Es ist der letzte Tag unsere Reise. Morgen geht schon wieder unser Flug nach Leipzig. Also gehen wir es entspannt an und wo könnte man das in der Türkei besser tun als in einem Hamami, einem türkischen Dampfbad. Dennis, der noch nicht wieder ganz auf der Höhe ist, lässt es sich derweil auf dem Balkon mit einem Buch gut gehen, während Martin und ich das Hamami aufsuchen. Ein kleiner unscheinbarer Eingang neben einem Friseur kündet vom Bad. Unseres (es gibt nämlich ziemlich viele Hamamis in Istanbul) ist eines der ältesten und wahrscheinlich eines der teuersten. Wir nehmen das Basisprogramm + ein Ganzkörperpeeling mit einseifen und Massieren. Im mehrgeschossigen Atrium bekommen wir ein Wickeltuch und einen Umkleideraum für uns beide zugewiesen. Da legen wir ALLE Sachen ab und binden uns galant die Wickeltücher um die Hüften. So vorbereitet und mit den (Gott sei dank) mitgebrachten Badeschlappen betreten wir das Bad. Eine riesige Kuppel erstreckt sich über uns. In der Mitte des Raumes der ca. 17 m im Durchmesser ist steht ein rieseiger, runder Speckstein, die ersten 20 min sollen wir es uns auf diesem Stein bequem machen. Vorher machen wir uns noch ordentlich nass mit Wasser aus großen Zinnschüsseln.
Durch den großen Raum wabert eine ganz schöne Dampfwolke. Wir strecken uns auf dem Stein aus, der eine sehr angenehme Temperatur hat. Mit uns im Raum sind insgesamt 10 Besucher, ungefähr die Hälfte Touris, die anderen sind Einheimische. Nach 20 min kommt ein Masseur herein, genauso bekleidet wie wir, nur sein Tuch ist blau, unseres rot.
Martin muss als erstes ran. Wenig später kommt ein weiterer Masseur hinzu und mein Stündlein hat geschlagen. Ich muss mich auf den Rücken vorn an den Rand des großen Specksteins legen. Wenn ich nicht richtig liege, hilft der Grobian unsanft nach. Mein Kopf ruht auf einer dieser Blechschüsseln. Zunächst übergießt er mich mit angenehm temperiertem Wasser. Jetzt nimmt der Mann meinen Handschuh (den hatte ich beim Einlass bekommen) und rubbelt meinen Bauch, meine Beine und meine Arme kräftig ab. Ich bekomme den Handschuh nicht zu sehen, aber Martin erzählte hinterher, wie seiner aussah, voller Hautröllchen. Irgendwann muss ich mich umdrehen und er bearbeitet meinen Nacken, meinen Rücken und die Schenkel. Wahnsinn. Anschließend zieht er den Handschuh aus und seift meinen Rücken mit einer Art Kernseife und einem großen Tuch ein und dann beginnt er zu massieren, kräftig zwar, aber sehr angenehm und ganz anders als bei meiner Physiotherapeutin. Die gleiche Prozedur folgt auch wieder auf dem Rücken liegend. Zum Abschluss gehen wir beide in den Vorraum dort Stehen Bänke aus Speckstein, die ebenfalls sehr warm sind und ich muss mich hinsetzen. Nun wird mein Kopf gewaschen und massiert. Die Schultern und die Arme. Dabei ist er auch hier nicht zimperlich und zieht oder drückt meinen Kopf immer, wie er ihn braucht. Nach insgesamt 20 min sind wir fertig und der Masseur sagt mir seinen Namen, den ich nicht verstehe und zeigt mir seine Nummer, Wahrscheinlich, dass ich ihm am Eingang etwas Trinkgeld hinterlassen soll. Nun können wir uns noch ein wenig auf dem großen warmen Speckstein entspannen. 20 min später gehen wir kalt duschen und ein weiterer Angestellter gibt uns ein neues trockenes Tuch und legt jedem ein riesiges Handtuch über die Schultern. Völlig entspannt und mit babyglatter Haut gehen wir uns umziehen und genießen anschließend auf der Dachterrasse die Aussicht auf die beiden Kuppeln.
So entspannt kehren wir ins Hotel zurück und holen Dennis ab, der es sich derweil ja auf dem sonnigen Balkon gemütlich gemacht hatte. Gemeinsam ziehen wir los und wollen heute noch die blaue Moschee besuchen und auf dem Basar einige Mitbringsel erstehen. Gesagt getan. Zu Fuß geht es zur Moschee, die gleich neben der Hagia Sophia steht. Vorher trinken wir noch einen frisch gepressten Granatapfelsaft, der diesmal viermal so viel kostet und immerhin doppelt so groß ist, wie am Tag zuvor. Die Blaue ist die zweitgrößte Moschee der islamischen Welt, nur die in Mekka hat mehr Türme, von denen der Muezzin zum Gebet rufen kann. Eine lange Schlange wartet vor dem Eingang auf Einlass. Wir kommen günstig an allen vorbei und stellen uns vorn an. Alle Frauen, die die Moschee besuchen wollen müssen ihre Köpfe bedecken, dürfen sich aber ansonsten frei bewegen. Natürlich heißt es vor der Moschee, Schuhe ausziehen und in einer Plastetüte mitzunehmen. In der Moschee selbst gibt es einen abgesperrten Bereich, extra für Touristen. Nur zu bestimmten Zeiten, wenn 5 mal am Tag gebetet wird, darf niemand in die Moschee. Eine riesige Kuppel überspannt den Innenraum und wird von mehreren Halbkuppeln an den Seiten gestützt. Nun sieht man auch, woher die Moschee ihren Namen bekam. Die Kuppel ist in weiß und blau gehalten, wobei das blau deutlich überwiegt. Im Anschluss machen wir noch einige schöne Fotos und laufen am deutschen Brunnen vorbei, der ein Geschenk des deutschen Kaisers war. Dennis möchte gern noch in die Apotheke, Nachschub an Taschentüchern kaufen. Martin und ich sind derweil auf Postkartensuche. In einem Laden für Ledersachen werden wir fündig. Unsere Große Anzahl an Karten täuscht uns etwas über den Preis. Die Karten kosten 20 Lire. Nur die Marken schlagen mit 90 Lire zu Buche. Es wird schon stimmen denken wir. Als wir uns später die Marken anschaue, sind es die richtigen, nur der Preis, der aufgedruckt ist, ergibt einen Wert um die 50 Lire. Das war ganz schön dreist und wir lernen viel daraus. Dennis ist verständlicher Weise auch nicht erbaut über unsere Verschwendung, aber es nützt nichts. Wir ziehen weiter in Richtung Basar und langsam kommt der Mittagshunger, es ist nämlich schon 14 Uhr. Dennis und Martin wollen unbedingt einmal dieses gehackte Fleisch probieren, was wir vor 2 Tagen von unserem Imbiss in der zweiten Etage beobachtet haben. Mir ist es gleich, also begeben wir uns wieder an die Stelle, die ich noch im Telefon eingespeichert hatte. Wir gehen in den kleinen Imbiss und setzen uns in den Keller, in dem vielleicht Platz für 7 Personen ist, also dementsprechend eng. Der ganze Raum ist aber mit Spiegeln ausgekleidet und wirkt deshalb größer. Zügig bekommen wir unsere Cola, mit dem Essen dauert es etwas. Leider finde ich den Geschmack nicht so berauschend. Wie sich auf den ersten Bissen herausstellt, muss es sich um Hammelfleisch handeln (also kein Lamm!) das ist mir schon etwas zu sehr Schafstall. Dennis sieht es ähnlich nur Martin scheint es zu schmecken.
Um eine Erfahrung reicher verlassen wir das Lokal und schlendern weiter über den Basar. Ich möchte mir so eine türkische Mokkakanne kaufen, um auch mal zu Hause, den guten türkischen Mokka zu genießen. Wir schlendern nochmals über den Gewürzbasar und kommen wieder zu der Frau, die uns schon vor zwei Tagen auf einen Tee einladen wollte. Sie erkennt uns offensichtlich wieder und wir dürfen nochmal von ihren leckeren Pistazien kosten, ansonsten gibt sie uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg und lässt uns in Ruhe. Und wir hatten uns schon so auf eine Tasse Tee gefreut. Schließlich kauf ich mir so eine Mokkakanne, natürlich nicht, ohne vorher zu handeln. Später kommt noch ein kleines Kaffeeservice hinzu. Martin kauft sich auch eine kleine Mokkakanne und Dennis wird bei einem schicken T-Shirt schwach. Alle sind wir zufrieden und schlendern langsam zurück zum Hotel. Genau rechtzeitig, da Regen aufzieht und es schon tröpfelt. Massen von Menschen ziehen immer noch durch die Straßen. Wahnsinn. Im Hotel angekommen kochen ich erstmal für alle einen schönen türkischen Mokka. Da die Kanne ziemlich klein ist und sie direkt auf den Herd gestellt wird, geht natürlich viel Wärme verloren und es sollte nicht überkochen, da sonst alles auf die heiße Platte geht. Aber es kommt, wie es kommen muss, weil ich nochmal schnell zur Toilette muss, kocht das Ding tatsächlich über. Aber alles gut, Dennis kommt um rechtzeitig abzustellen und unser erster türkischer Mokka, alla Uwe ist perfekt. Den genießen wir dann auf dem Balkon während wir unseren teuer erstandenen Postkarten an die Lieben daheim schreiben.
Den Abschluss des letzten Abends bildet unser Besuch in der Kneipe, in der wir schon am ersten Abend waren. Auch die „glasses Family“ ist wieder mit von der Partie und es wird sich herzlich begrüßt, natürlich auch mit unserem Wirt. Dennis und Martin lassen sich heute Abend eine Besonderheit der Küche kredenzen. In einem Tonkrug wird Fleisch und Gemüse über dem offenen Feuer gekocht. Am Tisch wird der Tonkrug unter großem Brimborium geköpft und auf die Teller verteilt. Sieht sehr lecker aus und den beiden hat es auch geschmeckt. Dazu gibt Reis Pommes und Brot. Ich lasse mir ein Hühnchen Pfanne schmecken, die auch sehr lecker ist. Viel zu schnell geht der Abend vorbei und wir verabschieden uns von unserem netten Wirt und laufen rüber zum Hotel um unsere letzte Nacht in Istanbul im Bett zu erleben. Gute Nacht!
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