Auf nach Hause

Die Feder liegt nun schon arg abgenutzt immer noch auf meinem Nachttisch. Das Tintenfass ist auch bald leer. Dennis wollte die Feder anscheinend nicht nochmal. Dann werde ich mal die letzten Stunden auf russischem Boden zusammenfassen.
Beizeiten klingelt uns der Wecker raus. Viel zu kurz war die Nacht. Gleichzeitig habe ich aber ein mulmiges Gefühl, das die von mir veranschlagte Zeit bis zum Abflug zu knapp kalkuliert wurde. So mach ich ein bisschen Druck. Zum Frühstück gibts einenTee und wir lassen uns die Muffins schmecken, die wir gestern Abend extra noch geholt hatten. Wenig später brechen wir auf in das erwachende Moskau. Einen guten Kilometer laufen wir zur U-Bahn und fahren zu einem der 9 Moskauer Bahnhöfe. Für 500 Rubel pro Person fahren wir eine gute Stunde zum Flughafen Domodevo. Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, das dieser Flughafen eher klein ist, aber er ist riesig. An jeder Ecje wird hier um- und vor allem ausgebaut. Es dauert eine Weile bis wir unter den hundert Check In Schaltern den richtigen finden. 10,3 kg zeigt die Waage bei meinem Rucksack 10 sind erlaubt. Aber Martin hat deutlich weniger Gewicht im Koffer und so stimmt die Summe. Trotzdem müssen wir unsere Rucksäcke an einem Schalter für Sondergepäck abgeben. Da es nichts kostet, mache ich mir keine Sorgen. Bei der Grenzkontrolle werden wir von den bei uns lange diskutierten Nacktscannern durchleuchtet. Auf dem Bild, das eine Beamtin kontrolliert ist aber gnädiger weise ein gelber Streifen an der richtigen Stelle abgebildet.
Die streng dreinblickende Grenzbeamtin an der Passkontrolle nimmt meinen Ausweis genauestens unter die Lupe, die sie tatsächlich hat. Wortkarg wie immer gibt sie mir zu verstehen, dass ich Russland wieder verlassen darf.
Nun, zwei Stunden später sitzen wir endlich in unserem Fliegerchen. 50 Leute passen rein. Der Bus fuhr uns bis zum Ende der Bahn, auf der alle Flieger aufgereiht wie an einer Perlenschnur bereit stehen. Vorn standen die Großen und dahinter die Kleinen und ganz zum Schluss kam unser Flugzeug.
Alles läuft gut, es gab ein labbriges Sandwich und einen Kaffee und nun warten wir auf Leipzig.

Knapp 100.000 Schritte sind wir in dieser Woche gelaufen, 2.500 km Zug gefahren und .2.000 km geflogen. Jede Menge schöner Eindrücke und Erinnerungen lassen uns diese Reise nicht so schnell vergessen.

WIR SIND DUWE!

Der letzte Tag in Moskau

Dennis wirft mir die Feder so doll zu, dass das Tintenfass beinahe ausläuft.  Ich nehme an, er hat keine Lust mehr, zu schreiben.
An meinem letzten Tag in Moskau werde ich von Regen geweckt, der auf das Dach unseres Apartments prasselt. Bis Zehn Uhr soll es laut Wetterbericht regnen. Ich gehe erstmal entspannt duschen. Die Kollegen schlafen noch als ich mich wieder auf das Bett lege. Also werde ich auch noch ein wenig ruhen. So gegen halb elf können wir endlich starten.
Der Regen hat sich verabschiedet, aber die Wolken hängen noch schwer und grau am Moskauer Himmel. Das wird sich auch, bis auf ein, zwei kleine Fensterchen, den ganzen Tag nicht ändern. Wir laufen in Richtung roter Platz. Rechte Hand direkt an der Москвa liegt eine neues Gebiet, das es vor zwei Jahren noch nicht gab. Исмаилово heißt der neue Stadtteil, der hier aus dem Boden geschossen ist. Ein Amphitheater thront über dem Fluss. Wir platzen gerade in die Moscow Design week die hier irgendwie stattfindet. Wir gehen aber nicht hinein sondern flanieren auf den kleinen, neu entstandenen Wegen durch eine schöne Parkanlage. Von der Rückseite nähern wir uns wieder dem roten Platz entlang einer Straße voller kleiner Kirchen. Irgendwo ruft ein altes Mütterchen und preist auf Russisch ihren Tee an. Wir werden bei eine чаи und einem für Moskau typischen
Würstchen Schlafrock Schwach. Laut dennis das preiswerteste Frühstück des Urlaubs. Nichtmal 2 € werden für die 3 Tees und das Essen fällig.
Anschließend fahren wir mit der U-Bahn in die Randbezirke von Moskau. Исмаилово heißt das Viertel in dem wir nun unser Unwesen treiben. Ein riesiger Basar fängt uns ein. Schon am ersten Stand lockt eine große Anzahl an Mützen unseren Dennis. Einen geübten Mützendehnungsgriff des Verkäufers später ersteht Dennis eine original russische schapka (wir finden keinen besseren Namen, auf jeden Fall so eine Mütze
mit Ohrenschützern, die man hochklappen kann)routiniert, als hätte er nie etwas anderes gemacht, handelt Dennis den Verkäufer um ein paar Rubel herunter. Beide sind zufrieden mit dem Ergebnis. 10 min später lassen wir uns leckere Schaschliks schmecken in einem schwer verrauchten Imbiss direkt vom Grill. Martin und auch meine Wenigkeit verhandeln später noch mit dem nächsten Verkäufer über die Anschaffung einer Schapka. Wir sind in einer guten Verhandlungsposition da da wir zwei Mützen möchten und können nich ordentlich den Preis drücken. Nun sind wir bestens ausgerüstet für den roten platz. Die Leute schauen uns zum Teil belustigt, zum Teil mitleidig lächelnd aber meist freundlich hinterher, als wir später wieder durch die Moskauer Innenstadt ziehen.
Schnell ist der Basar beendet und wir stehen an einer Schnellverkehrsstraße. Nur ein paar Bretterbuden sind hinter einem maroden Bauzaun zu erkennen. Hier muss irgendwo noch ein alter Stalinbunker stehen, der noch auf unserer Todo Liste für heute steht. Die Straße dahin finden wir auch und auch den Eingang neben einem Autohof wo ständig klapprige Kisten aus- und einfahren. Nur leider ist heute geschlossen lässt uns ein gut bebauchter Russe in blauer Tarndruckuniform und wenig englischkentnissen wissen.
Was soll’s. Gemütlich sieht die Gegend eh nicht aus und wir machen uns wieder vom Acker in Richtung U-Bahn. Wir laufen noch durch ein russisches Wohngebiet, indem höchstwahrscheinlich die „normalen“Russen wohnen. Einfache Häuser, zwar ohne Putz aber nicht unansehnlich. Es gibt Spielplätze und Parkplätze und ausreichend Grünanlagen. Ein riesiger Schornstein aus Backstein zeigt davon das hier schon in den 60er Jahren modern geheizt wurde. Heute steht ein Gasstation gleich neben an in versorgt jedes Haus über eine AußenLeitung mit Gas.
Später in der Nähe des roten Platzes gönnen wir uns in einem der zahlreichen Cafés einen Cappuccino und ein Stück Kuchen und planen den letzten Abend in Moskau. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und schlendern zu vorerst letzten Mal über den roten Platz zu unserem Hotel. Am Abend spazieren wir in ein Vergnügungsviertel auf der anderen Seite der Москвa.
In einem gemütlichen Restaurant, Чугунный мост, genießen wir unseren letzten Abend bei feinem essen und einem guten russischen Pils. Ein letztes Mal stoßen wir mit einem Gläschen Wodka auf Mütterchen Russland und unsere Reise an. Bald darauf müssen wir ins Bett der Wecker klingelt morgen um 6 und wir haben ein straffes Programm vor uns. Müde lege ich die Feder beiseite.

Von Hauptstadt zu Hauptstadt

Heute morgen lag die Feder plötzlich im Bad und ich habe sie mal aufgenommen. Wir müssen erst Mittag ausziehen und so können wir in Ruhe frühstücken gehen. Gleich gegenüber von unserem Hotel werden wir fündig. Ein kleines Cafe. Dank des Google Übersetzer finden wir uns schnell in der ukrainischen Speisekarte zurecht. Herzhafte und süße internationale Frühstücksspeisen wechseln sich ab. Ich nehme das klassische Omelett, Dennis und Martin nehmen pancakes mit Marmelade. Alles lecker. Begeistert vom Google Übersetzer bestellt siri auf Ukrainisch für jeden einen Orangensaft. Wahnsinn die Technik. Angefixt bestelle ich auch gleich die Rechnung so. So langsam müssen wir unsere Sachen auschecken. Wir dürfen aber unsere Rucksäcke bis zur Abreise im Hotel lassen.
11.45
Nun wollen den Andreassteig, ein altes Handelsquartier besuchen. Martins Reiseführer schwärmt davon. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem schönen Kloster vorbei.  Hier trafen sich auch zur Majdan-Revolution viele Menschen. Unten himmelblau angemalt zieren sie goldene Kuppeln. Dennis spricht zwei Ukrainer für ein Foto an. Bereitwillig helfen sie uns und entschuldigen sich mehrmals, dass das Bild zu dunkel ist. Wir schauen uns die Kirche von innen an. Ist schon mächtig prunkvoll alles. Überall Gold an den Wänden und schwere Kerzenständer. Einzig die Energiesparlampen auf den Schmuck verzierten Kronleuchtern Nuten etwas komisch an.
Durch den romantischen Park der Kirche flanieren wir weiter in Richtung Dnepr.
Mit einer Standseilbahn geht es hinab zum Flußufer. Free wifi lässt Dennis nicht viel von der Strecke sehen. Auch nicht die zweite Bahn, die zeitgleich den Berg hochfährt. Dafür können aber einige Einrücke an die Liebsten geschickt werden. Am Flussufer sind auch einige Ausflugsdampfer vertäut. Da wir ein wenig unschlüssig rum stehen, quatscht uns gleich ein junger typ an, der offensichtlich auf Kundenfang ist. Viel ist hier nicht los aber er meint, wir können in ner halben Stunde wiederkommen , dann startet die Kiew Panorama Tour. Gesagt getan. Einige Fotos später sind wir wieder hier und können an Bord gehen. Wir wollen natürlich im Freien sitzen. Auf dem Oberdeck massieren laute Bässe unsere Ohren. Hier läuft NRJ und an wärmeren Tagen steigen hier bestimmt Partys. Nach nochmal einer halben Stunde legen wir endlich ab und tuckern auf der Dnepr in Richtung Mutter der Heimat Statue. Wir fahren quasi den Weg, den wir gestern gelaufen sind, nochmal ab. Eine Stunde später legen wir wieder an und haben noch ein paar neue Fotos von Kiew.
Durch das alte Handelsviertel bewegen wir uns nun in Richtung Andreassteig. Bevor es nun eine kleine gewundene Straße den Berg hinauf geht, genießen wir noch in einem kleinen Restaurant ein paar Wareniki, die ukrainische Ausgabe der Pelmenis. Sehr lecker. Viele kleine Händler säumen die Straße und bieten allerlei Waren feil. Von der Matrioschka über Pelzkappen bis hin zu selbst gemähten Handpuppen und allerlei anderem Brimborium ist alles dabei.
Ein liebes altes Männchen mit goldblitzenden Zähnen erweckt unsere Aufmerksamkeit. Er klimpert ein bisschen auf seiner Gitarre herum und trällert ein ukrainisches Liedchen. Ein anderer Typ hinter uns beschwert sich lautstark über den Alten, der schon seit Jahren ein und dasselbe Lied trällert, nicht wirklich selbst singt und nie den Platz wechselt.
Er klang ganz schön verzweifelt. Das alte Männchen lacht sich derweil ins Fäustchen, trällert munter weiter und freut sich über ein paar unserer Griwna, die in seine Tasse wandern.
Immer höher schraubt sich die Straße. Wir machen einen kleinen Schwenk über eine Aussichtsplattform mit einem schönen Blick über die Stadt. Je weiter wir der Straße folgen, umso dichter stehen die Stände und umso kitschiger wird das Angebot. Man kann hier Matrioschkas als Minion oder auch Dark Vader kaufen. Auch eine Matroschka mit Trumpkonterfei ist zu sehen. Wer möchte, kann auch Klopapier mit dem Bildnis Putins erwerben. Ein Schelm, wer schlimmes dabei denkt.
So langsam müssen wir zurück zum Hotel und unsere Rucksäcke aufladen. Ein letzter Blick und eine stille Verabschiedung vom Maidan und wir verschwinden in der U-Bahnstation. Schnell sind wir am Hauptbahnhof. Vor der großen Fahrt wollen wir schnell noch einen Happen essen. Im pusata hata, eine ukrainische Kette mit typischen Gerichten auf der Karte, macht uns satt und stärkt uns für die Reise. Im Supermarkt nebenan wollen wir noch ein paar Pivos und Frühstück erstehen. Allerlei leckere Sachen finden den Weg in unseren Wagen. Ein Blick zur Uhr verrät, dass wir uns langsam sputen müssen. Die Kassiererin ist leider nicht die Schnellste und blöderweise hätten wir einige von den Sachen vorher wiegen müssen. Also ein paar leckere Sachen bleiben bei der Kassiererin. Ab zum Zug.
Wie jeder Schlafwagenzug bisher hat auch unser Zug von Kiew nach Moskau für jeden Wagon eigenes Personal. Uns begrüßt eine unfreundliche Dame in Zivil. Kein „Bitte“ geht ihr über die Lippen. Unfreundlich werden unsere Ausweise kontrolliert. Aber immerhin bringt sie uns direkt zu unserem Abteil. Ein großzügiges und vor allem sauberes Abteil erwartet uns.
Unser vierter Mitfahrer/Mitfahrerin im Abteil lässt uns an diesem Abend aus. Wir bleiben unter uns. Unsere uniformierte Zugbegleiterin kümmert sich liebevoll um uns. Fragt, ob wir Tee wollen und freut sich über meine russisch Kenntnisse. Laufe des Abends quatscht uns noch ein Ukrainer an. Max aus Kiew ist unterwegs zu seinen Freunden in Moskau. Bis zur Grenze unterhalten wir uns blendend mit ihm. Martin in wohlklingendem Englisch, Dennis und ich in unsere eigenen Sprache. Man könnte es Denglisch nennen. Gegen Mitternacht kommen die ukrainischen Grenzer in den Zug. Wir zeigen brav unsere Ausweise. Unsere Zugbegleiterin wird mit Auftauchen der Staatsmacht immer nervöser. Mal sehen, wie das dann bei den Russen wird. Max meint, dhass die russischen Grenzer erst in drei Stunden kommen. Bis dahin können wir beruhigt einschlafen. 01:00 Uhr

Viel zu laufen in Kiew

Die Feder wandert wieder zu mir (Uwe). Eine unruhige und kurze Nacht später werde ich eine Stunde vor der planmäßigen Ankunft in Kiew vom Wecker von meinem Wecker geweckt. Zum Glück haben wir ein sauberes Waschbecken im Abteil. In Ruhe kann ich meine Sachen packen. Mit allem fertig genieße ich noch kurz die Aussicht. Nicht sehr bequem, da die Kopffreiheit zu Martins Koje lediglich 50 cm beträgt. Der Schaffner öffnet irgendwann ohne zu klopfen unsere Abteiltür und gibt uns die Fahrkarten zurück. Ein willkommener Anlass, Martin und Dennis zu wecken. Nur schwer lassen sich die beiden animieren. Unsere geplante Ankunftszeit rückt näher und auch die Karte auf dem Handy meint, dass wir gut in der Zeit liegen. Aber wir frühstücken erstmal noch schnell die Reste von gestern, Wurst und Käse. Der Ausblick aus dem Zugfenster wird immer großstädtiger. Vorortbahnhöfe mit in der Kälte wartenden Pendler fliegen vorbei. Martin und Dennis haben die Ruhe weg. Leichte Panik bricht aus, als wir im Hbf von Kiew einfahren. Dennis ist immer noch beim Rucksack packen, als der Schaffner schon an die Tür klopft.
Als wir als definitiv Letzte den Zug verlassen, ist die Lok und der Großteil der Wagons schon abgehangen.
Kiew begrüßt uns regnerisch und voller Menschen. Dennis versucht gleich Geld abzuheben und wir warten am Bahnhofsvorplatz, der voller Menschen, Taxis und Busse ist. Die kleinen Linienbusse sind total überfüllt. Wir sind uns noch nicht ganz einig, wie wir zum Hotel kommen, Dennis würde ob des Regens und der Entfernung lieber mit Bus oder Taxi fahren. Martin hat aber eine schöne Route durch den Universitätspark rausgesucht Und da es gerade aufhört zu regnen, entschließen wir uns, die 3 km zum Hotel zu laufen. Durch typische Vorortgebiete mit Hochhäusern und riesigen Fabrikanlagen laufen wir. Der Verkehr ist osteuropäisch, drängeln und Hupen, aber auch ohne Bedenken in zweiter Reihe oder auch auf Fußwegen parken gehört dazu. Wichtig als Fusgänger ist vor allem, mit einem Auge immer nach unten zu schauen. Die Fußwege sind nicht mit unseren deutschen vergleichbar. Voller Stolperfallen und spontan aufgerissener Oberflächen. Hie und da guckt auch mal ein Kabel aus dem Mast oder der Wand. Wahnsinn. Ein bisschen erinnert das an unsere Reise nach Bukarest 2014.
Ein gutes Stündchen später stehen wir am goldenen Tor der Stadt, ein Nachbau aus Konstantinopel.
Wir genießen ein zweites Frühstück in einem Café. Mit WLAN ist jeder sich selbst überlassen und bearbeitet seine Fotos, schreibt Reiseberichte oder den Liebsten. Zum Hotel ist es nun nicht mehr weit. wir sehen jede Menge Fotomotive und halten die natürlich auch fest. Unser Zimmer sind um viertel zwölf so gut wie bezugsfertig. Wir laden unser Gepäck ab und ziehen, nur mit dem Knipser bewaffnet, zum Maidan. Hier fand vor einigen Jahren die blutige Auseinandersetzung statt, die in die Geschichte der Stadt einging. Wir machen einige Fotos und so langsam können wir unser Apartment im Hotel beziehen.
12:00 Uhr

Uwe lässt Tintenfass und Feder ohne Aufsicht, ich (Dennis) nehme es gleich mal an mich.
Frisch geduscht und neu sortiert starten wir den zweiten Teil des Tages. Neun Kilometer Fußmarsch (in Zahlen 9) liegen vor uns, meine Bedenken werden genau wie heute morgen nicht beachtet wir starten unseren kleinen Marathon bei einer immer stärker werdenden Sonne.
Kaum auf den Beinen sind wir an einem feinem Ausblick, wir sind am Platz der Ukrainisch- Russischen Freundschaft. Symbolisiert wird das ganze mit einem Denkmal umrahmt von einem riesigen Bogen der Freundschaft. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der imposante Bogen heute noch für die Mehrheit der Ukrainer spricht, aber mit dem Ausblick über Kiew und den Dnepr bin ich mir sicher das unsere Reiseroute passt.
Mit einer großen Seilrutsche können wir für einen schmalen Taler auf das andere Ufer der Dnepr fliegen, der Hunger und das knappe Budget lassen uns den Klassischen Weg wählen. Der Park hat seine besten Zeiten schon hinter sich, die Wege werden Stück für Stück von der Natur zurück erobert. Wir kommen an der Dnepr an und wagen einen kurzen Blick über den Fluss. Nein, wir gehen nicht rüber auf die Insel mit ihrem feinen Sandstrand, wir entscheiden uns für den ursprünglichen Weg. Viele Pflichtmeter an der viel befahren Straße legen wir zurück. Der Schrittzähler kratzt gerade an der 20.000 Marke als wir nach dem Seltsam wirkenden Fischmarkt eine kleine ukrainische Kneipe entdecken. Wir sind ziemlich ko und unser Hunger begleitet uns schon seit einiger Zeit und so sitzen wir Ruck zuck in diesem kleinen Etablissement. Die Bestellung von drei Bier gestaltet sich ziemlich einfach, ein Gericht aus der umfangreichen Karte zu finden ist ein Glücksspiel. Dank Uwe verlassen wir uns aber nicht auf unser Glück, er hat auf den Restaurantaufstellern Werbung gesehen, dieser fotografiert er kurzer Hand und wir bestellen drei mal Schaschlik mit Kartoffelpuffer.
OK, Kartoffelpuffer kommen nicht bei uns an, dafür aber der wahrscheinlich beste Schaschlik, den ich je gegessen habe. Äußerst zartes Fleisch, freundlicher Weise schon vom Spieß abgezogen, dazu warmes Brot- ein einziger Genuss. Langsam ist es nun Zeit wieder in die Spur zu kommen, wir haben noch ein langes Programm vor uns. Kaum bezahlt bemerken wir kurz darauf unseren Fehler. Wo war der Wodka? Wir bestellen eilig eine kleine Runde zusammen mit kleinem Bier. Alles in allem bezahlen wir zu dritt keine 20€.
Der Weg führt uns weiter entlang der Dnepr, dazu beschert uns die langsam unter gehende Sonne feinste Fotobedingungen. Natürlich die Sonne legt die Sonne auch schonungslos unsern engen Zeitplan offen. Die Mutter- Heimat- Statue zeigt sich stolz auf dem Berg, unser nächstes Ziel. Die Sonne schickt noch kurz die letzten Strahlen und verabschiedet sich hinter der Skyline von Kiew. Wir sind alle begeisterte Hobbyfotografen und knipsen zur blauen Stunde alles was uns vor die Linse kommt, Statue, Panzer, Geschütze usw. In mühevoller Arbeit entsteht auch ein neuer Bildkopf für unsere Webseite, ihr dürft gespannt sein.
Wir verlassen den Park, der sich mittlerweile in schön inszenierten Lichtern zeigt. Unser Kulturplan ist beendet, es geht Richtung Hotel. Unsere Busnummer passt überhaupt nicht mit den hier abfahrenden Busen zusammen. Uwe fragt tollkühn den Fahrer wie wir zum Majdan kommen. Alle rein ist das unmissverständliche Zeichen. Ich stehe wie bestellt und nicht abgeholt mit dem Portmonee in der Hand um die Fahrt zu bezahlen. Ich werde weggeschoben, wir sind eingeladen! An den nächsten Haltestellen steigen Leute ein und geben wie selbstverständlich Geld durch die Sitzreihen bis zum Fahrer. Noch verwundert über dieses unkomplizierte Verfahren werden wir vom Busfahrer und anderen Mitfahrern hinaus gebeten, wir sind an der Haltestelle zur U-Bahn.
Hier fehlt doch was, wir können noch nicht nach Hause. Kurz entschlossen gehen wir ins Porter Pub. Mit süßlichen Bier und Knoblauchbrot klingt der Tag gemütlich aus. Es ist gerade halb zehn, die Bedienung gibt zu verstehen, das bald Feierabend ist. Ein letztes Bier und die Rechnung beenden den Abend hier. Mit der U- Bahn geht’s weiter. Eine Fahrkarte kostet 10UAH pro Person, für uns drei zusammen also 1€. Fahrkarten gibt es am Automaten, nur nimmt dieser meine 50er Banknote nicht an. Es ist mittlerweile kurz nach 22Uhr und tatsächlich ist der Schalter noch besetzt. Hinter ihrem kleinen ovalen Fenster sitzend verkauft sie uns drei Chips ähnlich denen beim Autoscooter. Diese öffnen das Drehkreuz, der Weg ist frei zur verdammt schnell laufenden Rolltreppe. Geht das tief runter, eine elend lange Rolltreppe. Unten angekommen geht es rechts rum und die nächste Rolltreppe erscheint, diese ist um einiges länger als die erste. Schätzungsweise sind wir nun 100 Meter unter Kiew und fahren mit der U- Bahn. Das gleiche Prozedere über zwei schnelle Rolltreppen und wir sind wieder an Deck. Es präsentiert sich ein Blick auf den Majdan, der uns erst mal inne halten lässt. Kreuze, Bilder von getöteten Majdanaktivisten und provisorische Panzersperren. Hier war vor drei Jahren Krieg auf der Straße.
Stück für Stück gehen wir Richtung Majdan, von der Fußgängerbrücke aus präsentiert sich der Platz in voller Bracht. Gut zu sehen die große Uhr im Berghang die die Sehnsucht zur EU symbolisiert.
Der Tag war lang, über einen kleinen Spätverkauf geht’s direkt zum Hotel. Bei eine Flasche ukrainischem Bier schauen wir unsere Schnappschüsse des Tages an, fallen kurz darauf alle ko in die riesigen Betten.
Gute Nacht

Tag 1. Xavier ändert unsere Anreise

Auf Umwegen nach Warschau

Unsere Reise geht los und der Plan ist schon geädert .
War beim Frühstück noch alles gut, außer eine kleine Warnung, dass in Brandenburg der Xavier gewütet hat, wurde es auf dem Bahnhof in Leipzig schon aufregend. Schlaftrunken begrüße ich Martin in der Schlange am Serviceschalter. Einige Minuten später sind wir dran. Wir müssen erfahren, dass unser Zug von Berlin nach Warschau ersatzlos gestrichen wurde. Was nun?Die Frau am Service ist wenig hilfreich, unfreundlich und meiner Meinung nach inkompetent. Sie sieht die gleichen Verbindungen, die ich an meinem Handy sehe. Echt hilfreich. Wir müssen selbst überlegen und entscheiden uns für eine Verbindung über Dresden, Görlitz und Breslau nach Warschau. 8 Uhr fährt der Zug nach Dresden. Geplant war 7.15 Uhr nach Berlin. Aber erstmal ein Ziel. Mit einer Wandergruppe von 50 Leuten, die bestimmt auf die Bastei wollen, besteigen wir, mit 20 min Verspätung den RE nach Dresden.
Dort angekommen suchen wir gleich das örtliche Reisezentrum auf.
Eine halbe, aufgeregte und kribbelige Stunde später sind wir endlich dran und können unser Anliegen vortragen. Die Dame ist echt kompetent und viel mehr auf Zack, als ihre Kollegin in Leipzig. Sie gibt uns gute Tipps, da wir ja nochmal Tickets kaufen müssen in Polen um letztendlich von Breslau nach Warschau zu kommen. Und irgendwann in der Zukunft werden wir auch unsere zusätzlichen Tickets bei der Bahn einreichen müssen, um vielleicht eine kleine Entschädigung zu bekommen und auch dafür gibt sie uns wertvolle Tipps.
Mit einer privaten Bahngesellschaft (Trilex) fahren wir durch das ostsächsische Bergland bis nach Görlitz. Hier wechselt das Zugpersonal. Die neue Schaffnerin macht einen sehr resoluten Eindruck. Ob sie uns helfen kann? Sie spricht nicht englisch und kein Deutsch. Dafür aber ihr perfektes polnisch. Mit Händen und Füßen erklären wir ihr unser Problem. Kurzerhand fragt sie laut in den Wagon, ob einer von den Mitreisenden Deutsch kann. Prompt meldet sich eine sehr nette Frau und übersetzt uns, dass wir für umgerechnet 15 € Euro Tickets nach Breslau lösen müssen und die Frau keine Euro und keine Karte akzeptieren kann. Aber freundlicherweise bezahlt die nette Übersetzerin unsere Tickets und tauscht für uns in Euro um. Kleine Gänsehaut schon am ersten Tag. Bei uns ist dies echt nicht vorstellbar. Jeder im Zug würde wahrscheinlich einen plötzlichen Hörsturz vortäuschen und zum Fenster raus schauen. Echt toll. Mal sehen was der Urlaub noch so bringt. Auf jeden Fall ein deutlich besser ausgebautes Mobilfunknetz als bei uns.
Gerade rollen wir gemütlich auf Breslau zu und ich hänge so meinen Gedanken nach. Und einer guten Stunde sind wir da.

14:42 Uhr
Auf die Minute pünktlich kommen wir in Breslau an. Wir haben eine gute halbe Stunde Zeit, unsere Tickets umzubuchen und den letzten Zug des Tages nach Warschau zu erwischen. Dennis sucht einen Geldautomaten, während Martin und ich uns am Fahrkartenschalter anstellen. Zum Glück scheint alles zu klappen. Die Frau muss sich zwar nochmal rückversichern, aber alles gut. Mit unserer Sitzplatzreservierung, die von der kompetenten Frau aus dem Reisezentrum schon gemacht wurde, sind wir bestens gerüstet. Unsere Tickets gelten auch in Polen, egal von wo wir kommen.
Mit dem polnischen IC geht es kurz darauf in Richtung Warschau los. Der Zug ist angenehm temperiert und die Landschaft zieht schnell an uns vorbei. Das gleichmäßige schaukeln der Gleise macht mich nach einer Stunde ziemlich müde.
Irgendwann kommen wir endlich und ziemlich k.o. In Warschau an. Es ist längst dunkel. Für die 3 km zum Hotel gönnen wir uns ein Taxi. Vorher holen wir noch ein bisschen Abendverpflegung – auf Kneipe hat keiner Lust. Nur noch ins Hotel.
Jetzt sitzen wir hier bei einem Feierabendbierchen und werten unseren Tag aus. Hoffentlich klappt morgen alles besser. Um 16.04 Uhr geht unser Nachtzug nach Kiew. Bis dahin gibt es noch viel zu erleben.
Gute Nacht

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Tag 2: Budapest

Ich werde im Zug von Dresden nach Budapest des nachts immer mal wieder wach. Entweder ist das Bett zu kurz oder zu schmal oder zu kurz. Oder eins der Sicherheitsschlösser an unserer Tür knackt, wenn mein Bettnachbar auf Toilette muss, was mehrmals passiert. Gegen dreiviertel sieben bin ich dann vollends wach und kann von meiner Pritsche den beginnenden Tag, der am Zugfenster vorbeizieht, beobachten. Zum Waschen geht’s über den Flur. Neben der bekannten Zugtoilette, gibt es auch zwei Waschräumchen. Mit einem kleinen runden Waschbecken und Fußbedienung für den Wasserhahn. Sehr eng. Umdrehen kann man sich da drin nicht, geschweige denn umziehen oder so.
Wieder zurück im Abteil döse ich noch ein bisschen auf meinem Bett. So langsam werden auch meine Mitreisenden wach und schälen sich aus ihren Kojen. Irgendwann kommt der Schaffner vorbei und verteilt Frühstück, ein kleines Schoko Croissant und einen Orangensaft. Martin hat noch Gehacktes im Glas und trockene Brötchen, so können wir auch noch was Herzhaftes genießen.
Gegen 10 erreichen wir den Bahnhof von Budapest Keleti. Ein imposantes Bauwerk. Schnell sind die Schließfächer für unsere Rucksäcke gefunden und die ersten Forint vom Automaten gezogen.
Erleichtert um unsere schweren Rucksäcke laufen wir erst einmal durch das Bahnhofsviertel. Riesige Gründerzeithäuser teilweise saniert, manchmal auch kohlrabenschwarz mit schönen Eisenbalkonen säumen die Straßen. Hauptstädtischer Verkehr ist überall. Schöne alte Straßenbahnen und Ikarus Busse wechseln sich mit modernen Fortbewegungsmitteln ab. Auch Trabbis und Wartburg sieht man noch hier und da. Gemächlich laufen wir in Richtung Donau und beschließen einige Haltestellen mit dem Bus zurückzulegen. Gesagt getan. Wie üblich steigen wir beim Fahrer ein nur der ist von seinen Fahrgästen durch eine dicke Scheibe getrennt. Keine Chance auf Kommunikation. Aber an der Scheibe hängt eine kleiner roter Kasten, der aussieht, wie eine Sparbüchse, oben mit einem Schlitz für Kleingeld. Da der Bus schon wieder anfährt und wir nicht als Schwarzfahrer entlarvt werden wollen, machen wir wahrscheinlich das dümmste, was uns einfällt und stecken eine 200 Forint (70 Cent) Münze in den Schlitz. Diese verschwindet auch. Aber die nächste Münze passt nicht rein, auch mit leichter Gewalt nicht. Auf einmal wird uns klar, wo wir hier unser Geld einwerfen es ist ein Entwertungsautomat, in den man einen Fahrschein schiebt, der dann gelocht wird. Peinlich. Nun fahren wir doch 3 Haltestellen schwarz. Bis jetzt hat niemand unsere Sabotage bemerkt. Erleichtert steigen wir an der Donau aus. Im vorbeifahrenden Bus sehen wir noch eine Frau die verzweifelt versucht, ihren Fahrschein im manipulierten Entwerter zu lochen. Jetzt können auch wir darüber lachen.
In der Nähe einer großen schönen Donaubrücke spricht uns ein Südeuropäer an, ob wir nicht Tickets für einen Hop on Hop off Bus kaufen wollen. 5 Min, einige Überredungsversuche und Gegenfragen später sind wir im Besitz dreier, 48h geltender Stadtrundfahrttickets inklusive Gutscheinheft für diverse Köstlichkeiten und der gute Mann 75€ reicher.
Wir wollen gleich den ersten Bus nehmen, doch leider wollen das zu dieser Tageszeit, es ist kurz nach 11, viele Touristen und so müssen wir uns ein bisschen gedulden. Irgendwann bekommen wir noch 3 Plätze in einem alten Ikarus mit abgeschnittenem Dach. Holpernd geht es zu diversen Sehenswürdigkeiten auf der anderen Donauseite. Viel bekommen wir noch nicht mit, denn die ausgeteilten Kopfhörer funktionieren noch nicht so richtig. Wir fahren nun an der Stefanskirche vorbei und werfen einen Blick auf hohe Gebäude und die schöne Basilika.  Weiter geht die Fahrt entlang der Donau. Als nächstes geht es auf den Gellertberg zur Freiheitstatue, die über die ganze Stadt wacht und an deren Füßen sich die Zitadelle befindet. Der Bus legt hier eine Pause ein und wir verlassen ihn. Hop off.
Hier hat man einen tollen Ausblick über die Stadt, die liebe Sonne meint es gut mit uns und so ist auch die Sicht gut. Es landen einige Fotos im Kameragehäuse. Wir beschließen, nicht wieder in den Bus zu steigen sondern den Abstieg des Gellertberges zu Fuß auf uns zu nehmen. Auf schmalen Wegen geht es, manchmal ganz schön abenteuerlich, zurück in die Stadt. Unten angekommen überqueren wir die riesige Stahlhängebrücke. Ein imposanter Bau, sind hier doch armdicke Stahlseile verbaut und hunderttausende von Nieten halten die Brücke zusammen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere gratis Gulaschsuppe aus unserem umfangreichen Gutscheinheft kosten. Wir machen uns auf die Suche nach der Kneipe, finden aber nur einen Bürokomplex, in dessen Hinterhof an einer Wand eine schöne Kneipensilhouette allerdings mit einer verschlossenen Tür. Ich bin gespannt, wieviel wir von dem umfangreichen Gutscheinheft tatsächlich nutzen werden. Jedenfalls suchen wir uns eine richtige Kneipe in der Fußgängerzone und essen eine feine Gulaschsuppe im Brot Topf serviert. Da ist die Suppe quasi in der Beilage mit drin. Lecker, gut und preiswert. So gestärkt machen wir uns auf, das nächste Highlight abzuhaken, eine Dampferrundfahrt auf der Donau. Vorbei geht es an vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Parlament. Leider ist die deutsche Stimme aus dem Lautsprecher so leise, dass ich mich arg konzentrieren muss, um überhaupt etwas zu verstehen. So lässt die Konzentration nach und ich genieße eher die Aussicht, die Sonne und ein Bier.
Mit dem Hop on Bus fahren anschließend weitere Stationen ab, bis wir wieder am Hbf. ankommen. Nun wird es langsam Zeit, unser Quartier zu suchen. Wir holen unsere Rucksäcke und finden auch schnell die richtige Straße und die Hausnummer. Das Haus ist mit einer modernen Wechselsprechanlage mit Code gesichert. Keine Chance hinein zukommen und nirgendwo ein Hinweis auf unsere Pension. Zum Glück kommt eine junge Frau mit Hund und nimmt uns mit in den Innenhof. Es ist ein Schönes Mietshaus aus dem vorletzten Jhd. Mit einem Lichthof von dem die einzelnen Wohnungstüren abgehen. Wir drücken uns eine Weile im Eingangsbereich herum, finden aber keine Hinweise. Wir gehen eine Etage höher, finden aber immer noch nichts. Irgendwann hören wir Stimmen und tatsächlich aus dem 2 stock ruft jemand nach uns.
Das Pärchen musste eine geschlagene Stunde auf uns warten, freuen sich aber uns zu sehen. Unser Apartment entpuppt dich als riesige 2Raumwhg, die wahrscheinlich von Ikea kompl.  Ausgestattet wurde. Sieht sehr gemütlich aus und viel Platz. Diese Wohnung ist ein echter Geheimtipp für Budapest-Reisende und kostet 45 € pro Nacht.
Nach dem auspacken suchen wir uns eine schöne Gaststätte zum Abendessen. Martin hat einen Geheimtipp aus seinem Reiseführer. Das Menza. Ein Lokal direkt im Szeneviertel von Budapest. Vergleichbar mit Leipzig Connewitz oder der Dresdner Neustadt.
Nach dem Essen suchen wir einen weiteren Geheimtipp auf. In einer Art Abbruchhaus ist ein riesiger Hinterhof mit skurrilen Möbeln und verrückten Gestaltungselementen. Aus einem Trabbi ist ein Sofa geworden. Bunte Blumen hängen überall und viele verschiedene Bars gibt es. Alles toll aber brechend voll mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Irgendwann finden wir eine gemütliche Ecke und genießen ein Absackerbierchen. Der Typ vom Nachbartisch stellt sich mir vor als Peter aus London. Er ist Banker bei der deutschen Bank, kann aber kein Wort Deutsch. Er bietet mir seine Elektrozigarette an und ich lehne dankend ab.
Wenig später lassen wir uns vom Taxi in unsere Wohnung bringen. Dummerweise reichen unsere Forint nicht mehr, den guten Mann zu bezahlen. Also müssen wir alles in Euro umrechnen. Der Taxifahrer ist aber nicht böse, im Gegenteil…
Schnell geht’s dann ins Bett.

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Tag 10: Istanbul nach Leipzig

Unser Heimflugtag beginnt verwaschen und grau. Das richtige Wetter zum heim fliegen. Ein letztes Mal genießen wir das türkische Frühstück bei der netten, kleinen alten Russin, die uns irgendwie auch ins Herz geschlossen hat. Um halb zwölf holt uns ein Bus zum Flughafen ab. Vorher heißt es noch Sachen packen, die Mitbringsel gut verstauen. Martin hat, wegen seines kleinen Rucksackes die meiste Arbeit beim Packen. Aber wir bekommen alles gut verpackt.
Zum Abschluss genießen wir noch ein kühles Effes auf unserem Balkon. Das Wetter ist auch noch besser geworden. Überpünktlich werden wir abgeholt. Der kleine Transferbus bringt uns zum Atatürk Flughafen. Am Ziel fragt der gute Mann direkt „Tip for the Driver?“ ganz schön frech. Aber natürlich geben wir ihm etwas Trinkgeld und gehen in den Flughafen. Wahrscheinlich wegen der aktuellen Terrorgefahr, muss man schon beim Betreten des Flughafens sein Gepäck durchleuchten lassen. Erst dann kann man zu Check in gehen. Auch dort klappt alles relativ reibungslos und wir bekommen unsere Bordkarten. Nach der Passkontrolle und der persönlichen Sicherheitskontrolle des Handgepäcks, machen wir es uns in der Food Area gemütlich. Bei Burger King wollen wir noch was essen, wie viele Menschen vor uns. Stoisch warten wir in der Schlange. Vor mir steht ein junger Türke und gibt eine Riesenbestellung auf. Die junge Dame am Schalter wiederholt nochmal seine Bestellung und er nickt alles ab. Kurze Zeit später hat er etwas an der Bestellung auszusetzen. Die Dame hinter dem Tresen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärt stoisch, was der Mann bestellt hatte und macht weiter. Nun ruft der junge Mann seine Frau/Freundin heran, ein Dame mit Kopftuch, die ebenso auf die Frau hinterm Tresen einredet. Ein zweiter Angestellter kommt hinzu und die Diskussion wird munter fortgesetzt. Endlich kümmert sich die Bedienung um uns, weil ihr Kollege die beiden Türken „übernommen“ hat. Bei uns geht es recht schnell. In der Zwischenzeit storniert das Pärchen die komplette Bestellung. Wahnsinn und seltsam.
Martin hatte in der Zwischenzeit heldenhaft drei Plätze verteidigt, da diese in der Food Area hart umkämpft sind. So können wir in Ruhe essen. Viel Zeit bleibt nicht mehr, als ich später in den Duty free verschwinde und noch einige Mitbringsel hole. Dann müssen wir auch schon zum Flugsteig. Aufgeregte,  ältere Damen warten schon vor dem noch geschlossenen Tor. Wir nehmen nochmal Platz und warten, bis die Schlange abgeebbt ist und wir bequem den Bus zum Flugzeug besteigen können. Wir sitzen ausgerechnet in Reihe 13. Wahrscheinlich spielt die Zahl in islamischen Länder keine große Rolle. Es wird schon gut gehen, denken wir. Auf dem Flug wird tatsächlich ein warmes Essen serviert, mit Salat und Mousse ou Schokolade als Nachspeise und Getränke soviel man mag. So was gibt es noch heutzutage, bei Turkish Airlines. Der Flug vergeht auch schnell und so landen wir im trüben Leipzig bei 12 °C. Nach einer Woche T-Shirt Wetter nicht sehr angenehm. Gemeinsam fahren wir mit der S-Bahn nach Markkleeberg und verabschieden uns danach. Bis zum nächsten Urlaub!

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Tag 9: Istanbul

Es ist der letzte Tag unsere Reise. Morgen geht schon wieder unser Flug nach Leipzig. Also gehen wir es entspannt an und wo könnte man das in der Türkei besser tun als in einem Hamami, einem türkischen Dampfbad. Dennis, der noch nicht wieder ganz auf der Höhe ist, lässt es sich derweil auf dem Balkon mit einem Buch gut gehen, während Martin und ich das Hamami aufsuchen. Ein kleiner unscheinbarer Eingang neben einem Friseur kündet vom Bad. Unseres (es gibt nämlich ziemlich viele Hamamis in Istanbul) ist eines der ältesten und wahrscheinlich eines der teuersten. Wir nehmen das Basisprogramm + ein Ganzkörperpeeling mit einseifen und Massieren. Im mehrgeschossigen Atrium bekommen wir ein Wickeltuch und einen Umkleideraum für uns beide zugewiesen. Da legen wir ALLE Sachen ab und binden uns galant die Wickeltücher um die Hüften. So vorbereitet und mit den (Gott sei dank) mitgebrachten Badeschlappen betreten wir das Bad. Eine riesige Kuppel erstreckt sich über uns. In der Mitte des Raumes der ca. 17 m im Durchmesser ist steht ein rieseiger, runder Speckstein, die ersten 20 min sollen wir es uns auf diesem Stein bequem machen. Vorher machen wir uns noch ordentlich nass mit Wasser aus großen Zinnschüsseln.
Durch den großen Raum wabert eine ganz schöne Dampfwolke. Wir strecken uns auf dem Stein aus, der eine sehr angenehme Temperatur hat. Mit uns im Raum sind insgesamt 10 Besucher, ungefähr die Hälfte Touris, die anderen sind Einheimische. Nach 20 min kommt ein Masseur herein, genauso bekleidet wie wir, nur sein Tuch ist blau, unseres rot.
Martin muss als erstes ran. Wenig später kommt ein weiterer Masseur hinzu und mein Stündlein hat geschlagen. Ich muss mich auf den Rücken vorn an den Rand des großen Specksteins legen. Wenn ich nicht richtig liege, hilft der Grobian unsanft nach. Mein Kopf ruht auf einer dieser Blechschüsseln. Zunächst übergießt er mich mit angenehm temperiertem Wasser. Jetzt nimmt der Mann meinen Handschuh (den hatte ich beim Einlass bekommen) und rubbelt meinen Bauch, meine Beine und meine Arme kräftig ab. Ich bekomme den Handschuh nicht zu sehen, aber Martin erzählte hinterher, wie seiner aussah, voller Hautröllchen. Irgendwann muss ich mich umdrehen und er bearbeitet meinen Nacken, meinen Rücken und die Schenkel. Wahnsinn. Anschließend zieht er den Handschuh aus und seift meinen Rücken mit einer Art Kernseife und einem großen Tuch ein und dann beginnt er zu massieren, kräftig zwar, aber sehr angenehm und ganz anders als bei meiner Physiotherapeutin. Die gleiche Prozedur folgt auch wieder auf dem Rücken liegend. Zum Abschluss gehen wir beide in den Vorraum dort Stehen Bänke aus Speckstein, die ebenfalls sehr warm sind und ich muss mich hinsetzen. Nun wird mein Kopf gewaschen und massiert. Die Schultern und die Arme. Dabei ist er auch hier nicht zimperlich und zieht oder drückt meinen Kopf immer, wie er ihn braucht. Nach insgesamt 20 min sind wir fertig und der Masseur sagt mir seinen Namen, den ich nicht verstehe und zeigt mir seine Nummer, Wahrscheinlich, dass ich ihm am Eingang etwas Trinkgeld hinterlassen soll. Nun können wir uns noch ein wenig auf dem großen warmen Speckstein entspannen. 20 min später gehen wir kalt duschen und ein weiterer Angestellter gibt uns ein neues trockenes Tuch und legt jedem ein riesiges Handtuch über die Schultern. Völlig entspannt und mit babyglatter Haut gehen wir uns umziehen und genießen anschließend auf der Dachterrasse die Aussicht auf die beiden Kuppeln.

So entspannt kehren wir ins Hotel zurück und holen Dennis ab, der es sich derweil ja auf dem sonnigen Balkon gemütlich gemacht hatte. Gemeinsam ziehen wir los und wollen heute noch die blaue Moschee besuchen und auf dem Basar einige Mitbringsel erstehen. Gesagt getan. Zu Fuß geht es zur Moschee, die gleich neben der Hagia Sophia steht. Vorher trinken wir noch einen frisch gepressten Granatapfelsaft, der diesmal viermal so viel kostet und immerhin doppelt so groß ist, wie am Tag zuvor. Die Blaue ist die zweitgrößte Moschee der islamischen Welt, nur die in Mekka hat mehr Türme, von denen der Muezzin zum Gebet rufen kann. Eine lange Schlange wartet vor dem Eingang auf Einlass. Wir kommen günstig an allen vorbei und stellen uns vorn an. Alle Frauen, die die Moschee besuchen wollen müssen ihre Köpfe bedecken, dürfen sich aber ansonsten frei bewegen. Natürlich heißt es vor der Moschee, Schuhe ausziehen und in einer Plastetüte mitzunehmen. In der Moschee selbst gibt es einen abgesperrten Bereich, extra für Touristen. Nur zu bestimmten Zeiten, wenn 5 mal am Tag gebetet wird, darf niemand in die Moschee. Eine riesige Kuppel überspannt den Innenraum und wird von mehreren Halbkuppeln an den Seiten gestützt. Nun sieht man auch, woher die Moschee ihren Namen bekam. Die Kuppel ist in weiß und blau gehalten, wobei das blau deutlich überwiegt. Im Anschluss machen wir noch einige schöne Fotos und laufen am deutschen Brunnen vorbei, der ein Geschenk des deutschen Kaisers war. Dennis möchte gern noch in die Apotheke, Nachschub an Taschentüchern kaufen. Martin und ich sind derweil auf Postkartensuche. In einem Laden für Ledersachen werden wir fündig. Unsere Große Anzahl an Karten täuscht uns etwas über den Preis. Die Karten kosten 20 Lire. Nur die Marken schlagen mit 90 Lire zu Buche. Es wird schon stimmen denken wir. Als wir uns später die Marken anschaue, sind es die richtigen, nur der Preis, der aufgedruckt ist, ergibt einen Wert um die 50 Lire. Das war ganz schön dreist und wir lernen viel daraus. Dennis ist verständlicher Weise auch nicht erbaut über unsere Verschwendung, aber es nützt nichts. Wir ziehen weiter in Richtung Basar und langsam kommt der Mittagshunger, es ist nämlich schon 14 Uhr. Dennis und Martin wollen unbedingt einmal dieses gehackte Fleisch probieren, was wir vor 2 Tagen von unserem Imbiss in der zweiten Etage beobachtet haben. Mir ist es gleich, also begeben wir uns wieder an die Stelle, die ich noch im Telefon eingespeichert hatte.  Wir gehen in den kleinen Imbiss und setzen uns in den Keller, in dem vielleicht Platz für 7 Personen ist, also dementsprechend eng. Der ganze Raum ist aber mit Spiegeln ausgekleidet und wirkt deshalb größer. Zügig bekommen wir unsere Cola, mit dem Essen dauert es etwas. Leider finde ich den Geschmack nicht so berauschend. Wie sich auf den ersten Bissen herausstellt, muss es sich um Hammelfleisch handeln (also kein Lamm!) das ist mir schon etwas zu sehr Schafstall. Dennis sieht es ähnlich nur Martin scheint es zu schmecken.
Um eine Erfahrung reicher verlassen wir das Lokal und schlendern weiter über den Basar. Ich möchte mir so eine türkische Mokkakanne kaufen, um auch mal zu Hause, den guten türkischen Mokka zu genießen. Wir schlendern nochmals über den Gewürzbasar und kommen wieder zu der Frau, die uns schon vor zwei Tagen auf einen Tee einladen wollte. Sie erkennt uns offensichtlich wieder und wir dürfen nochmal von ihren leckeren Pistazien kosten, ansonsten gibt sie uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg und lässt uns in Ruhe. Und wir hatten uns schon so auf eine Tasse Tee gefreut. Schließlich kauf ich mir so eine Mokkakanne, natürlich nicht, ohne vorher zu handeln. Später kommt noch ein kleines Kaffeeservice hinzu. Martin kauft sich auch eine kleine Mokkakanne und Dennis wird  bei einem schicken T-Shirt schwach. Alle sind wir zufrieden und schlendern langsam zurück zum Hotel. Genau rechtzeitig, da Regen aufzieht und es schon tröpfelt. Massen von Menschen ziehen immer noch durch die Straßen. Wahnsinn. Im Hotel angekommen kochen ich erstmal für alle einen schönen türkischen Mokka. Da die Kanne ziemlich klein ist und sie direkt auf den Herd gestellt wird, geht natürlich viel Wärme verloren und es sollte nicht überkochen, da sonst alles auf die heiße Platte geht. Aber es kommt, wie es kommen muss, weil ich nochmal schnell zur Toilette muss, kocht das Ding tatsächlich über. Aber alles gut, Dennis kommt um rechtzeitig abzustellen und unser erster türkischer Mokka, alla Uwe ist perfekt. Den genießen wir dann auf dem Balkon während wir unseren teuer erstandenen Postkarten an die Lieben daheim schreiben.
Den Abschluss des letzten Abends bildet unser Besuch in der Kneipe, in der wir schon am ersten Abend waren. Auch die „glasses Family“ ist wieder mit von der Partie und es wird sich herzlich begrüßt, natürlich auch mit unserem Wirt. Dennis und Martin lassen sich heute Abend eine Besonderheit der Küche kredenzen. In einem Tonkrug wird Fleisch und Gemüse über dem offenen Feuer gekocht. Am Tisch wird der Tonkrug unter großem Brimborium geköpft und auf die Teller verteilt. Sieht sehr lecker aus und den beiden hat es auch geschmeckt. Dazu gibt Reis Pommes und Brot. Ich lasse mir ein Hühnchen Pfanne schmecken, die auch sehr lecker ist. Viel zu schnell geht der Abend vorbei und wir verabschieden uns von unserem netten Wirt und laufen rüber zum Hotel um unsere letzte Nacht in Istanbul im Bett zu erleben. Gute Nacht!

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Tag 8: Istanbul

Angenehm früh, gegen 8.30 Uhr frühstücken wir schon bei unserer netten Russin. Unser Frühstücksraum befindet sich in der 5 Etage in einem schönen Wintergarten mit Blick auf das Marmarameer. Kurz vor zehn Uhr wollen wir uns aufmachen, die Hagia Sophia zu besichtigen. Heute sitzt eine äußerst attraktive junge Türkin am Empfang unseres Hotels und weist uns mit ihrem freundlichen Lächeln darauf hin, dass wir heute leider das Zimmer wechseln müssen. Wir müssen unsere Rucksäcke packen und ziehen vom 4. Stock in dem einen Haus in den 6. Stock des anderen Hauses. Leider ist der Raum noch nicht fertig und wir stellen unsere Rucksäcke derweil an der Rezeption ab. Auf zur Hagia Sophia. Da Dennis ein wenig erkältet ist, suchen wir auf dem Weg eine Apotheke um seine Symptome einfach zu beseitigen. Am besten eignet sich dafür Aspirin komplex. Leider kommen wir an keiner Apotheke vorbei und so muss Dennis noch ein wenig aushalten. Wir kommen zur Hagia Sophia und die Schlange vor dem offiziellen Eingang ist bereits 100 m lang. Ein älteres hutzeliges Männlein mit lustiger Brille und listigen Augen spricht uns an, ob wir nicht eine Führung möchten. 30 € und wir wären dabei und müssten nicht an der Schlange anstehen. „Wenn wir kulturinteressiert wären, müssten wir die Tour mit ihm machen, wenn nicht dann halt nicht“ damit will er uns natürlich locken und wir fallen herein. Aber er gibt sich große Mühe uns alles zu erklären und unsere wenigen Fragen zum Thema zu beantworten. Unser Geld ist gut angelegt. Zunächst setzen wir uns in ein kleines Kaffee vor der Hagia Sophia und er erklärt uns anschaulich die Geschichte, von Ihrer Zeit als Gotteskirche bis hin zur Umwidmung in eine Moschee und schließlich als Museum. Viele interessante Dinge lernen wir. Anschließend gehen wir in das Gebäude und er geht auf die Baulichen Aspekte ein. Mit einer unnachahmlichen Art fesselt er uns an seine Erklärungen.  Er greift meist Einzelne von uns an die Schulter und fragt, verstanden? Oder er treibt uns durch die Menge. Damit wir nicht soviel „Religionssalat im Kopf haben“ erklärt er die Architektur im Gebäude auch erst in der kirchlichen Zeit und danach sauber getrennt auch in der islamischen Zeit.  Alles in allem eine tolle Führung.
Anschließend suchen wir eine Apotheke für Dennis. Gerüstet mit Aspirin komplex geht es ihm langsam etwas besser. Nun wollen wir endlich nach Galata fahren, dafür müssen wir auf die andere Seite des Golden Horns, ein Seitenarm des Marmarameeres. Wir entschließen uns für die moderne Straßenbahn als bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Hier kann es uns nicht passieren, dass wir beim Schwarzfahren erwischt werden. Um an die Haltestelle zu kommen, muss man durch eine Schranke und seine Fahrkarte (ein kleine Plastechip) dafür in einen Schlitz werfen. An jeder Haltestelle gibt es Automaten dafür. Eine Menge kleiner Kinder tummeln sich ringsum die Automaten und versuchen den Touristen zu zeigen, wie es funktioniert. Natürlich nur für ein kleines Trinkgeld. Ab und an kommt ein Aufseher, der Straßenbahn und scheucht die Kinder weg. Wir kaufen unsere Chips und gehen in den Haltestellenbereich. Nicht lange und eine der topmodernen Straßenbahnen fährt ein. Die Bahn schlängelt sich durch die Altstadt von Istanbul und überquert das goldene Horn. Eindeutiger Vorteil gegenüber Taxis ist, dass wir nicht im Stau stehen sondern an allen Autos vorbeifahren und in Istanbul gibt es viel Stau. In Galata steigen wir aus und laufen erst einmal in die falsche Richtung. Der Autoverkehr ist wirklich Wahnsinn. Auch auf Fußgänger wird wenig Rücksicht genommen.
Bei den kleinen Läden ändert sich etwas. Hier fällt auf, das fast jeder Laden Haushaltswaren und Baubedarf anbietet, während es in unserem Viertel eher Schuhe und Kleidung gibt. Anscheinend sind in jedem Stadtteil verschiedene Gewerke angesiedelt. Sehr interessant. Auf der Straße steht ein junger Mann mit einer blauen Karre und verkauft für einen Lire frisch gepressten Granatapfelsaft. Wir bestellen drei und schauen ihm bei der Arbeit zu. Zuerst die „Äpfel“ in zwei Hälften teilen, die dann ab in die Saftpresse und auspressen. Es spritzt ganz schön und Granatapfelsaft geht nicht so leicht aus den Klamotten raus, also Abstand halten. 3 min später haben wir jeder einen Becher mit dem süßsauren aber sehr leckeren Saft in der Hand. Eine richtige Vitaminbombe, die hungrig macht. Also ab an den nächsten Imbiss. Kleine Kunststoffhocker und Tischchen laden zum Verweilen ein. Bei uns wäre in so einem Imbiss Selbstbedienung. Hier erledigt das ein 16jähriger Junge. Er nimmt unsere Bestellung auf und bringt uns wenig später eine leckere Teigrolle mit unbekanntem Inhalt der sehr lecker nach Hühnchen und Gemüse schmeckt. So gestärkt, wagen wir den Aufstieg in Richtung Galataturm. Es geht steil eine kleine Gasse hinauf. Über eine kleine Treppe mit herrlichem Ausblick auf das goldene Horn erreichen wir den Turm, den wir aber nur von außen betrachten und fotografieren. Irgendwo hier fährt laut Reiseführer eine alte Straßenbahn durch die Fußgängerzone. Wenig später finden wir auch die Schienen und eine Haltestelle. Diesmal gibt es keine Chips zu kaufen sondern eine Fahrkarte, ähnlich wie bei uns die Vierfahrtenkarte, nur für drei Fahrten gedacht. Die kaufen wir und wenig später kommt auch die alte Bimmel angeklingelt. Wir sind direkt an der Endstelle und so müssen der Schaffner und er Fahrer auch von einem Ende der Bahn zum anderen gehen und den Fahrhebel mitnehmen und umstecken. Auch der Stromabnehmer wird gedreht. Sieht toll aus.
Wir steigen zügig ein, denn viele Leute wollen mit der Bimmelbahn fahren, nicht nur Touristen, auch Einheimische. Unsere Tickets werden am hochmodernen Kartenleser entwertet und wir können gerade noch einen Sitzplatz ergattern. Bald schon rumpelt die Bahn los. Herrlich, wenn wir raus schauen sehen wir nur Massen von Menschen und Autos, aber die Bimmel bahnt sich immer wieder laut klingend ihren Weg durch die Massen und es geht auch alles gut. Wahnsinn. Bis zum Taksimplatz, unserem Ziel sind es 20 min Fahrt. Einige Haltestellen werden angesteuert. Da die Strecke eingleisig ist, warten wir auf einem kurzen zweigleisigen Stück einige Zeit auf die Gegenbimmel. Am Taksimplatz ist nicht weniger los. Jedem von uns sind ja noch die Bilder aus dem Fernsehen bekannt, als hier noch andere Aktivitäten vor gar nicht langer Zeit waren.
Der ganze Platz ist übersät von Wimpelketten mit türkischen Fahnen. Eine riesige Flagge flattert im Wind und natürlich sind auch hier Menschenmassen unterwegs. Der Taksimplatz ist ein zentraler Platz in Istanbul, von dem aus viele Hauptstraßen abgehen und an dem Sehr viele Buslinien enden bzw. beginnen. Aber in dem großen Park selbst merkt man nichts von dem Großstadtgewimmel. Auch der Verkehrslärm wird leiser und es sind deutlich weniger Menschen unterwegs. Eine richtige Oase der Ruhe. Die genießen wir, indem wir uns einen türkischen Tee kaufen und uns auf einer Parkbank niederlassen. Jeder hängt ein bisschen seinen Gedanken nach und genießt die Ruhe.
Wir schießen noch einige tolle Bilder vom Platz  und machen uns dann auf Richtung Bosporus. Wir wollen noch nach Asien mit einer der Zahlreichen Fähren. Wir  diskutieren kurz, ob wir es mit einem der vielen Dolmusche probieren wollen, finden aber keins und greifen auf ein Taxi zurück. Der Fahrer isst gerade einen warmen Maiskolben, bietet aber bereitwillig seine Dienste an. Wir zeigen ihm unser Ziel auf dem Handy, er überlegt sehr schnell und sagt 20 Lire. Uns erscheint der Preis angemessen und so geht’s los. Als wir zufällig am deutschen Konsulat vorbeifahren, ist jede Menge los, Polizeiautos, Krankenwagen, ein Fernsehteam auf dem Weg davor und ein Hubschrauber kreist auch in der Luft. Laut Aussage des Taxifahrers wurde wieder gelbes Pulver in der Botschaft gefunden und eventuell sei auch jemand verletzt worden. Wie sich später herausstellte wurde niemand verletzt. Wir quälen uns weiter durch den Großstadtdschungel, immer im Schritttempo. Zu Fuß wären wir nicht viel langsamer gewesen. Wir erreichen den Fährhafen und zahlen unser Geld. Schnell finden wir eine Fähre über den Bosporus. Viele Pendler sind um diese Zeit mit uns unterwegs. Es wird auch langsam frisch und Martin und ich sind nur im T-Shirt unterwegs. Dennis hat seine Weste an, aber die Arme werden auch ihm langsam kalt.
15 min dauert die Überfahrt etwa. Einem deutschen TÜV würden die Boote nicht standhalten. So gut in Schuss, ist aber der Ein- und Ausstieg eine Katastrophe. Man springt fast über Reifen auf das rutschige Deck. Aber niemand stört sich hier daran und es gibt auch keine Verletzten.
Nun also machen wir unsere ersten Schritte auf dem unbekannten Kontinent. Sieht natürlich alles aus, wie in Europa, ist aber trotzdem ein cooles Gefühl.  Ich mache nun schon an meinen dritten Kontinent einen Haken dran! 🙂
Wir suchen uns ein schönes Café mit Blick auf den Bosporus und die europäische Seite und genießen einen echten türkischen Kaffee.
So langsam neigt sich der Tag dem Ende und wir müssen noch zurück ins Hotel. Unser Plan mit dem Taxi von Asien aus über die großer Bosporus Brücke zu fahren misslingt leider. Das einzige Taxi was wir bekommen könnten lehnt ab uns darüber zu fahren. Also geht es mit der Fähre wieder zurück über den Bosporus. Auf der anderen Seite stehen genügend Taxen und wir steigen ein. Ein schon etwas älterer Taxifahrer erkennt die Adresse auf meinem Telefon und guckt sich die Karte darauf auch an. Los geht’s der Verkehr ist gefühlt etwas weniger geworden aber immer noch extrem dicht. Die Fahrweise ist mit unserer absolut nicht vergleichbar. Selbst hier als Drängler, Lückenspringer und rücksichtslos geltende Fahrer sind gegen die Istanbuler wahre Engel. Jede Lücke, ob vorhanden oder nicht, wird genutzt. Notfalls wechselt man die Spur auch ohne Lücke und fährt einfach rüber. Irgendeiner wird schon bremsen. Hupen auf jeden fall. Auch unsere Fahrer macht da keinen Unterschied. Oft hupend, immer wild gestikulierend fahren wir durch den Abend. Unser Auto, ein Fiat, hat bereits 550.000 km auf der Uhr stehen. Die Rücksitzbank, auf der meine Reisegefährten Platz genommen haben, scheint mal erneuert worden zu sein. Es fühlt sich aber eher an, wie ein mit Stoff bespanntes Brett. Auch Gurte sind nach der Renovierung offensichtlich nicht mehr vorgesehen. Wir fahren wieder über das goldene Horn, biegen aber danach in die falsche Richtung. Hat der Fahrer meine Adresse nicht gelesen? Habe ich etwas Falsches gezeigt? Langsam werden wir unruhig. Nach weiteren 5 min. hält der Fahrer und fragt einen Passanten nach dem Weg. Offensichtlich weiß er auch nicht weiter. Kurz entschlossen schalte ich mein Navi ein und lotse den Fahrer so zu unserem Hotel. Wahnsinn. Am Ende bezahlen wir 23 Lire. Also wird deutlich, dass uns der erste Taxifahrer heut auch schon einmal überlistet hat. Na Wahrscheinlich ist das überall so auf der Welt, mit den Taxifahren.
Wieder zurück, machen wir uns fertig für den Abend. Wir sind ziemlich k.o. und suchen uns etwas in der Nähe. Ein Lokal gar nicht weit weg bietet sich an. Das Essen ist aber nicht so gut, wie wir es bereits gewöhnt sind. Alles ist nur lauwarm und meine typisch Türkischen Ravioli  sind einfache Nudeln, wie gesagt lauwarm, mit einen ordentlichen Portion Creme fraiche oben drauf. Das war’s. Auf ins Hotel und ins Bett. Gute Nacht!

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Tag 7: Istanbul

Nach der Dusche überlegen wir, was wir tun. Wir könnten Schlaf nachholen oder frühstücken gehen und dann so zeitig wie niemand auf dem Basar erscheinen. Wir entscheiden uns natürlich für letzteres. Das Frühstück wird von einem kleinen alten Mütterlein, russischer Herkunft serviert. Alles typisch türkisch.  Blätterteig im verschiedensten Variationen süß oder deftig. Nach dem Frühstück begeben wir uns Richtung Basar. Da wir in der Altstadt wohnen, sind die wichtigsten Highlights, auch der Basar, fußweit zu erreichen. Mittlerweile ist auch die gesamte Stadt zum Leben erwacht und die Straßen füllen sich zunehmend.  Auch der Basar ist schon gut besucht aber die Händler sind noch nicht so richtig in Lockstimmung. Die meisten sind mit Tee trinken beschäftigt. An einem kleinen Imbiss lassen wir uns einen typisch orientalischen Tee kredenzen. Weiter geht unser Marsch in Richtung Gewürzmarkt. Der ist etwas kleiner als der große Basar aber nicht weniger schön. Die unterschiedlichsten Gewürze sind zu kleinen Pyramiden aufgehäuft. Es duftet an allen Ecken nach orientalischen Gewürzen. Seifen werden angeboten und Tücher und die verschiedensten Kaffee Utensilien aber hauptsächlich eben Gewürze. Die meisten Händler scheinen schon an der Nasenspitze zu erkennen, aus welchem Land wir kommen und sprechen uns meist auf Deutsch an. An einem Gewürzstand spricht uns eine gut aussehende Türkin auf Deutsch an, ob wir Nicht mal ihre Pistazien probieren wollen. Die sind lecker mit Sesam und Honig umhüllt. Die gute Dame will uns aber noch auf einen Tee einladen und uns einen tollen Energy-Tee präsentieren. Wir lehnen dankend, versprechen aber, wiederzukommen.
Eigentlich ist die ganze Altstadt ein riesiger Basar. Nicht überdacht wie der Eigentliche aber ein Laden am anderen und zwischendurch immer wieder Fliegende Händler die Süßes und Herzhaftes anbieten. An jeder Ecke ein Kebab Stand. Es duftet herrlich nach gebratenen Fleisch. Oder die leckeren süßen Sachen. Wir entdecken ein Kaffeehaus, aus dem der typische türkische Mokka verkauft wird. Es riecht herrlich nach frisch gemahlenem Kaffee. In den Schaufenstern verpacken junge Türken den Kaffee in kleine Pakete, die dann zum Verkauf angeboten werden. Natürlich kaufen wir auch ein Päckchen.  Während ich in der Schlange stehe, kommt Martin mit einem Gewürzhändler ins Gespräch. Er zeigt, wo man einen türkischen Kaffee trinken kann. Wenig später genießen wir in dem Café besagten Mokka und dazu zuckersüße Baklawa in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, mal mit Pistazien, mal mit Walnüssen. Alles sehr süß und lecker. Von den kleinen Häppchen haben wir Appetit bekommen auf etwas deftiges. Nicht weit entfernt entdecken wir eine kleine Gastwirtschaft in der wir im Zweiten Stock guten Kebab genießen kann und schön das Treiben auf der Straße unter uns beobachten können. Es gibt Kebab. Eine art Gehacktes aus Lammfleisch, das am spieß gebraten wurde. Dazu Reis und eine leckere scharfe Soße. Unten auf der Straße wird das Treiben immer bunter. Wir beobachten gegenüber einen Kebabstand. Ein älterer Mann brät über offenem Feuer auf der Straße Fleischspieße, wenn sie gar sind, werden kleine scheiben davon abgeschnitten und kleingehackt und mit verschiedenen Gemüsen vermischt und immer wieder gehackt. Am Ende wird alles in einen Fladen gerollt und verkauft. Sieht lecker aus. Fliegende Händler tummeln sich auch auf der Straße. Einer verkauft Elektroschocker und blitzt mit so einem Gerät die ganze Zeit durch die Gegend. Wir sitzen zum Glück sicher. Nach dem Essen schlendern wir gemütlich zurück ins Hotel. Es ist schon 14 uhr und wir freuen uns auf eine Mütze voll Schlaf. Im Hotel werden wir freundlich vom Portier begrüßt. Er scheint den Kaffee zu riechen und meint, wir haben den besten Kaffee der Welt gekauft. Wenn wir noch einen Türkischen Kaffeekessel kaufen, möchte er uns beibringen, wie man echten türkischen Kaffee kocht.

Wir gehen ins Bett und strecken uns zu einem ausgedehnten Nachmittagsschlaf aus.Gegen 18 uhr werden wir wach. Wir machen Pläne für den Abend, wollen nach Galata und uns ins Nachtleben stürzen. Nach der Dusche ist es schon 19.30 uhr als wir loslaufen. Keine 100 m vom Hotel entfernt ist eine schöne Kneipe. Local Café. Ein freundlicher Wirt begrüßt uns begeisternd und stellt uns seinen Gästen vor. Seine „glasses Family“, 3 bebrillte Pärchen aus Deutschland. Überhaupt sitzen fast ausschließlich deutsche Touristen in dem Lokal. Wir genießen trotzdem auf der Terasse in der ersten Etage unser Abendessen. Ich lasse mir die Lammkottelets schmecken. Äußert lecker. Nach einem Raki beschließen wir, nun doch nicht mehr nach Galata zu fahren sondern den Abend hier gemütlich ausklingen zu lassen. Schon wieder ziemlich müde, fallen wir irgendwann in unsere Betten. Gute Nacht!

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