Tag 6: Bukarest und Busfahrt nach Istanbul

Der sechste Tag unserer Reise beginnt etwas diesig. Aber es sieht nicht nach Regen aus, eher nach einem Sonnentag, der sich erst noch entwickeln muss. Nach dem Frühstück fragen wir an der Rezeption, wann wir denn das Zimmer räumen müssen. Bis zwölf müssen wir draußen sein. Unser plan war eigentlich, gegen 14 Uhr das Hotel zu verlassen, Proviant zu kaufen und dann direkt zum Bus zu fahren, der 16 Uhr abfahren sollte. Also umdisponieren. Wir genießen jeder noch einmal ein Schaumbad mit Blubberbläschen und lassen pünktlich um12 Uhr unsere Rucksäcke an der Rezeption einschließen. Die U-Bahn bringt uns zügig in die Stadt. Wir wollen Postkarten kaufen und einen Happen essen. Beides gelingt super. Während wir beim Italiener auf eine Pizza Diavolo warten, schreibe ich schnell 2 Karten an die Lieben daheim. Anschließend geht es zügig zurück zum Hotel. Kurzer Stopp am Supermarkt. Knackwürste, Brötchen und Wasser für die Fahrt landen im Einkaufswagen. Im Hotel nehmen wir unsere Rucksäcke in Empfang und gehen nochmal für kleine Jungs. An der Rezeption lassen wir uns auch gleich ein Taxi kommen. Schnell bringt uns der junge Fahrer zum Bus. Wir steigen an einer Filiale von Star Tourism aus und in der Einfahrt steht tatsächlich ein schicker und relativ neuer Mercedes Bus. Wir gehen erstmal in die Filiale, müssen unsere Tickets und Pässe abgeben und können draußen warten. Es dauert bestimmt 20 min. Während wir draußen rumlungern. Wir legen unsere Rucksäcke schon in den Kofferraum. Irgendwann kommt die Frau gibt uns andere Tickets und die Ausweise und wir können einsteigen. Der Bus ist vielleicht halb voll mit unterschiedlichen Menschen. junge, ältere, schicke, etwas abgerissene, so richtige Touris wie wir sind eigentlich nur noch drei Brasilianerinnen. Die junge Frau mit unseren Fahrkarten fährt auch mit dazu 3 Busfahrer, und ein junger tätowierter Mann der so bisschen Mädchen für alles ist aber auch irgendwie keine richtige Aufgabe hat. Elena so heißt die junge Frau ist vielleicht 25, hat ein bisschen Haare auf den Zähnen und wirkt reserviert. Aber sie kommt immer mit Getränken rum und fragt, wer was braucht. Nett. Bis zur bulgarischen Grenze geht es zügig voran und gegen 18 Uhr sind wir schon da. Das sich unser Busfahrer dafür auf der Gegenspur mit anderen Autos bestimmt um 30 PKW Längen vorgedrängelt hat, muss hier auch erwähnt werden. Die Toiletten im Bus sind zwar defekt, oder der Fahrer hat einfach keine Lust zu putzen, Martin und ich wagen es aber trotzdem, ein Bier zu öffnen. Nach 5 Min kommt der junge Tätowierte und weist uns darauf hin, dass wir nicht an der Grenze trinken dürfen. Panisch verstecken wir die offenen Dosen vor uns im Gepäcknetz.  Zunächst kommt ein rumänischer Grenzer, etwas später steigt ein bulgarischer Grenzer ein. Es werden Formulare ausgeteilt, für uns in deutscher Sprache. Auf denen müssen wir angeben, wieviel wir an Bargeld mit uns führen. Ich frage nach, ob ich das auch bei kleinen Beträgen tun soll, ja ich muss mit Cent angeben, lastet seine Antwort.
Toll, bei mir schlagen also 5,92€ zu Buche. Bei den anderen beiden ist es etwas mehr. Da wir nur einen Stift haben, will ich noch schnell einen Kugelschreiber aus meinem Beutel ziehen, der ist in Martins Netz neben der offenen Dose. Als ich ihn rausziehe, kommt auch die Bierdose mit und ergießt ihren Inhalt über den Boden. Oh nein und das ausgerechnet an der Grenze. Panik steigt in mir auf. Das Bier läuft unter dem Sitz auch noch an die Tasche des Vordermannes, na der wird sich auch freuen.  In der Zwischenzeit  werden die Formulare wieder eingesammelt. Der bulgarische Grenzer checkt noch  die Pässe und wir wollen schon aufatmen.  Aber der Bus biegt nicht auf die Autobahn sondern in eine riesige schmutzige Zollgarage ab. Hinter uns schließt sich ein riesiges Rolltor und wir stehen im Dunkeln.
…Natürlich nicht ganz im Dunkeln, eine trübe Deckenlampe taucht die Garage in diffuses Licht. Wir müssen alle den Bus verlassen und warten. Unser Vordermann ist ganz schön wütend auf uns ob seines tropfenden Rucksacks. Wir entschuldigen uns artig aber er beschwert sich trotzdem bei Elena. Wir fallen auf. In der Zwischenzeit müssen alle ihr Gepäck nehmen und auf ein altes, schmutzig aussehendes Band legen das durch ein ebenso alt aussehendes Röntgengerät fährt.
Auf der anderen Seite muss es wieder entgegengenommen und auf eine Palette gestellt werden. An einem klapprigen Tisch stehen 3 Grenzer und prüfen die Formulare. Geld wird gezählt, viel Geld. Die Hälfte von den Insassen hat dicke Geldbündel bei sich. Euro wohlgemerkt. Jetzt werden auch die Formulare wieder zurückgegeben. Wir müssen sie selbst abgeben. Kurz spielen wir mit dem Gedanken noch etwas nachzutragen, was wir vergessen haben. Wissen aber nicht wie viele von den Durchschlägen der Formulare zwischenzeitlich entfernt wurden. Also lassen wir es. Als ich drankomme mit meinen 5,92 € guckt mich der Typ ungläubig an und ich muss meine Geldbörse öffnen. Danach lacht er und jagt mich weg. Wir warten alle zusammengedrängt in der Ecke bis alle Geldangelegenheiten geklärt sind und die Grenzer zweimal durch den gesamten Bus gegangen sind und alles ausgeleuchtet haben. Bestimmt haben sie meine Bierdose schon entdeckt und werden uns gleich verhaften. Aber nichts passiert und wir dürfen wieder in den Bus steigen. Das Rolltor öffnet sich wieder und wir werden in die Freiheit entlassen. Aber los geht es trotzdem noch nicht. Wir warten noch eine geschlagene Stunde, bis es endlich weiter geht.
Vollkommen im Dunkeln fahren wir nun durch Bulgarien. Nach 20 min hält der Bus an und es ist eine Rast angesagt. Hatten wir nicht gerade schon ewig an der Grenze gestanden? Aber die Leute vom Bus bringt nichts aus der Ruhe. Der Busfahrer und der Gaststättenbesitzer kennen sich offensichtlich. Sie umarmen sich und küssen sich auf die Wange. Dann gehen sie in sein Restaurant und essen Abendbrot. Wahnsinn. Wir vertreiben uns die Zeit mit Obstkauf und Toilettengängen. Weiter geht’s. Jetzt ist auf einmal Party Stimmung im Bus. Die Musik wird aufgedreht und Elena tanzt mit den Brasilianerinnen. Alle singen mit bei aktuellen Charthits. Wir wollen einfach nur schlafen. Achja kurz nach der Grenze kam Elena noch zu uns und belehrte uns, das im Bus Alkoholverbot herrscht.
Weiter geht’s auf der Bundesstraße durch Bulgarien. Die Busfahrer haben gewechselt. Wo der erste noch relativ gesittet gefahren ist, gibt der zweite Alles. Lieber nicht nach vorn schauen. Als ich es doch einmal wage, überholen wir gerade einen Lkw kurz vor einer scharfen Rechtskurve mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 km/h! Als wir gerade wieder einscheren wollen kommt ein Lkw entgegen, wild hupend. Wir schaffen es gerade so. Dann lieber doch versuchen zu schlafen. Wir haben zwar jeder 2 Sessel im Bus aber ausstrecken ist nicht drin. Schlimm ist auch noch, dass im hinteren Abteil auch noch geraucht werden darf. Und das nicht zu knapp. Selbst mir ist das unangenehm und verursacht leichten Kopfschmerz. Mehrmals halten wir noch an bis zur türkischen Grenze, die wir dann gegen ein Uhr erreichen. Wie gerädert schälen wir uns aus unseren Sitzen. Elena kommt vorbei und fragt ob wir für sie jeder eine Flasche Raki in die Türkei mitnehmen können. Wir sagen ja mit einem mulmigen Gefühl. Auf bulgarischer Seite geht die Kontrolle diesmal schnell. Zwischen den Ländern können alle nochmal in den duty free Shop oder zur Toilette. Wir wählen letzteres. An der türkischen Grenze müssen wieder alle raus und erstmal ihre Ausweise zeigen. Dann warten wir lange während die Grenzer den Bus durchsuchen. Unser Gepäck müssen wir wieder durchleuchten lassen. Insgesamt dauert die ganze Prozedur wieder eine gute Stunde. Seltsam, dass nur unser Bus kontrolliert wird. Erst die viele Kohle, dann scheinen sich alle zu kennen und dann noch die Sache mit dem Schnaps. Sieht alles nach organisierter Kriminalität aus. Endlich sind wir in der Türkei und jetzt geht es auf gut ausgebauten Autobahnen in Richtung Istanbul. Aber 20 min später ist schon wieder so eine unverständliche Rast und wir werden gefragt ob wir suppe wollen. Natürlich nicht, wir wollen schlafen. Endlich kehrt Ruhe ein. Der Bus ist dunkel der Motor steht die Türen sind zu und kein Geräusch ist zu hören. Herrlich. Ich schlafe auch direkt ein und werde erst kurz vor 5 wieder wach, als wir durch die Vororte von Istanbul rollen. Langsam erwacht auch der Rest des Busses und Elena geht rum und sammelt den Schnaps ein. Im Übrigen müssen es mehrere Kisten sein, denn nicht nur wir haben Schnaps geschmuggelt, alle. Bei einigen sammelt sie auch noch Geldbündel ein. Das wird mir zu konfus, ich will nur noch hier raus.
Kurze Zeit später erreichen wir unseren Zielpunkt mitten in der Altstadt. Wir nehmen unsere Rucksäcke und machen uns auf die Suche nach dem Hotel.  Da wir erst die kommende Nacht gebucht haben, wollen wir fragen, ob es möglich ist, schon eher unser Zimmer zu beziehen. Zum Glück habe ich unser Hotel im Handy gespeichert uns so können wir bequem navigieren. Durch die noch schlafende Stadt. Wir haben ungefähr 1000 m Fußmarsch vor uns. Langsam erwacht die Stadt, die hier manchmal ziemlich gruselig aussieht. Erste kleine LKW kurven durch die engen Gassen. Ein Zeitungsausträger auf einem altersschwachen Motorrad fährt durch die Gegend. Ein fliegender Bäcker baut seinen Bäckerwagen mit frisch duftenden Köstlichkeiten auf.
Auf den ersten Blick erkennen wir unser Hotel gar nicht, eingezwängt zwischen zwei Minilädchen sieht man nur ein Büro mit 2 Tischen. Wir klopfen an und ein äußerst müde aussehender Türke lässt uns herein. Trotz Müdigkeit ist er sehr freundlich und versucht uns zu helfen. Wir bekommen ein anderes Zimmer und müssten evtl. Später nochmal  umziehen. Aber egal. Erstmal unser dringendstes Bedürfnis nach einer heißen Dusche verwirklichen.

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Tag 4: Ankunft in Bukarest

Oh man in diesem Zug habe ich herrlich geschlafen. Das Bett war nicht zu hart. Es gab eine ordentliche Decke und ein sauberes Kissen und die Liege war auch breit genug. Meine zwei Mitreisenden haben wohl nicht so gut geschlafen, was aber nicht an meinem Schnarchen lag.
Der Zug fährt ziemlich langsam und man hört deutlich, dass wir auf uralten Gleisen unterwegs sind. Es fühlt sich an wie früher, als wir mit der Deutschen Reichsbahn verreist sind und es riecht auch immer noch ein bisschen danach. Aber genau das ist der Grund, warum ich diese Reise machen wollte, wegen dem Gefühl, das ich als kleiner Junge immer in der Eisenbahn hatte. Einfach einmalig…
Irgendwann kommt der Schaffner herein, weckt Olivia, unsere rumänische Mitreisende und teilt ihr mit, dass der Zug eine Stunde Verspätung hat. Sie bekommt auch zuerst einen Frühstücksbeutel. Das könnte daran liegen, das sie schon in Braşov austeigen will, was noch 3 Stunden vor Bukarest liegt. Später bekommen auch wir unsere Beutel. Folgendes leckeres Frühstück ist inklusive,
1 Plaste Becher, Kaffeepulver für eine Tasse, ein Päckchen Zucker und, eine Packung Salzstangen. Lecker
Wie sollen wir aber den Kaffee zubereiten? Im Zug gibt es kein Trinkwasser. In unseren Flaschen ist kaltes Wasser. Ich gehe in den Restaurantwagen und frage den Kellner. Der schaut mich ungläubig an und verschwindet in seiner Küche 5 min später kommt er tatsächlich mit einem Glas, sagen wir warmen Wassers, wieder heraus und füllt es in meine Becher. Mit Zucker lässt er sich einigermaßen trinken. Nichts ist wichtiger als ein Kaffee am Morgen. Dennis und Martin gehen später nochmal zum Kellner und kaufen Kaffee. Für 5 € bekommen wir dann 3 Plastebecher mit lauwarmen Instantkaffee.
In Braşov verabschieden wir uns von Olivia. Sie hat jetzt 4 Wochen Heimaturlaub.
Weiter geht die Fahrt auf holprigen Gleisen. Als Dennis und ich vor mittlerweile 4 Jahren schon einmal mit den Motorrädern in Rumänien waren, sind wir auch durch Braşov gefahren und ich kann mich noch gut an die Berge und vor allem die Kurven hinter Braşov erinnern.
Diese Erinnerung kommt, als wir Braşov verlassen haben und durch ein Gebirge stapfen. Herrliche Berge, schöne kleine Dörfchen, man könnte fast denken, man ist in den Alpen unterwegs. Nur hier und da sieht man mal alte, klapprige Kisten, die sich über Buckel Pisten quälen. Ab und zu kommt auch mal eine Roma Siedlung ins Blickfeld, die meist nur aus zusammengeschusterten Brettern bestehen und in denen sich irgendwie besonders viel Müll sammelt. Frauen mit Kopftüchern laufen umher, kleine Kinder springen rum und spielen in dem Müll…
So langsam wird das Land wieder flacher und es ändern sich auch die Dörfer. Nun sieht man diese typischen, kleinen rumänischen Bauernhöfe, meist ein Maisfeld im Vorgarten und einen Nutzgarten hinten dran, aber durchaus auch hier und da schöne Blumen. Die Dächer sind meist aus Stahlblech und man sieht immer sehr viele Flicken. Hier und da ist auch mal ein Pferdefuhrwerk zu sehen.  Man fühlt sich auch hier so ein wenig in die alte Zeit vor 1989 versetzt. Vieles an den Häusern wirkt improvisiert. Auch die Straßen und öffentlichen Einrichtungen sind eher in einem stark gebrauchten Zustand.
Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir den Bahnhof von Bukarest. Wir steigen aus und das erste was mir auffällt, es wirkt wie auf einem türkischen Basar. Alles bunt und voll. An jeder Ecke sprechen uns Leute an und wollen uns ein Taxi anbieten oder andere Sachen. Wir ignorieren erstmal alle Anfragen und Hinweise auch wenn sicher nicht alle schlecht sind und verlassen den Bahnhof. BUKAREST, viele Häuser sind mit Werbeplakaten zugehangen. Dahinter verbergen sich manchmal Ruinen. Es gibt aber auch gepflegte alte Häuser und überall Neubaublöcke. Wir müssen ungefähr 600m zu Fuß zu unserem Hotel laufen. Durch eine kleine Flachbebaute Gegend, die ziemlich runtergekommen aussieht. Überall steht Sperrmüll auf der Straße und die Fußwege sind hoffnungslos zugeparkt. Hier soll unser Hotel sein? Irgendwann sehen wir ein großes Tor und darüber steht auf einem Schild in großen Buchstaben Orchidea Palace, der Name unseres Hotels.  Leider sieht es hinter dem Schild nicht nach Orchideen, geschweige denn nach einem Palast aus. Es ist eher ein abgewracktes Gewerbegebiet auf dem ein paar Ruinen rumstehen und alte Lagerhäuser. Es herrscht reger Staplerverkehr. Im Hintergrund erheben sich drei riesige Türme vorher müssen wir noch eine Schranke mit einer Pförtnerin passieren. Endlich sieht es gepflegter aus. Einer der riesigen Türme erhebt sich vor uns. Unser Hotel. In der Lobby werden wir freundlich begrüßt von Alexandra. Schnell bekommen wir unsere Suite zugewiesen. Alles ist sehr schick und modern eingerichtet. Wir fahren mit dem Lift in die achte Etage. Im topmodernen Lift mit Touchdisplay ist oben die Abdeckung der Leuchte defekt. Zur Sicherheit wurde offensichtlich ein Trockenbaudübel zwischen Glas und Rand gesteckt. Genauso gut hätte es auch ein Stück Pappe getan. Wir sind halt in einem Luxushotel, aber in Rumänien. Alles funktioniert, irgendwie.
Als wir die Tür zu unserem Apartment öffnen, trifft uns fast der Schlag. Ein kleiner Saal tut sich vor uns auf und im Hintergrund die Skyline von Bukarest. Eine riesige Wohnlandschaft mit Fernseher, großer Couch, Bartisch und Küche füllen den Raum ein wenig. Es schließen sich zwei große Schlafzimmer mit jeweils einem Bad an. Das eine hat eine Whirlpool, das andere eine Massagedusche, Wahnsinn. Vom Schlafzimmer geht es auf den großen Balkon. Hier könnte man es aushalten, auch ohne das Hotel zu verlassen. Das ist natürlich nicht unser Plan, aber nach der langen Zugfahrt gönnen wir uns doch ein Blubberbad bzw. eine massagedusche. Wobei ich sagen muss, dass mir das Blubberbad besser gefällt. Nach dem Bade schmieden wir unsere Pläne für den Nachmittag. Wir müssen uns auf alle Fälle um eine Transportgelegenheit nach Istanbul kümmern. Kurzerhand rufen wir bei Eurolines Bukarest an, ein Busunternehmen, und es ist tatsächlich möglich, ein Ticket für Mittwoch nach Istanbul zu bekommen. Wir müssten es nur in einer Filiale, die sie uns per SMS schickt, morgen abholen.
Es ist bereits 16 Uhr, als wir uns zu Fuß aufmachen um zunächst einen Geldautomaten und später ein Taxi zu bekommen. Beides klappt hervorragend. Olivia aus dem Zug hatte uns empfohlen, mit dem Taxifahrer vorher einen Preis auszumachen aber nicht mehr als 15 bis 20 Lei. Wir fangen unten an und sagen 15 Lei (ungefähr 4 €). Der Taxifahrer fährt zügig und am Ende stehen auf seiner Uhr 8.45 Lei. Wir zahlen natürlich 15 Lei. Also achten wir in Zukunft darauf, dass das Taxameter eingeschaltet ist. Das hatte Olivia auch noch gemeint. Wir schlendern und erstmal durch das Leipziger Viertel, welches auf das 16. Jhd. zurückgeht, als Siebenbürger hier Waren der Leipziger Messe verkauften. Dies ist das Szeneviertel in Bukarest. Eine Gaststätte reiht sich an die nächste.  Viele alte Häuser, kleine Ateliers und Kunstbasare sind zu sehen. Manche Häuser beherbergen im Erdgeschoss ein wunderschönes Restaurant und das Haus darüber fällt fast zusammen. Viele Balkone säumen die Straßen. Von einigen bröckelt nur der Putz manchmal fehlen Teile der Brüstung oder, gerade Balkone aus Eisen sind so durchgerostet, dass sich keine Katze darauf wagen würde. Aber auch viele Blumen, meist Geranien schmücken die Balkone. Wir essen bei einem Italiener ein Bruscetta und stillen so den kleinen Appetit zwischendurch. WLAN sei Dank, entdecken wir im Netz der Netze eine Filiale von Eurolines ganz in der Nähe. Etwas routinierter winken wir ein Taxi heran. Der Fahrer verzieht bei der Nennung des Ziels keine Miene, kann uns aber auch nicht den Preis nennen, was es ungefähr kostet. Wir fahren ca. 20 Min und werden vor der Filiale von Eurolines rausgelassen. 7 Lei kostet die Fahrt. Ich zahle mit einem 10 Lei schein. Der Fahrer hat angeblich kein Wechselgeld. Kann ich mir kaum vorstellen aber natürlich besteht er auf sein Geld. Es geht natürlich nicht um die 75 Cent, die wir mehr bezahlen. Es geht um die Dreistigkeit, wie er uns abzockt. Es kommt später aber noch besser…
Im Reisebüro buchen wir problemlos die Tickets nach Istanbul. 40€ zahlen wir für den Trip pro Person. Endlich ist unsere Reise komplettiert. Bis jetzt hatte ich immer ein gewisses Unbehagen im Hinterkopf. Nun ist alles gut.
Wir laufen die breite Ausfallstraße wieder ein Stück zurück in die Altstadt. Die Straße ist Wahnsinn. Zugegeben es ist Berufsverkehr aber so viele Autos… Ein Polizist regelt mit seiner Pfeife routiniert den Verkehr. Ich denke mir, man muss für so einen Job geboren sein. Ein dickes Fell haben und sehr bewegliche Handgelenke, wenn er so die Autos heranwinkt. Gespannt beobachten wir eine Zeitlang den Polizisten. Die kurzen, hellen Pfiffe begleiten uns noch ein Stück auf unserm weitern Weg. So langsam müssen wir Drei mal auf die Toilette. Eine tschechische Kneipe lockt mit sauberen Toiletten. Wir erleichtern uns und beschließen spontan ein Bier zu trinken, wenn wir schon aufs Klo durften. Die Kneipe überrascht uns. Ziemlich groß, es gibt aber nur eine Kellnerin, die uns zu unserem Tisch geleitet. Ein Zapfhahn guckt in der Mitte aus dem Tisch heraus. Das ist was für uns. Bier selbst zapfen. Die nette Kellnerin erklärt uns, wie es funktioniert. Ein Display über dem Zapfhahn zeigt die gezapfte Menge an und zeigt eine Speisekarte die quasi online geordert werden kann. Auch Musikwünsche können erfüllt werden. Dafür sorgt ein umfangreiches Musik Programm auf demselben Display. Für 1 Lei
kann man sich jeden Song anhören und die Auswahl ist praktisch unbegrenzt, auch viele dt. Gassenhauer Sind dabei. Wir werden hier also ein paar Bier trinken und Abend essen.  Es ist eh schon gegen Sieben und Sightseeing ist vorbei. Es gibt Lamm in Senfkruste mit Kräuterkartoffeln. Nicht typisch rumänisch aber doch lecker.
Da wir noch eine Kneipe in der Altstadt aufsuchen wollen, die wir am Nachmittag entdeckt hatten, zahlen wir alsbald und nehmen ein Taxi zurück. Der Taxifahrer, ein junger Mann schaut uns ungläubig an, als wir unser Reiseziel nennen. Das ist hier sagt er. Wir können es nicht fassen. Sind wir doch nach dem Reisebüro schätzungsweise 500 m gelaufen, nachdem wir 20 Min mit dem Taxi gefahren sind. Wir lassen uns trotzdem ein Stück fahren und bezahlen 3 Lei und geben 5. Der Taxifahrer vorhin hat uns quasi 2-mal übers Ohr gehauen. Einmal beim Wechselgeld und einmal bei der Strecke, die er unnötig in die Länge gezogen hat.
Wir gehen in eine kleine Bar in der die Wände aus Regalen bestehen in denen haufenweise Bücher stehen, Buch Attrappen wie sich später noch herausstellt. Wir trinken einen Absacker und beobachten die Menschen in der Bar. Interessantes Publikum. Irgendwann wird die Musik laut gedreht. Bin ich zu alt? Auf jeden Fall kommt es mir zu laut vor. Wir trinken langsam aus und freuen uns auf unsere erste Nacht im Luxusapartment.  Gute Nacht!

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Tag 3: Aufbruch nach Bukarest

Als ich aufwache muss ich kurz überlegen, wo ich bin. Kein Hotelzimmer, ne komische Wohnung mit Stuck an der Decke. Die Tür zum Schlafzimmer steht offen. Ich liege auf einem echt bequemen Ausziehsessel von Ikea. Ach ja Budapest. Da Sonntag ist, lassen wir es gemütlich angehen und haben eigentlich vor, uns ein nettes Café zum Frühstücken zu suchen. Leider ist das Bahnhofsviertel eher für Dönerbuden und Schnellimbisse bekannt und so müssen wir ein Stück laufen. Als wir endlich etwas finden ist es schon 11 und wir geben uns mit mc Café zufrieden. Zwei bekannt leckere Kuchenstücke später machen wir uns auf zum Stadtbummel. Entlang der Donau führt eine schöne Promenade mit vielen Bänken und kleinen Cafés. Wir setzen uns auf eine schöne Bank und genießen das Flair der Großstadt. Eine alte Straßenbahn rattert regelmäßig vorbei. Mehrmals kommen windige Verkäufer vorbei und versuchen uns Mobiltelefone zu verkaufen. Ein angeblich nagelneues iPhone 5s oder ein Samsung Galaxy. Sie sind ganz schön hartnäckig aber wenn man sie stoisch ignoriert, ziehen sie irgendwann von dannen. Martin hat das noch nicht so gut raus mit dem Ignorieren und so handelt er den Verkäufer ohne eigenes Zutun auf 100 € runter. Aber trotzdem wird er nicht schwach.
Weiter geht unser Spaziergang. Wir wollen noch Postkarten schreiben an die lieben daheim. Also suchen wir einen Souvenirshop, bekommen auch ein paar schöne Karten aber keine Briefmarken. Normalerweise im Postamt aber da heute Sonntag ist haben sie geschlossen aber es gibt wohl einen Zeitungsladen nicht weit weg in der Fußgängerzone. Alles klappt und wir finden natürlich noch bessere Postkarten.
Nun wird es Zeit für das Mittagessen. Auf ein Restaurant haben wir nicht so richtig Lust, das Frühstück ist ja noch nicht so lange her, also soll es ein typisch ungarischer Imbiss sein. Es gibt viele leckere, sehr deftige Sachen. Ich entscheide mich für ein „Hotdog“. Eine fettige Bratwurst mit Brötchen drum rum. Es ist wohl eher ein kleines Weißbrot in das die Wurst da gesteckt wird. Wahnsinn kaum zu schaffen so viel Brot und die Hälfte muss auch liegen bleiben aber die Wurst ist lecker mit einer ordentlichen Ladung Paprika dran. Ich schmecke die Wurst am Abend noch, als wir längst wieder im Zug sitzen nach Bukarest.
So langsam bewegen wir uns dann auch wieder in Richtung Wohnung. Wir müssen uns noch duschen und die Sachen packen. Während Martin und Dennis noch Proviant besorgen, gehe ich derweil in die Wohnung und setze Kaffee an. Dank Martins Kochset sind wir auf reisen immer in der Lage ein frisch aufgebrühten Kaffee zu genießen.
Als wir auf den Bahnhof kommen herrscht rege Geschäftigkeit. Reisende jagen ihrem Zug nach, manche trinken Kaffee und rauchen und manche stehen gelangweilt rum und suchen Leute, die sie anquatschen  und ihnen was verkaufen können. Wir sind noch ein wenig im Stress. Unser Zug steht schon da und wir müssen aber noch die Postkarten einwerfen. Am anderen Ende des Bahnhofes befindet sich das Postamt mit Briefkasten. Also  schnell hin, wie das eben, in Anbetracht der Last auf unseren Rücken möglich ist.
Aber alles geht gut. Vorn am Zug hängt schon eine Lok der rumänischen Staatsbahn. „Modernisiert“ steht an der Seite. Für uns nur sichtbar am Schild und an den schicken LED Scheinwerfern. Wir finden schnell unseren Wagon. Der Schaffner macht einen deutlich seröseren, aber auch reservierteren Eindruck als der Schaffner des Zuges aus Dresden. In unserem Abteil sitzt bereits ein junger Mann mit asiatischen Wurzeln. Und auch ein weiterer Koffer steht schon im Abteil. Der junge Mann meint er sitze mit seinem Girlfriend in diesem Abteil. Das kann aber gar nicht sein, denn wir haben ja drei Plätze im Vier-Mann-Abteil. Wir vergleichen unsere Tickets und tatsächlich, wir haben Recht. Alles kein Problem, wir werden uns einig und der junge Mann verlässt das Abteil und seine Freundin nimmt seinen Platz ein.
Unser Hotelzimmer auf Rädern ist deutlich besser als auf der Strecke nach Budapest. Der Zug ist sauberer, unser Abteil ist deutlich breiter, es gibt ordentliches Bettzeug mit sauberen Laken und der Zug hat ein Bordrestaurant.
Alles schick. Wir genießen die Fahrt und kommen mit unserer Mitfahrerin ins Gespräch. Sie spricht nur rumänisch,  englisch und ein paar Brocken Deutsch. Sie kommt aus Rumänien und arbeitet auf einem Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau. Ihr Freund entpuppt sich nur als ihr Kollege auf dem Schiff. Sie gibt uns gute Tipps für unseren Trip nach Bukarest, nennt uns Taxis, denen man vertrauen kann und Kneipen und Museen, die man besuchen muss. Die vielen Tipps schreibt sie uns netterweise auf und auch ihre Telefonnummer, falls wir in Schwierigkeiten geraten.
Schnell fließt der Abend am Zugfenster vorbei. Gegen 23 Uhr erreichen wir die Grenze nach Rumänien. Zunächst kommen ungarische Grenzer in den Zug, eine Haltestelle und eine Stunde (in Rumänien beginnt eine neue Zeitzone) später kommen ihre Rumänischen Kollegen. Hier ist auch ein Bahnhof. Aber wo ist der Bahnsteig. Wir sehen vom Zugfenster aus nur Passagiere, schwer beladen mit Gepäck, die über die Gleise in Richtung Bahnhof klettern. Wahnsinn. Wir sind halt in Rumänien. Weiter geht die Fahrt und so langsam bereiten wir uns auf die Nacht vor. Betten beziehen, Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, Licht aus. Gute Nacht.

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Tag 1: Markkleeberg – Budapest

Unser Trip beginnt pünktlich um 18.16 Uhr in Markkleeberg. Trotz angekündigten Lokführerstreiks kommen wir zügig zum Hbf. Eine halbe Stunde Aufenthalt nutzen wir für Abschieds Zeremonien und ein Urlauberbier. Pünktlich fährt auch unser RE nach Dresden ab. Da es schon dunkel ist, sehen wir nicht viel  von der schönen sächsischen Heimat. Unsere Gespräche drehen sich um die kommenden Tage. Unser Reiseplaner hat die kommenden Tagespläne übersichtlich in einer Box geordnet. Perfekt, mit Übersichts- und Detailkarten, alles schön in Klarsichtfolie untergebracht.
Bald erreichen wir Dresden nach den vorgeschriebenen 90 Min. Eine halbe Stunde haben wir hier Aufenthalt. Ich gehe eine rauchen, Dennis und Martin wollen noch Kaffee holen gehen. Nach 20 Min treffen wir uns am Bahnsteig. Die beiden haben sich gegen Kaffee für Bier entschieden. Eine viertel Stunde vor seiner planmäßigen Abfahrtszeit rollt der ungarische Euronight-Zug ein.  So von außen sehen die Schlafwagenabteile geradezu winzig aus, wenn man bedenkt, dass hier bis 6 Personen nächtigen wollen.
Wir finden schnell unseren Wagen und auch unser Abteil. Unser Mitbewohner für die kommende Nacht sitzt schon da. Ein sehr freundlich drein blickender Ungar mit lieben Augen, der nicht viel deutsch kann. Das Abteil ist wirklich klein. Keine 2x2m. Ich liege unten, Dennis und Martin machen es sich oben bequem. Meine Koje ist vielleicht 50cm breit. Die 3cm dicke Matratze hat schon deutlich bessere Tage gehabt, ganz schön siffig. Das Bettlaken, was ich dazu bekomme ist vielleicht nur 1,50m lang. Die Differenz zu meiner Körperlänge müssen meine Beine auf der Matratze aushalten. Wird schon. Als Decke reicht eine schöne kratzige Wolldecke und ein weiteres kleines Laken. Na irgendwie werden wir uns das schon einrichten, später!
Während wir noch Betten bauen kommt die Fahrkartenkontrolle. Ein großer breiter Ungar, der gut deutsch mit Österreichischen Akzent spricht und einen dicken fetten Schnurrbart hat. Er erklärt uns, dass wir die Abteiltür nachts unbedingt schließen und dreifach verriegeln sollen, weil des Nachts Diebe unterwegs sind. Und tatsächlich an unserer Tür hängen drei Zusatzschlösser, um die die Tür von innen zu verriegeln. Na das kann ja was werden. Auf meine Frage, in welche Richtung sich der Speisewagen befindet, lächelt er müde und sagt mit seinem schönen, rollenden R, Bistrooo? Haben wir nicht. Sie sollen schlafen nicht essen.     Er sagt das mit einem Augenzwinkern.

Na toll. Einbrecher unterwegs, ne enge Kabine und kein Speisewagen, wo man sich mal an einen Tisch setzen könnte. Wir stehen übrigens immer noch in Dresden. Unsere Abfahrt verzögert sich um 80 Min weil die Lok defekt ist und eine Neue heran geschafft werden muss. Doch nix mit Streikendem Lokführer, zum Glück. Als der Zug dann endlich losfährt genießen wir eine letzte Flasche Bier und legen uns langsam schlafen. Da es ein langer Tag war, geht es mit dem gleichmäßigen Takt der Schiene auch ziemlich schnell und ich bin weg. Morgen früh wache ich in Ungarn auf. Ein tolles Gefühl, trotz allem. Gute Nacht.

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Tag 7 Auf nach Moskau

Tag 7 Abschied

Unser letzter Tag in Moskau beginnt fast so schön wie die Tage davor. Das Wetter ist herrlich und es ist kalt. In der kommenden Nacht müssen wir um drei Uhr auf dem Flughafen sein. Es wird also eine recht kurze Nacht werden. Aber davor liegt ja noch ein Tag voller Erlebnisse.

Diesmal haben wir für das Frühstück besser vorgesorgt und gestern noch Brot und Hörnchen gekauft die Salami und der Käse aus Weißrussland sind extrem lecker.

Heute steht der Kreml auf der Agenda. Im Reiseführer steht, dass die Preisstruktur unübersichtlich ist. Wir entscheiden und für die Standardbesichtigung und wollen evtl. noch auf den Turm Iwan des großen. Auch frühmorgens um elf herrscht schon reger Andrang. Die Russin an der Kasse ist äußerst unfreundlich und spricht nur widerwillig englisch. Leider ist der Turm geschlossen, warum ist nicht ganz klar. Es klingt, als wäre schlechtes Wetter. Also doch nur die Standardtour.

Durch eine Sicherheitsschleuse gelangen weiter zum Aufgang, durchschreiten das Dreifaltigkeitstor und sind drin. Zur Linken erstreckt sich das Arsenal und auf der rechten Seite imponiert der riesige Kremlpalast. Ich bin kurz entschlossen, das Arsenal zu besuchen und animiere meine Freunde, die Straße zu überqueren. Wir kommen nicht weit. Schon nach wenigen Metern gellen kurz nacheinander wohltemperierte Pfiffe aus einer Trillerpfeife. Ein Polizist jagt uns mit deutlichen Gesten seines schwarz weißen Stabes und sehr ernstem Blick wieder zurück auf den Fußweg. Das Herz ist mir vor Schreck in die Hose gerutscht. Ok ok also nicht ins Arsenal. Einige Denkmäler sind zu sehen. Eine Kanone, Kaliber 860 mm!! Also Kugeln mit einem knappen Meter Durchmesser. Sie wurde aber nie abgefeuert. Wahrscheinlich waren die Kugeln zu schwer. An bestimmten Stellen darf man unter den Augen des Polizisten, die Straße passieren. immer wieder hören wir hier und da Pfiffe, wenn unachtsame Touristen auf die Straße gehen. Wir schauen uns den Kreml Park an. Eine schöne Anlage mit gutem Blick auf Moskau. In regelmäßigen Abständen sind Kameras angebracht. Hatte man schon überall in der Stadt das Gefühl beobachtet zu werden, ist es hier besonders deutlich. Wir schauen uns die verschiedenen Kirchen und Grabmäler an und bestaunen die Kuppeln und Zwiebeltürmchen. Dann verlassen wir den Kreml wieder durch das imposante, aber leider eingerüstete Dreifaltigkeitstor und stehen wieder außerhalb der Kremlmauer. Durch den Park davor geht es weiter in Richtung Metro. Noch schnell ein Foto vom Grab des unbekannten Soldaten, dann gönnen wir uns einen Hotdog an einem kleinen Imbiss in der Metro. Nun wollen wir   uns die Metrostationen anschauen. Im Reiseführer sind die schönsten beschrieben. Wir suchen die drei besten aus. Das sind dann drei Sehenswürdigkeiten für den Eintritt einer Metrokarte. Super Schnäppchen.

Wir beginnen mit der Station am Platz der Revolution, auf halber Strecke zwischen Bolschoi Theater und roten Platz. Eine endlos erscheinende Rolltreppe führt uns hinab, reich verzierte Wände schmücken die Station. Zu den Gleisen geht es durch einen von vielen Rundbögen. Die sind gesäumt von bronzenen Soldaten. Mal mit Gewehren, mit einem Kind auf dem Arm oder mit einem Hund an ihrer Seite. Die Schnauzen der Hunde glänzen und immer wenn ein Passant vorüber geht, berührt er kurz den Hund an der Schnauze. Das soll Glück bringen.

Mit der roten Metrolinie geht es weiter zum Komsomolskaya. Die Station ist auch hier sehr schön. Stuckverzierte Decken und Rundbögen, reichlich Ornamente und dazu passen am besten die alten russischen metrowagen mit CCCP Aufdruck. Von denen sind allerdings nicht mehr viele unterwegs. Meistens sitzen wir in modernen Zügen.

Wir wagen uns mal in die Oberfläche und sind überwältigt von Ausblick. Drei riesige Bahnhöfe säumen den Platz. So wie es aussieht, gibt es von fast jedem Landesteil in Moskau einen eigenen Bahnhof. Hier steht unter anderem der Leningrader Bahnhof. Wir machen eine Menge Fotos. Einen Bahnhof schauen wir uns an. Reges Treiben herrscht an den Bahnsteigen. Alte Loks tschechischer Bauart schleppen lange Fernzüge herein. Bei einem schauen wir uns die Ziele an. Es ist ein Schlafwagenzug mit einem feinen Ziel irgendwo im asiatischen Teil Russlands. Da kommt auch schon wieder ein wenig Fernweh auf. Aber wir wollen weiter und fahren mit der Metro zur wohl schönsten Station Moskaus, am Kiewer Bahnhof. Im Reiseführer auch als die Sixtinische Kapelle Moskaus beschrieben. Riesige Decken Bilder zeigen Situationen aus dem russischen Leben. Auf einem ist Lenin zu sehen und ganz in der Ecke steht auch noch ein Denkmal vom berühmtesten Russen. Oben, der Bahnhof nach Kiew ist auch beachtlich.

Zum Abschluss des Tages wollen noch einige Einkäufe erledigt werden. Wir gehen gemeinsam in ein riesiges Kaufhaus nur für Kinder. Erstmal trinken wir einen Kaffee und lassen uns von der Atmosphäre berieseln. In einem riesigen Atrium hängt eine große mechanische Uhr mit einem noch größeren Pendel. Unten werden kleine Theatershows aufgeführt. Alles für die lieben Kleinen. Wir beschließen, uns für eine Weile zu trennen, damit jeder seine Einkäufe erledigen kann. Ich durchforste die Spielzeug Abteilung auf der Suche nach Mitbringsel. Eine klassische Matroschka wird es schließlich. Nun schnell nochmal ins Kaufhaus GUM für Schokolade Wodka und andere schöne Dinge. Im Untergeschoss befindet sich eine historische Toilette. Für 1,50€ (Kreditkarte wird akzeptiert) kann man hier, wie in der guten alten dekadenten Zeit sein Geschäft verrichten. Die Räume sind perfekt. Die Box, auf der es geschieht, ist ein kleines Zimmer, schön gekachelt und mit Blumen arrangiert. Sobald ich den Raum verlasse, wetzt eine Angestellte hinein und putzt. Mit ihr möchte ich nicht tauschen. Zur anschließenden Handreinigung liegen feine Seifen bereit. Die Wasserhähne müssen natürlich selbst aufgedreht werden. Zum Abtrocknen liegen genügend frische Handtücher da, die nach der Benutzung sofort in die Wäsche kommen. Zum eincremen gibt es wohlduftende Pflegelotionen in ausreichendem Maße.

Wenig später treffen wir uns wieder und haben Hunger. Ein letztes Mal suchen wir uns ein Restaurant. Weit laufen wir, an vielen Gaststätten vorbei. Hauptsächlich Italienische, indische oder französische Restaurants. Wir wollen aber einen Russen. Eine halbe Stunde später finden wir einen in der Nähe der Basilika. Natürlich mit vornehmer Garderobe, an der auch unsere diversen plastetüten einen Platz finden. Anfangs wirkt der Kellner etwas reserviert, taut aber immer auf im Laufe des Abends. Ich schreibe meine letzten Karten und gemeinsam schreiben wir noch eine an Nastya unsere liebe Reisebegleiterin in Minsk.

Viel zu schnell geht der Abend vorbei und wir sind bald wieder im Hotel. Mittlerweile ist es nach Mitternacht. Wir müssen noch unsere Rucksäcke packen für den Heimflug. Vorsichtig verstaue ich meine Mitbringsel im Rucksack.

Nach duschen und fertig machen bleiben uns gut 90 min zum Schlafen…

Der Wecker ist so unbarmherzig. Kurz nach dem Einschlafen, was bei mir Super geklappt hat, schälen wir uns schlaftrunken aus den Federn. In 20 Min kommt das Taxi, das Martin gestern bestellt hat. Der Nachtportier, der vor 2 h schon ungläubig gefragt hast, ob wir wirklich um zwei ein Taxi wollen klopft noch mal an, wahrscheinlich um sich zu vergewissern ob wir auch tatsächlich aufstehen.

Das Taxi ist da. Das Geld, im Gegenwert einer Flasche frisch gepressten Granatapfelsaftes, bekommt der Portier. Eine Stunde brauchen wir für die 30 km bis zum Flughafen, hat man uns gesagt. Kurz nach zwei fahren wir los. Der Verkehr ist weniger geworden. Zügig geht es voran. Der Tank ist fast leer und nach kurzer Zeit erklärt uns unser Fahrer, dass wir einen kleinen Umweg mach müssen, um zu tanken. Ganz wohl ist mir nicht, als wir durch das nächtliche Moskau fahren. Aber der Fahrer kennt den Weg zur Tankstelle. Es wird nicht vollgetankt, sollte aber hoffentlich reichen. Wir nähern uns durch die Außenbezirke weiter dem Flughafen. Eine Polizeikontrolle ignoriert uns glücklicherweise. Tatsächlich sind wir kurz vor drei am Flughafen und können einchecken. Die Dame am Check in braucht ewig für unsere Bordkarten. Eine Kollegin wird zu Hilfe gerufen und irgendwann klappt es. Nun nur noch die Passkontrolle überstehen. Es fehlt ja noch der offizielle Einreisestempel. Dennis, der vor mir dran ist, braucht ganz schön lange, wird aber irgendwann weiter geschickt. Dann bin ich dran. Die Frau lässt sich Zeit, murmelt etwas auf Russisch und drückt mir den begehrten Stempel in den Pass. Puh. Die restliche Zeit bis zum Start vertuen wir in den reichlichen duty free shops. Dann endlich geht’s los unser Flieger startet gen Istanbul. Ziemlich turbulent geht es zu auf dem Flug. Die Anschnallzeichen erlöschen nur kurz. In Istanbul wartet schon unsere nach Leipzig. Beim Anstehen an der Schlange zum Gate hören wir auch wieder die ersten Töne auf Deutsch. Das war’s dann also. Der Flug hat 20 Min Verspätung. 3 Stunden später landen wir in Leipzig. Geradezu idyllisch geht es auf dem Flughafen zu, wenn man bedenkt, wo wir herkommen. Wir warten auf die Rucksäcke. Meiner kommt, Dennis Rucksack ist auch irgendwann da, nur Martins Rucksack will einfach nicht auf das Band. Doreen, Katja und Lara stehen schon draußen und winken und warten auf uns. Irgendwann kommt Martin, ohne Rucksack. Ärgerlich aber erstmal nicht zu ändern. Zum Glück bringt ihm am nächsten Tag ein Mann von Flughafen persönlich bei ihm in Mittweida vorbei. Alles ist gut gegangen und alles ist noch da. Nur Dennis hat den Verlust einer Wodkaflasche zu verkraften, die sich in seine Klamotten entleert hat und eine kleine Espressotasse hat es auch nicht überlebt.

Das war’s also. Die nächsten zwei Tage, bevor es wieder auf Arbeit geht und der Alltag beginnt, fühlen sich ein bisschen wie Watte an. Alles gedämpft in meinem Kopf. Russland und die Eindrücke, die es hinterlassen hat klingen noch lange nach. Es war eine Reise, die ich so wieder machen würde und jedem empfehlen kann. Weiter haben eigentlich nur nette, liebe Menschen kennengelernt. Auch unsere Reisegruppe ist perfekt. Wir verstehen uns super und ergänzen uns prima. Das nächste große Abenteuer kommt bestimmt…

Viele Grüße

Best regards

Uwe

Tag 6 Auf nach Moskau

Tag 6 Marathon

Heute wollen wir mal ein bisschen geplanter vorgehen. Zum Frühstück müssen 2 Waffeln genügen. Das einzige Manko des Hotels ist das fehlende Frühstück. Wir haben noch Salami und Käse aus Minsk aber ohne Brot…

Wir blättern ein bisschen durch den Reiseführer und stoßen auf einen interessanten Tipp. Es gibt eine Straßenbahnlinie, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei fährt. Genau das richtige für uns. Für später ist noch ein Rundgang über den alten Arbat, eine bekannte Einkaufsstraße, geplant.

Los geht es mit der Metro zur Straßenbahn. Die Fahrpläne sind etwas anders als bei uns. Es stehen keine konkreten Abfahrtszeiten drauf, sondern nur der Takt. Also alle 20 min zum Beispiel. So weiß man auf den ersten Blick, wie lange man maximal warten muss. Wir lassen 2 andere Linien passieren und dann kommt auch schon unsere Tram. Eine breiter alter Tatra Wagen ohne Hänger rumpelt heran. Die Straßenbahn hat hier, im Gegensatz zu Leipzig einen eher ungeordneten Stellenwert. Aber unsere Metro karte gilt auch hier. Man kann nur beim Fahrer einsteigen und muss dann in der Straßenbahn ein Drehkreuz passieren, dass nur mit dem Chip der Metro Karte bewegt werden kann.

Die Straßenbahnfahrt ist toll. In gemächlichen Tempo geht es durch die Straßen. Vorbei an stalinistischen Prachtbauten im Zuckerbäckerstil, einem alten Kloster und einer Großmarkthalle. Hier entschließen wir uns auszusteigen und der Halle einen Besuch abzustatten. Im Reiseführer ist sie als die Markthalle in Russland angepriesen mit Waren aus allen Teilen des Reiches. In der Halle werden wir so gleich von ersten Händlern bedrängt und natürlich werden wir auch schwach und probieren den frisch gepressten Granatapfelsaft. Lecker. Wir lassen uns zu einer Kunststoffflasche voll überreden. Über den Preis denken wir erst im Nachhinein nach. Umgerechnet 15 € müssen wir berappen. Soviel kostet eine Fahrt zum Flughafen Moskau mit dem Taxi! Ich denke mir so, ob die Plätze direkt neben dem Eingang auch die teuersten sind. Bestimmt musste der Verkäufer dafür mehr bezahlen, als weiter drinnen. Der Markt ist kreisförmig aufgebaut im Inneren sind große Fleischtheken. Überall wird frisch Geschlachtetes angeboten. Die Schweine- und Rinderhälften zerlegt man direkt hinter der Theke. Überall riecht es auch nach frischen Kräutern und Gewürzen. An einem Pelmeni-Stand werden die leckeren, gefüllten Teigtaschen frisch zubereitet angeboten. Wir entscheiden uns für eine kleine Auswahl und machen erstmal Mittag. Dennis macht uns auf einen älteren Mann aufmerksam, der mit seiner jungen Frau und seinem Fahrer(vielleicht auch sein Bodyguard) einkaufen geht. An jedem stand probiert und kostet er, drückt am Gemüse herum und sieht recht übellaunig aus. Alles was gekauft wird schleppt der Fahrer in Plastetüten weg. Die Frau ist nur schmückendes Beiwerk.

Wir verlassen die Halle wieder und fahren mit der Metro zwei Stationen zum Arbat, unserem nächsten Ziel. Es gibt den alten Arbat und den Neuen. Die neue Straße ist eine große Ausfallstraße gesäumt von Neubaublöcken und Postsozialistischen Prachtbauten der neunziger Jahre. Eine kleine Kirche drängt sich eng an die Hochhäuser. Ich staune. Es sieht so aus, als hätte die Kirche mit aller Macht gegen die Bagger gekämpft oder ist am Ende eher zufällig stehen geblieben. In ihr herrscht eine angenehme, getragene Ruhe. Eine richtige Erholung zum permanenten Verkehrsrauschen auf den großen Straßen. Wir sind nun erstmal in einem Botschaftsviertel und passieren mehrere davon. Auch das ein oder andere Denkmal diverser Dichter und Literaturnobelpreisträger zieht an uns vorbei. Schließlich kommen wir zum alten Arbeit, der eigentlichen Einkaufsstraße oder auch Fußgängerzone. Hier finden wir auch einen Laden mit Mitbringsel für unsere Lieben daheim gebliebenen. Vom Kühlschrankmagnet in Matroschkaform über diverse Produkte aus dem Bereich der Selbstgeschnitzten Wunderwerke bis hin zu Soldatenmützen und Hüten und Uhren. Natürlich darf auch ein T-Shirt mit Putin (beim Bären fangen, Im Ringkampf mit Obama oder mit cooler Sonnenbrille …) nicht fehlen. Der wird hier anscheinend richtig verehrt.

Ein Haus, welches besonders spektakulär sein soll, wird noch im Reiseführer erwähnt mit einer genauen Wegbeschreibung. Leider finden wir nicht den richtigen weg. Zurück über die Einkaufsstraße kommen wir an einem schönen Restaurant vorbei. Von außen besonders auffällig gestaltet, will es so gar nicht in die vorherrschende Architektur passen. Eigentlich wollen wir nur ein paar Postkarten schreiben und eine Kleinigkeit essen. Natürlich sitzen wir wieder gute 90 min. im Restaurant, aber was soll´s, wir haben ja Urlaub. Gestärkt und um ein paar Rubel erleichtert, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Es dämmert bereits und wir wollen heute noch Abendessen.

Später im Hotel suchen wir mal im Reiseführer nach einer Empfehlung. Hat er uns bis hierher doch schon gute Dienste erwiesen. Wir wollen irgendwo hier im Viertel Essen gehen und entscheiden und schließlich für ein Restaurant mit sowjetischen Einschlag. Zumindest spricht der Reiseführer von einem typisch sowjetisch angehauchten Laden. Na mal sehen. Weit sollte es auch nicht sein, haben wir doch heute schon einige Schritte im Zähler. Natürlich verlaufen wir uns irgendwie trotz Navi, kommen aber am Ende doch gut an. So richtig wie Sowjetzeit sieht es nicht aus. Eher gehobene Kategorie. Die Preise sind für uns in Ordnung und natürlich darf auch die typische Garderobe nicht fehlen. Die Jacke einfach über den Stuhl hängen, wird in Russland wohl nicht so gern gesehen.

Das Essen schmeckt und es spielt sogar eine Live Band. Es ist eine gute Mischung aus russischer Musik und englischen Hits. Die Damen am Nachbartisch hält es auch nicht lange auf ihren Sitzen und schon bald wird getanzt. Die erste Müdigkeit haben wir schon übergangen aber die Tanzfläche zieht uns nicht wirklich an. Wir gucken nur…

Irgendwann gegen Mitternacht gehen wir zurück Richtung Hotel. Dennis und Martin wollen noch Nachtaufnahmen vom roten Platz machen und so wird es wieder um eins, ehe wir in unseren Betten liegen….

Tag 5 Auf nach Moskau

Tag 5 Moskau ist ne Wahnsinns Halli Galli Stadt

Die Nacht im russischen Zug ist kurz. Gleich nach dem Einschlafen kommt die Matroschka und weckt uns. Aber mir geht es deutlich besser, als meinen Kameraden. Loscha hatte großen Durst und irgendwann kamen die Gespräche auch auf Wodka zu sprechen, als ich schon eine Weile schlief. Und vom Reden wird man durstig…

Hektisch fangen wir an, unsere Sachen zu packen. Einen kleinen Kater habe ich natürlich auch. Nur Loscha bleibt bis zur Ankunft liegen. Erst als der Zug steht, springt er munter von seiner Koje, schnappt sich seine sieben Sachen und verabschiedet sich knapp von uns. Wir brauchen noch eine Weile und der Zug ruckt schon kurz wieder an. Eine aufgeregte Schaffnerin bittet uns auf Russisch, aber unmissverständlich nun endlich den Zug zu verlassen. Was wir dann auch tun.

Die kalte Moskauer Lust bläst uns ins Gesicht. Während wir zum Ausgang laufen, rollt der Zug davon.

Im Moment sind wir noch etwas orientierungslos. Durch den Bahnhof und über den Platz davor strömen Menschen. Es ist halt 6 Uhr morgens und Berufsverkehr. In einem kleinen Kartoffelimbiss frühstücken wir erstmal herzhaft. Wir sitzen hier eine Weile und werden erst langsam wach. Wir überlegen, wie wir zum Hotel kommen. Zu Fuß wären die 5 km zu weit. Dennis schlägt das Taxi vor aber ich meine das U-Bahn besser ist. Im Reiseführer stand einiges über den Verkehr in Moskau und die damit verbundenen Staus. Wir einigen uns auf U-Bahn. In meiner Handy App ist an dieser Stelle nur eine U-Bahn Linie aufgeführt also ab in den Keller. Wir sind trotzdem etwas orientierungslos und offensichtlich gibt es auch mehrere Linien an dieser Stelle. Wir fahren auf der Ringlinie erstmal in die falsche Richtung und steigen wieder aus. Es war vielleicht doch etwas blauäugig und es kommen mir schon Zweifel, ob Taxi vielleicht dich die bessere Alternative gewesen wäre, aber beim Zweiten Mal klappt es und wir kommen zumindest in Fußweite des Hotels. Den letzten Kilometer erlaufen wir dann und genießen schon mal den Moskauer Verkehr auf einer achtspurigen Ausfallstraße. Unser Hotel liegt auch hier irgendwo, hoffentlich wird es da nicht zu laut. Gegen neun kommen wir endlich an. Nicht viel weiter sieht man schon das große Tor zum roten Platz. Unser Hotel liegt im vierten Stock einer Seitenstraße. Ohne Fahrstuhl geht es in einem engen Treppenhaus 80 Stufen in die Höhe. Oben angekommen stehen wir plötzlich an einer kleinen Rezeption. Unser Zimmer ist noch nicht frei und wird leider erst gegen Mittag frei. Wir können aber wenigstens unsere Rucksäcke stehen lassen. Der Rezeptionist schlägt uns vor, unser Zimmer bei booking zu stornieren und er macht uns einen besseren Preis. Etwas skeptisch nehmen wir das Angebot an. Es ist fast 30€ günstiger. Etwas mulmig ist es schon als wir auf dem Handy das Zimmer stornieren.

Wir machen uns ohne Gepäck wieder auf den weg. Gleich nebenan ist das Hotel Ritz Carlton. Edle Nobelkarossen mit dem deutschen Stern stehen als Werbung vorm Hotel und gleich danach ist die Unterführung zum roten Platz. Besser kann ein preiswertes Hotel wie unseres nicht liegen. Da hat Dennis wirklich das Beste rausgesucht. Ich gehe das erste Mal in meinem Leben über den roten Platz und bin einfach nur begeistert. Das was ich wirklich nur aus dem Fernsehen oder von früheren Erzählungen meines Russischlehrers, Hr. Kühnel kenne, haut mich glatt um. Rechts die hohe Kremlmauer, davor das Leninmausoleum, am Ende die Basilius Kathedrale und links das riesige Kaufhaus GUM. Das Wetter passt auch perfekt dazu, strahlender Sonnenschein, nur ziemlich kalt. Dutzende Fotos landen in den Kameras. Wir gehen weiter. Es sind noch nicht viele unterwegs, aber es auch erst halb zehn. Wir laufen ein Stück weiter zur Moskwa die unter uns träge dahin fließt. Auf der Brücke hier wurde im vergangenen Winter der Oppositionspolitiker Boris Nemzow erschossen. An der Stelle sind heute noch viele frische Blumen und Fotos zu sehen. Die Diskussionen um sondern Tod sind ja auch nicht beendet.

Wir wenden uns wieder dem roten Platz zu und besichtigen das Mausoleum. Vor dem Eingang hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Es geht zügig vorwärts. Als ich die strenge Sicherheitskontrolle passiert habe geht es an der Kremlmauer entlang vorbei an einigen Gräbern. Rosa Luxemburg liegt hier begraben die ganz in der Nähe von Mittweida geboren wurde, wie Martin zu berichten weiß. Überall stehen Polizisten und Rotarmisten und drängen uns zum weiter gehen. Nur nicht stehen bleiben. Als wir in das Mausoleum treten, ist auf einmal Ruhe. Sofort gibt ein Rotgardist einem zu verstehen, die Mütze abzusetzen und die Hände aus der Tasche zu nehmen. Es ist nicht so, dass wir das aus Respekt nicht sowieso getan hätten, der Rotgardist ist einfach schneller auch das Gemurmel wird durch deutliche Zeichen unterbunden. Langsam, aber nicht zu langsam laufen wir durch das spärlich beleuchtete Mausoleum. Alte drei Meter ein Soldat. Im Abstand von zwei Metern geht es um den gläsernen Sarg herum, indem der kleine Mann liegt, friedlich mit zusammen gefalteten Händen. So richtig menschlich wirkt er nicht mehr, eher wie eine Wachsfigur.

Schnell sind wir wieder draußen und vorbei geht es an weiteren Gräbern und Statuen großer russischer Führer. Auf Stalins Grab liegen die meisten Nelken. Schnell stehen wir wieder auf dem roten Platz. Die ganze Prozedur hat keine 15 Minuten gedauert. Mittlerweile ist vielleicht unser Zimmer fertig und so laufen wir die 5 Minuten zurück zum Hotel. Ein neuer Kollege sitzt am Empfang. Aber mit unserem neuen Preis geht alles klar. Einzig unser Zimmer ist noch nicht fertig. Noch eine Stunde. Neben dem Hotel ist gleich ein Musikclub. Wir gehen hinein und sind verdutzt, das wir unsere Jacken an der Garderobe abgeben müssen. Im Inneren steht eine große Bar und überall ist schummriges Licht. Wir bestellen etwas zu essen. Ausgezeichnet schmeckt es. Die Bar und alles drum herum wirken aber nicht gerade typisch russisch und so werden wir vorerst nicht wieder hier aufschlagen.

Endlich können wir ins Zimmer. Es ist ausreichend für uns drei und das Fenster geht zum Hof. Der befürchtete Verkehr ist nicht zu hören.

Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf machen wir uns vor der beliebten blauen Stunde auf dem Weg. Zurück zu der Brücke über die Moskwa. Einige tolle Aufnahmen landen im Kasten auch von der breiten Straße unter uns. Wir laufen weiter weg vom roten Platz und raus aus der unmittelbaren Innenstadt. Wir kommen in eine Art Vergnügungsviertel. Mit Kneipen, Bars und schmierigen Hinterhofclubs. Wir landen in einem großen SB Restaurant. Ähnlich wie Marché in Deutschland. Anschließend gehen wir noch in den Pub auf der anderen Straßenseite. Als wir so an der Bar stehen, fallen uns die nett aussehenden Bedienungen auf, die überall herum wuseln. Wir bekommen wenig später einen Tisch und machen es uns gemütlich. Plötzlich steht eine junger Russin vor unserem Tisch und quatscht uns auf Englisch an. Sie steckt in einem hautengen Lederkostüm und ist mit Schnapsgläsern und einer Flasche Tequila bewaffnet und bietet uns zum Sonderpreis den Schnaps an. Wir schlagen zu, obwohl es nicht das typische russische Getränk ist. Auch die nächsten drei Male, als das Schnapstaxi (Danke Dennis) an unseren Platz kommt, sind wir dabei. Dennis und Martin sind noch nicht ganz wohlauf und trinken unter Protest. Irgendwann treten noch leicht bekleidete Tänzerinnen auf, die für mehrere Hits in der Kneipe tanzen. Auch das wird heute noch öfter geschehen. Wir lassen es uns gut gehen und feiern. Zwischendurch gibt es auch noch ein Gewinnspiel, die flotte Moderatorin lässt erst von uns an, als sie merkt, dass wir kein Wort verstehen. Es handelt sich um ein Ratequizz. Die Spieler müssen irgendwelche Fragen beantworten und bekommen einen Pizzagutschein als Belohnung. Beim zweiten Mal wird Martin, mit meiner Hilfe, aufgefordert mitzumachen. Alle Mitspieler müssen diverse Selfies mit ihren Handys schießen mit der Kellnerin mit den Tänzerinnen, mit Bier in der Hand…! Auch er darf ins Glas greifen und gewinnt einen Pizzagutschein.

Der Abend macht so richtig Spaß. Dafür, dass wir einen ruhigen Abend machen wollten, ist es aber ganz schön wild. Mit dem Taxi geht es nach Mitternacht wieder ins Hotel.

Tag 4 Auf nach Moskau

Geschrieben von Uwe

Tag 4 – ни когда не говори ни когда

Unser letzter Tag in Minsk beginnt kalt. Auf der Wetter App stehen gefühlte 2 Grad.

Am Frühstückstisch ist es voller als gestern, wir sind ja auch eine Stunde früher da. Es ist aber nicht so, dass zu viele Gäste da wären, die Fachkraft am Tresen ist schlichtweg überfordert mit ihrem Job. Hinzu kommt, dass der Kaffeeautomat kaputt ist und nun braucht die Dame endgültig Unterstützung. Bei der hinzu geeilten Kellnerin können wir auch endlich Saft bestellen, den es hier nur gegen Bares gibt. Inhaltlich ist das Frühstück gleich geblieben. Das Spiegelei ist diesmal ohne Brot, trotzdem ist alles lecker.

Wir nehmen wieder den Bus und zufällig auch denselben Busfahrer. Diesmal sind wir besser vorbereitet und warten mit dem passenden Fahrpreis auf. Am Bahnhof lassen wir unsere Rucksäcke einschließen. Die Halle versprüht einen gewissen DDR-Charme. Auch das Procedere ist so. Erst am Schalter ein Ticket kaufen, dann zum nächsten und die Koffer abgeben. Es gibt hier ein schier unbegrenztes Angebot an Arbeitsplätzen. Da gibt es einen Schalter vor der Toilette, an dem jemand sitzt und kassiert. Auf der Straße sind immer wieder Straßenkehrer mit dem Besen unterwegs, die sogar Laub zusammen harken.

Wenig später treffen wir uns mit Nastya. Heute möchte sie uns die Altstadt zeigen. Hier gibt es tatsächlich auch niedrige Häuser abseits der ganzen riesigen Prachtbauten. Die sind alle hübsch saniert und sehen toll aus, Ein Denkmal ziert den Platz. Aus der Inschrift geht hervor, dass mit Übernahme des Magdeburger Rechts ein regelrechter Boom in Minsk begann. In diesem Recht geht es um die Einführung des metrischen Systems. Nastya zeigt uns auch das Rathaus. Leider ist das nur von außen zu besichtigen. Wir suchen uns ein schönes kleines Café und genießen den Altstadtflair. Im Gespräch mit Nastya erfahren wir beiläufig, dass sie rosarote Rosen mag.

Sie erklärt uns auch, warum am Bahnhof so viele Blumenläden waren. Weißrussische Frauen lieben es, des Öfteren von ihren Männern mit Blumen überrascht zu werden.

Sie macht sich ein paar Gedanken, dass es uns eventuell heute nicht so gefallen könnte. Wir sind immer noch begeistert, wie wir solches Glück haben konnten. Ohne Nastya hätten wir Minsk sicherlich auch kennengelernt. Aber nicht auf diese ehrliche und herzliche Art und Weise.

Wir kaufen noch ein paar Souvenirs von Minsk und machen dann einen Spaziergang an einem Fluss entlang, dessen Name mir leider entfallen ist. Auf der anderen Seite des Flusses ist die Wodkafabrik Weißrusslands. Hier wird Crystal-Wodka hergestellt. Wir beobachten mehrere Männer, die sich in kleinen Gruppen unterhalten und immer mal wieder ein Schlückchen Wodka nehmen.

In der Ferne sieht man auch ein Stadion. Nastya erklärt, dass hier Motoball gespielt wird. Eine Art Radball nur auf dem Speedway-Motorrad. In Deutschland ja eher unbekannt bis unpopulär, hier eine gefeierte Sportart.

Nun geht es langsam wieder Richtung Bahnhof. Ich freue mich total auf Moskau, bin aber auch ein bisschen traurig, dass uns dann die Reisebegleitung fehlt. Ich denke, wie mir geht Allen so. In einem Einkaufszentrum beim Bahnhof trinken wir gemeinsam einen letzten Kaffee. Martin stiehlt sich kurz davon und kommt, wie abgesprochen, mit einem Strauß rosaroter Rosen zurück. Nastya ist total überrascht, freut sich aber riesig und kann es irgendwie kaum glauben. Wir sind zufrieden. So langsam wird es dunkel und wir müssen zum Bahnhof. Eine letzte Zigarette, eine letztes Mal drücken und schon stehen wir im Zug und winken nach draußen. Quälende Minuten stehen wir da, bevor sich der Zug endlich in Bewegung setzt. Tschüss Nastya. Vielleicht sehen wir uns ja alle mal wieder. Never say never.

Endlich im Zug, lassen wir Minsk an uns vorbeiziehen. Unsere Schlafwagen sind besonders schick. Alles ist schön eingerichtet und sauber. Beim Einsteigen gab es noch kurz Probleme mit dem Ticket, weil die Schaffnerin kein Deutsch konnte. Für jeden Wagen steht eine Schaffnerin bereit. Nach fünfzehn Minuten Fahrt stehen bereits drei bei uns im Abteil und wollen uns gleichzeitig warmen Tee, jedes Abteil hat eine Art Samowar für heißes Wasser, Salami, Würstchen und Käse verkaufen. Wir waren aber noch in Minsk im Supermarkt gewesen und haben mit Nastya Hilfe Lebensmittel für die Fahrt gekauft. So beschränken wir uns auf den Tee der auch gleich in tollen Krügen serviert wird. Unsere Tickets wurden uns wieder abgenommen, mal sehen, ob wir sie heute wiederbekommen. Nach Tee und leckeren Weißrussischem Bier aus der Dose besuchen wir mal den Speisewagen. Mittlerweile können wir auch mit russischen Rubel bezahlen. Aber auch unsere Euro werden noch gern genommen. Wir bestellen natürlich Bier und eine herrliche Soljanka. Die ist sehr heiß. So heiß, dass ich mir gleich die Zunge verbrenne und mit Bier kühlen muss. Zum Rauchen darf man hier auf die Plattform zwischen den Waggons. Ein Aschenbecher aus guten alten Bahnzeiten hängt auch da. So klappt die Rundumversorgung. Soviel Bier muss natürlich irgendwann wieder raus. Hier kann man es noch ganz gepflegt auf die Schiene plätschern lassen, natürlich nicht im Bahnhof!

Als wir uns langsam zum Abteil zurück bewegen, sehen wir draußen russische Grenzsoldaten stehen. Wir fragen unsere Schaffnerin, ob sie sie für uns fragen kann, ob wir gemeinsam ein Foto machen wollen. Sie traut sich nicht, und so muss sie herhalten.

Kontrolliert wurden wir heute irgendwie gar nicht. Als wir zurück im Abteil sind, sitzt Dennis schon mit unserem Schlafgast zusammen. Der junge Mittzwanziger arbeitet hier in Smolensk für Siemens und ist nun auf dem Weg nach Moskau und dann weiter nach St. Petersburg. Wie sich noch rausstellen wird ist er auch ganz schön trinkfest.

Aber ich bin heute völlig k.o. mit verbrannter und später intensiv gekühlter Zunge. So krieche ich freiwillig in eine der oberen Kojen. Noch 6 Stunden bis zur Ankunft in Moskau….

Tag 3 Auf nach Moskau

Geschrieben von Uwe

Tag 3 Nastya

Die junge Dame heißt Nastya. Sie legt Wert auf das y in ihrem Namen also nicht Nastja sondern Nastia, wie sich später noch herausstellen wird. Valentina sagt, laut Übersetzung von Nastya nicht so nette Sachen auf dem Bahnsteig und schimpft über ihr vieles Kleingeld, welches sie von uns bekommen hat.

Mittlerweile ist es halb zwölf. Unser Zug muss noch zwei Stunden fahren bis nach Minsk. Wir kommen ins Gespräch mit Nastya. Sie kommt eigentlich aus Pinsk, studiert aber in Minsk. Sie war mit ihrer Mutter zum Einkaufen in Warschau. In Brest ist ihre Mutter ausgestiegen und sie fährt allein zum Studium nach Minsk. Sie studiert da Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Nicht gerade unseren idealen Anknüpfungspunkte aber wir kommen trotzdem alle gut miteinander ins Gespräch. Zum Schlafen kommt allein Dennis, der eine Stunde vor Ankunft in Minsk doch noch auf seine Liege geht. Martin unterhält dich gut mit Nastya und so verabreden wir uns alle Mann für den nächsten Tag. Sie muss vorher zur Uni und dann, wenn wir ausgeschlafen haben, wollen wir uns treffen. Als wir in Minsk aus dem Zug steigen kommen auch schon Männer vorbei und bieten ihr Taxi an. Aber Nastya sagt, die sind zu teuer also ruft sie uns sogleich eines per Telefon. Keine zehn Minuten später verabschieden wir uns von ihr und besteigen, mittlerweile als mehrfache Rubelmillionäre, das Taxi. Unser Hotel liegt am Rande des großen Innenstadtringes von Minsk inmitten eines riesigen Wohngebietes. Ringsherum stehen Wohnblöcke, wahrscheinlich aus sozialistischen Hochzeiten. Auch unser Hotel ist so ein spätsozialistischer Prachtbau.

Das Hotel ist komplett und vor sehr kurzer Zeit modernisiert worden. Wir haben ein kleines Apartment mit zwei Schlafzimmern. Die Frage ist schnell geklärt. Der Schnarcher geht ins Einzelzimmer.

Da es schon früh um drei ist, fallen wir nur noch tot in unsere Betten. Nastya ist nicht zu beneiden, wenn sie morgen früh zum Studium muss.

Um zehn klingelt mein Wecker. Etwas irritiert ob der neuen Umgebung wache ich auf. Frühstück bekommen wie bis zum 11. Also heißt es ranhalten. 3 Männer, die alle duschen müssen…. Viertel elf gehen wir frühstücken. Das Essen ist eine Mischung aus typisch russischem und europäischem Frühstück. Spiegelei auf russischen Brot. Dazu Haferschleim und Käse. Der Kaffee kommt aus dem Automaten uns ist überraschend gut.

Wir wissen noch nicht genau, wie wir vom Hotel weg kommen. Gegenüber liegt eine Bushaltestelle. Die Rezeptionistin erklärt, dass man beim Busfahrer bezahlen kann, aber welcher Bus in die Stadt fährt, weiß sie nicht. Wir gehen erstmal rüber. Mit unseren Schulkentnissen der russischen Sprache können wir zumindest das Wort Bahnhof (воксал) entziffern. Der Bus kommt tatsächlich 2 Min später. Es ist ein Oberleitungsbus. Er fährt mit Strom, der über zwei Abnehmer am Heck des Busses aus der Oberleitung eingespeist wird.

Wir zuckeln los. Der Busfahrer hat nur 2 Tickets für uns. Unser kleinster Geldschein ist 100.000 Rubel wert. Ein Ticket kostet 5000,- da kann der Busfahrer nicht rausgeben. Nach einigem hin und her schenkt er uns zwei Tickets, die jeweils 26 Cent gekostet haben. Dummerweise vergessen wir, die Tickets zu lochen und so werden wir ungewollt zu Schwarzfahrern. Aber bis zum Bahnhof geht alles gut und wir werden nicht kontrolliert. Wir sind gleich mit Nastya verabredet zum Stadtrundgang. Wir treffen uns vor dem Bahnhof und sie fragt uns, was wir sehen wollen. Museum oder Stadt. Da wir absolut keinen Plan haben und erstmal einen Überblick bekommen wollen, entscheiden wir uns für die Stadt. Vorher gehen wir noch einen Kaffee trinken und da gerade Mittag ist, gibt’s auch gleich noch eine Pizza. Das Restaurant heißt Garage vom Bekannten Motorradtuner Akrapowic. Überall hängen und Bilder von Bekannten Rennfahrern. Sehr schön. Von da an beginnt ein Fußmarsch von über 15 km, was uns aber noch nicht klar ist. Flinken Schrittes schauen wir uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten an. Nastya legt ein hohes Schritttempo vor, aber da keiner von uns navigieren muss, ist es echt angenehm nur hinterher zu laufen. Die Verständigung klappt prima mit englisch bzw. Dem Google Übersetzer. auf einem riesigen Postamt ersteigern wir für einige Rubel ein paar Postkarten und Briefmarken. Resolut zeigt uns Nastya, wie wir uns verhalten müssen, hilft beim Geld zählen oder schiebt uns auch mal weiter, wenn es schnell gehen muss. Alles im ersten Moment ungewohnt, aber trotzdem perfekt. Nebenbei lernen wir sie auch näher kennen und sie bringt uns auch einige Wörter auf Russisch bei. In Minsk liegen die einzelnen Sehenswürdigkeiten immer sehr weit auseinander, wir müssen also zwischen den einzelnen Stationen viel laufen. Manchmal fahren wir auf einer der beiden u-bahnlinien oder nehmen für einige Haltestellen den Bus. Ein Highlight des Rundgangs ist für mich die Nationalbibliothek. Ein Wahrzeichen der Stadt. Mit einem Panoramaaufzug geht es in die 23 Etage auf eine große Aussichtsplattform. Hier hat man einen guten Blick auf diese gewaltige Metropole. Trotz Embargo der EU boomt es an allen Orten. Überall wird gebaut. Im Panoramarestaurant eine Etage tiefer gönnen wir uns einen Kaffee und einen leckeren Kuchen. Wir haben aber immer noch einiges vor und so ziehen wir bald weiter. Wir fahren zur Altstadt von Minsk, gehen aber erstmal auf die Träneninsel. Sie ist den Frauen und Müttern gewidmet, die im zweiten Weltkrieg ihre Männer und Söhne verloren haben. Rechts neben dem See ist ein riesiger Wohnblock zu sehen. Nastya erklärt, dass hier die teuren Wohnungen von Minsk zu finden sind. Neben Scheichs aus Arabien wohnt auch ein Bekannter russischer Musikstar.

Langsam wird es auch dunkel und merklich kühler. Nastya führt uns in eine Bar, die wir allein wahrscheinlich nie gefunden hätten. Wir machen es uns bequem und genießen unser Bier. Nastya probiert einige Cocktails. Es ist total praktisch und dafür sind wir auch sehr dankbar, dass wir unseren persönlichen Dolmetscher dabei haben. Wir brauchen uns quasi um nichts zu kümmern.

Wir kommen alle ins Gespräch und quatschen über Musik und viele andere Sachen. Ich erzähle von meiner Familie und Martin Geschichten von seinen reisen. Nastya möchte uns auch am nächsten Tag die Stadt zeigen und dieses Angebot nehmen wir natürlich begeistert an. Sie wird wieder vormittags studieren (heute hatte sie verschlafen) und uns um eins treffen. Nastya ruft uns noch ein Taxi und wir bringen sie zur nächsten Metrostation und verabschieden uns. Wenig später liegen wir völlig k.o. In unseren Hotelbetten und schlafen auch schnell ein.

Tag 2 Auf nach Moskau

Geschrieben von Uwe

Tag 2 Regen in Warschau

Ich werde am Sonntag wieder viel zu zeitig wach. Als „früher Vogel“ wecken mich schon du ersten hellen stellen am ansonsten wolkenverhangenen Warschauer Himmel. Gegen sieben schreibe ich die ersten Grüße an die lieben daheim. Meine beiden Mitfahrer schlafen noch tief und fest.

Gegen neun können wir endlich frühstücken. Da wir im Hostel wohnen heißt es hier Kaffee selbst kochen und Toast selbst bräunen. Aber das alles beherrschen wir natürlich perfekt.

Beim Frühstück schnappen wir noch einen Tipp auf, wo es was zu sehen gibt in. Warschau. Ein Künstlerviertel am jenseitigen Ufer der Weichsel soll tolle Kneipen bieten und schöne Künstlercafés. Wir sind gespannt.

Zunächst müssen wir aber erstmal auschecken und unsere Rucksäcke am Bahnhof einschließen. Von da fahren wir ein Stück mit der U-Bahn, beschließen aber zeitig doch an der Oberfläche zu wandern und das Prager Viertel, zu Fuß zu erreichen. Das Wetter meint es heute nicht so gut mit uns. Es sind zwar nicht unangenehme 10 grad, aber der Dauerregen nervt ganz schön. An der Weichsel entlang soll eine schone Uferpromenade führen, die aber gerade neu gebaut wird. Wir schleichen uns durch den Bauzaun und laufen weiter. Zum Sonntag wird hier ja sicher niemand sein. Leider weit gefehlt. Aus einem Baucontainer kommt ein kräftiger Mann und fordert uns auf, umzukehren. Er hat anscheinend Angst, dass wir seinem Befehl nicht Folge leisten und begleitet uns zum Ausgang. Der gute Mann hat ein ganz schlechtes oder gar kein After Shave. Er riecht aus jeder Pore, als würde er nur diese Klamotten besitzen. In seinem Container würde ich es wahrscheinlich keine Minute aushalten.

Nun nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf und überqueren auf einer sehr lauten Ausfallstraße die Weichsel. Gleich dahinter beginnt das Prager Viertel. Wir erwarten etwas in der Art, wie die Südvorstadt in Leipzig oder die Dresdner Neustadt, es soll ja ein In-Viertel sein. Aber hier gibt es nur Spätstalinistische Plattenbauten aus den 60er Jahren. Kein Szeneviertel zu sehen auch unsere Karte kann uns da nicht viel weiterhelfen. Kein Restaurant, keine Kneipe. Einen schönen Park durchlaufen wir aber das Versprochene finden wir nicht. Wir beschließen irgendwann zurück in die Altstadt auf die andere Seite der Weichsel zu wechseln. Die kennen wir zwar schon aber von da ist es nicht so weit zum Bahnhof. Da müssen wir ja heute auch noch hin.

Am Ende landen wir in einer Gastwirtschaft unweit des Marktes. Zu angenehmen Preisen bekommen wir ein gutes spätes Mittagessen und das leckere polnische Bier. Wir merken gar nicht wie die Zeit verfliegt und trinken auch noch einen Verdauer. Langsam wird die Zeit knapp und wir beschließen zum Bahnhof ein Taxi zu nehmen. Auf die Minute kommen wir an, können noch schnell ein bisschen Proviant für die Fahrt kaufen und schon fährt auch der Zug ein. Wir haben ein dreier Schlafabteil gebucht. Es handelt sich im Prinzip um ein halbes Abteil mit 3 Betten übereinander. Sogar ein Waschbecken gehört dazu. Schnell setzt sich der Zug in Bewegung und wir verlassen den Warschauer Hauptbahnhof ihn Richtung Osten. 9 Stunden Fahrt und eine Stunde Zeitverschiebung liegen vor uns. Wir vertreiben uns die Zeit mit den mitgebrachten Leckereien aus dem Supermarkt. Bis zum letzten Bahnhof vor der weißrussischen Grenze geht es auch ziemlich zügig. Gegen 19 Uhr sind wir schon da. Dann kommen die polnischen Grenzbeamten und kontrollieren unsere Pässe. Das dauert natürlich seine Zeit. Der Bahnsteig ist eingezäunt und jeder, der zum Zug möchte, wird kontrolliert. Irgendwann rollen wir dann langsam durch das Niemandsland. An einer Station kommen die weißrussischen Grenzbeamten. Einer, wahrscheinlich der Chef, hat so eine wagenradgroße typisch russische Schirmmütze auf dem Kopf. Sieht echt klasse aus. Wir bekommen jeder ein kleines Blatt, auf dem wir unsere Daten und unser ein – und Ausreisedatum eintragen müssen. Dieses wird dahin in der Mitte zerrissen und wir bekommen die eine Hälfte und der Grenzer behält den Rest.

Irgendwann sind auch die Grenzer fertig und verlassen Zug. Jetzt kommt auf einmal Hektik auf. Frauen erstürmen den Zug, junge und alte und verteilen sich auf die Abteile. Auch bei uns setzt sich ein Mütterchen rein und verriegelt von innen die Tür. Wir sind vollkommen überrumpelt und wissen gar nicht so richtig was los ist. Sind das noch Grenzbeamten in zivil? Aber schnell klärt sich der wahre Grund des Besuches auf- Verkaufen. Die Damen bieten ihre Waren feil. Von der Flasche Wodka über Zigaretten und Süßigkeiten bis hin zu selbstgebackenen Köstlichkeiten, eingewickelt in Zeitungspapier. Wir kaufen ihr für wenige Euro eine Flasche Wodka ab und probieren die Blinis. Eine Art Quarkkeulchen. Kurz darauf verlässt uns die Dame und wechselt sich mit einer anderen ab und die wird uns die nächsten Stunden nicht mehr von der Seite weichen. Valentina heißt die gute Frau, die uns die ganze Zeit während des Fahrgestellwechsels am Zug unterhalten wird. Auch die verkauft uns eine Flasche Wodka und diverse Kleinigkeiten und nimmt sich auch gleich einen kleinen Schluck. Der Zug fährt mittlerweile in eine große Werkhalle ein und die Waggons werden alle abgekoppelt. Valentina erzählt mir in ihrer Muttersprache ihre Geschichte, erzählt von ihren Kindern und Enkeln. Sie hat keine Haare auf dem Kopf, nur eine Mütze. Offensichtlich hat sie eine Krankheit, was ihr trauriger Blick beim Erzählen bestätigt. Draußen in der Halle spielen sich mittlerweile auch spannende Sachen ab. Der Wagon wird von vier großen hydraulischen Hebern nach oben gehievt. Die Fahrgestelle mit der europäischen Spur werden abmontiert. Valentina bleibt im Abteil und wird ein wenig von Dennis unterhalten. Ich schaue mir die Halle an und stehe an der Wagon Tür. Ein Arbeiter meint ich könne ruhig springen, zumindest hoffe ich das und verlasse den Zug. Viele Menschen wuseln um den Zug herum. Es ist laut und riecht nach Maschinenöl und Schmiere. Immer höher wird der Waggon gehoben. Mittlerweile ist r nicht mehr zu erreichen. Aber wegfahren kann ja auch nicht also muss ich mir keine Sorgen machen. Martin steht oben auf dem Wagon und fotografiert. Ein Arbeiter lässt sich bereitwillig mit mir fotografieren. Meine letzten Russischkenntnisse aus der Schule reichen noch für eine Vorstellung. Как тебя зовут? Меия зовут Uwe.

Er heißt Viktor und schraubt an unseren Fahrgestellen herum. Die Konversation klappt erstaunlich gut, auch wenn ich kaum ein Wort verstehe.

Die Fahrgestelle werden alle unter dem Zug der nun schon seit einiger Zeit in der Luft schwebt, nach hinten weggezogen und gleichzeitig fahren von vorn die neuen Fahrgestelle drunter. Langsam wird der Zug wieder abgelassen. Viktor schenkt mir seine Mütze, will aber dafür offensichtlich etwas haben. Als wir ihm unseren Wodka anbieten winkt er ab, Macht aber seine Wasserflasche leer und füllt sich den Wodka da rein. Aber so richtig zufrieden ist er nicht und so schenkt ihm Martin noch seine letzten zehn Euro. Endlich können wir wieder in unseren Waggon. Eine gewisse Hektik macht sich unter den Arbeitern breit. Anscheinend geht es gleich weiter. Hoffentlich hat Viktor alle Schrauben wieder fest gezogen. Da Dennis auch mit draußen war, sitzt Valentina mittlerweile allein in unserem Abteil.

Aber sie ist mit ihrem Handy beschäftigt. Wir quatschen noch ein bisschen und ich muss ihre Quarkkeulchen und Kartoffelpuffer probieren. Wir tauschen uns über Rezepte für Kartoffelpuffer aus. Zumindest rede ich darüber. Wer weiß, was sie versteht. Später singen wir noch gemeinsam. Lieder aus meinen Kindertagen mit russischem Bezug. Für die Kenner unter Euch: Ьусвегда ьусвег сонце, Ьусвегда ьусвег нева, Ьусвегда… Endlich erreichen wir den Bahnhof von Brest, obwohl wir schon die ganze Zeit da sind. Die Zeit mit Valentina ist wie im Flug vergangen. Am Ende fragt sie natürlich ob wir ihr noch ein paar Euro geben können. Wenig später kommt ein Schaffner vorbei und jagt Valentina aus dem Zug. Martin fragt ein junges Mädchen aus dem Nachbar Abteil ob sie für uns in Englisch übersetzen kann, was Valentina auf dem Bahnsteig vor sich hin brabbelt. So beginnt für uns die nächste Geschichte. Bleibt gespannt.