Unsere diesjährige Motorradtour führt uns in ein junges Mitglied der europäischen Union. Was uns dort wohl erwarten wird? Im Lande von Drakula und Siebenbürgen. Ein kleines Stück unseres Ritts auf dem Karpatengürtel führt uns durch die Ukraine. Der kommende Artikel wurde sogar im Markkleeberger Stadtanzeiger veröffentlicht:
Auf (Ab-)Wegen in Rumänien
Die Liebe zu Motorrädern und die Liebe zu ursprünglichen, wilden Gegenden verschlug uns (4 enthusiastische, Markkleeberger Motorradfahrer) Anfang Juli nach Rumänien. Wir brachen zu einer Rundreise durch die wilden Karpaten auf.
Die Anfahrt erfolgte zügig mit einem Motorradtransporter nach Satu Mare. Von da aus ging es zunächst in die Ukraine und weiter auf dem Karpatengürtel Richtung Südosten. Anschließend fuhren wir dann auf den Südkarpaten ins Landesinnere von Rumänien und nach Zarnesti, der rumänischen Partnerstadt von Markkleeberg. Wir beendeten unsere Tour wieder in Satu Mare.
Ungefähr die Hälfte der Wegstrecke war sauberer, glatter Asphalt. Der Rest setzte sich zusammen aus Straßen die gerade noch als Straßen erkennbar waren, aber diesen Namen eigentlich nicht verdienten. Sie bestanden aus bis zu 30cm tiefen Schlaglöchern bestanden oder es handelte sich um grobe Kiespisten oder einfache Wanderwege. Auch Umleitungen sind in Rumänien niemals ausgeschildert, man fährt einfach durch die Baustelle. Überhaupt gibt es in diesem Land viele Gegensätze, die es aber gerade deshalb so interessant machen. Auf der einen Seite gibt es den Fortschritt, der Dank der EU auch immer weiter Einzug hält und auf der anderen Seite sieht man Pferdefuhrwerke, die Milchkannen im Dorf ausfahren. Man sieht Bauern, die frühmorgens mit der Sense zur Heuernte auf das Feld ziehen und später das Heu mit dem Pferdewagen einfahren.
Sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen begegneten uns. Einmal, nach einer Reifenpanne im Széklerhochland, unweit des Örtchens Miercurea Ciuc, half man uns schnell den Schlauch zu flicken. Man ließ uns gar nicht mitarbeiten, wir konnten nur zusehen und staunen, mit was für Improvisationstalent diese lieben Menschen halfen. Wir durften lediglich frisches Brot essen, da wir zufällig auf dem Hof der Dorfbäckerei gelandet waren. Zugegeben, nach deutschem Standard war die Reparatur sicherlich nicht, aber der Flicken hält immer noch und wir haben neue Freunde gefunden.
Mit vielen solchen und ähnlichen Eindrücken fuhren wir den Karpaten-Bogen ab. Am Ende der Reise hatten wir neben Rückenschmerzen nur einen, bis auf das Gewebe abgefahrenen Reifen und eine abgebrochene Lenkerschelle zu beklagen.
Letztendlich konnten wir jedes (unserer) Vorurteile gegenüber Osteuropa widerlegen und genossen jeden Tag unserer Reise.
Einige Tage dauert es, bis der Staub aus den Motorradsachen raus ist. Das Motorrad bekommt eine gründliche Wäsche und mein Hinterteil kann sich endlich von der harten Sitzbank erholen. Die Eindrücke einer Woche Rumänien verändern auch in Deutschland etwas die Sicht auf die Dinge. Die Einstellung der Rumänen „Hauptsache es geht, egal wie“ ist zwar nicht immer angebracht, wenn ich mir aber Baustellenampeln und Umleitungswahnsinn in Deutschland anschaue, sehne ich mich immer wieder nach den rumänische Verhältnissen zurück.
Die Rumänen wie auch die Ukrainer führen ein ganz anderes Leben als wir. Vieles erinnert mich an die DDR Zeit. Fast jedes Dorf hat eine Post, einen Konsum und eine Polizeistelle. Beim Betreten der Post empfängt einen derselbe, fast vergessene Geruch von „früher“. Es gibt wenige Zeitungen und mindestens zwei Postbeamte die ihren Dienst verrichten.
Einmal kaufe ich für meine Postkarten Briefmarken. Die Beamtin gibt mir erst gar nicht die Marken, sondern leckt sie gleich an und klebt sie auf meine Karten. Undenkbar in Deutschland.
Folgende Sätze beschreiben Rumänien treffsicher:
Angst um Hab und Gut – es gibt keinen Grund
Angst um Leib und Leben – bei weitem nicht
Angst vor Hunger und Durst – auf keinen Fall
Gründe die gegen eine Reise nach Rumänien sprechen – es gibt keine
Gründe die für eine Reise nach Rumänien sprechen – unzählbar
Am letzten Morgen unserer Karpatentour bauen wir nur noch ein einziges Zelt ab. Matthias hat freiwillig, aus Abenteuerlust, oder auch wegen Lustlosigkeit zum Zeltaufbau unter freiem Himmel geschlafen. Die Nacht war für ihn nicht sonderlich erholsam. Hunde kämpften lautstark in der Nachbarschaft und die Hauskatze des Zeltwartes sah im Licht der Stirnlampe auch sehr skurril aus. Einzig und allein Ohropax brachten die Ruhe für einen seligen Schlaf. Wahrscheinlich hat er dadurch die einzige Möglichkeit verpasst, einen Bären bei der Nahrungssuche zu beobachten. Meine Nacht war dagegen wenig spektakulär. Ich wache von allein auf, obwohl der Morgen nicht so drückend warm ist. Die Sonne kämpft noch mit dem letzten Berg, um uns später wieder ordentlich einzuheizen. Beim Blick über das Gelände sehe ich, dass Uwe schon das Frühstück vorbereitet hat. Der Dampf des Kaffeewassers verbindet sich eindrucksvoll mit den ersten Sonnenstrahlen, welche sich langsam über den Karpaten erheben. Ein toller Morgen.
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Bei diesen perfekten Bedingungen schmeckt unser Frühstück mit reichlich Nutella und Wurst vorzüglich. Während wir unseren Kaffee genießen, fassen wir den Entschluss, den Zeltplatz vor 10Uhr zu verlassen.
Nach dem Zeltabbau kümmere ich mich um die Finanzierung der letzten Nacht. Ich nehme gleich noch mal meinen Fotoapparat mit, da ich das eingemauerte Wohnmobil unbedingt noch auf meine Speicherkarte bannen möchte. Der Zeltplatzchef erwischt mich beim fotografieren und gibt mir ohne zu Fragen einen geschichtlichen Abriss über seine Anreise vor mehr als 10 Jahren. Er zeigt mir gern die Inneneinrichtung und zieht dann noch das ein oder andere Fotoalbum aus der Versenkung.
Im Jahr 2000 war er mit dem Koloss von Deutschland nach Rumänien gefahren. Die nächste Geschichte des Zeltplatzchefs handelt über die Müllentsorgung in Rumänien. Hier wird Müll nicht getrennt. Mit etwas Glück kommt jede Woche das Müllauto, nimmt den Müll mit und kippt ihn anschließend in eine Schlucht. Wenn diese dann voll ist, wird etwas Erde darauf gekippt. Müllverbrennungsanlagen oder etwas ähnliches gibt es nicht in Rumänien. Müll ist wirklich ein großes Problem, an jedem Bergsee oder Fluss sammeln sich Autoreifen und Plasteflaschen. Die Rumänen haben da eine andere Sicht der Dinge: „Hauptsache es geht irgendwie, mehr muss nicht sein“.
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Die Geschichten gehen vom Hundertsten ins Tausendste. Langsam aber sicher müssen wir aber los! Ich würge das Gespräch etwas ab und frage nach etwas Mineralwasser für unsere Weiterfahrt.
Los geht es kurz vor 10Uhr durch ein romantisches Flusstal. Da wir gestern nicht getankt haben, sind die Maschinen auf eine baldige Tankstelle angewiesen. Der erste Teil unserer Tagesetappe besteht mal wieder aus Schotter und führt uns durch kleinste Dörfer hindurch. Hier eine Tankstelle zu erwarten, wäre schon ziemlich naiv.
Matthias und Uwe melden Spritmangel, bei Uwe leuchtet auch schon die gelbe Reservelampe. Mit dem größten Tank in der Runde sehe ich die Spritproblematik eher entspannt. Ich überlege mir schon den ein oder anderen Plan, wie ich etwas von meinem Benzin spenden könnte. Matthias und Uwe bleibt nur das Prinzip Hoffnung. Der Gashahn wird nur noch behutsam betätigt, um jeden Tropfen Benzin mit Bedacht durch die Vergaser laufen zu lassen. Schwitzend aus Angst und vor Hitze erreichen wir die ersehnte Tankstelle. Am Ende ist sogar noch Sprit für ca. 30km in den beiden Tanks. Etwas erstaunt über unsere sparsamen Motorräder trinken wir noch etwas eiskaltes Wasser, putzen die Visiere und fahren dann schnell weiter.
Ein kleines Stück noch auf einer perfekt ausgebauten Bundesstraße, um dann wieder auf die bekannten rumänischen „Straßen“ abzubiegen. Später wählen wir ein kleines typisches Dorf für unsere Mittagsrast. Im Örtlichen Tante Emma Laden suchen wir uns Speisen und Getränke aus. Wie wir wissen, sind unsere Lei knapp. Da eine Bezahlung mit Euro sonst nie ein Problem ist, machen wir uns darüber auch keine weiteren Gedanken. Als ich den Kohlenhydrathaufen bezahlen will, lehnt die nette ältere Verkäuferin meine Euro ab. Mein Verhandlungsgeschick reicht auch nicht, um sie für meine Devisen zu begeistern. Am Ende lasse ich die gute Frau in „Konsum- Rentnerart“ meine letzten LEI aus dem Portmonee ziehen. Fast den ganzen Einkauf müssen wir zurück gehen lassen, nur eine kleine Apfeltasche bleibt am Ende übrig! Wir teilen uns den Einkauf brüderlich und trinken statt kalter Cola unser warmes Wasser. Es ist eh wieder unheimlich heiß und so stillt die kleine Apfeltasche zusammen mit ein paar Waffelreserven unseren Hunger. Kurz vor der Weiterfahrt kommt ein großer glatzköpfiger junger Mann auf uns zu. Er sieht aus wie der örtliche Drogenhändler und fragt, ob wir Euro in Lei tauschen wollen. Wir lehnen aus Trotz und Sättigungsgefühl dankend ab.
Vor dem Geschäft sitzen ein paar Rumänen beim Mittagstalk. Uwe fragt noch schnell, um sich Bestätigung zu holen, nach dem Weg. Die Richtung, in die Uwe zeigt, ist eine andere als die der Rumänen. Etwas verwundert lässt er sich überzeugen und wir wählen mit dem neuen Weg auch den richtigen.
An einer der nächsten Kreuzungen schweift mein Blick über Uwes Hinterrad. Ein Schreck durchfährt mich!
Der Gummi ist an einigen Stellen durchgefahren und ich kann schon das Gewebe sehen. 80km sind noch vor uns. In einem kurzen Krisengespräch beschließen wir, bis Satu Mare im Schleichgang zu fahren. Zu unserem Glück sind diese 80km nur gut ausgebaute Landstraße. Weitere Steinpisten würden mit Sicherheit ein „Lautes Ende“ für Uwes Hinterreifen bedeuten.
Nur was passiert, wenn drei Motorräder mit maximal 60km/h auf einer Landstraße unterwegs sind? In Deutschland ist dies schon bedenklich, in Rumänien ist es einen ganzen Zacken schärfer! Mit Warnblinkanlage und Fahren an der Straßenmitte mache ich unseren langsamem Konvoi so breit wie möglich. An geeigneten Stellen lasse ich dann regelmäßig die angestauten Autos überholen. Die geringe Verkehrsdichte ist dabei ein Segen.
Glücklich erblicke ich nach diesem anstrengenden Fahren das Ortseingangsschild von Satu Mare. Uwes Reifen ist noch funktionstüchtig, Glück gehabt. Mit dem Erreichen der Stadt fällt eine große Last von unseren Schultern. Nun kann man sich endlich etwas gehen lassen und vor Hitze stöhnen. Hier muss doch gleich unser Transporter stehen! Nur wo? Satu Mare ist eine riesige Stadt und wir verlieren uns hoffnungslos bei bis zu 37Crad im Großstadtgewühl. Über eine Stunde verbringen wir mit unserem „Sightseeing“. Wirkliche Hilfen zum Finden unseres Hotels gibt es lange Zeit nicht. Die Frage nach dem Weg ergibt immer dasselbe Ergebnis. Man ist kurz glücklich, gleich da zu sein, um zwei Minuten später zu merken, dass es auch diesmal wieder eine falsche Beschreibung war. Die Odyssee findet erst ein Ende, als Uwe eine Fahrschule nach dem Weg fragt. Der Fahrlehrer erklärt sich bereit, uns zu führen. Seine Fahrschülerin darf fahren. Irgendwie hat er den Hotelnamen nicht richtig verstanden und so führt er uns zum falschen Hotel. Noch mal erklärt Uwe mit Zeigen auf seine Karte und mit „allen“ Gliedmaßen unser Anliegen. Wir starten erneut und erreichen kurz danach endlich unser Hotel. Das Beste ist, der Transporter steht noch da wie am ersten Tag, natürlich inklusive der Schramme. Nach einer Stunde Stadt und davor zwei Stunden Bummelfahrt auf der Landstraße bin ich mit meiner Energie am Ende. So schnell ich nur kann, entledige ich mich meiner Motorradsachen. Endlich in einer kurzen Hose setze ich mich erst mal ein paar Minuten hin. Mit etwas zittrigen Händen zische ich in Rekordzeit einen Liter kaltes Wasser weg.
Das Aufladen der Motorräder geht schnell und ruhig von der Hand.
Fast schon Routine. Aber die Hitze, schlimm. Nach dem Aufladen dürfen wir im Hotel nochmal duschen. Dies verbessert wesentlich unser Körperklima und natürlich auch das Raumklima in der Transporterkabine. Die Laune ist gut, als wir den Hof des Hotels verlassen. 7 aufregende Tage haben wir gemeinsam hinter uns gebracht. Nun wieder gemeinsam im Auto zu sitzen, ist ein gutes Gefühl. Das ein oder andere Verfahren in Rumänien lässt sich im klimatisierten Transporter leicht ertragen. In einem Dorf marschiert mal wieder eine ganze Kuhherde über die Straße.
Eine Woche Motorrad fahren- das bedeutet auch, sich alle Fahrerlebnisse zu merken, um sie dann bei der nächsten Rast auszutauschen. Jetzt hier gleich über eine Kuhherde reden zu können, ist schon die erste Stufe von wieder gewonnenem Luxus.
Nach und nach wird es still im Auto. Nach 13 Stunden erreichen wir inklusive einiger Fahrerwechsel Leipzig. Wir laden zwei Motorräder ab. Uwe erklärt sich bereit, den Transporter allein nach Berlin zu fahren. Ich stelle dafür gern mein Motorrad zur Verfügung.
Als Uwe Stunden später mein Motorrad zu mir bringt, fehlt eigentlich nur die Kaution zum perfekten Urlaubsende.
Die Nacht war warm. Kein morgendlicher Tau und auch sonst keine Anzeichen auf einen frischen Morgen. Sto Gramm Palinka am Abend und früh 8Uhr schon diese drückende Hitze. Der Marschplan ist klar: Frühstück, Zeltabbau und so schnell wie möglich diesen Brutkasten verlassen. Unser einziges Glück in diesen heißen Morgenstunden ist ein unscheinbarer Baum neben unserem Zelt. In dessen Schatten können wir unser Frühstück genießen. Nachdem die Zelte abgebaut sind, zieht es Uwe und mich noch mal unter die kalte Dusche. Als wir endlich starten ist mir schon etwas wehmütig zumute, geht es doch heute in Richtung Norden, nach Satu Mare und damit auch dem Urlaubsende entgegen. Fast wie in Trance spule ich bei heißen Temperaturen die ersten 50km ab. Zwar ist mal wieder ein großer Teil davon Sandpiste, in große Aufregung versetzten diese Wege aber keinen mehr. Klar zu erkennen an den ausbleibenden Fotostopps, wie sie an den Anfangstagen unserer Reise gang und gäbe waren.
Beim ersten Tankstopp trennen wir uns von Micha.
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Auf ihn wartet am Samstag eine Hochzeit, auf der er unbedingt pünktlich erscheinen möchte. Selbst 1200 km auf dem Motorrad stellen da keine Hürde dar. Der ansonsten für Ruhe bekannte Micha will sich nicht auf eine Heimfahrt in unserem bequemen Transporter verlassen.
Langsam verlassen wir nun mit den verbliebenen drei Motorrädern Siebenbürgen in Richtung Westen. Im Laufe des Tages streifen wir aber immer wieder dieses Gebiet. Man erkennt diese Gegend gut an den gepflegten Häusern und den besseren Straßen. Die von Uwe gewählte Straße wird langsam immer kleiner und schmaler. Dafür ist sie asphaltiert und von bester Qualität. Für mich als letzten Mann in der Truppe halten wir grundlos auf dieser Strecke an. Uwe spricht folgende Worte: „Wir fahren hier ins Nirgendwo, vor ein paar hundert Metern muss ein Abzweig gewesen sein!“. Hat die Sonne ihm geschadet? Links und rechts nur Felder und Uwe sucht nach einem Abzweig. Was soll´s, rumdrehen und hundert Meter fahren, hier ist ein Abzweig! Nix mit Sonnenschaden, ich habe Uwe unterschätzt. Trotzdem hallen Uwes Worte in meinen Ohren- Wir fahren hier ins Nirgendwo! Nun befahren wir bei über 32°C eine Hochebene, welche gerade noch so Motorradtauglich ist. Schwer ausgefahrene Spurrinnen sind bei nachlassender Konzentration immer schwerer zu beherrschen. Unerwartet bleibt Uwe auf dieser schattenfreien Ebene für eine kurze Rast stehen. Ich suche auf diesem Feld nach einem geeigneten Standplatz, finde aber absolut nix geeignetes und beschließe die Pause sitzend auf dem Motorrad zu verbringen.
Matthias Abstellplatz ist unglücklich gewählt, beim absteigen touchiert er seine Gepäckrolle und sein Motorrad kippt! Erst kurz vor dem Bodenkontakt kann er die Maschine aufhalten. Uwe eilt ihm sofort zu Hilfe. Sitzend auf meinem Motorrad kann ich leider nicht helfen, ohne mein Motorrad auf das von der Sonne erhitze Feld zu werfen.
An der KLR bricht eine kleine Nase am linken Schalterelement. Matthias bleibt trotz des kleinen Schadens gelassen. Was Ihm mehr Sorgen bereitet, sind die Hochspannungsmasten. Er gibt zu bedenken, dass wir uns unter ihnen aufladen. Mit meinen Elektrotechnikwissen kann ich mir das zwar nicht erklären, aber besonders sympathisch ist mir das knistern auch nicht. Wir entscheiden uns schnell weiter zu fahren, um dann an geeigneteren Stelle zu pausieren. Ein paar hundert Meter später finden wir im Schatten einiger Bäume einen Pausenplatz. Mit etwas ISO- Band können wir die KLR reparieren. Die Weiterfahrt ist gezeichnet von höchsten Temperaturen, anspruchslosen Straßen und staubigen Stadtdurchfahrten. Die Außentemperaturanzeige meiner GS kennt nur eine Richtung. Keiner meiner Mitfahrer möchte mehr eine Info über die aktuelle Temperatur. Ist Hitze besser zu ertragen, wenn man nicht weiß wie heiß es ist?? Meine Gedanken sind immer wieder bei Micha, der bei diesen Temperaturen auf der Autobahn und durch Millionenstädte fahren muss. Die Abendstunden näheren sich und wir fahren parallel zu einem Fluss in die Westkarpaten ein. Die Temperaturen gehen unter die 30° Marke. Schön! Und dazu endlich wieder Kurven.
Genau zur richtigen Zeit erreichen wir einen schön gelegenen Campingplatz. Dieser Platz wird von einem alten Rumänen geführt, der uns mit seiner Riesenbrille und fleckigem, ehemals weißem Unterhemd und Shorts empfängt. Er ist freundlich und zeigt sich sehr interessiert an unseren Bikes. Auf unsere Frage hin, warum er so fließend deutsch sprechen kann, teilt er uns mit, dass er mit 20 Jahren nach Deutschland ausgewandert sei. Nun ist er mit seinem Wohnmobil und Wohnanhänger zurück und wird hier bleiben. Bevor wir uns entschließen können zu bleiben, checken wir aus Erfahrung erst mal die sanitären Einrichtungen. Wir erblicken nicht nur ausreichend gepflegte und gekachelte Räume, sondern auch das Wohnmobil samt Anhänger eingebaut im Haus. Es steht quasi im Flur zwischen Bad und Küche!
Auf dem beschaulichen Campingplatz ist nicht viel los. Drei deutsche Pärchen, allesamt Rucksacktouris und Bullifahrer. Zum Abendessen laufen wir ein Stück ins Dorf. Unser Zeltplatzwart kommt mit seinem Motorrad hinterher gefahren und hilft uns beim Bestellen im Restaurant. Danach holt er für uns noch Bier vom Kiosk.
Auf die Frage, ob er mit uns ein Bier im Restaurant trinken möchte, verneint er mit dem Verweis, dass er Bier nur am Morgen trinkt. Er fährt in seinen kurzen Hosen und Unterhemd, dafür ohne Helm zurück zum Zeltplatz. Die Bierbüchsen legt er in unser Vorzelt. Unsere Menüauswahl ist geprägt von Uwe und Matthias. Uwe will mit Maisbrei ein typisches Gericht der Schafhirten probieren und Matthias hat mal wieder Lust auf ein Hähnchensteak. Dazu gibt es Fetakäse und Saure Sahne. Den beiden schmeckt es. Ein Absacker darf nicht fehlen und so bestellen wir routiniert „fifty gramm“ bei der netten Bedienung. Der Palinka ist unser letztes alkoholisches Getränk in Rumänien. Auf unserem Heimweg zum Zeltplatz brechen unsere Stirnlampen das Dunkel der Nacht. Eine Straßenbeleuchtung ist meist nicht vorhanden oder geht immer wieder aus. Optimistisch in der Hoffnung auf einen erholsamen Schlaf bleiben die Bierbüchsen unversehrt.
Unser Mittwoch beginnt mit dem gewohnten Frühstücksritual. Alle die es aushalten können, gehen dem Standklo aus dem Weg. Das Warten wird belohnt, als sich endlich die Tür zum Spätverkauf öffnet. Da sich meine Verhandlung vom Vortag nur auf das abendliche duschen bezogen hatte, gehen wir nun mit einem illegalen Gefühl ins Badezimmer. Alle Geschäfte sind erledigt, die Zelte abgebaut und die Mopeds beladen, wir starten bei sommerlichen Temperaturen! Bewaffnet mit der Kamera am Lenker fahren wir nun nochmal durch das wunderschöne Felsental vom Vorabend. Ein paar Kühe wollen um jeden Preis mit auf den Film und versperren uns die Straße.
Nach vielen staubigen Pisten erreichen wir eine größere Stadt. Heute sollen nun endlich Postkarten für die Lieben daheim gekauft werden. Es ist in Rumänien nur sehr schwer möglich, Souvenirs oder ähnliches zu kaufen. Der Tourismus ist bis auf wenige Stellen schlecht ausgebaut. Uwe, Matthias und Micha machen sich auf die Suche nach Postkarten. Ich halte es für besser, die Motorräder zu bewachen und pflege mit einer Aspirin meine Biergrippe. 15 Minuten später sitzen wir inklusive Postkarten auf den Bikes und verlassen die Stadt. Gleich folgt eine steile und schwer mit Schlaglöchern bestückte Passstraße. Oben angekommen erwartet uns ein riesiger Bergsee mit herrlichem Ausblick. Bei diesem Anblick fällt mir sofort unsere Tourenplanung zu Hause ein. Ich musste damals Uwe schon überreden, diese Straße zum See zu fahren. Bei Google Maps sahen die Straßen nicht sehr vertrauenswürdig aus. Um den See selber führen zwei Straßen. Auf der Straße rechts vorbei kann jeder fahren, links sollte dies laut Google Maps nur sehr schwer möglich sein.
Ich tausche mich mit Uwe aus und unsere Entscheidung steht: Wir fahren links um den See. Durch einen ca. 100 Meter in Stein gehauenen und mit vielen Pfützen bestückten Tunnel starten wir zur „Südumfahrung“. Ein paar Meter Waldweg haben wir hinter uns, da entschließen wir uns für eine Mittagspause. Uwe kümmert sich mit Matthias um die Spureinstellung seines Hinterrades. Micha kocht uns eine leckere Kartoffelsuppe und ich gebe liegend auf der Armeedecke ein paar „helfende“ Kommentare ab. Die Suppe schmeckt vorzüglich und passt geschmacklich sehr zu dem von Uwe gekauften Salzgebäck.
Langsam starten wir nun auf unsere gewählte Abenteuerstrecke. Matthias lässt sich auf keine „Bremsen“ vor ihm ein und startet als Erster, Micha folgt an zweiter Stelle. Uwe will unbedingt als letzter fahren. Ich starte also und überlege mir rutschend auf dem teilweise sehr matschigen Waldboden, dass ich in regelmäßigen Abständen auf Uwe warte. Die Abstände lasse ich mir indirekt von Micha vorgeben. Immer wenn zu ihm aufschließe, warte ich auf Uwe. Micha wird später sagen, ich war wie ein Geist- mal kurz da und dann auch gleich wieder weg. Da sich die Wartezeiten auf Uwe immer mehr verkürzen und ich auch immer schneller auf Micha auffahre, beschließen wir, zwischendurch kurze Pausen zu machen. Von Kilometer zu Kilometer stellt sich bei mir ein besseres Fahrgefühl ein. In den Kurven gelingen kontrollierte Triffts und der Geradeauslauf funktioniert tadellos. Uwe scheint es mit seiner CBF ähnlich zu gehen. Unglaublich für mich, wie dieses Motorrad fernab jeglicher Straße voran kommt. Uwe behindert scheinbar nicht der abgefahrene Reifen, sondern nur die geringe Bodenfreiheit. Die ganze Strecke ist sehr anspruchsvoll, verwöhnt aber auch immer wieder mit fantastischen Aussichten auf den Bergsee. Forstarbeiter grüßen freundlich und beim Vorbeifahren an einem wilden Zeltplatz sind uns alle Blicke sicher. Nur weil es Matthias so will, treffen wir uns zwischendurch alle noch mal zum Fotostopp. Mit seiner KLR ist er hier voll in seinem Element, bleibt er nicht stehen, wird er auch nicht gesehen.
20 Kilometer Offroad münden nun auf einer kurvenreichen schlaglochfreien Straße. Das Profil unserer Reifen ist in Windeseile wieder frei. Uwe verlässt den letzten Platz und beweist die gute Eignung seiner Maschine für Bergstraßen. Ich lasse mich auch nicht weiter bremsen und folge Uwe. Einfach spitze ist es hier, ich fühle mich wie auf feinsten Strecken in Italien. Geile Schräglagen, Beschleunigen, Bremsen- alles in allem schönstes Motorrad fahren!
Matthias ist nun Leistungsmäßig schwer unterlegen. Wahrscheinlich muss er dreimal so oft Schalten, wie wir. In diesem Momenten des Dauerschalten und Ohrenwackeln (Handprotektoren bei niedriger Drehzahl) der KLR will ich keinesfalls der Helm von Matthias sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird hier jetzt laut geflucht :-). Micha genießt eher die Landschaft als die feine Streckenführung.
So stehe ich nun mit Uwe nach ca. 70km Wahnsinn am Alimantara Magazin.
Wir kaufen erst mal ordentlich Energie ein. Coca Cola und Waffeln für alle. Wir verlassen das Geschäft, und schon kommen Micha und Matthias. Eine gepflegte Pause auf einer Bank im Zentrum des Dorfes lässt uns das Erlebte gemeinsam verarbeiten. Der Tag geht langsam auf sein Ende zu und so fahren wir unter den Augen der Dorfkinder weiter. Ein paar Kilometer später stehen wir nun an einem Abzweig zu einem Campingplatz. Meine Freude ist groß, da meine Energie nach den letzten intensiven Fahrten ziemlich am Ende ist. Eine kurze Beratung der beiden Navigatoren und wir fahren weiter. Ja wir fahren weiter! Haben sie das Zeltplatzschild nicht gesehen? Ich fahre wie immer hinterher und hoffe schwer auf die Kompetenz von Uwe und Micha. Wir fahren über eine sehr belebte Landstraße in ein romantisches gut gepflegtes Dorf. In den engen verwinkelten Gassen ist der Almabtrieb gerade in vollem Gange. Komisches Gefühl mit dem Moped da durch zu fahren. Habe ich vielleicht mein rotes Handtuch über dem Lenker hängen gelassen? Kühe haben meiner Erfahrung nach eine sehr langsame Reaktionszeit. Erst wenn drei Motorräder vorbei sind bewegen sie sich. Motorrad Nummer 4 bin ich. Ich versuche aus diesem Grund unsere Kolone sehr kurz zu halten.
Als wir das schicke Dorf wieder verlassen, fällt es sogar mir auf. Wir sind wieder auf der vielbefahrenen Landstraße, zurück in Richtung Campingplatz. Und tatsächlich fahren wir zu dem Campingplatz. Uwe hatte vorhin noch ein „Stück“ Strecke im Navi und die wollte er sicherheitshalber noch abfahren. Verrückt, aber durch die sehr lohnenswerte Dorfdurchfahrt bin ich trotz Erschöpfung nicht traurig über Uwes Entscheidung.
Der Zeltplatz ist im Gebiet der Siebenbürgen, hier wird jeder Ortsname auch in Deutsch ausgeschrieben. Auch der Campingplatzbetreiber ein Deutscher. Nach dem Zeltaufbau geht es in eine kleine Kneipe zum Abendessen. Die zwei Bedienungen/ Köchinnen denken gerade an Feierabend, als wir um die Ecke kommen. Wir dürfen uns setzten, und sie ziehen sich ihre Kochschürze wieder über. Wir bestellen sozialer Weise alle dasselbe, einen Salat und ein Steak mit Pommes. Beim Warten auf unser Essen wird nicht viel gesprochen. Alle sind dabei die gekauften Postkarten zu füllen. Nachdem alle Karten geschrieben und alle Steaks vertilgt sind, bestellen wir uns einen Schnaps. Wir präzisieren die Bestellung und fragen nach einem landestypischen Schnaps. Die durchaus hübsche Bedienung sagt etwas kess: „Ja, das ist DER“. Fragezeichen in meinem Kopf…., was solls, die Größe muss noch bestimmt werden. Auf die Größenfrage bietet sie uns „sto gramm“ an. Wir nicken brav. Kurz darauf kommt sie mit 4x 0,1l Palinka zu uns. Sto Gramm sind also 100 g. Wieder was gelernt. Ich werde langsam lustig und müde. Die beiden Damen machen langsam Feierabend und der vor 20 Minuten gekommene Chef gesellt sich noch etwas an unseren Tisch. Ein typisches Kneipengespräch in mehreren Sprachen, so gefällt mir das. Langsam hatte dann auch der Chef die Nase voll, und schickt uns nach Hause. Bevor wir aber gehen dürfen, rennt er noch mal kurz hinter das Haus und kommt mit einer Wasserflasche voll Palinka zurück! Das nenne ich mal einen netten Rauswurf. Auf dem Zeltplatz kosten Micha und Uwe vom hoffentlich leckeren Getränk. Sie befinden es für gut und behalten dabei auch Ihre Sehkraft….
Beim Aufwachen im Einzelzimmer fehlt das gewohnte taube Gefühl im Kopf. Es war also eine gute Nacht! Uwe lag nicht neben mir und so konnte ich getrost auf die obligatorischen Ohropax verzichten. Gut oder sogar sehr gut ist auch der Frühstückstisch gedeckt. Hier ist für jeden was dabei.
Nach einem fast schon emotionalen Abschied inklusive Gruppenfoto sind wir wieder auf der Piste.
Hauptattraktion soll heute Zarnesti werden. Zarnesti ist die Partnerstadt meiner Heimat Markkleeberg. 150 km trennen uns von diesem Ziel. Unterwegs zeigen sich immer mehr dunkle Regenwolken. Nasse Straßen und eine schwarze Wand lassen uns schließlich schwach werden. Die Regensachen werden ausgegraben, Uwe und Micha waren mit ihren Gore Tex Sachen fein raus. Ich streife mir widerwillig meine Gummihose übers Leder. Noch schlechter ergeht es Matthias, er legt einen kompletten Overall an. Diese „Überstreifsachen“ haben die unangenehme Eigenschaft, dass man in ihnen sehr schnell schwitzt. Begünstigt wird das wesentlich durch warme Temperaturen. Wir fahren also laut Uwes Aussage in Richtung Regen. Meine Empfindungen sind eindeutig anderer Natur. Die Temperatur steigt und steigt und vom Regen weit und breit keine Spur. Matthias´ Freude darüber hält sich wie bei mir sehr in Grenzen. Kein Regen, aber aufgrund der Temperaturen trotzdem nass. Nach einigen Kilometern stoppt Uwe am Straßenrand und wir können uns endlich wieder vom Gummikleid entledigen. Ein paar befreiende Worte des Unmutes von Matthias muss Uwe über sich ergehen lassen. Ich genieße die Show und verpacke meinen Kram.
Wir nähern uns Brasov, eine Stadt mit über 200.000 Einwohnern. Entsprechend lange dauert unsere Durchfahrt. An den Ampeln bleibt mir genügend Zeit, die architektonischen Grausamkeiten zu begutachten und die Stadt auf mich wirken zu lassen. Alte Häuser im schlechten „Grünau- Stil“, laute Bauarbeiten an den Straßen. Dazu noch eine Menge Autos, die sich an den Ampeln stauen. Aufgrund Uwes Navigation verlassen wir auch in Brasov die Hauptverkehrsstraßen. Daher können wir auch Hinterhöfe und Garagenkomplexe begutachten.
Da sieht es dann schon besser aus. Noch einmal verfahren im Kreisverkehr und dann an einer unmöglichen Stelle links abbiegen, schon sind wir raus aus der Stadt. Sofort folgt eine nette Bergfahrt. Der nächste Parkplatz gehört uns. Beim Auffüllen unseres Wasserhaushaltes können wir einen Blick über Brasov genießen.
Warum schreibe ich über Brasov, wenn wir doch nach Zarnesti wollen? Leider ganz einfach, Zarnesti ist eine hässliche Stadt. Ich frage mich beim Durchfahren immer wieder, wie Markkleeberg zu dieser Partnerstadt gekommen ist! Nur „Neubauten“ an der Hauptstraße und absolut charakterlos. Highlights sind der Lidl- Markt und 4 Postkarten aus dem Postamt. Schnell entscheiden wir uns für die Weiterfahrt.
Durch Draculas Berge fahren wir auf besten Straßen unserem Tagesziel Rucov entgegen. Da der Nachmittag noch jung ist, entschieden wir uns für einen kleinen Umweg durch die Wälder. An einem zufällig gewählten Stopp sehen wir ein Hinweisschild für einen Campingplatz. Kurzerhand entschließen wir uns, hier zu nächtigen. Mit Hilfe des 10 jährigen Sohnes der Zeltplatzchefin können wir in Deutsch verhandeln. Was nicht klar ist, läuft in Englisch oder Zeichensprache. 20Lei (5€) fordert sie von uns Vieren ein.
Da noch nicht mal 200km auf dem Tacho stehen, starten wir noch eine zu einer Riemrunde ohne Gepäck. Micha will unbedingt die Berge ringsum erkunden, Uwe ist gern dabei und ich bin eh nur mit. Matthias fügt sich ebenfalls, aber etwas widerwillig der Mehrheit. Unser unermüdlicher Fahrwille wird sofort mit einem wunderschönen, felsigen und kurvigen Tal belohnt. Dort wo keine Felsen sind, arbeiten die Bauern auf dem Feld. Sie unterbrechen für einen kurzen Moment das Einbringen der Heuernte und folgen uns mit ihren Köpfen und Gedanken.
Nach diesen schönen Eindrücken fahren wir in einem Dorf in eine kleine Seitenstraße ein. Was ich hier sehen kann, ist alles andere als schön. Es ist eine von Zigeunern bewohnte Straße. Die Leute, welche die sich hier rumtreiben – ich denke mir gleich: „Mach mal lieber dein Visier runter.“ Die „Straße“ endet am Fuße eines Berges den Micha erkunden will. Der letzte Bauernhof hat zu allem Überfluss noch einen bösartigen Hund. Er rennt auf Micha und mich böse blickend und laut bellend zu. Für mich gibt es nur eine Reaktion, Gas und weg! Micha bleibt stehen!!? Auf Nachfrage erfahre ich dann, dass er seine GS abgewürgt hatte. Da ich mich durch den Hundekick nun an die erste Stelle gesetzt habe, kann ich in voller Fahrt den Berg bezwingen. Immer schwerer wird die Auffahrt. An geeigneter Stelle warte ich auf den Rest der Truppe. Hat der Hund einen Reifen zerbissen? Und was macht Uwe mit der CBF an diesem Berg? Alle kommen gut hoch und wollen noch etwas mehr. Ein paar 100 Meter später warten tiefe Schlammlöcher auf uns. Matthias passiert ohne Probleme. Ich wartete noch einmal auf den Rest der Truppe. Nun ergibt sich folgendes Bild: Matthias auf der einen Seite, Uwe, Micha und ich auf der anderen Seite der Schlammlöcher. Nach kurzer Beratung beschließe ich, Uwe eine Vorführung über eine Durchfahrt eines Loches zu geben. Das dies nicht besonders clever ist, steht schon vor Ort fest. Ich will es aber unbedingt testen. Gut durchs Schlammloch geschlittert stehe ich nun mit bei Matthias. Auf der anderen Seite ist die Gestik klar. Von den beiden wird keiner folgen. Wir kehren also um und fahren wieder an „Bello“ vorbei. Ich werfe einen vorsichtigen Blick in seiner Hütte- Er ist nicht da. Wahrscheinlich frisst er gerade eine Katze. Bloß weg hier!
Auf dem Weg zu unserem Zeltplatz passieren wir noch ein paar Kehren auf feinstem Asphalt. Bei einem kurzen Stopp an einer Aussichtsplattform kauft Uwe noch etwas landestypischen Käse bei einem Mütterchen. Wahrscheinlich aus Hobbygründen drückt er den Preis von 16 auf 12 Lei. Ich habe noch mal genau hingesehen, ein kleines Lächeln ist unter der Ledernen Haut des Mütterchens trotzdem zu erkennen.
Auf dem Zeltplatz angekommen besorge ich im Spätverkauf erst mal Bier für alle. Danach geht es in vorher besprochener Aufteilung voran. Micha und Uwe kümmern sich um unser Abendbrot: Nudeln, Letscho und gebratene Würstchen. Matthias erledigt mit mir den Zeltaufbau.
Nach einem leckeren Abendessen macht sich Micha auf den Weg zum Duschen. Er kommt unverrichteter Dinge zurück. Die nette Zeltplatzchefin vom Nachmittag hat ein ganzes Stück Ihrer Nettigkeit verloren. Ihrer Meinung nach soll das Außenwaschbecken und das Standklo für uns reichen! Micha schickt mich zur zweiten Verhandlungsrunde. Nachdem ich vier Bier aus dem Kühlschrank entnehme und bezahle, lasse ich aus taktischen Gründen 5 Lei auf dem Tisch liegen. Nun beginne ich in feinster Zeichensprache ihr mein Anliegen zu einer vernünftigen Dusche schildern. Widerwillig und mit den Augen auf dem Geld dürfen wir schließlich ihr privates Bad benutzen. „Wer gut schmiert, der gut fährt“ heißt es doch immer. Dieses Sprichwort im Ohr mache ich mich gleich noch an die Kettenpflege meiner GS. Die Kette hat schon ziemlich gelitten, Schlamm und Staub sind nicht gerade förderlich für ein langes Kettenleben. Beim schmieren fällt mir Uwes Hinterrad auf. Auf der einen Seite ist schon kein Profil mehr vorhanden! Mit etwas Bier im Kopf sehen wir die Sache aber eher entspannt.
Ein, zweimal gehen wir noch Getränke im Spätverkauf ordern, dann haben alle die nötige Bettschwere erreicht.
Laut Matthias war es eine frische Nacht. In meinem Schlafsack ist davon nix angekommen. Guter Kauf! Unser Frühstück nehmen wir aufgrund von Nieselregen stehend unter einem Vordach auf dem Zeltplatz ein. Im Hintergrund zischt während des Kaffee Trinkens leise die neue Gaskartusche im Kocher. Leider am Brenner vorbei. Die neue Kartusche passt nicht zum Kocher….
Vom Holländer erfahre ich, wo es in der Nähe neue Gaskartuschen zu kaufen gibt. Für Uwes Schuhe kann ich etwas Montagekleber ergattern. Über 10 Jahre alte Stiefel sollen mittels diesen Klebers neues Leben eingehaucht bekommen. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Reparatur der Schuhe, und auch die Hoffnung auf eine neue Gaskartusche sind nur von kurzer Dauer. Uwes Schuhe müssen zwei große Kabelbinder zusammen halten und kochen kann von nun an nur noch Micha mit seinem Benzinkocher.
Vor dem Start noch ein kurzer Blick auf die bevorstehende Strecke. Weiße Straße – das verspricht Abenteuer pur! Es steht noch ein kurzer Stopp im Nachbarort an. Im Postamt kaufen wir Briefmarken und suchen, wie gesagt ohne Erfolg, nach einer neuen Gaskartusche. Matthias nutzt diese Zeit und geht freiwillig zur Polizei. Er sammelt Polizeiabzeichen oder auch Aufnäher. Drei Polizisten sitzen ihm gegenüber, als er das Revier betritt. Ungläubige Blicke auf Matthias, der anhand seines Outfits eindeutig als Endurofahrer zu erkennen ist. Erst die Worte: „I’m a german policeman, I want to change…..“ und das zeigen seines Tauschaufnähers brechen das Eis. Der Vorgesetzte schickt seine Lakaien aus dem Büro. Kaum sind diese verschwunden, zückt er sein Messer und löst damit seinen Aufnäher von seiner Jacke! Der Tausch ist perfekt. Kurz danach sitzen wir alle wieder auf den Motorrädern und können unsere Fahrt fortsetzen.
Die vermeintlich weiße Straße ist bestens ausgebaut! Unten steht ein großes Schild mit Werbung der EU. Die Straße habe also auch ich bezahlt. Gut ist sie geworden, breit, steil und kurvig. Je weiter wir fahren, umso öfter sehen wir Bauarbeiter an der Straße. Mit einem Mal ist dann die Teerschicht vorbei. Es geht weiter über groben Schotter. Wieder einige hundert Meter später kommt eine Sandschicht. Mittlerweile ist die Breite der Straße von 10 auf 3 Meter geschrumpft. Wir befahren nun die Reste der alten „weißen Straße“. Etwas weiter noch und die Straße wird zu einem Wanderweg, wie man ihn aus Deutschland kennt. Hier ist wirklich alles dabei. Bei diesen Pisten gehen immer wieder bange Blicke immer zu Uwe. Aber die Sorge ist unbegründet, Uwe meistert alle Hürden mit seiner Straßenmaschine.
Ein paar gute Tipps vom einzigen Endurofahrer Matthias helfen uns allen, mit der richtigen Fahrtechnik zu fahren. Wichtig ist eigentlich nur am Gas bleiben und im Schotter nie stehen bleiben. Ein wieder und wieder durchdrehendes und wackelndes Hinterrad schafft es, mir ein Dauergrinsen ins Gesicht zu zaubern.
Im Laufe des Tages geht es dann weiter Richtung Süden, vorbei an riesigen verwaisten Industriegebieten. An einer Tankstelle passiert dann die bei weitem unangenehmste Zusammenkunft mit einem Rumänen. Micha steht an der Zapfsäule und wartet auf den in Rumänien üblichen Tankwart, als ein alter Dacia in die Tankstelle einbiegt. Er fährt langsam auf Michas Tankplatz zu, bis er schließlich die GS touchiert. Wir denken noch an ein Versehen und kümmern uns nicht weiter darum. Eine halbe Minute später fährt der Rumäne wieder an! Wieder gegen das Motorrad, ich schreie nur laut „EHHHH“. Er stoppt noch mal kurz. Micha eilt zum Motorrad und zieht es zurück. Sofort setzt der Wahnsinnige nach. Beim Aussteigen wird klar was los ist, der Fahrer ist stinkbesoffen. Er kann sich kaum auf den Beinen halten. Die Lage ist kurz vorm Eskalieren, als uns der Typ auch noch dumm anquatscht. Ich bin froh, als er endlich seinen Haufen Rost von der Tankstelle entfernt.
Wir beruhigen uns mit Waffeln und Cola. Jetzt wieder sachlich auf die Tour konzentrieren! Wir entscheiden uns für einen kleinen Umweg von ca. 20km über ein Dorf und danach durch den Wald. Ab jetzt geht etwas los, was uns für den Rest des Urlaubs begleiten solle. Staub. Für mich als Motorrad Nr. 4 gibt es eine ganze Menge davon. Vor solchen „Straßen“ würde in Deutschland folgender Hinweis stehen: Baustelle Betreten verboten! Mir gefällt es. Die winkenden Dorfbewohnern bekommen von mir aber keine netten Gesten mehr zurück. Ich sehe überall nur den besoffenen Rumänen. Nicht ganz fair, aber ich finde die „Strafe“ gerecht.
Als sich die Straßen in Wald- und Feldwege verwandeln, sehen unsere Navigatoren alles andere als wissend aus. Nach mehrmaligem Wenden der Motorräder ergeben sich zwei Gruppen. Ich stehe streikend mit Matthias auf einem kleinen Hügel. Etwa 700 Meter entfernt steht Micha auf einer eingezäunten Weide. Uwe versucht seine CBF durch hin und her schaukeln über die Wiese zu bekommen. Beide Teams gestikulieren das andere Team zu sich ran. Um das Spiel zeitnah zu beenden fahren wir zu den „Weidejungs“. Wir diskutieren über den weiteren Weg und können die beiden zum Wenden überzeugen. Die Weide putzt Uwes Krümmer von unten und die Tour geht in die richtige Richtung weiter. Gleich folgen die ersten Flussdurchfahrten. Was ich dabei lerne: Langsam fahren erhöht die Wahrscheinlichkeit trocken zu bleiben erheblich! Auch ist eine langsame Flussquerung gut für die Motorradtechnik, insbesondere für den Luftfilter! Luftfilter und Technik blieben trocken.
Einige Flussdurchfahrten und Weggablungen kommen, wir entscheiden uns instinktiv für die richtige Richtung. Ein abschließender steiler Schotterpass bringt uns zurück in die „Zivilisation“. Straße kann ich diesen Untergrund zwar noch nicht nennen, aber es ist schon nah dran. Ein ausgewachsenes Schwein frisst gemütlich am Straßengraben, alte Bauerhäuser wechseln sich mit modernen Häusern und Hausbaustellen ab. Auf einmal ist wieder Asphalt unter meiner GS. Ich fahre auf gewohntem Asphalt, habe aber ein komisches Motorradgefühl. Habe ich schon verlernt auf festem Untergrund zu fahren? Klebt vielleicht Schlamm im Rad, oder eventuell ein Platten am Vorderrad? Ich gehe aus dem Sattel und blicke skeptisch über meinen Lenker. Alles in Ordnung.
An der nächsten Kreuzung gibt es eine Navigatorenkonferenz. Ich nutze die Zeit und kontrollierte mein Bike. Meine Begeisterung über das Auffinden der Störquelle hält sich sehr in Grenzen. Platten am Hinterrad. Die letzten schönen Kilometer sind wie weg geblasen, es gibt nur noch dieses Problem. Mein Elektrotechniklehrer in der Meisterschule sagte immer: „Es gibt keine Probleme, nur Aufgaben!“ Also, das Problem ist gelöst und wir stehen ca. 1200km von zu Hause entfernt mit einer Aufgabe auf einer Dorfstraße. Etwa 20 Meter entfernt steht ein Rumäne der unser Treiben beobachtet. Matthias schließt sich mir an und wir gehen nach einem Vulkaniseur fragen. Der Kollege ist recht pfiffig und wir unterhalten uns mit Händen und Füßen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. Der nächste Vulkaniseur ist 10km entfernt und öffnet erst wieder, wenn die Sonne auf der anderen Seite steht.
Wir überlegen noch, was wir machen, da gibt uns der Rumäne zu verstehen, wir sollen das Motorrad in seinen Hof rollen. Mein Gefühl sagt mir, dass dies schon in Ordnung sein wird. Kaum steht die kranke GS auf dem Hof, geht ein wildes Treiben los. Innerhalb weniger Minuten ist das Hinterrad ausgebaut und zwei Rumänen machen sich daran, den Reifen abzuziehen. Ich stehe etwas neben mir und kann nur staunen, hoffen und Brot essen. Brot essen? Ja, wir sind anscheinend beim Bäcker des Dorfes gelandet. Die Bäckersfrauen bringen frisches Kartoffelbrot und erfreuen sich daran, dass es uns sichtlich mundet. Die zwei Reifenspezialisten rennen nun auf einmal mit meinem Rad über den Hof. Zögerlich folgen wir ihnen. Ich höre einen Dieselmotor starten und sehe, wie eine mittlere Landmaschine vorgefahren kommt. Schnell die Gabel abmontiert steht dieses graue Monster direkt vor meinem Rad. Damit soll nun das Reifenabziehen gelingen. Was am Anfang sehr abenteuerlich aussieht, entwickelt sich zu einer sauberen Sache. Der Schlauch ist draußen und kann mit handelsüblichem Fahrradflickzeug repariert werden. Meine Anspannung entweicht Stück für Stück. Als das Rad wieder eingesetzt ist, will ich mich mit 20€ für die gut geleistete Arbeit bedanken. Er weigert sich jedoch vehement mein Geld anzunehmen. Uwe hat noch eine clevere Idee. Er schaut in sein Wörterbuch und bestellt noch ein Brot zum mitnehmen. Dieses werden wir ja wohl bezahlen können, denken wir. Denkste! Geschenkt wird es uns. Die Rumänen stöbern mit Freunde im Wörterbuch von Uwe. Sie bestellen mit nettem Akzent „Einen Kaffee zum mitnehmen“ und andere Verse aus dem Reiseführer. Fast schon zur Familie gehörend, machen wir noch ein Abschiedsfoto und verlassen glücklich nach einer Stunde mit einem frischen Brot und ganzem Reifen den Hof.
Die Sonne steht schon tief und so entscheiden wir uns für eine schicke Ferienwohnung. Diese stellt sich als absoluter Glücksgriff heraus. Lilli und ihr Mann umsorgen uns. Sie setzen sich abends noch etwas zu uns und geben gern etwas von Ihrem selbst gebrannten Palinka ab. Dazu etwas frisches Brot, besser kann es nicht sein.
Nach so einem Tag fällt das Einschlafen nicht schwer……
Halb 8 unterbricht Uwe meinen gesegneten Schlaf. Zeit zum Aufstehen. Ich verschiebe nochmals das Duschen und gehe nach der „Bett-Wäsche“ direkt zum Frühstück. Hotel und Frühstück – das kann nur gut werden! Im Frühstücksraum angekommen, sieht alles sehr übersichtlich aus. Keine weiteren Gäste und auch kein Buffet, dafür sind Instantkaffee oder Tee wählbar. Mit einem Kaffee in der Hand sitze ich nun mit Uwe am Tisch. Die Köchin hat uns bemerkt und bringt kurz darauf unser Frühstück. Boulette mit Reis inklusive Salatgarnitur. Zum Mittag oder Abendessen gern, aber früh? Ich drehe mir mit Mühe die Boulette rein, esse den Salat und kaue etwas auf dem Reis rum. Meine Mitfahrer haben da mehr Appetit.
Selbst die etwas später zum Frühstück erschienenen Micha und Matthias sind eher fertig als ich. Ich lasse den Reis Reis sein und hole mir noch einen Kaffee.
Ausreichend gestärkt nutze ich noch das luxuriöse Bad, um mich etwas zu kultivieren. Wer weiß, wann mal wieder eine gepflegte Rasur möglich ist. Kurz nach 10Uhr verlassen wir Bukovel. Heute geht es wieder zurück in die Heimat, nach Rumänien! Diese Aussage beschäftigt Matthias eine ganze Weile. Ich denke EU= Heimat.
Die Straßen sind ein Gemisch aus allem, gut, mittel, schlecht. Ein und dieselbe Bundesstraße besitzt oft alle diese Zustände. Zum großen Teil liegt es daran, dass hier gebaut wird. Ich glaube auch nicht, dass es in der Ukraine Umleitungsschilder gibt. Der Weg führt einfach weiter durch die Baustelle. Wenn gebaut wird, dann sind sehr viele Arbeiter vor Ort. Die wichtigsten Hilfsmittel sind Schubkarre und Schaufel. Größere Baumaschinen gibt es auch, sind aber selten.
Die Häuser am Wegesrand sind zum größten Teil schön herausgeputzt. Helle Fassaden und glänzende Dächer prägen das Bild. Überall sind Menschen auf den Beinen, wo die nur alle hin wollen? In einem Dorf halten wir, um auf die Karte zu schauen. Da ich mich aus Navigationsaufgaben gern heraushalte, gehe ich mit Matthias in einen Konsum. Wir sprechen uns kurz ab, ob wir wohl vorher wegen der Bezahlung fragen sollten. Besser nicht! Wir nehmen uns Wasser, welches am meisten vergriffen ist (wie wir kurz darauf feststellen müssen, ist es gesalzenes Wasser), suchen Kekse heraus und etwas Schokolade. Alles zusammen mit einem 5 Euroschein auf den Kassentisch. Erst ist der Blick des jungen Kassierers etwas ungläubig, kurz darauf ein verschmitztes Lächeln. Er holt sein privates Portemonnaies aus der Tasche und alles ist möglich. Bei diesem glücklichen Gesicht ist noch eine Schokolade mehr drin! Matthias sucht schnell noch eine aus und legte sie mit auf den Tisch. Wir bekommen ein paar UAH zurück und gehen wieder zu den Mopeds.
Gerade wieder gestartet wird Uwe wenige hundert Meter später von einem Polizisten angehalten. Das kann nicht gut sein, sind meine Gedanken, als auch ich rechts ran gefahren bin. Der Polizist gestikuliert viel. Am Ende will er Uwe nur davon überzeugen, dass es besser ist, dicht in der Gruppe zu fahren. Puh, so was kann im Ausland auch mal anders ausgehen!
Wir nähern uns langsam der von mir benannten Heimat. 3 km, 4 Spuren, so sieht die Anreise zur Grenze aus. Hier kann man sicher lange warten! LKWs stauen sich heute auf 2 km. Wir können aber bis auf Sichtweite der Abfertigung vorfahren. Mein Versuch, das Motorrad auf den Seitenständer zu stellen, scheitert auf dem weichen Asphalt. Es sind über 30 Grad und selbst Uwes Schuhe zollen der Hitze Tribut. Die Sohle löst sich Stück für Stück. Kaum ein paar Minuten gestanden gesellen sich langsam aber sicher interessierte Ukrainer und Rumänen zu unseren Motorrädern. Uwe und Micha unterhalten sie. Mir ist das nur Recht, ich habe keinen Bedarf auf Smalltalk bei der Hitze. Ich blicke, gestützt auf meinen Lenker, nach vorn und sehe einen Grenzbeamten auf uns zukommen. Er spricht uns an und gibt zu verstehen, dass wir vorfahren sollen. Vorn angekommen, können wir mit dem „Auschecken“ beginnen. Die Prozedur ist dieselbe wie bei der Einreise. Nach dem Stempel im Reisepass fahren wir zur rumänischen Seite. Zwei lange Pkw Schlangen stehen vor der Abfertigung. Eine Ordnung oder gar Fahrspuren sind hier nicht zu erkennen, hier macht jeder was er will. Von hinten drängeln immer wieder Autos und schlängeln sich irgendwie nach vorn. Ein freundlicher Rumäne spricht uns an, und verweist uns zu einer anderen Schlange. Etwas skeptisch dieser Aussage gegenüber, gehe ich gemeinsam mit Uwe zu der empfohlenen Spur. Diese Spur ist für EU Bürger. Der Zöllner fragt schroff, ob wir denn Diplomaten wären. Da wir dies nur verneinen können, geht es für uns Retour. Unser freundlicher Rumäne kann dies absolut nicht verstehen. Wir bleiben aber jetzt unbeirrt in der Schlange und verteidigen unseren Platz. Die Sonne versteckt sich mittlerweile hinter ein paar Wolken. Dies macht das Warten bei weitem angenehmer. Nach einer knappen Stunde sind wir schon dran. Die zwei Grenzbeamten, welche uns kontrollieren sollen, dösen gemütlich auf ihrem Stuhl neben dem Schlagbaum. Ohne auch nur eine einzige Bewegung zu machen, scheint es eindeutig so, dass sie unsere Unkenntnis vom Grenzablauf genießen. Nach ein paar Minuten bequemen sich die Beamten dann doch und lassen uns gewähren. Alles in allem dauert die ganze Prozedur etwas über zwei Stunden.
Gleich nach der Grenze halten wir an einer Tankstelle. Micha bekommt für seine GS eine neue H7 Lampe und gemeinsam stärken wir uns mit Coca Cola aus Dosen und weiteren Süßstoffen. Auf den folgenden, größtenteils langweiligen geraden Pisten geht es zurück in die Berge der Karpaten.
Während dieser Pflichtkilometer sinniere ich über meine „Grenzerfahrungen“ der letzten beiden Tage. Die Hauptfrage ist klar für mich: Was qualifiziert einen jungen Menschen zum Grenzer? Wahrscheinlich kommt der größte Teil der Beamten nach einer Abweisung in der Schauspielschule zum Grenzdienst. In der Schauspielschule mit Sicherheit unfähig, lustige oder glückliche Momente zu spielen, erweisen sie sich sofort tauglich für Passkontrollen. Anders kann ich mir einfach diese Gefühlskälte nicht erklären. Ich hatte ständig das Bedürfnis, mich für meine Grenzübergänge entschuldigen zu müssen. Mundwinkel, die auch nur im Ansatz nach oben gingen? Fehlanzeige! Vielleicht hatten wir nur schlechte Tage erwischt, egal. Rausgerissen aus meinen Gedanken halten wir plötzlich in einem Dorf. Kurz nach 19Uhr ist es schon. Ich versuche den Grund des Stoppens zu erahnen. Nun sehe ich es, ein unscheinbares Schild kündigt in wenigen Metern einen Zeltplatz an. Nach einer kurzen Absprache entschieden wir uns für diesen idyllisch gelegenen Platz.
In fehlerfreiem deutsch begrüßt uns der Zeltplatzbesitzer. Wie sich heraus stellt, ist er Holländer. Noch auf den Motorrädern sitzend erkundigen wir uns, ob es noch etwas zu Essen gibt. Der Holländer bietet uns Rindfleischsuppe an. Ich werfe ein paarmal das Wort „Bier“ in den Raum. Wir nicken die Rindfleischsuppe ab, und der Holländer nickt den Wunsch nach Bier ab. Während wir unsere Zelte aufbauen, kocht seine Frau unser Abendbrot, er zieht los um unser gewünschtes Bier zu kaufen. Nach einem sehr leckeren Mahl, inklusive Salat und Eis zieht es uns langsam die Augen zu. Es wird die erste Nacht, in der wir nicht in einem Hotel schlafen. Wo ist nur die Taschenlampe? Gute Nacht!
Samstagmorgen erwache ich überraschend erholt nach dieser kurzen Nacht. Das Frühstück ist eher ernüchternd, wenig Platz im Frühstücksraum gepaart mit wenig Auswahl am Buffet. Vier Stunden Schlaf sollten es ja werden, doch die Androiden Handys, gönnten uns nur drei. Wir sind gestern eine Zeitzone weiter gerutscht. Als wir dies realisieren, ist es längst zu spät, um erneut die horizontale Position einzunehmen. Also raus und die Motorräder abladen. Uwe versucht den Transporter in eine gute Entladeposition zu bringen. Da er allerdings vergessen hat, dass er nicht in einem PKW sitzt und zweitens auch nicht mehr zu wissen scheint, wie eng er Matthias gestern an einer Säule eingewiesen hatte, kommt es zu einem kleinen Parkrempler. Nicht weiter schlimm, nur der Lack ist ab. Da nun keiner mehr was ändern kann, laden wir bei feinstem Sonnenschein die Bikes ab.
Nach kurzer Absprache mit den netten Hoteldamen, dürfen wir unseren Transporter für die Woche in einem eingezäunten Gelände parken. Dieses wichtige Problem gelöst, steht unserem Start nichts mehr im Wege. Nach 100 Metern der erste Tankstopp. Nun aber endlich mal los! Wir verlassen Satu Mare und können somit zum ersten Mal rumänischen Fahrtwind genießen.
Die Dörfer wirken wie vor hundert Jahren. Nur die Autos trüben diesen Eindruck. Es ist vom alten Dacia bis zum neuen BMW alles vertreten. Die Verkehrsdichte ist gering, dafür überholen uns die wenigen Autos auf biegen und brechen. An die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten wir uns nur allein. So können wir nur Fahrzeuge von Bauern überholen, genauer gesagt Traktoren und Pferdekutschen. In den Höfen sieht man regelmäßig Brunnen, aus denen das Wasser wie vor hundert Jahren heraus geholt wird. Fast überall grüßen und winken uns die Dorfbewohner freundlich zu.
12Uhr erreichen wir die EU Außengrenze zur Ukraine. Wir stellen uns brav an und warten auf die Dinge die da kommen. Bei Temperaturen nahe der 30 Grad Marke bringt die Sonne uns bald dazu, Schatten zu suchen. Mittags 12Uhr kein leichtes Unterfangen. Nur die LKWs, die neben uns stehen, können sich der Sonne in den Weg stellen. Nach einigem Nachfragen und zwei Stunden Wartezeit wird klar, hier kommen wir heute nicht mehr rüber. Der Grenzcomputer hat seinen Geist aufgegeben. Die Beamtin zeigt uns auf Uwes Karte den nächsten Übergang.
Ein herber Rückschlag, sind doch unsere Tagesrouten knapp kalkuliert. Schließlich müssen wir unser Hotel in der Ukraine erreichen. Wir kürzen die Route und nehmen den nächsten Grenzübergang als Ziel. Mal schnell hinfahren ist in Rumänien leider nur selten möglich. Die Dörfer sind ellenlang und können nur mit 50km/h befahren werden. Selbst diese Geschwindigkeit verlangt schon hohe Konzentration. Die Löcher sind teilweise so tief, dass sie das Leben einer Motorradfelge mit einem Mal beenden können.
Nach kurzer Suche finden wir den gut versteckten Grenzübergang. Kaum stellen wir unsere Motorräder ab, kommt schon ein netter rumänischer Grenzbeamter auf uns zu. Wir sollen nach vorne kommen, wir werden gleich mit abgefertigt! Klasse! Die Grenzbeamten beäugen unsere Maschinen und nebenbei auch unsere Papiere. Nach wenigen Minuten öffnet sich der Schlagbaum und wir fahren über den Grenzfluss zu den ukrainischen Grenzbeamten. Hier ist die Prozedur langwieriger und gleichsam komplizierter. Der Erste Beamte schreibt mein Nummernschild auf einen Zettel. Er übergibt mir diesen Zettel und ich kann ein paar Meter weiter fahren. Nun stehen wir alle wieder da, und das auch noch in der prallen Sonne. Der nächste Beamte kommt – Kontrolle aller Papiere. Also Reisepass, Grüne Karte und Fahrzeugschein. Mit dem Fahrzeugschein wird die Rahmennummer abgeglichen. Das Ergebnis kommt auf den Zettel von vorhin. Alles zurück bekommen, dürfen wir uns am Grenzerhäuschen anstellen. Immer noch pralle Sonne. Stück für Stück geht es voran. Nun kann auch ich den ganzen Kram ins Häuschen reichen. Hier wird das Ganze in den Rechner eingegeben. Aha, deswegen kein Grenzübertritt, wenn ein Computer streikt. Dann noch zum zweiten Fenster. Nochmal anstehen, nochmal alles abgeben, nochmal Computercheck und dann noch ein Stempel auf den Zettel. Jetzt kommt auch endlich der ersehnte Stempel in meinen Reisepass. Auf das Motorrad und los geht’s. Wenige Meter später werde ich gestoppt. Ein weiterer Beamter hat hier seinen Wirkungsbereich und sammelt die Zettel vom Anfang ein. Kurz gekramt, glücklich gefunden, um dann den Zettel gern zu übergeben. Endlich da! Wir haben die EU verlassen und befahren nun ukrainischen Boden.
Im nächsten Dorf halten wir kurz an, um uns die Stück für Stück vom Leib gerissen Motorradsachen wieder überzuziehen. Ich werde bei LOUIS noch mal nachfragen müssen, was atmungsaktiv wirklich heißt. Nicht einmal eine Minute hat es gedauert, da spricht uns eine Frau mittleren Alters an. Sie kann etwas deutsch und will wahrscheinlich mit uns nach Deutschland. Sie fragt uns nach unseren Frauen, ob wir Hunger haben oder ob wir etwas Wodka trinken wollen. Wir verneinen brav und versuchen ihr aus dem Weg zu gehen. Sie fragt schon, was wir für Männer sind, ganz ohne Interesse an Frauen und Wodka. Alle beeilen sich mit dem anziehen, nur in Uwe hat die Frau einen geduldigen Gesprächspartner gefunden. Alle wollen los, ich denke auch Uwe! Nur Uwe kann nicht einfach den Helm aufsetzten und das Gespräch so beenden. Dafür ist er zu gut erzogen. Erst nachdem unsere drei Motorräder laufen und der ein oder andere Gasstoß aus dem Auspuff pfeift, ist Uwes Helm dort, wo er hingehört und wir fahren los.
Die Ukraine zeigt sich nun von ihrer besten Seite. Eine perfekte Bergstraße mit feinen Kurven liegt vor uns. In den Dörfern zeigen uns die Ukrainer, dass sie mindestens genauso gut winken können, wie ihre rumänischen Nachbarn. Unsere Straße schlängelt sich nunmehr an einem Fluss entlang. Die andere Seite des Flusses ist wieder und wieder mit mehr oder weniger vertrauenswürdigen Hängebrücken verbunden.
Wir verlassen die bewohnten Gebiete und fahren ins Gebirge. Laut Google erwartet uns eine „Weiße Straße“. Die Bilder von Google Earth erwachen in mir wieder zum Leben, gleich wird es noch eine wilde Auffahrt zum Hotel geben. In Gedanken versunken werden wir mitten im Gebirge an einer Schranke durch die Polizei gestoppt. Der Polizist gibt eindeutig zu verstehen, dass hier Schluss sei. Ein weiterfahren ist hier nicht möglich. Ich sehe wie Uwe mit ihm spricht und dabei auf seine Karte zeigt. Nun wendet sich das Blatt, der gerade noch stur verneinende Polizist zeigt auf die gerade noch für uns gesperrte Straße und schickt uns mit den Worten „DA DA DA!“(JA JA JA!) weiter. Jetzt ist mir alles klar, Uwe spricht fließend Russisch und hat den Polizisten von unseren guten Absichten überzeugt. Über Funk instruierte der Polizist seine Kollegen. Diese erwarten uns aller paar hundert Meter. Gern weisen sie uns den weiteren Weg zum Hotel. Dieses befindet sich inmitten einer aus dem Boden gestampften Wintersportanlage. Hier war vor zwei Jahren sicherlich nur Wald. Es sieht aus wie in Österreich.
Ein schönes Hotel hat Uwe da raus gesucht. Alles sehr modern.
Die Warmwasserversorgung der Dusche funktioniert über einen im Bad befindlichen Boiler. Der macht aber nur warmes Wasser, wenn der Stecker auch drin steckt und das Wasser fließen kann…… Ein kurzer Anruf bei der Rezeption und der Techniker löst das Problem. Wir hätten auch in ein anderes Zimmer umziehen können, haben dazu aber keine Lust mehr. Da das Aufwärmen des Wassers einige Zeit in Anspruch nimmt, überzeuge ich Uwe, dass wir mit etwas Deo und frischen Klamotten schon mal zum nächsten Bierstand gehen können.
So sitzen wir nun in einem schönen Freisitz, warten auf die Bedienung und auf Micha und Matthias. 15 min sitzen wir rum und keiner interessiert sich für uns. Als unsere beiden Mitfahrer da sind, entscheiden wir uns für ein anderes Lokal. Im neuen, nett eingerichteten Restaurant werden wir platziert. So sind wir schon mal sicher, dass wir gesehen werden. Die Speisekarte ist in russischer und englischer Sprache ausgeführt. Die nette Bedienung scheint nicht bei der Übersetzung der Karte mitgewirkt zu haben, sie kann kein Wort Englisch. Mit dem Zeigen der Speisen auf der Karte geht es problemlos. Kurz darauf steht meine bestellte Vorspeise Soljanka auf dem Tisch. Ordentlich fettig und lecker. Nach einem Schaschlik ohne Spies und ein paar Bier bestellen wir uns noch einen Wodka. Einfach 4 Doppelte bestellen geht in der Ukraine aber nicht. Hier wird gleich eine Karaffe gebracht. Eingießen darf man dann selbst. Nach diesem Absacker machen wir uns durch das märchenhaft beleuchtete Skigebiet zurück in unser Hotel.
Kurz nach 6 Uhr klingelt mein Wecker. Jetzt soll es also losgehen, nach Rumänien. Dieser Tag verspricht schon morgens abenteuerlich zu werden, sicher ist, er wird sehr lang. Ab mit den Motorrädern nach Berlin, von dort mit dem Transporter in Richtung Rumänien, genauer gesagt nach Satu Mare. Nichts ist wichtiger, als der erste Meter. Also raus aus dem Bett, frisch machen und ab geht’s. Uwe wartet schon vor der Tür. Der Gedanke etwas vergessen zu haben, kommt mir bereits auf der Brückenstraße: Ausweis, Reisepass, Waschzeug oder…oder, um es mit den Worten von Thomas D. zu sagen: „Es fehlt immer ein Stück, doch ich mach mir nichts draus, setz den Wagen zurück und bin raus“.
Kurz vor der Autobahn sammeln wir Micha ein, zu dritt düsen wir die verbleibenden 190 km bis Berlin. Es fehlt noch der Matthias, um seiner Kawasaki KLR und sich eine schnelle Autobahnhatz zu ersparen schon eine halbe Stunde vor uns startete. Als er kurz nach uns bei der Autovermietung auftaucht, ist Uwe mit seiner Honda CBF bereits auf dem Transporter. Unsere Runde ist komplett, so soll es für den Rest der Woche bleiben. Mit vereinten Kräften beladen wir den Transporter. Die „Berliner Schnauzen“ der Vermietung sind äußerst freundlich und hilfsbereit. Sie geben uns gern einige gute Tipps zum Beladen und bringen uns auch noch einen Kaffee zu Stärkung. Meine BMW F800GS soll als zweites auf den Transporter. Vor dem hochfahren über die Rampe beschleicht mich kurz ein flaues Gefühl. Die Berliner Schnauze sagt nur kurz: „Wer da nicht hoch fahren kann, braucht auch nicht in die Karpaten fahren“, damit sollte die Dame Recht behalten. Also hoch fahren und gut. Bald sind zwei Stunden vergangen und die Motorräder stehen auf der Ladefläche.
Wir starten zum zweiten und größten Teil unserer heutigen Reise. Das Navi zeigt eine utopische Ankunftszeit. Ruck zuck sind wir in Tschechien. Beim Blick auf die Navigation entnehme ich, das wir kurz vor Prag im Kreisverkehr wenden sollen. Ich überlege etwas und das Licht in meinem Kopf wird heller. Mein Bruder sagte mir vorher, dass dies so kommen wird. „Dem Navi auf jeden Fall folgen!“
Wir tun es nicht und wir verfahren uns. Kein Grund zur Sorge, schnell sind wir wieder auf dem rechten Weg.
Kurz nach Prag unsere erste Pause, bei McDonalds kaufen wir uns ein paar leckere Burger. Frisch gestärkt sind wir nun unterwegs in Richtung Brno. Dort erwartet uns Aufgrund der SuperBike WM ein Stau. Diesen hinter uns lassend, passieren wir auch schon Bratislava. Langsam wird es uns allen klar, die Ankunftszeit im Navi war nicht utopisch. Micha, in seiner Eigenschaft als von uns gewählter Fremdsprachenexperte, muss im Hotel anrufen, um unsere Ankunft nach Mitternacht anzukündigen.
Wie sitze ich nur am besten, ich habe alle Positionen schon mehrmals getestet. Auch nach dem fünften Mal schauen, muss ich wieder feststellen, die Beifahrerlehne lässt sich wirklich nicht verstellen. Balaton steht auf den Schildern. Erinnerungen an DDR und Trabi Erzählungen werden wach. Etwas geträumt und schon erreichen wir Budapest. Ich unterstütze nach bestem Wissen Matthias beim Durchqueren dieser Millionenstadt. Mit der Sonne im Rücken steuern wir unser nächstes Etappenziel Debrecen an.
Apropos, hat noch jemand Hunger? An der nächsten Tankstelle gibt es neben Diesel auch noch einen kleinen Snack auf die Faust. Schnell den Snack neben der Zapfsäule vertilgt und wieder aufsitzen.
Fast da, die Grenze nach Rumänien liegt vor uns. Für alle überraschend gibt es hier eine Grenzkontrolle. Wir sind doch noch in der EU! Die Grenzer wollen alles sehen, inklusive der Papiere unserer Bikes. Alles in Ordnung.
Die Straßen werden schlechter und kleiner. Ich sehe schon einen Bären am Straßenrand und werde dafür belächelt. Es ist schon halb drei und geschlafen habe ich im Auto nicht, da kann man schon mal was Komisches sehen. Von der hinteren Sitzbank kommt die Idee, noch irgendwo ein Bier zu ordern. Die nächste Tankstelle ist unsere. Der Pächter weiß, wo es Bier gibt- An der nächsten Tanke! Dort angekommen lassen wir uns ein landestypisches Bier empfehlen. Vier Dosen „Ursus“ sind nun mit auf der Reise. Ortseingang Satu Mare. Jetzt bloß keinen Fehler mehr machen. Ein riesiges Schlagloch bringt Unruhe ins Fahrzeug. Ob das die Felge überlebt hat?
Endlich, da ist das Hotel! Am Eingang die Klingel betätigt- mal sehen ob Micha verstanden wurde. Eine junge Frau mit kleinen müden Augen öffnet die Tür, sehr gut! Wir folgen ihr zur Rezeption. Während sie unsere Schlüssel raussucht, schaue ich mich etwas um. Ich sehe ein Sofa mit einer zurück geschlagenen Decke. Eins plus Eins ist gleich: Die junge Dame hat auf dem Sofa auf uns gewartet. Irre. Es ist nunmehr 3.15Uhr.
So oder so müssen wir jetzt alle mal ins Bett. Wir drehen uns in müder Runde noch die Ursus rein und gönnen uns dann 4 Stunden Schlaf.