur Moschee, die gleich neben der Hagia Sophia steht. Vorher trinken wir noch einen frisch gepressten Granatapfelsaft, der diesmal viermal so viel kostet und immerhin doppelt so groß ist, wie am Tag zuvor. Die Blaue ist die zweitgrößte Moschee der islamischen Welt, nur die in Mekka hat mehr Türme, von denen der Muezzin zum Gebet rufen kann. Eine lange Schlange wartet vor dem Eingang auf Einlass. Wir kommen günstig an allen vorbei und stellen uns vorn an. Alle Frauen, die die Moschee besuchen wollen müssen ihre Köpfe bedecken, dürfen sich aber ansonsten frei bewegen. Natürlich heißt es vor der Moschee, Schuhe ausziehen und in einer Plastetüte mitzunehmen. In der Moschee selbst gibt es einen abgesperrten Bereich, extra für Touristen. Nur zu bestimmten Zeiten, wenn 5 mal am Tag gebetet wird, darf niemand in die Moschee. Eine riesige Kuppel überspannt den Innenraum und wird von mehreren Halbkuppeln an den Seiten gestützt. Nun sieht man auch, woher die Moschee ihren Namen bekam. Die Kuppel ist in weiß und blau gehalten, wobei das blau deutlich überwiegt. Im Anschluss machen wir noch einige schöne Fotos und laufen am deutschen Brunnen vorbei, der ein Geschenk des deutschen Kaisers war. Dennis möchte gern noch in die Apotheke, Nachschub an Taschentüchern kaufen. Martin und ich sind derweil auf Postkartensuche. In einem Laden für Ledersachen werden wir fündig. Unsere Große Anzahl an Karten täuscht uns etwas über den Preis. Die Karten kosten 20 Lire. Nur die Marken schlagen mit 90 Lire zu Buche. Es wird schon stimmen denken wir. Als wir uns später die Marken anschaue, sind es die richtigen, nur der Preis, der aufgedruckt ist, ergibt einen Wert um die 50 Lire. Das war ganz schön dreist und wir lernen viel daraus. Dennis ist verständlicher Weise auch nicht erbaut über unsere Verschwendung, aber es nützt nichts. Wir ziehen weiter in Richtung Basar und langsam kommt der Mittagshunger, es ist nämlich schon 14 Uhr. Dennis und Martin wollen unbedingt einmal dieses gehackte Fleisch probieren, was wir vor 2 Tagen von unserem Imbiss in der zweiten Etage beobachtet haben. Mir ist es gleich, also begeben wir uns wieder an die Stelle, die ich noch im Telefon eingespeichert hatte.  Wir gehen in den kleinen Imbiss und setzen uns in den Keller, in dem vielleicht Platz für 7 Personen ist, also dementsprechend eng. Der ganze Raum ist aber mit Spiegeln ausgekleidet und wirkt deshalb größer. Zügig bekommen wir unsere Cola, mit dem Essen dauert es etwas. Leider finde ich den Geschmack nicht so berauschend. Wie sich auf den ersten Bissen herausstellt, muss es sich um Hammelfleisch handeln (also kein Lamm!) das ist mir schon etwas zu sehr Schafstall. Dennis sieht es ähnlich nur Martin scheint es zu schmecken.
Um eine Erfahrung reicher verlassen wir das Lokal und schlendern weiter über den Basar. Ich möchte mir so eine türkische Mokkakanne kaufen, um auch mal zu Hause, den guten türkischen Mokka zu genießen. Wir schlendern nochmals über den Gewürzbasar und kommen wieder zu der Frau, die uns schon vor zwei Tagen auf einen Tee einladen wollte. Sie erkennt uns offensichtlich wieder und wir dürfen nochmal von ihren leckeren Pistazien kosten, ansonsten gibt sie uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg und lässt uns in Ruhe. Und wir hatten uns schon so auf eine Tasse Tee gefreut. Schließlich kauf ich mir so eine Mokkakanne, natürlich nicht, ohne vorher zu handeln. Später kommt noch ein kleines Kaffeeservice hinzu. Martin kauft sich auch eine kleine Mokkakanne und Dennis wird  bei einem schicken T-Shirt schwach. Alle sind wir zufrieden und schlendern langsam zurück zum Hotel. Genau rechtzeitig, da Regen aufzieht und es schon tröpfelt. Massen von Menschen ziehen immer noch durch die Straßen. Wahnsinn. Im Hotel angekommen kochen ich erstmal für alle einen schönen türkischen Mokka. Da die Kanne ziemlich klein ist und sie direkt auf den Herd gestellt wird, geht natürlich viel Wärme verloren und es sollte nicht überkochen, da sonst alles auf die heiße Platte geht. Aber es kommt, wie es kommen muss, weil ich nochmal schnell zur Toilette muss, kocht das Ding tatsächlich über. Aber alles gut, Dennis kommt um rechtzeitig abzustellen und unser erster türkischer Mokka, alla Uwe ist perfekt. Den genießen wir dann auf dem Balkon während wir unseren teuer erstandenen Postkarten an die Lieben daheim schreiben.
Den Abschluss des letzten Abends bildet unser Besuch in der Kneipe, in der wir schon am ersten Abend waren. Auch die „glasses Family“ ist wieder mit von der Partie und es wird sich herzlich begrüßt, natürlich auch mit unserem Wirt. Dennis und Martin lassen sich heute Abend eine Besonderheit der Küche kredenzen. In einem Tonkrug wird Fleisch und Gemüse über dem offenen Feuer gekocht. Am Tisch wird der Tonkrug unter großem Brimborium geköpft und auf die Teller verteilt. Sieht sehr lecker aus und den beiden hat es auch geschmeckt. Dazu gibt Reis Pommes und Brot. Ich lasse mir ein Hühnchen Pfanne schmecken, die auch sehr lecker ist. Viel zu schnell geht der Abend vorbei und wir verabschieden uns von unserem netten Wirt und laufen rüber zum Hotel um unsere letzte Nacht in Istanbul im Bett zu erleben. Gute Nacht!

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Tag 8: Istanbul

Angenehm früh, gegen 8.30 Uhr frühstücken wir schon bei unserer netten Russin. Unser Frühstücksraum befindet sich in der 5 Etage in einem schönen Wintergarten mit Blick auf das Marmarameer. Kurz vor zehn Uhr wollen wir uns aufmachen, die Hagia Sophia zu besichtigen. Heute sitzt eine äußerst attraktive junge Türkin am Empfang unseres Hotels und weist uns mit ihrem freundlichen Lächeln darauf hin, dass wir heute leider das Zimmer wechseln müssen. Wir müssen unsere Rucksäcke packen und ziehen vom 4. Stock in dem einen Haus in den 6. Stock des anderen Hauses. Leider ist der Raum noch nicht fertig und wir stellen unsere Rucksäcke derweil an der Rezeption ab. Auf zur Hagia Sophia. Da Dennis ein wenig erkältet ist, suchen wir auf dem Weg eine Apotheke um seine Symptome einfach zu beseitigen. Am besten eignet sich dafür Aspirin komplex. Leider kommen wir an keiner Apotheke vorbei und so muss Dennis noch ein wenig aushalten. Wir kommen zur Hagia Sophia und die Schlange vor dem offiziellen Eingang ist bereits 100 m lang. Ein älteres hutzeliges Männlein mit lustiger Brille und listigen Augen spricht uns an, ob wir nicht eine Führung möchten. 30 € und wir wären dabei und müssten nicht an der Schlange anstehen. „Wenn wir kulturinteressiert wären, müssten wir die Tour mit ihm machen, wenn nicht dann halt nicht“ damit will er uns natürlich locken und wir fallen herein. Aber er gibt sich große Mühe uns alles zu erklären und unsere wenigen Fragen zum Thema zu beantworten. Unser Geld ist gut angelegt. Zunächst setzen wir uns in ein kleines Kaffee vor der Hagia Sophia und er erklärt uns anschaulich die Geschichte, von Ihrer Zeit als Gotteskirche bis hin zur Umwidmung in eine Moschee und schließlich als Museum. Viele interessante Dinge lernen wir. Anschließend gehen wir in das Gebäude und er geht auf die Baulichen Aspekte ein. Mit einer unnachahmlichen Art fesselt er uns an seine Erklärungen.  Er greift meist Einzelne von uns an die Schulter und fragt, verstanden? Oder er treibt uns durch die Menge. Damit wir nicht soviel „Religionssalat im Kopf haben“ erklärt er die Architektur im Gebäude auch erst in der kirchlichen Zeit und danach sauber getrennt auch in der islamischen Zeit.  Alles in allem eine tolle Führung.
Anschließend suchen wir eine Apotheke für Dennis. Gerüstet mit Aspirin komplex geht es ihm langsam etwas besser. Nun wollen wir endlich nach Galata fahren, dafür müssen wir auf die andere Seite des Golden Horns, ein Seitenarm des Marmarameeres. Wir entschließen uns für die moderne Straßenbahn als bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Hier kann es uns nicht passieren, dass wir beim Schwarzfahren erwischt werden. Um an die Haltestelle zu kommen, muss man durch eine Schranke und seine Fahrkarte (ein kleine Plastechip) dafür in einen Schlitz werfen. An jeder Haltestelle gibt es Automaten dafür. Eine Menge kleiner Kinder tummeln sich ringsum die Automaten und versuchen den Touristen zu zeigen, wie es funktioniert. Natürlich nur für ein kleines Trinkgeld. Ab und an kommt ein Aufseher, der Straßenbahn und scheucht die Kinder weg. Wir kaufen unsere Chips und gehen in den Haltestellenbereich. Nicht lange und eine der topmodernen Straßenbahnen fährt ein. Die Bahn schlängelt sich durch die Altstadt von Istanbul und überquert das goldene Horn. Eindeutiger Vorteil gegenüber Taxis ist, dass wir nicht im Stau stehen sondern an allen Autos vorbeifahren und in Istanbul gibt es viel Stau. In Galata steigen wir aus und laufen erst einmal in die falsche Richtung. Der Autoverkehr ist wirklich Wahnsinn. Auch auf Fußgänger wird wenig Rücksicht genommen.
Bei den kleinen Läden ändert sich etwas. Hier fällt auf, das fast jeder Laden Haushaltswaren und Baubedarf anbietet, während es in unserem Viertel eher Schuhe und Kleidung gibt. Anscheinend sind in jedem Stadtteil verschiedene Gewerke angesiedelt. Sehr interessant. Auf der Straße steht ein junger Mann mit einer blauen Karre und verkauft für einen Lire frisch gepressten Granatapfelsaft. Wir bestellen drei und schauen ihm bei der Arbeit zu. Zuerst die „Äpfel“ in zwei Hälften teilen, die dann ab in die Saftpresse und auspressen. Es spritzt ganz schön und Granatapfelsaft geht nicht so leicht aus den Klamotten raus, also Abstand halten. 3 min später haben wir jeder einen Becher mit dem süßsauren aber sehr leckeren Saft in der Hand. Eine richtige Vitaminbombe, die hungrig macht. Also ab an den nächsten Imbiss. Kleine Kunststoffhocker und Tischchen laden zum Verweilen ein. Bei uns wäre in so einem Imbiss Selbstbedienung. Hier erledigt das ein 16jähriger Junge. Er nimmt unsere Bestellung auf und bringt uns wenig später eine leckere Teigrolle mit unbekanntem Inhalt der sehr lecker nach Hühnchen und Gemüse schmeckt. So gestärkt, wagen wir den Aufstieg in Richtung Galataturm. Es geht steil eine kleine Gasse hinauf. Über eine kleine Treppe mit herrlichem Ausblick auf das goldene Horn erreichen wir den Turm, den wir aber nur von außen betrachten und fotografieren. Irgendwo hier fährt laut Reiseführer eine alte Straßenbahn durch die Fußgängerzone. Wenig später finden wir auch die Schienen und eine Haltestelle. Diesmal gibt es keine Chips zu kaufen sondern eine Fahrkarte, ähnlich wie bei uns die Vierfahrtenkarte, nur für drei Fahrten gedacht. Die kaufen wir und wenig später kommt auch die alte Bimmel angeklingelt. Wir sind direkt an der Endstelle und so müssen der Schaffner und er Fahrer auch von einem Ende der Bahn zum anderen gehen und den Fahrhebel mitnehmen und umstecken. Auch der Stromabnehmer wird gedreht. Sieht toll aus.
Wir steigen zügig ein, denn viele Leute wollen mit der Bimmelbahn fahren, nicht nur Touristen, auch Einheimische. Unsere Tickets werden am hochmodernen Kartenleser entwertet und wir können gerade noch einen Sitzplatz ergattern. Bald schon rumpelt die Bahn los. Herrlich, wenn wir raus schauen sehen wir nur Massen von Menschen und Autos, aber die Bimmel bahnt sich immer wieder laut klingend ihren Weg durch die Massen und es geht auch alles gut. Wahnsinn. Bis zum Taksimplatz, unserem Ziel sind es 20 min Fahrt. Einige Haltestellen werden angesteuert. Da die Strecke eingleisig ist, warten wir auf einem kurzen zweigleisigen Stück einige Zeit auf die Gegenbimmel. Am Taksimplatz ist nicht weniger los. Jedem von uns sind ja noch die Bilder aus dem Fernsehen bekannt, als hier noch andere Aktivitäten vor gar nicht langer Zeit waren.
Der ganze Platz ist übersät von Wimpelketten mit türkischen Fahnen. Eine riesige Flagge flattert im Wind und natürlich sind auch hier Menschenmassen unterwegs. Der Taksimplatz ist ein zentraler Platz in Istanbul, von dem aus viele Hauptstraßen abgehen und an dem Sehr viele Buslinien enden bzw. beginnen. Aber in dem großen Park selbst merkt man nichts von dem Großstadtgewimmel. Auch der Verkehrslärm wird leiser und es sind deutlich weniger Menschen unterwegs. Eine richtige Oase der Ruhe. Die genießen wir, indem wir uns einen türkischen Tee kaufen und uns auf einer Parkbank niederlassen. Jeder hängt ein bisschen seinen Gedanken nach und genießt die Ruhe.
Wir schießen noch einige tolle Bilder vom Platz  und machen uns dann auf Richtung Bosporus. Wir wollen noch nach Asien mit einer der Zahlreichen Fähren. Wir  diskutieren kurz, ob wir es mit einem der vielen Dolmusche probieren wollen, finden aber keins und greifen auf ein Taxi zurück. Der Fahrer isst gerade einen warmen Maiskolben, bietet aber bereitwillig seine Dienste an. Wir zeigen ihm unser Ziel auf dem Handy, er überlegt sehr schnell und sagt 20 Lire. Uns erscheint der Preis angemessen und so geht’s los. Als wir zufällig am deutschen Konsulat vorbeifahren, ist jede Menge los, Polizeiautos, Krankenwagen, ein Fernsehteam auf dem Weg davor und ein Hubschrauber kreist auch in der Luft. Laut Aussage des Taxifahrers wurde wieder gelbes Pulver in der Botschaft gefunden und eventuell sei auch jemand verletzt worden. Wie sich später herausstellte wurde niemand verletzt. Wir quälen uns weiter durch den Großstadtdschungel, immer im Schritttempo. Zu Fuß wären wir nicht viel langsamer gewesen. Wir erreichen den Fährhafen und zahlen unser Geld. Schnell finden wir eine Fähre über den Bosporus. Viele Pendler sind um diese Zeit mit uns unterwegs. Es wird auch langsam frisch und Martin und ich sind nur im T-Shirt unterwegs. Dennis hat seine Weste an, aber die Arme werden auch ihm langsam kalt.
15 min dauert die Überfahrt etwa. Einem deutschen TÜV würden die Boote nicht standhalten. So gut in Schuss, ist aber der Ein- und Ausstieg eine Katastrophe. Man springt fast über Reifen auf das rutschige Deck. Aber niemand stört sich hier daran und es gibt auch keine Verletzten.
Nun also machen wir unsere ersten Schritte auf dem unbekannten Kontinent. Sieht natürlich alles aus, wie in Europa, ist aber trotzdem ein cooles Gefühl.  Ich mache nun schon an meinen dritten Kontinent einen Haken dran! 🙂
Wir suchen uns ein schönes Café mit Blick auf den Bosporus und die europäische Seite und genießen einen echten türkischen Kaffee.
So langsam neigt sich der Tag dem Ende und wir müssen noch zurück ins Hotel. Unser Plan mit dem Taxi von Asien aus über die großer Bosporus Brücke zu fahren misslingt leider. Das einzige Taxi was wir bekommen könnten lehnt ab uns darüber zu fahren. Also geht es mit der Fähre wieder zurück über den Bosporus. Auf der anderen Seite stehen genügend Taxen und wir steigen ein. Ein schon etwas älterer Taxifahrer erkennt die Adresse auf meinem Telefon und guckt sich die Karte darauf auch an. Los geht’s der Verkehr ist gefühlt etwas weniger geworden aber immer noch extrem dicht. Die Fahrweise ist mit unserer absolut nicht vergleichbar. Selbst hier als Drängler, Lückenspringer und rücksichtslos geltende Fahrer sind gegen die Istanbuler wahre Engel. Jede Lücke, ob vorhanden oder nicht, wird genutzt. Notfalls wechselt man die Spur auch ohne Lücke und fährt einfach rüber. Irgendeiner wird schon bremsen. Hupen auf jeden fall. Auch unsere Fahrer macht da keinen Unterschied. Oft hupend, immer wild gestikulierend fahren wir durch den Abend. Unser Auto, ein Fiat, hat bereits 550.000 km auf der Uhr stehen. Die Rücksitzbank, auf der meine Reisegefährten Platz genommen haben, scheint mal erneuert worden zu sein. Es fühlt sich aber eher an, wie ein mit Stoff bespanntes Brett. Auch Gurte sind nach der Renovierung offensichtlich nicht mehr vorgesehen. Wir fahren wieder über das goldene Horn, biegen aber danach in die falsche Richtung. Hat der Fahrer meine Adresse nicht gelesen? Habe ich etwas Falsches gezeigt? Langsam werden wir unruhig. Nach weiteren 5 min. hält der Fahrer und fragt einen Passanten nach dem Weg. Offensichtlich weiß er auch nicht weiter. Kurz entschlossen schalte ich mein Navi ein und lotse den Fahrer so zu unserem Hotel. Wahnsinn. Am Ende bezahlen wir 23 Lire. Also wird deutlich, dass uns der erste Taxifahrer heut auch schon einmal überlistet hat. Na Wahrscheinlich ist das überall so auf der Welt, mit den Taxifahren.
Wieder zurück, machen wir uns fertig für den Abend. Wir sind ziemlich k.o. und suchen uns etwas in der Nähe. Ein Lokal gar nicht weit weg bietet sich an. Das Essen ist aber nicht so gut, wie wir es bereits gewöhnt sind. Alles ist nur lauwarm und meine typisch Türkischen Ravioli  sind einfache Nudeln, wie gesagt lauwarm, mit einen ordentlichen Portion Creme fraiche oben drauf. Das war’s. Auf ins Hotel und ins Bett. Gute Nacht!

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Tag 7: Istanbul

Nach der Dusche überlegen wir, was wir tun. Wir könnten Schlaf nachholen oder frühstücken gehen und dann so zeitig wie niemand auf dem Basar erscheinen. Wir entscheiden uns natürlich für letzteres. Das Frühstück wird von einem kleinen alten Mütterlein, russischer Herkunft serviert. Alles typisch türkisch.  Blätterteig im verschiedensten Variationen süß oder deftig. Nach dem Frühstück begeben wir uns Richtung Basar. Da wir in der Altstadt wohnen, sind die wichtigsten Highlights, auch der Basar, fußweit zu erreichen. Mittlerweile ist auch die gesamte Stadt zum Leben erwacht und die Straßen füllen sich zunehmend.  Auch der Basar ist schon gut besucht aber die Händler sind noch nicht so richtig in Lockstimmung. Die meisten sind mit Tee trinken beschäftigt. An einem kleinen Imbiss lassen wir uns einen typisch orientalischen Tee kredenzen. Weiter geht unser Marsch in Richtung Gewürzmarkt. Der ist etwas kleiner als der große Basar aber nicht weniger schön. Die unterschiedlichsten Gewürze sind zu kleinen Pyramiden aufgehäuft. Es duftet an allen Ecken nach orientalischen Gewürzen. Seifen werden angeboten und Tücher und die verschiedensten Kaffee Utensilien aber hauptsächlich eben Gewürze. Die meisten Händler scheinen schon an der Nasenspitze zu erkennen, aus welchem Land wir kommen und sprechen uns meist auf Deutsch an. An einem Gewürzstand spricht uns eine gut aussehende Türkin auf Deutsch an, ob wir Nicht mal ihre Pistazien probieren wollen. Die sind lecker mit Sesam und Honig umhüllt. Die gute Dame will uns aber noch auf einen Tee einladen und uns einen tollen Energy-Tee präsentieren. Wir lehnen dankend, versprechen aber, wiederzukommen.
Eigentlich ist die ganze Altstadt ein riesiger Basar. Nicht überdacht wie der Eigentliche aber ein Laden am anderen und zwischendurch immer wieder Fliegende Händler die Süßes und Herzhaftes anbieten. An jeder Ecke ein Kebab Stand. Es duftet herrlich nach gebratenen Fleisch. Oder die leckeren süßen Sachen. Wir entdecken ein Kaffeehaus, aus dem der typische türkische Mokka verkauft wird. Es riecht herrlich nach frisch gemahlenem Kaffee. In den Schaufenstern verpacken junge Türken den Kaffee in kleine Pakete, die dann zum Verkauf angeboten werden. Natürlich kaufen wir auch ein Päckchen.  Während ich in der Schlange stehe, kommt Martin mit einem Gewürzhändler ins Gespräch. Er zeigt, wo man einen türkischen Kaffee trinken kann. Wenig später genießen wir in dem Café besagten Mokka und dazu zuckersüße Baklawa in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, mal mit Pistazien, mal mit Walnüssen. Alles sehr süß und lecker. Von den kleinen Häppchen haben wir Appetit bekommen auf etwas deftiges. Nicht weit entfernt entdecken wir eine kleine Gastwirtschaft in der wir im Zweiten Stock guten Kebab genießen kann und schön das Treiben auf der Straße unter uns beobachten können. Es gibt Kebab. Eine art Gehacktes aus Lammfleisch, das am spieß gebraten wurde. Dazu Reis und eine leckere scharfe Soße. Unten auf der Straße wird das Treiben immer bunter. Wir beobachten gegenüber einen Kebabstand. Ein älterer Mann brät über offenem Feuer auf der Straße Fleischspieße, wenn sie gar sind, werden kleine scheiben davon abgeschnitten und kleingehackt und mit verschiedenen Gemüsen vermischt und immer wieder gehackt. Am Ende wird alles in einen Fladen gerollt und verkauft. Sieht lecker aus. Fliegende Händler tummeln sich auch auf der Straße. Einer verkauft Elektroschocker und blitzt mit so einem Gerät die ganze Zeit durch die Gegend. Wir sitzen zum Glück sicher. Nach dem Essen schlendern wir gemütlich zurück ins Hotel. Es ist schon 14 uhr und wir freuen uns auf eine Mütze voll Schlaf. Im Hotel werden wir freundlich vom Portier begrüßt. Er scheint den Kaffee zu riechen und meint, wir haben den besten Kaffee der Welt gekauft. Wenn wir noch einen Türkischen Kaffeekessel kaufen, möchte er uns beibringen, wie man echten türkischen Kaffee kocht.

Wir gehen ins Bett und strecken uns zu einem ausgedehnten Nachmittagsschlaf aus.Gegen 18 uhr werden wir wach. Wir machen Pläne für den Abend, wollen nach Galata und uns ins Nachtleben stürzen. Nach der Dusche ist es schon 19.30 uhr als wir loslaufen. Keine 100 m vom Hotel entfernt ist eine schöne Kneipe. Local Café. Ein freundlicher Wirt begrüßt uns begeisternd und stellt uns seinen Gästen vor. Seine „glasses Family“, 3 bebrillte Pärchen aus Deutschland. Überhaupt sitzen fast ausschließlich deutsche Touristen in dem Lokal. Wir genießen trotzdem auf der Terasse in der ersten Etage unser Abendessen. Ich lasse mir die Lammkottelets schmecken. Äußert lecker. Nach einem Raki beschließen wir, nun doch nicht mehr nach Galata zu fahren sondern den Abend hier gemütlich ausklingen zu lassen. Schon wieder ziemlich müde, fallen wir irgendwann in unsere Betten. Gute Nacht!

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Tag 6: Bukarest und Busfahrt nach Istanbul

Der sechste Tag unserer Reise beginnt etwas diesig. Aber es sieht nicht nach Regen aus, eher nach einem Sonnentag, der sich erst noch entwickeln muss. Nach dem Frühstück fragen wir an der Rezeption, wann wir denn das Zimmer räumen müssen. Bis zwölf müssen wir draußen sein. Unser plan war eigentlich, gegen 14 Uhr das Hotel zu verlassen, Proviant zu kaufen und dann direkt zum Bus zu fahren, der 16 Uhr abfahren sollte. Also umdisponieren. Wir genießen jeder noch einmal ein Schaumbad mit Blubberbläschen und lassen pünktlich um12 Uhr unsere Rucksäcke an der Rezeption einschließen. Die U-Bahn bringt uns zügig in die Stadt. Wir wollen Postkarten kaufen und einen Happen essen. Beides gelingt super. Während wir beim Italiener auf eine Pizza Diavolo warten, schreibe ich schnell 2 Karten an die Lieben daheim. Anschließend geht es zügig zurück zum Hotel. Kurzer Stopp am Supermarkt. Knackwürste, Brötchen und Wasser für die Fahrt landen im Einkaufswagen. Im Hotel nehmen wir unsere Rucksäcke in Empfang und gehen nochmal für kleine Jungs. An der Rezeption lassen wir uns auch gleich ein Taxi kommen. Schnell bringt uns der junge Fahrer zum Bus. Wir steigen an einer Filiale von Star Tourism aus und in der Einfahrt steht tatsächlich ein schicker und relativ neuer Mercedes Bus. Wir gehen erstmal in die Filiale, müssen unsere Tickets und Pässe abgeben und können draußen warten. Es dauert bestimmt 20 min. Während wir draußen rumlungern. Wir legen unsere Rucksäcke schon in den Kofferraum. Irgendwann kommt die Frau gibt uns andere Tickets und die Ausweise und wir können einsteigen. Der Bus ist vielleicht halb voll mit unterschiedlichen Menschen. junge, ältere, schicke, etwas abgerissene, so richtige Touris wie wir sind eigentlich nur noch drei Brasilianerinnen. Die junge Frau mit unseren Fahrkarten fährt auch mit dazu 3 Busfahrer, und ein junger tätowierter Mann der so bisschen Mädchen für alles ist aber auch irgendwie keine richtige Aufgabe hat. Elena so heißt die junge Frau ist vielleicht 25, hat ein bisschen Haare auf den Zähnen und wirkt reserviert. Aber sie kommt immer mit Getränken rum und fragt, wer was braucht. Nett. Bis zur bulgarischen Grenze geht es zügig voran und gegen 18 Uhr sind wir schon da. Das sich unser Busfahrer dafür auf der Gegenspur mit anderen Autos bestimmt um 30 PKW Längen vorgedrängelt hat, muss hier auch erwähnt werden. Die Toiletten im Bus sind zwar defekt, oder der Fahrer hat einfach keine Lust zu putzen, Martin und ich wagen es aber trotzdem, ein Bier zu öffnen. Nach 5 Min kommt der junge Tätowierte und weist uns darauf hin, dass wir nicht an der Grenze trinken dürfen. Panisch verstecken wir die offenen Dosen vor uns im Gepäcknetz.  Zunächst kommt ein rumänischer Grenzer, etwas später steigt ein bulgarischer Grenzer ein. Es werden Formulare ausgeteilt, für uns in deutscher Sprache. Auf denen müssen wir angeben, wieviel wir an Bargeld mit uns führen. Ich frage nach, ob ich das auch bei kleinen Beträgen tun soll, ja ich muss mit Cent angeben, lastet seine Antwort.
Toll, bei mir schlagen also 5,92€ zu Buche. Bei den anderen beiden ist es etwas mehr. Da wir nur einen Stift haben, will ich noch schnell einen Kugelschreiber aus meinem Beutel ziehen, der ist in Martins Netz neben der offenen Dose. Als ich ihn rausziehe, kommt auch die Bierdose mit und ergießt ihren Inhalt über den Boden. Oh nein und das ausgerechnet an der Grenze. Panik steigt in mir auf. Das Bier läuft unter dem Sitz auch noch an die Tasche des Vordermannes, na der wird sich auch freuen.  In der Zwischenzeit  werden die Formulare wieder eingesammelt. Der bulgarische Grenzer checkt noch  die Pässe und wir wollen schon aufatmen.  Aber der Bus biegt nicht auf die Autobahn sondern in eine riesige schmutzige Zollgarage ab. Hinter uns schließt sich ein riesiges Rolltor und wir stehen im Dunkeln.
…Natürlich nicht ganz im Dunkeln, eine trübe Deckenlampe taucht die Garage in diffuses Licht. Wir müssen alle den Bus verlassen und warten. Unser Vordermann ist ganz schön wütend auf uns ob seines tropfenden Rucksacks. Wir entschuldigen uns artig aber er beschwert sich trotzdem bei Elena. Wir fallen auf. In der Zwischenzeit müssen alle ihr Gepäck nehmen und auf ein altes, schmutzig aussehendes Band legen das durch ein ebenso alt aussehendes Röntgengerät fährt.
Auf der anderen Seite muss es wieder entgegengenommen und auf eine Palette gestellt werden. An einem klapprigen Tisch stehen 3 Grenzer und prüfen die Formulare. Geld wird gezählt, viel Geld. Die Hälfte von den Insassen hat dicke Geldbündel bei sich. Euro wohlgemerkt. Jetzt werden auch die Formulare wieder zurückgegeben. Wir müssen sie selbst abgeben. Kurz spielen wir mit dem Gedanken noch etwas nachzutragen, was wir vergessen haben. Wissen aber nicht wie viele von den Durchschlägen der Formulare zwischenzeitlich entfernt wurden. Also lassen wir es. Als ich drankomme mit meinen 5,92 € guckt mich der Typ ungläubig an und ich muss meine Geldbörse öffnen. Danach lacht er und jagt mich weg. Wir warten alle zusammengedrängt in der Ecke bis alle Geldangelegenheiten geklärt sind und die Grenzer zweimal durch den gesamten Bus gegangen sind und alles ausgeleuchtet haben. Bestimmt haben sie meine Bierdose schon entdeckt und werden uns gleich verhaften. Aber nichts passiert und wir dürfen wieder in den Bus steigen. Das Rolltor öffnet sich wieder und wir werden in die Freiheit entlassen. Aber los geht es trotzdem noch nicht. Wir warten noch eine geschlagene Stunde, bis es endlich weiter geht.
Vollkommen im Dunkeln fahren wir nun durch Bulgarien. Nach 20 min hält der Bus an und es ist eine Rast angesagt. Hatten wir nicht gerade schon ewig an der Grenze gestanden? Aber die Leute vom Bus bringt nichts aus der Ruhe. Der Busfahrer und der Gaststättenbesitzer kennen sich offensichtlich. Sie umarmen sich und küssen sich auf die Wange. Dann gehen sie in sein Restaurant und essen Abendbrot. Wahnsinn. Wir vertreiben uns die Zeit mit Obstkauf und Toilettengängen. Weiter geht’s. Jetzt ist auf einmal Party Stimmung im Bus. Die Musik wird aufgedreht und Elena tanzt mit den Brasilianerinnen. Alle singen mit bei aktuellen Charthits. Wir wollen einfach nur schlafen. Achja kurz nach der Grenze kam Elena noch zu uns und belehrte uns, das im Bus Alkoholverbot herrscht.
Weiter geht’s auf der Bundesstraße durch Bulgarien. Die Busfahrer haben gewechselt. Wo der erste noch relativ gesittet gefahren ist, gibt der zweite Alles. Lieber nicht nach vorn schauen. Als ich es doch einmal wage, überholen wir gerade einen Lkw kurz vor einer scharfen Rechtskurve mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 km/h! Als wir gerade wieder einscheren wollen kommt ein Lkw entgegen, wild hupend. Wir schaffen es gerade so. Dann lieber doch versuchen zu schlafen. Wir haben zwar jeder 2 Sessel im Bus aber ausstrecken ist nicht drin. Schlimm ist auch noch, dass im hinteren Abteil auch noch geraucht werden darf. Und das nicht zu knapp. Selbst mir ist das unangenehm und verursacht leichten Kopfschmerz. Mehrmals halten wir noch an bis zur türkischen Grenze, die wir dann gegen ein Uhr erreichen. Wie gerädert schälen wir uns aus unseren Sitzen. Elena kommt vorbei und fragt ob wir für sie jeder eine Flasche Raki in die Türkei mitnehmen können. Wir sagen ja mit einem mulmigen Gefühl. Auf bulgarischer Seite geht die Kontrolle diesmal schnell. Zwischen den Ländern können alle nochmal in den duty free Shop oder zur Toilette. Wir wählen letzteres. An der türkischen Grenze müssen wieder alle raus und erstmal ihre Ausweise zeigen. Dann warten wir lange während die Grenzer den Bus durchsuchen. Unser Gepäck müssen wir wieder durchleuchten lassen. Insgesamt dauert die ganze Prozedur wieder eine gute Stunde. Seltsam, dass nur unser Bus kontrolliert wird. Erst die viele Kohle, dann scheinen sich alle zu kennen und dann noch die Sache mit dem Schnaps. Sieht alles nach organisierter Kriminalität aus. Endlich sind wir in der Türkei und jetzt geht es auf gut ausgebauten Autobahnen in Richtung Istanbul. Aber 20 min später ist schon wieder so eine unverständliche Rast und wir werden gefragt ob wir suppe wollen. Natürlich nicht, wir wollen schlafen. Endlich kehrt Ruhe ein. Der Bus ist dunkel der Motor steht die Türen sind zu und kein Geräusch ist zu hören. Herrlich. Ich schlafe auch direkt ein und werde erst kurz vor 5 wieder wach, als wir durch die Vororte von Istanbul rollen. Langsam erwacht auch der Rest des Busses und Elena geht rum und sammelt den Schnaps ein. Im Übrigen müssen es mehrere Kisten sein, denn nicht nur wir haben Schnaps geschmuggelt, alle. Bei einigen sammelt sie auch noch Geldbündel ein. Das wird mir zu konfus, ich will nur noch hier raus.
Kurze Zeit später erreichen wir unseren Zielpunkt mitten in der Altstadt. Wir nehmen unsere Rucksäcke und machen uns auf die Suche nach dem Hotel.  Da wir erst die kommende Nacht gebucht haben, wollen wir fragen, ob es möglich ist, schon eher unser Zimmer zu beziehen. Zum Glück habe ich unser Hotel im Handy gespeichert uns so können wir bequem navigieren. Durch die noch schlafende Stadt. Wir haben ungefähr 1000 m Fußmarsch vor uns. Langsam erwacht die Stadt, die hier manchmal ziemlich gruselig aussieht. Erste kleine LKW kurven durch die engen Gassen. Ein Zeitungsausträger auf einem altersschwachen Motorrad fährt durch die Gegend. Ein fliegender Bäcker baut seinen Bäckerwagen mit frisch duftenden Köstlichkeiten auf.
Auf den ersten Blick erkennen wir unser Hotel gar nicht, eingezwängt zwischen zwei Minilädchen sieht man nur ein Büro mit 2 Tischen. Wir klopfen an und ein äußerst müde aussehender Türke lässt uns herein. Trotz Müdigkeit ist er sehr freundlich und versucht uns zu helfen. Wir bekommen ein anderes Zimmer und müssten evtl. Später nochmal  umziehen. Aber egal. Erstmal unser dringendstes Bedürfnis nach einer heißen Dusche verwirklichen.

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Tag 5: Bukarest

Strahlender Sonnenschein kitzelt mich in der Nase. Die Sonne strahlt über der Skyline. Dennis, der diesmal das Einzelzimmer bekommen hat, steht schon angezogen da. Wir sind auch schnell fertig und fahren gemeinsam in die 11 Etage zum Frühstück. Es gibt Landestypisches und Internationales. Was auffällt, warme Sachen sind meist nur lauwarm.
Gut gestärkt planen wir unseren Trip. Wir wollen zunächst den Regierungspalast besichtigen, den der Diktator Ceausescu für sich hat errichten lassen. Anschließend evtl. noch zum Triumphbogen und den Platz der Revolution. Also viel Geschichte heute. Dazu nutzen wir  die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir wollen mit der U-Bahn in die Stadt fahren. Eine Haltestelle befindet sich ganz in der Nähe unseres Hotels. Überraschend sauber erwartet uns der Untergrund. An einem Automaten wollen uns Tickets ziehen. Leider gibt er kein Wechselgeld also fragen wir einen der unfreundlich drein blickenden Security-Mitarbeiter. Sein erster Hinweis ist erstmal, dass wir nicht in der U-Bahn fotografieren dürfen. Nicht die Bahn und vor allem nicht den Fahrkartenautomaten. Ok er schickt uns an einen Schalter und wir können die Tickets kaufen. Ein sehr moderner endloslanger, durchgängiger U-Bahnzug, der sich wie eine Schlange durch den Untergrund schlängelt, fährt uns die 2 Haltestellen bis zum Palast.
Als wir aussteigen sehen wir schon den Palast der wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt, aber auf keinen Fall wie 1989 dem Jahr seiner Fertigstellung. Der Palast ist von einer Mauer umgeben. Da wir alle Seiten sehen wollen, laufen wir einmal drum herum. Vis a vis dem Palast erheben sich neostalinistische Protzbauten über die Straßenzüge. Die Straße davor ist achtspurig. Im Kleinen findet man solche Bauten auch in Leipzig. Das Ring-Café ist so ein Gebäude, das aber von Höhe und Pomp nicht an diese Bauten heranreicht. Unser Fußmarsch rings um das Gebäude dauert länger als gedacht. Insgesamt laufen wir 3 km, bis wir wieder am Eingang sind. Perfekt geplant erwischen wir noch eine Führung durch den Palast, die 5 Min später auch beginnt. Ausweisabnahme, Handgepäckdurchleuchtung und der Gang durch das Durchleuchtungstor sind obligatorisch. Wir gehen durch den Palast und erfahren einige interessante Details. In den 5 Jahren Bauzeit musste das Volk für seinen Palast teilweise hungern. Alle Materialien sollten aus Rumänien kommen. Auf der Baustelle haben rund um die Uhr in 3 Schichten 20.000 Menschen gearbeitet und 15.000 Soldaten der Armee. Im ganzen Land waren bis zu 1,5 Mio. Menschen mit der Zulieferung beschäftigt. In einigen Jahren beliefen sich die Baukosten auf 40% des Bruttoinlandsprodukts. All das kann man sehen. Der Palast besteht innen aus so viel Marmor, wie ich noch nie gesehen habe. Die Kronleuchter sind mit Kristallen bestückt.  Wertvolle Verzierungen und Schnitzkunst verschönern die Wände. In der Empfangshalle, wo der Diktator seine Gäste empfangen wollte, gibt es zwei Treppen, eine für ihn und eine eigene extra für seine Frau. Seine musste mehrmals abgerissen werden? Weil der kleine Mann nicht zufrieden war. Der größte Saal im Gebäude hat eine Fläche von 1000m² und ist 18 m hoch. Wahnsinn.
Nach der Besichtigung laufen wir den Universitätsboulevard entlang. Eine breite Prachtstraße, mit Springbrunnen in der Mitte gesäumt von Alleen auf beiden Seiten. Wir entdecken ein kleines Restaurant und trinken einen Kaffee und essen dazu ein Stück leckeren Quarkkuchen. Im Hintergrund thront der riesige Palast.
Nach einer kleinen Weile machen wir den Plan für den Nachmittag fest. Spazieren zum Platz der Revolution und eventuell von da aus weiter zum Triumphbogen. Gesagt getan. 2 km sind es ungefähr bis zum Platz der Revolution. Zunächst schlendern wir noch etwas über den Boulevard. Durch das Leipziger Viertel müssen wir und dann immer weiter nach Norden. Immer wieder die gleichen Bilder schöne Häuser wechseln sich mit Ruinen ab. Die Verlegung der Elektrokabel von Haus zu Haus kann man abenteuerlich nennen. Auf jeden Fall sieht es gefährlich aus. In Augenhöhe schauen dann schon mal blanke Kabel aus der Laterne.
Am Platz der Revolution hielt der Diktator seine letzte Rede, bevor das Volk gegen ihn aufbegehrte und es zur blutigen Revolution kam und er mit seiner Frau im Hubschrauber fliehen musste.
Mehrere Mahnmale stehen auf dem Platz der ansonsten gerade saniert wird.
Weiter geht es zu Fuß durch ein ruhigeres Stadtviertel in Richtung Triumphboge. Da es bis dahin aber noch 6 km sind fahren wir mit einem Bus. Brechend voll, quetschen wir uns vorn beim Fahrer mit hinein. Leider kann man auch bei ihm keine Tickets erwerben. Der Bus ist zwar brechend voll und die Leute stehen dicht gedrängt und trotzdem zieht ein etwas untersetzter, älterer Herr einen Ausweis aus der Tasche und beginnt, die Fahrgäste zu kontrollieren. Er ist nur wenige Meter entfernt. Vielleicht schaffen wir es ja, ihn zu ignorieren und an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Doch es kommt, wie es kommen muss. Er spricht mich an. Dennis zeigt noch geistesgegenwärtig seinen U-Bahn Fahrschein aber auch der nützt uns natürlich nicht das Geringste. Wir sind entlarvt. Erst will er unseren Ausweis sehen, den wir leider nicht dabei haben und dann ruft er seinen 2 Begleiterinnen im Bus etwas zu und wir steigen alle an der nächsten Haltestelle aus. Wir müssen 50 Lei Strafe bezahlen und eine Person darf mit diesem Fahrschein weiter fahren. In Bukarest gibt es an fast jeder Haltestelle ein Verkaufshäuschen für Fahrkarten und die müssen zwingend vorher gekauft werden. Am nächsten Stand fragen wir nach, was es kostet. Wir müssten 25 Lei (ca6 €) pro Person bezahlen. Das ist deutlich teurer, als ein Taxi zu nehmen, als beschließen wir Letzteres und laufen erstmal ein Stück zu Fuß. Ein riesiger Kreisverkehr mit hunderten von Autos ist einfach gigantisch. Im ersten Moment stehen Massen an der Ampel. 2 min später ist alles leer gefegt und nach 5 Min wiederholt sich der ganze Spaß. Der Verkehr in Berlin wirkt geradezu lächerlich gegen das hier.
Wir laufen noch ein Stück und versuchen dann ein Taxi anzuhalten. Ein kleines grünes Lämpchen auf dem Dach neben dem Taxischild weist auf ein freies Taxi hin. Auf der anderen Seite gibt es ein rotes Lämpchen, wenn besetzt ist. Leider sind die Lämpchen für rot grün schwache schwer unterscheidbar und manche Taxifahrer haben auch ihr Schild verkehrt herum montiert, so dass auch die Seiten wechseln. Also überlasse ich die Auswahl Dennis und Martin. Das erste freie Taxi, welches nach 5 Min anhält, will uns nach Angabe unseres Zieles gar nicht mitnehmen. Der ältere Herr gibt einfach Gas und braust davon. Weitere 10 min später hält ein deutlich jüngerer Taxifahrer und der nimmt uns schließlich mit. Zum Triumphbogen ist es nicht mehr weit aber der Berufsverkehr macht uns zu schaffen. Als wir den Triumphbogen von weitem sehen fällt uns auf, dass wir nur eine riesige Fotowand sehen. Der Bogen ist komplett eingerüstet und wird saniert. Schade denn wir waren auch noch zur richtigen Zeit für Fotografen hier, nämlich genau zur blauen Stunde. Wir beschließen kurzfristig, mit dem Taxi einfach weiter, zurück in die Stadt zu fahren und uns ein Restaurant zum Abendessen zu suchen. Der Fahrer setzt uns an der richtigen Stelle ab und wir gehen ins la Mama ein typisches, rumänisches Lokal mit hervorragenden rumänischen Speisen. Bei mir gibt’s als Vorspeise eine kleine Hackfleischrolle sehr gut gewürzt und zum Hauptgang Bohnen und Lammkottelets.  Echt lecker das Ganze. So gestärkt laufen wir wieder Richtung Leipziger Viertel. Ein weiterer Tipp von Olivia zum typisch rumänischen ist das Carul cu bere. Ein must have für Touris. Und so ist die Kneipe auch. Eine Mischung aus Hofbräuhaus und bayerischer Bahnhof. Mit soliden Speisen und Getränken. Massenabfertigung. Aber wir bekommen ein nettes Tischchen und genießen den Abend.
Da wir in unserer eigenen Zeitrechnung in den letzten Tagen immer weiter vorgerückt sind, ist es schon halb eins als wir das Taxi zum Hotel besteigen. Auch dessen erste Frage, als wir einsteigen, geht in Richtung netter Frauen. Als er uns am Hotel raus lässt müssen wir kurz schlucken, 50 Lei. Für die gleiche Strecke Haben wir gestern 30 bezahlt. Aber das passt schon, weil es eine Nachtfahrt ist und der Tarif da fast doppelt so teuer. Dennis gibt mir 50 Lei vor und ich reiche sie an den Taxifahrer weiter. Wir quatschen kurz und plötzlich hält der Taxifahrer ein 5 Lei- Schein nach oben und meint, das wir ihn veralbern wollen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich von Dennis einen 5 oder einen 50 lei-Schein erhalten habe. Wenn es aber nur 5 waren, dann muss uns der Straßenbahnkontrolleur falsch rausgegeben haben. Für den gab es einen 100er und vielleicht hat er nur einen 5er zurückgegeben. Wie auch immer, wir können es nicht mehr herausfinden und geben dem Taxifahrer ein paar Euro und er lässt uns gehen. Nun hat der schöne Abend einen faden Beigeschmack.  Aber wir lassen uns nicht die Laune verderben und gehen wieder in unser riesiges Studio mit der tollen Aussicht. Morgen heißt es schon Abschied nehmen und vorher nochmal zu entscheiden, Whirlpool oder Massagestrahl. Also alles gut. Gute Nacht.

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Tag 4: Ankunft in Bukarest

Oh man in diesem Zug habe ich herrlich geschlafen. Das Bett war nicht zu hart. Es gab eine ordentliche Decke und ein sauberes Kissen und die Liege war auch breit genug. Meine zwei Mitreisenden haben wohl nicht so gut geschlafen, was aber nicht an meinem Schnarchen lag.
Der Zug fährt ziemlich langsam und man hört deutlich, dass wir auf uralten Gleisen unterwegs sind. Es fühlt sich an wie früher, als wir mit der Deutschen Reichsbahn verreist sind und es riecht auch immer noch ein bisschen danach. Aber genau das ist der Grund, warum ich diese Reise machen wollte, wegen dem Gefühl, das ich als kleiner Junge immer in der Eisenbahn hatte. Einfach einmalig…
Irgendwann kommt der Schaffner herein, weckt Olivia, unsere rumänische Mitreisende und teilt ihr mit, dass der Zug eine Stunde Verspätung hat. Sie bekommt auch zuerst einen Frühstücksbeutel. Das könnte daran liegen, das sie schon in Braşov austeigen will, was noch 3 Stunden vor Bukarest liegt. Später bekommen auch wir unsere Beutel. Folgendes leckeres Frühstück ist inklusive,
1 Plaste Becher, Kaffeepulver für eine Tasse, ein Päckchen Zucker und, eine Packung Salzstangen. Lecker
Wie sollen wir aber den Kaffee zubereiten? Im Zug gibt es kein Trinkwasser. In unseren Flaschen ist kaltes Wasser. Ich gehe in den Restaurantwagen und frage den Kellner. Der schaut mich ungläubig an und verschwindet in seiner Küche 5 min später kommt er tatsächlich mit einem Glas, sagen wir warmen Wassers, wieder heraus und füllt es in meine Becher. Mit Zucker lässt er sich einigermaßen trinken. Nichts ist wichtiger als ein Kaffee am Morgen. Dennis und Martin gehen später nochmal zum Kellner und kaufen Kaffee. Für 5 € bekommen wir dann 3 Plastebecher mit lauwarmen Instantkaffee.
In Braşov verabschieden wir uns von Olivia. Sie hat jetzt 4 Wochen Heimaturlaub.
Weiter geht die Fahrt auf holprigen Gleisen. Als Dennis und ich vor mittlerweile 4 Jahren schon einmal mit den Motorrädern in Rumänien waren, sind wir auch durch Braşov gefahren und ich kann mich noch gut an die Berge und vor allem die Kurven hinter Braşov erinnern.
Diese Erinnerung kommt, als wir Braşov verlassen haben und durch ein Gebirge stapfen. Herrliche Berge, schöne kleine Dörfchen, man könnte fast denken, man ist in den Alpen unterwegs. Nur hier und da sieht man mal alte, klapprige Kisten, die sich über Buckel Pisten quälen. Ab und zu kommt auch mal eine Roma Siedlung ins Blickfeld, die meist nur aus zusammengeschusterten Brettern bestehen und in denen sich irgendwie besonders viel Müll sammelt. Frauen mit Kopftüchern laufen umher, kleine Kinder springen rum und spielen in dem Müll…
So langsam wird das Land wieder flacher und es ändern sich auch die Dörfer. Nun sieht man diese typischen, kleinen rumänischen Bauernhöfe, meist ein Maisfeld im Vorgarten und einen Nutzgarten hinten dran, aber durchaus auch hier und da schöne Blumen. Die Dächer sind meist aus Stahlblech und man sieht immer sehr viele Flicken. Hier und da ist auch mal ein Pferdefuhrwerk zu sehen.  Man fühlt sich auch hier so ein wenig in die alte Zeit vor 1989 versetzt. Vieles an den Häusern wirkt improvisiert. Auch die Straßen und öffentlichen Einrichtungen sind eher in einem stark gebrauchten Zustand.
Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir den Bahnhof von Bukarest. Wir steigen aus und das erste was mir auffällt, es wirkt wie auf einem türkischen Basar. Alles bunt und voll. An jeder Ecke sprechen uns Leute an und wollen uns ein Taxi anbieten oder andere Sachen. Wir ignorieren erstmal alle Anfragen und Hinweise auch wenn sicher nicht alle schlecht sind und verlassen den Bahnhof. BUKAREST, viele Häuser sind mit Werbeplakaten zugehangen. Dahinter verbergen sich manchmal Ruinen. Es gibt aber auch gepflegte alte Häuser und überall Neubaublöcke. Wir müssen ungefähr 600m zu Fuß zu unserem Hotel laufen. Durch eine kleine Flachbebaute Gegend, die ziemlich runtergekommen aussieht. Überall steht Sperrmüll auf der Straße und die Fußwege sind hoffnungslos zugeparkt. Hier soll unser Hotel sein? Irgendwann sehen wir ein großes Tor und darüber steht auf einem Schild in großen Buchstaben Orchidea Palace, der Name unseres Hotels.  Leider sieht es hinter dem Schild nicht nach Orchideen, geschweige denn nach einem Palast aus. Es ist eher ein abgewracktes Gewerbegebiet auf dem ein paar Ruinen rumstehen und alte Lagerhäuser. Es herrscht reger Staplerverkehr. Im Hintergrund erheben sich drei riesige Türme vorher müssen wir noch eine Schranke mit einer Pförtnerin passieren. Endlich sieht es gepflegter aus. Einer der riesigen Türme erhebt sich vor uns. Unser Hotel. In der Lobby werden wir freundlich begrüßt von Alexandra. Schnell bekommen wir unsere Suite zugewiesen. Alles ist sehr schick und modern eingerichtet. Wir fahren mit dem Lift in die achte Etage. Im topmodernen Lift mit Touchdisplay ist oben die Abdeckung der Leuchte defekt. Zur Sicherheit wurde offensichtlich ein Trockenbaudübel zwischen Glas und Rand gesteckt. Genauso gut hätte es auch ein Stück Pappe getan. Wir sind halt in einem Luxushotel, aber in Rumänien. Alles funktioniert, irgendwie.
Als wir die Tür zu unserem Apartment öffnen, trifft uns fast der Schlag. Ein kleiner Saal tut sich vor uns auf und im Hintergrund die Skyline von Bukarest. Eine riesige Wohnlandschaft mit Fernseher, großer Couch, Bartisch und Küche füllen den Raum ein wenig. Es schließen sich zwei große Schlafzimmer mit jeweils einem Bad an. Das eine hat eine Whirlpool, das andere eine Massagedusche, Wahnsinn. Vom Schlafzimmer geht es auf den großen Balkon. Hier könnte man es aushalten, auch ohne das Hotel zu verlassen. Das ist natürlich nicht unser Plan, aber nach der langen Zugfahrt gönnen wir uns doch ein Blubberbad bzw. eine massagedusche. Wobei ich sagen muss, dass mir das Blubberbad besser gefällt. Nach dem Bade schmieden wir unsere Pläne für den Nachmittag. Wir müssen uns auf alle Fälle um eine Transportgelegenheit nach Istanbul kümmern. Kurzerhand rufen wir bei Eurolines Bukarest an, ein Busunternehmen, und es ist tatsächlich möglich, ein Ticket für Mittwoch nach Istanbul zu bekommen. Wir müssten es nur in einer Filiale, die sie uns per SMS schickt, morgen abholen.
Es ist bereits 16 Uhr, als wir uns zu Fuß aufmachen um zunächst einen Geldautomaten und später ein Taxi zu bekommen. Beides klappt hervorragend. Olivia aus dem Zug hatte uns empfohlen, mit dem Taxifahrer vorher einen Preis auszumachen aber nicht mehr als 15 bis 20 Lei. Wir fangen unten an und sagen 15 Lei (ungefähr 4 €). Der Taxifahrer fährt zügig und am Ende stehen auf seiner Uhr 8.45 Lei. Wir zahlen natürlich 15 Lei. Also achten wir in Zukunft darauf, dass das Taxameter eingeschaltet ist. Das hatte Olivia auch noch gemeint. Wir schlendern und erstmal durch das Leipziger Viertel, welches auf das 16. Jhd. zurückgeht, als Siebenbürger hier Waren der Leipziger Messe verkauften. Dies ist das Szeneviertel in Bukarest. Eine Gaststätte reiht sich an die nächste.  Viele alte Häuser, kleine Ateliers und Kunstbasare sind zu sehen. Manche Häuser beherbergen im Erdgeschoss ein wunderschönes Restaurant und das Haus darüber fällt fast zusammen. Viele Balkone säumen die Straßen. Von einigen bröckelt nur der Putz manchmal fehlen Teile der Brüstung oder, gerade Balkone aus Eisen sind so durchgerostet, dass sich keine Katze darauf wagen würde. Aber auch viele Blumen, meist Geranien schmücken die Balkone. Wir essen bei einem Italiener ein Bruscetta und stillen so den kleinen Appetit zwischendurch. WLAN sei Dank, entdecken wir im Netz der Netze eine Filiale von Eurolines ganz in der Nähe. Etwas routinierter winken wir ein Taxi heran. Der Fahrer verzieht bei der Nennung des Ziels keine Miene, kann uns aber auch nicht den Preis nennen, was es ungefähr kostet. Wir fahren ca. 20 Min und werden vor der Filiale von Eurolines rausgelassen. 7 Lei kostet die Fahrt. Ich zahle mit einem 10 Lei schein. Der Fahrer hat angeblich kein Wechselgeld. Kann ich mir kaum vorstellen aber natürlich besteht er auf sein Geld. Es geht natürlich nicht um die 75 Cent, die wir mehr bezahlen. Es geht um die Dreistigkeit, wie er uns abzockt. Es kommt später aber noch besser…
Im Reisebüro buchen wir problemlos die Tickets nach Istanbul. 40€ zahlen wir für den Trip pro Person. Endlich ist unsere Reise komplettiert. Bis jetzt hatte ich immer ein gewisses Unbehagen im Hinterkopf. Nun ist alles gut.
Wir laufen die breite Ausfallstraße wieder ein Stück zurück in die Altstadt. Die Straße ist Wahnsinn. Zugegeben es ist Berufsverkehr aber so viele Autos… Ein Polizist regelt mit seiner Pfeife routiniert den Verkehr. Ich denke mir, man muss für so einen Job geboren sein. Ein dickes Fell haben und sehr bewegliche Handgelenke, wenn er so die Autos heranwinkt. Gespannt beobachten wir eine Zeitlang den Polizisten. Die kurzen, hellen Pfiffe begleiten uns noch ein Stück auf unserm weitern Weg. So langsam müssen wir Drei mal auf die Toilette. Eine tschechische Kneipe lockt mit sauberen Toiletten. Wir erleichtern uns und beschließen spontan ein Bier zu trinken, wenn wir schon aufs Klo durften. Die Kneipe überrascht uns. Ziemlich groß, es gibt aber nur eine Kellnerin, die uns zu unserem Tisch geleitet. Ein Zapfhahn guckt in der Mitte aus dem Tisch heraus. Das ist was für uns. Bier selbst zapfen. Die nette Kellnerin erklärt uns, wie es funktioniert. Ein Display über dem Zapfhahn zeigt die gezapfte Menge an und zeigt eine Speisekarte die quasi online geordert werden kann. Auch Musikwünsche können erfüllt werden. Dafür sorgt ein umfangreiches Musik Programm auf demselben Display. Für 1 Lei
kann man sich jeden Song anhören und die Auswahl ist praktisch unbegrenzt, auch viele dt. Gassenhauer Sind dabei. Wir werden hier also ein paar Bier trinken und Abend essen.  Es ist eh schon gegen Sieben und Sightseeing ist vorbei. Es gibt Lamm in Senfkruste mit Kräuterkartoffeln. Nicht typisch rumänisch aber doch lecker.
Da wir noch eine Kneipe in der Altstadt aufsuchen wollen, die wir am Nachmittag entdeckt hatten, zahlen wir alsbald und nehmen ein Taxi zurück. Der Taxifahrer, ein junger Mann schaut uns ungläubig an, als wir unser Reiseziel nennen. Das ist hier sagt er. Wir können es nicht fassen. Sind wir doch nach dem Reisebüro schätzungsweise 500 m gelaufen, nachdem wir 20 Min mit dem Taxi gefahren sind. Wir lassen uns trotzdem ein Stück fahren und bezahlen 3 Lei und geben 5. Der Taxifahrer vorhin hat uns quasi 2-mal übers Ohr gehauen. Einmal beim Wechselgeld und einmal bei der Strecke, die er unnötig in die Länge gezogen hat.
Wir gehen in eine kleine Bar in der die Wände aus Regalen bestehen in denen haufenweise Bücher stehen, Buch Attrappen wie sich später noch herausstellt. Wir trinken einen Absacker und beobachten die Menschen in der Bar. Interessantes Publikum. Irgendwann wird die Musik laut gedreht. Bin ich zu alt? Auf jeden Fall kommt es mir zu laut vor. Wir trinken langsam aus und freuen uns auf unsere erste Nacht im Luxusapartment.  Gute Nacht!

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Tag 3: Aufbruch nach Bukarest

Als ich aufwache muss ich kurz überlegen, wo ich bin. Kein Hotelzimmer, ne komische Wohnung mit Stuck an der Decke. Die Tür zum Schlafzimmer steht offen. Ich liege auf einem echt bequemen Ausziehsessel von Ikea. Ach ja Budapest. Da Sonntag ist, lassen wir es gemütlich angehen und haben eigentlich vor, uns ein nettes Café zum Frühstücken zu suchen. Leider ist das Bahnhofsviertel eher für Dönerbuden und Schnellimbisse bekannt und so müssen wir ein Stück laufen. Als wir endlich etwas finden ist es schon 11 und wir geben uns mit mc Café zufrieden. Zwei bekannt leckere Kuchenstücke später machen wir uns auf zum Stadtbummel. Entlang der Donau führt eine schöne Promenade mit vielen Bänken und kleinen Cafés. Wir setzen uns auf eine schöne Bank und genießen das Flair der Großstadt. Eine alte Straßenbahn rattert regelmäßig vorbei. Mehrmals kommen windige Verkäufer vorbei und versuchen uns Mobiltelefone zu verkaufen. Ein angeblich nagelneues iPhone 5s oder ein Samsung Galaxy. Sie sind ganz schön hartnäckig aber wenn man sie stoisch ignoriert, ziehen sie irgendwann von dannen. Martin hat das noch nicht so gut raus mit dem Ignorieren und so handelt er den Verkäufer ohne eigenes Zutun auf 100 € runter. Aber trotzdem wird er nicht schwach.
Weiter geht unser Spaziergang. Wir wollen noch Postkarten schreiben an die lieben daheim. Also suchen wir einen Souvenirshop, bekommen auch ein paar schöne Karten aber keine Briefmarken. Normalerweise im Postamt aber da heute Sonntag ist haben sie geschlossen aber es gibt wohl einen Zeitungsladen nicht weit weg in der Fußgängerzone. Alles klappt und wir finden natürlich noch bessere Postkarten.
Nun wird es Zeit für das Mittagessen. Auf ein Restaurant haben wir nicht so richtig Lust, das Frühstück ist ja noch nicht so lange her, also soll es ein typisch ungarischer Imbiss sein. Es gibt viele leckere, sehr deftige Sachen. Ich entscheide mich für ein „Hotdog“. Eine fettige Bratwurst mit Brötchen drum rum. Es ist wohl eher ein kleines Weißbrot in das die Wurst da gesteckt wird. Wahnsinn kaum zu schaffen so viel Brot und die Hälfte muss auch liegen bleiben aber die Wurst ist lecker mit einer ordentlichen Ladung Paprika dran. Ich schmecke die Wurst am Abend noch, als wir längst wieder im Zug sitzen nach Bukarest.
So langsam bewegen wir uns dann auch wieder in Richtung Wohnung. Wir müssen uns noch duschen und die Sachen packen. Während Martin und Dennis noch Proviant besorgen, gehe ich derweil in die Wohnung und setze Kaffee an. Dank Martins Kochset sind wir auf reisen immer in der Lage ein frisch aufgebrühten Kaffee zu genießen.
Als wir auf den Bahnhof kommen herrscht rege Geschäftigkeit. Reisende jagen ihrem Zug nach, manche trinken Kaffee und rauchen und manche stehen gelangweilt rum und suchen Leute, die sie anquatschen  und ihnen was verkaufen können. Wir sind noch ein wenig im Stress. Unser Zug steht schon da und wir müssen aber noch die Postkarten einwerfen. Am anderen Ende des Bahnhofes befindet sich das Postamt mit Briefkasten. Also  schnell hin, wie das eben, in Anbetracht der Last auf unseren Rücken möglich ist.
Aber alles geht gut. Vorn am Zug hängt schon eine Lok der rumänischen Staatsbahn. „Modernisiert“ steht an der Seite. Für uns nur sichtbar am Schild und an den schicken LED Scheinwerfern. Wir finden schnell unseren Wagon. Der Schaffner macht einen deutlich seröseren, aber auch reservierteren Eindruck als der Schaffner des Zuges aus Dresden. In unserem Abteil sitzt bereits ein junger Mann mit asiatischen Wurzeln. Und auch ein weiterer Koffer steht schon im Abteil. Der junge Mann meint er sitze mit seinem Girlfriend in diesem Abteil. Das kann aber gar nicht sein, denn wir haben ja drei Plätze im Vier-Mann-Abteil. Wir vergleichen unsere Tickets und tatsächlich, wir haben Recht. Alles kein Problem, wir werden uns einig und der junge Mann verlässt das Abteil und seine Freundin nimmt seinen Platz ein.
Unser Hotelzimmer auf Rädern ist deutlich besser als auf der Strecke nach Budapest. Der Zug ist sauberer, unser Abteil ist deutlich breiter, es gibt ordentliches Bettzeug mit sauberen Laken und der Zug hat ein Bordrestaurant.
Alles schick. Wir genießen die Fahrt und kommen mit unserer Mitfahrerin ins Gespräch. Sie spricht nur rumänisch,  englisch und ein paar Brocken Deutsch. Sie kommt aus Rumänien und arbeitet auf einem Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau. Ihr Freund entpuppt sich nur als ihr Kollege auf dem Schiff. Sie gibt uns gute Tipps für unseren Trip nach Bukarest, nennt uns Taxis, denen man vertrauen kann und Kneipen und Museen, die man besuchen muss. Die vielen Tipps schreibt sie uns netterweise auf und auch ihre Telefonnummer, falls wir in Schwierigkeiten geraten.
Schnell fließt der Abend am Zugfenster vorbei. Gegen 23 Uhr erreichen wir die Grenze nach Rumänien. Zunächst kommen ungarische Grenzer in den Zug, eine Haltestelle und eine Stunde (in Rumänien beginnt eine neue Zeitzone) später kommen ihre Rumänischen Kollegen. Hier ist auch ein Bahnhof. Aber wo ist der Bahnsteig. Wir sehen vom Zugfenster aus nur Passagiere, schwer beladen mit Gepäck, die über die Gleise in Richtung Bahnhof klettern. Wahnsinn. Wir sind halt in Rumänien. Weiter geht die Fahrt und so langsam bereiten wir uns auf die Nacht vor. Betten beziehen, Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, Licht aus. Gute Nacht.

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Tag 1: Markkleeberg – Budapest

Unser Trip beginnt pünktlich um 18.16 Uhr in Markkleeberg. Trotz angekündigten Lokführerstreiks kommen wir zügig zum Hbf. Eine halbe Stunde Aufenthalt nutzen wir für Abschieds Zeremonien und ein Urlauberbier. Pünktlich fährt auch unser RE nach Dresden ab. Da es schon dunkel ist, sehen wir nicht viel  von der schönen sächsischen Heimat. Unsere Gespräche drehen sich um die kommenden Tage. Unser Reiseplaner hat die kommenden Tagespläne übersichtlich in einer Box geordnet. Perfekt, mit Übersichts- und Detailkarten, alles schön in Klarsichtfolie untergebracht.
Bald erreichen wir Dresden nach den vorgeschriebenen 90 Min. Eine halbe Stunde haben wir hier Aufenthalt. Ich gehe eine rauchen, Dennis und Martin wollen noch Kaffee holen gehen. Nach 20 Min treffen wir uns am Bahnsteig. Die beiden haben sich gegen Kaffee für Bier entschieden. Eine viertel Stunde vor seiner planmäßigen Abfahrtszeit rollt der ungarische Euronight-Zug ein.  So von außen sehen die Schlafwagenabteile geradezu winzig aus, wenn man bedenkt, dass hier bis 6 Personen nächtigen wollen.
Wir finden schnell unseren Wagen und auch unser Abteil. Unser Mitbewohner für die kommende Nacht sitzt schon da. Ein sehr freundlich drein blickender Ungar mit lieben Augen, der nicht viel deutsch kann. Das Abteil ist wirklich klein. Keine 2x2m. Ich liege unten, Dennis und Martin machen es sich oben bequem. Meine Koje ist vielleicht 50cm breit. Die 3cm dicke Matratze hat schon deutlich bessere Tage gehabt, ganz schön siffig. Das Bettlaken, was ich dazu bekomme ist vielleicht nur 1,50m lang. Die Differenz zu meiner Körperlänge müssen meine Beine auf der Matratze aushalten. Wird schon. Als Decke reicht eine schöne kratzige Wolldecke und ein weiteres kleines Laken. Na irgendwie werden wir uns das schon einrichten, später!
Während wir noch Betten bauen kommt die Fahrkartenkontrolle. Ein großer breiter Ungar, der gut deutsch mit Österreichischen Akzent spricht und einen dicken fetten Schnurrbart hat. Er erklärt uns, dass wir die Abteiltür nachts unbedingt schließen und dreifach verriegeln sollen, weil des Nachts Diebe unterwegs sind. Und tatsächlich an unserer Tür hängen drei Zusatzschlösser, um die die Tür von innen zu verriegeln. Na das kann ja was werden. Auf meine Frage, in welche Richtung sich der Speisewagen befindet, lächelt er müde und sagt mit seinem schönen, rollenden R, Bistrooo? Haben wir nicht. Sie sollen schlafen nicht essen.     Er sagt das mit einem Augenzwinkern.

Na toll. Einbrecher unterwegs, ne enge Kabine und kein Speisewagen, wo man sich mal an einen Tisch setzen könnte. Wir stehen übrigens immer noch in Dresden. Unsere Abfahrt verzögert sich um 80 Min weil die Lok defekt ist und eine Neue heran geschafft werden muss. Doch nix mit Streikendem Lokführer, zum Glück. Als der Zug dann endlich losfährt genießen wir eine letzte Flasche Bier und legen uns langsam schlafen. Da es ein langer Tag war, geht es mit dem gleichmäßigen Takt der Schiene auch ziemlich schnell und ich bin weg. Morgen früh wache ich in Ungarn auf. Ein tolles Gefühl, trotz allem. Gute Nacht.

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