Prolog

Geschrieben von Dennis:
Prolog: Es ist wie ein kleiner Stein im Schuh der sich mal wieder aus seinem Versteck direkt unter die große Zehe schiebt und mich piesackt, genau so kommt auch die Reiselust aus ihrem Versteck und verlangt nach neuen Abenteuern. Das Skript für das Abenteuer 2025 hat Uwe allein geschrieben, enthalten sind Fahrten im Schlafwagen, Fahrten mit dem Nahverkehr und als Prise Salz nehmen wir auch am Schienenersatzverkehr im Bus mit Teil. Es geht in die Hauptstädte von Kroatien und Ungarn. 

Und so haben wir gerade im wahrsten Sinne des Wortes den ersten Zug auf den letzten Pfiff (dafür ohne Eile) bekommen und ich stehe glücklich in unserem Schlafabteil, als sich mit der ersten Bewegung des Zuges der Schaffner zu mir gesellt.
Wo ist Uwe? Mit bangen Blick geht mein Blick suchend auf den vorbeiziehenden Bahnsteig und ich höre mich laut Uwe rufen. Der kleine Stein ist direkt unter die Ferse gerollt…., der Schaffner meint das gerade jemand auf der Toilette ist und tatsächlich erscheint Uwe im Nächsten Moment im Durchgang des Zuges. 

Unser Abenteuer beginnt und wir lassen uns auf den ersten Kilometern Richtung Zagreb vom Zug in den Schlaf wiegen. 

Epilog:
Ich sitz am Fenster, müde von der langen Reise / Draußen ziehen Landschaften vorbei. Mit vollem Tempo rollt der Zug über die Gleise / Ich fühl mich eingesperrt und irgendwie auch frei. / Und die Dämmerung lässt diesen Tag zu Ende geh’n. / Die grellen Lichter fangen mit der Arbeit an
Die erste Strophe vom Song „Zu wahr um schön zu sein“ von Dritte Wahl geistert durch meinen Kopf, eine Woche voller Erlebnisse liegt hinter uns, wir sitzen im Zug und die Welt saust genau wie die Urlaubswoche an der Scheibe vorbei.  
Zagreb und Budapest nun keine fremden Städte mehr, sondern neue gute Bekannte in Europa.

Ein detaillierter Reisebericht und Fotos sind hier zu finden. 

2024 Mopedrunde Loket

Endlich Motorrad fahren

Lang ists her, dass wir gemeinsam eine Moped-Tour unternommen haben. Lang vorbei die Zeiten von langen Planungsabenden und ausschweifenden Diskussionen über Straßenführung und Gepäckmitnahme. Lang ist her, die „Stille“ unterm Helm zu genießen. 

Dieses Jahr soll es gleich zweimal mit einem gemeinsamen Urlaub klappen, der kürzere von Beiden, 3 Nächte mit dem Motorrad, ist abgehakt.  Gleich mit Beginn der Sommerferien in Sachsen starten wir in Richtung Süden, immer dem Regen hinterher. Ich mit leichter Sommerbekleidung mit Regenmembran, Dennis in voller Regenkombi. Am Ende sollten beide ihre kleineren Macken aufweisen. Im Großen und Ganzen blieben wir trocken. Nur die Wärme fehlte bei mir ein wenig, was angesichts der Außentemperaturen von teilweise unter 12 Grad auch kein Wunder war. Das Ziel unserer Reise liegt zum Glück nicht soweit entfernt. Gute 200 km bis nach Loket in Tschechien sind relativ schnell abgespult. Der Regen treibt uns an. Angekommen in Loket finden wir schnell unser schönes Hotel. Kurz frisch machen und wir genießen unser erstes vor Ort gebrautes, tschechisches Bier – lecker. Kurz bevor es ins Bett geht bekommen wir noch mit wie die berühmten Erdschweine in den Erdofen hinabgelassen werden. Die haben es schön warm und dürfen einen ganzen Tag da unten schmoren, bevor sie , unter großem TamTam, gut durch wieder ans Licht geholt werden. 

Am nächsten Tag starten wir bei schönem Wetter und fast perfekten Straßen unsere Runde. Kurve für Kurve und Dorf für Dorf schwingen wir uns durch das tschechische und deutsche Erzgebirge. Große Hauptstraßen wechseln sich mit schmalen Nebenstraßen ab. Einfach schön. Zwischendrin gibt’s eine ausgedehnte Mittagsrast mit tschechischen Hörnchen, Wurst und Käse am Bärenstein, den wir in guter Erinnerung aus dem letzten Jahr haben. 

Über den Keilberg, den großen Bruder des Fichtelberg, geht’s wieder nach Loket. Beim „Stiefelbier“ werden wir noch Zeuge der Schweinehebezeremonie mit volkstümlichen Weisen und Tänzen und zweisprachiger Erklärung. Das angebotene Buffet mit Schwein und anderen Köstlichkeiten lehnen wir dankend ab. Wir machen uns heute auf den Weg weiter ins Zentrum von Loket. Ein uriger Tscheche lädt mit günstigen Preisen und wirklich leckerem Essen zum Verweilen ein. Wir fühlen uns wohl hier. 

Am letzten Tag vor der Abreise sind wir schon Profis am Frühstücksbuffet und wissen, wo alles ist. Schnell, noch vor um 9 sitzen wir auf den Maschinen und starten in den Tag. Heute sollen die Runden nicht ganz so schön werden. Die Straßen sind oft recht holprig und wenn wir mal ne gute Straße erwischen, lotst uns das Navi energisch wieder weg. Den sorgsam zu Hause geplanten Routen hätten ein paar weniger Wegpunkte gutgetan. Aufgrund des angekündigten Gewitters machen wir weniger Pause und sind recht zeitig beim Stiefelbier. Wir fachsimpeln ein wenig mit anderen Motoradfahren und essen noch nen Happen. Spontan beschließen wir, noch etwas für die Beine zu tun und ein Stück zu wandern. So sind die Fitnessuhren zufrieden und wir haben schnell die notwendige Bettschwere. 
Loket verdankt seinen Namen der markanten Flussbiegung des Eger, der sich, einem Ellbogen gleich, um den Fels windet, auf dem die gleichnamige Burg erbaut wurde. Unsere Wanderung führt uns hinaus aus der Stadt und lässt wunderbare Blicke auf die Burg zu. 
Zurück auf dem Ellbogen genehmigen wir uns in einem kleinen und preiswertem  Biergarten ein Wanderpils und warten kurz das Unwetter ab nur um anschließend noch den Weg zur Burg zu erklimmen. Leider hat die Feste schon geschlossen, sodass wir nur den Hof besichtigen können. Am dritten Abend essen wir in der dritten Lokalität und genießen wieder typisch tschechische Speisen, dank der gut gefüllten Schrittzähler wird heute der Tisch nach dem Hauptgang auch noch mit einem Nachtisch gefüllt. 

Der letzte Morgen sieht äußerst verregnet und kühl aus. Wir starten trotzdem mit der leichten Bekleidung und ich ohne das Regenfutter, nicht dass wir den Regengott noch erzürnen. In einer schönen Erzgebirgsschleife pflügen wir über Chemnitz und Rochlitz wieder in die Heimat.

2023 Kammweg

Wie sich die persönlichen Ansichten ändern, lässt sich gut an unserer diesjährigen Wahl des Urlaubs ablesen. Vor ein paar Jahren hätte der Vorschlag zu einem Wanderurlaub ein feistes Lächeln aufs Gesicht gezaubert, heuer nun fiel es auf fruchtbaren Boden und ging schnell vom Vorschlag in die Planung und Buchung.

So starten wir am heißesten Tag des Jahres zum gemeinsamen Wanderurlaub, behalten dabei  die Vorliebe für ein kühles Bier und deftiges Essen bei und komplettieren unsere Reisetruppe im Augustiner in Leipzig.

Die Zugfahrt zum Start des Kammweges (Geising) gestaltet sich vorbildlich mit der Deutschen Bahn.  Unser Wirt im Ratskeller empfängt uns herzlich und behandelt uns wie gute Freunde. Das wir zum Start jeder einer Fassbrause trinken bringt ihn nicht aus der Ruhe, er kombiniert direkt richtig und fragt uns, ob wir heute schon gelumpert haben… auch die Bestellung von ein paar Nudeln mit Jagdwurst nimmt er dann auch nicht ernst und behält recht damit. Am Ende gehen wir prall gefüllt ins Bett und sind gespannt der Tage die da kommen.

Als wir dem Wirt beim Start der Wanderung von unserer nicht vorhandenen Erfahrung erzählen, hat er ein mitleidiges oder vielleicht auch schadenfrohes Lächeln im Gesicht. „Viel Spaß beim Geisingberg“ gibt er uns mit auf den Weg und so kommt es auch. Das erste Mal durchgeschwitzt sind wir nach 3km und 200 Höhenmetern. Schöne Ausblicke in immer wieder andere Landschaften lassen den Tag gut vergehen und die selbst geschmierte Wegzerrung schmeckt nach den Anstrengungen am besten.  

Glücklich und erschöpft erreichen wir Holzau und bevor wir uns an der Rezeption einchecken, melden wir uns im Biergarten zu Kuchen und Bier. Dies wird in den nächsten Tagen zur Tradition werden.

Eine Schmerztablette am Morgen ist bei unseren „Jungs Urlauben“ nichts ausgewöhnliches, nur muss die Tablette diesmal nicht den Kopf beruhigen, sondern die Muskelfasern ordnen.

So schön der Kammweg liegt und was für großartige Aussichten er auch bietet, unterwegs sind wir oft nur allein. Mit den wenigen Wanderern unterwegs halten wir dann gerne einen Plausch mit interessanten Leuten. Das Ziel Seiffen erreichen wir souverän, auch wenn der erste Wanderschuh aufgrund einer Blase etwas enger wird.

Das Ritual zum Feierabend endet wieder mit großer Bettschwere gegen 22Uhr mit vollem Magen.

Die Tour von Seiffen nach Rübenau lässt sich mit dem engen Wanderschuh schwer an. Es gesellen sich weitere Blasen hinzu, sodass die Ankunft in der coolsten Unterkunft auf der Tour zur großen Erleichterung wird. Nach dem obligatorischen Bier zur Ankunft wird schnell klar, dass Uwe den morgigen Tag nicht wandern kann. Eric der Hausherr/ Koch/ Bedienung/ Entertainer/ Holländer beschert uns und anderen Gästen einen familiären Abend und sein Schäferhund holt brav alle Stöcke.

Gut gestärkt starten Martin und ich nun zu zweit die nächste Etappe nach Satzung. Uwe kann sich etwas pflegen und lernt Eric zum Nachmittag noch als Fahrer kennen und kann unsere 5h Wanderung in knapp 30min Autofahrt hinter sich bringen.

Natürlich bleibt es beim Ankunftsritual, nur hat sich die Schmerzlage nicht verbessert und drückt auf die Stimmung. Zum Glück kommt uns die perfekte Idee und wir können den Abend bei guter Laune zu Ende bringen.

Am Morgen danach sitzen wir zu dritt im Auto vom Koffertransfer und lassen uns bequem zum Bärenstein fahren. Mit frisch getappten Füßen startet Uwe einen neuerlichen Schuhtest und bringt damit klare Gewissheit, die Schuhe haben diesen Urlaub ausgedient.

Der Versuch mit Crogs ein paar Runden um den Bärenstein zu laufen funktioniert erstaunlich gut, vielleicht können wir morgen gemeinsam den Fichtelberg erklimmen und die Wanderung beenden wie wir sie begonnen haben. Gemeinsam! Am Abend schmieden wir den perfekten Plan und kürzen die Wanderstrecke mit Hilfe der Fichtelbergbahn ein.

Mit Wandersocken und Crogs beginnt die letzte Etappe, runter vom Bärenstein bis nach Cranzahl. Hier wo das immer wieder vernehmbare Pfeifen der Dampflok seinen Ursprung hat und in der Luft ein leichter Schwefelgeruch liegt, da startet der Zugteil der heutigen Tour. Nach 20 Minuten steigen wir aus, sehen dem Zug hinterher und unser Ziel auf dem Wegweiser. Der steile Aufstieg fordert uns sehr, Uwe scheint die Schuhe vom kleinen Muck zu tragen. Ein paar Regentropfen melden sich, wahrscheinlich nur um uns zu zeigen, was wir für ein Glück in unserer Wanderwoche hatten. Freudestrahlend erreichen wir gemeinsam den Gipfel und sind wie am Tag 1 durchgeschwitzt und dabei glücklich über unseren gemeinsamen Weg.

Resümee

Die Wanderung über den Kammweg können wir nur empfehlen. Die Wanderwege sind sehr gut beschildert und bieten immer wieder fantastische Aussichten. Der einzige Unterschied zu den Alpen sind die fehlenden Berge im Hintergrund.

Unsere Wahl immer eine doppelte empfohlene Tour (ca. 25km) zu machen war nicht perfekt. Günstiger wäre mal eine kurze Tour dazwischen zu schieben und in einem Hotel mit Pool und Sauna den Tag zu relaxen. Sauna nach der Tour hat immer gutgetan und soll wohl auch den Muskelkater etwas beschwichtigen.

Eine Wasserblase mit 3Liter im Wanderrucksack war eine sehr gute Entscheidung. Der Rucksack sollte mindestens 15Liter Fassungsvermögen haben, die Schnitten für unterwegs brauchen Platz. Ein paar Gamaschen für die Schuhe sind gegen Steine und Geäst im Schuh bestimmt eine tolle Sache.

Pausen lieber regelmäßig machen als erst 2/3 der Wanderung zu absolvieren. Ansonsten kommt es schnell zum Hungerast… dieser lässt sich dann hoffentlich mit einem Corny Riegel schnell bekämpfen.

Wird es kälter ist ein trockenes Hemd im Rucksack etwas feines.       

08.08.22 Montag

1. Nacht 

Ohne, dass der Wecker klingeln muss, werden wir wach. Sind auch nicht mehr die Jüngsten. Kurzentschlossen beschließen wir, aufgrund der gewonnenen Zeit uns nach dem Frühstück um eine Badehose für Dennis und eine Sonnenbrille für mich zu kümmern und gleich noch Getränke und Proviant für die Paddeltour zu holen. Apropos, heute stehen gleich 27 km auf der Soll-Seite. Mal sehen was das wird. So ne richtige Vorstellung, wie viel das ist, haben wir beide nicht. Das Frühstück ist eher kontinental. Passt also, nichtsdestotrotz hätte ich mir natürlich Hörnchen zum Frühstück gewünscht. Schnell bringen wir alles hinter uns und sehen uns auch schon auf der Straße. In den frühen Morgenstunden, es ist halb neun, ist die Straße und auch die Karlsbrücke tatsächlich leer. Einige Jogger drehen morgens hier ihre Runden, ansonsten ist nicht viel los. Die Stadt erwacht noch. Erste Lieferautos kommen und manch ein Ladenbesitzer peppt seinen Laden auf oder repariert irgendetwas. Wir suchen einen Klamottenladen, der schon so früh geöffnet hat. bei einer Modekette werden wir fündig. Witzigerweise macht der Laden den Eindruck als biete er nur Badesachen für Frauen an. Auf Nachfrage öffnet die junger Verkäuferin eine Schublade mit Badehosen für Männer. Die Auswahl ist begrenzt und die Entscheidung schnell getroffen. Nun fehlt nur noch die Sonnenbrille und etwas Proviant. Auch das ist fix erledigt. Blöderweise ist das Sechserpack 1,5l-Flaschen so gut verpackt, dass mir gleich auf der Rolltreppe im Einkaufszentrum der Henkel abreißt und die Flaschen Stufe um Stufe auf der Rolltreppe „hinab“ rollen. Bis ich sie endlich wieder habe, ist auch die Folie gerissen und ich habe 6 einzelne Wasserflaschen zu tragen. Spitze. Dennis, bereits mit weiteren Getränken und Keksen beladen, hat auch nicht viel mehr Kapazität, unterstützt aber wie er kann. Endlich wieder im Hotel machen wir uns abfahrbereit. Mit einem Bolt-Taxi geht es zur Einsetzstelle an der Moldau. Die letzten 300 m geht es zu Fuß. Kaum sind wir angekommen, fährt auch unser Kajak auf dem Dach eines Transporters aus Dresden wie verabredet im Ziel ein.

Start 11:45Uhr

11:47Uhr das erste Wasser im Boot 

Schleuse 1 mit Wartezeit 

Mittag auf dem Boot 

Zweite Schleuse mit zwei Motorbooten schneller

Die Knochen schmerzen, wir kämpfen 

Letzte Schleuse mit Anruf->. wird nix -> Umtragen bis zum Zeltplatz 

Bei Anfahrt Zeltplatz Zelte und Schlafsack verloren 

Biervorräte knapp, zwei von der Chefin bekommen 

Gerd kennengelernt

Bolognese und Toast mit Salami zum Abendessen 

6 weitere Bier geliefert

Warnemünde-Leipzig-Freitag

100km lassen mich aufschrecken. Durch unseren kurzfristigen Hotelwechsel könnte es heute das erste Mal dreistellig werden. So oder so, Frühstück ist wichtig und dieses lassen wir uns gemütlich schmecken. Die Hausherrin sagt uns einen sonnigen Tag voraus und der Ritt beginnt wie immer bei km 0. 

7km, oder wie wir heute sagen können 7% der Tour liegen hinter uns und wir haben unseren ersten Zwangshalt. Uwe‘s Rad, oder besser seine Schaltung knallt regelmäßig sehr ungesund. Vielleicht bringt ein einstellen der selbigen etwas? 

Es vergeht kaum ein km ohne Knallen von Uwe‘s Rad, 42% haben wir mittlerweile auf der Uhr und stehen in Wittenberg an einer Radwerkstatt. Und jetzt, 42,5% und das Fahrrad läuft wie eine Biene. Lass den Fachmann ran, ein kurzer Blick auf dem Verlauf des Schaltzuges und das Problem ist erkannt, hinter der Lampe auf befestigt und damit nicht frei verlaufend kann es nicht richtig funktionieren. 

Die erste Einkaufsmöglichkeit heute füllt unsere Wasservorräte und natürlich wird auch der Picknickkorb gefüllt. Ich passe wie gewohnt auf unsere Räder auf und genehmige mir gleich mal ne Bratwurst. 

16:30Uhr haben wir nun 75% absolviert und ich liege auf der Decke am Bergbauernsee. Wir haben gut gespeist und statt des obligatorischen Kaffee gibt es heute ein Radler. Mit dem reparierten Fahrrad von Uwe muss ich mich beim Voraus fahren nun öfter rumdrehen, ob Uwe sich noch hinter mir befindet. Nicht das wir uns ständig verlieren, das klappt außerordentlich gut, nur durch das fehlende Akustische Feedback von Uwe seinem Rad fahre ich gefühlt alleine vorne weg. 

Bis wir die Bagger von Ferropolis sehen, hören wir schon lange die dumpfen Bässe des Melt- Festival. Uwe hat den Versuch den Dorfteich schwimmend zu erkunden abgebrochen und so starten wir auf den letzten Teil der heutigen Tour. 

88% steht auf dem Tacho, kurz vor 18Uhr stehen wir nun an der Goitzsche. Bei diesem herrlichen Anblick gönnen wir uns gleich ein Eis auf die Faust und genießen die Aussicht. Gerade ertönt meine Klingel neun mal (aller 10km ertönt die Klingel in Menge der zurück gelegten 10 km Schritte), als wir im Schilf eine kleine Lücke entdecken. Uwe ist schnell im Adamskostüm in den kühlenden Fluten. Ich stehe erst nur mit den Füßen drin, entledige mich aber auch meiner Kluft und hüpfe hinein. Ich gebe es zu, bei Uwe ging das ohne Jammern….

93% sind erreicht und wir stehen vor unserem Hotel. Die Fahrräder kommen hinten in den Wirtschaftsraum und wir in unser Zimmer. 

100% sind erreicht, zwar nicht auf dem Tacho, sondern auf dem Freisitz in unserem Hotel. Das Bier steht gut gekühlt vor uns und unsere Steaks brutzeln sicher schon in der Küche. Ab jetzt heißt es den letzten Abend im ersten Fahrradurlaub zu genießen.

Warnemünde-Leipzig-Mittwoch

Die Befürchtung von gestern Abend weckt mich in der Nacht, es prasselt laut der Regen. Regenwahrscheinlichkeit von mindestens 70% wabert es durch meinen Kopf während ich wieder tief und fest einschlafe. 

Mittlerweile ist es 7Uhr und, ja und es regnet nicht! Ein Blick auf das Handy zeigt einen gute Prognose , wir sollten die ersten km trocken überstehen. 09:30Uhr ist es und wir starten zur dritten Etappe. Der Schmerz am Allerwertesten verfliegt schnell und die ersten Km sind schnell abgespult. Der Regen der Nacht hat für uns die Waldwege wesentlich befahrbarer gemacht und so düsen wir auf wunderbaren Strecken durch den Wald. Hier ein Reh, und da zwei Hasen auf dem Feld. Selbst der Fuchs lässt sich entfernt auf dem Feld blicken. Wir verlassen den Wald und fahren auf gut ausgebauten Radwegen bis zur nächsten Versorgungsstation in Havelberg. Wie gestern überlasse ich Uwe den Einkauf und während er die Picknickauswahl trifft, teste ich die Bockwurst vom Bäcker und passe auf unsere Räder auf. 

Für unser Mittagspicknick finden wir einen schönen Platz am Elbufer. Es gibt Serranoschinken, eingelegte Paprika und Oliven, sehr lecker. Kaffee und eine Kurze Mittagsruhe fehlen auch heute nicht. Die Wolken am Himmel verheißen nix gutes und so schwingen wir uns frisch gestärkt auf unsere Esel aus Draht. Immer an der Elbe entlang in einer Mischung aus perfekten Radwegen bis hin zur Buckelpiste. Mit der Fähre setzten wir in Arneburg auf die Westseite der Elbe. Hier warten die letzten Kilometer des Tages auf uns. Eine weiße Schlange aus Betonplatten im Style einer DDR Autobahn liegt ohne jede Kurve für die nächsten 10km vor uns. Die ersten E-Biker in kommen uns voller Regenmontur entgegen, nichts was uns zum nachdenken animiert…., kurz darauf bekommt die weiße Schlange die ersten dunklen Punkte. Die Sonne findet zwar noch ihre Lücken, aber Tropfen an Tropfen entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Platzregen. Die Gedanken bei der Planung zu Hause das 10km bei Regen doch kein Problem darstellen können, verflüssigt sich schnell als das Wasser in den Schuhen wabert. Die gerade unter einem Baum übergestreifte Regenjacke vermindert die Kälte am Oberkörper ungemein, umso mehr fällt die Konzentration jetzt auf die ungeschützten Körperteile. Tangermünde steht auf dem Orsteingangsschild, super! Der Regen verliert etwas an Puste und wir lassen uns vom Kopfsteinpflaster ein letztes Mal durchschütteln. Wo ist nur unsere Pension für diese Nacht? Laut Navi sind wir da!? Wir sind zwar mitten in der Stadt, aber unsere Pension scheint sich zu tarnen. Noch mal kurz unterstellen, noch mal durchschaukeln über‘s nasse Kopfsteinpflaster und wir sind wieder an der Ausgangsposition. Nur ein kleiner Text neben der Touristinformation schmückt unsere Pension. Praktischerweise gleich von der Dame der Information geführt kommen wir ins Trockene. Zeitungen zum trocken legen unsere Schuhe bekommen wir auch und so beziehen wir glücklich unser heutiges Domizil. 

Zwei Föne baut Uwe zum trocknen unsere Schuhe auf während ich mir den Dreck der letzten Meter unter der Dusche abspüle. 

Eine kurze Suche nach der Abendverpflegung endet am Stadttor in der Alten Zecherei. Dunkels Ambiente, ziemlich viel Kram an den Wänden und dunkel ist es hier. Ritteressen ist hier sicher ein Erlebnis. Wir belassen es bei einem zünftigen Holzfällersteak und genießen im Anschluss das Ende der englischen Nationalmannschaft gegen die Kroaten. Jetzt ist es wirklich an der Zeit ins Bett zu gehen. 

Warnemünde-Leipzig-Montag

Gut startet der Montag, ausgeschlafen und entspannt beim reichhaltigen Frühstück. Noch vor um zehn habe ich mein Fahrrad von der Versandverpackung befreit und auch die Gepäcktaschen sind an unseren Rädern montiert. Unsere selbst auferlegte Regel bis zum ersten Stopp mindestens 20 km zu fahren, können wir heute leider nicht einhalten. Uwe’s Fauxpas von gestern (vergessener Helm) zwingt uns etwas unsere Route anzupassen. Die Anpassung führt uns durch ganz Rostock, mit Radtour hat das wenig zu tun. Wir stehen an jeder Ampel und durchkreuzen mehrere Wohngebiete. 

20km stehen mittlerweile auf dem Tacho, Uwe hat einen neuen Helm und endlich sind wir so unterwegs, wie man sich das für eine solche Radtour vorstellt. Wir passieren Pferdekoppeln, große Felder und durchfahren diverse Wälder. Unser Plan nicht wie die Masse der Radler zur Ostsee sondern von ihr weg zu fahren erweist sich perfekter Coup. Der Wind beschleunigt uns zu ungeahnten Geschwindigkeiten, selbst bergauf geht der Tacho selten unter 25km/h. Die uns entgegen kommenden Radwanderer sehen weniger entspannt aus, der obligatorische Gruß unter „uns“ Radwanderfreunden fehlt aber nur selten. 

Knapp 50km sind abgespult und wir finden einen kleinen Platz in einer noch kleineren Ortschaft für unsere Mittagspause. Als Menü gibt es das kurz vorher gekaufte Baguette, dazu Frischkäse und ein paar Knacker. Als Abschluss soll es einen Kaffee aus Uwe’s Kaffeemaschine geben. Im letzten Urlaub am fehlenden Topf gescheitert scheint heute alles komplett zu sein. Wasser ist im Topf, Kaffeepulver ist in der French Press und der Gaskocher ist komplett. Feuer? Feuer! Kein Feuerzeug ist in der Schachtel, in die es laut Uwe zu 100% eingepackt wurde. Die Lösung steht hinter dem nächsten Gartenzaun und ordnet ihren Garten. Gerne entzündet die Dame Uwe’s Gaskocher und unserem Kaffeegenuss steht nix mehr entgegen. Im zusammen packen findet sich dann doch das Feuerzeug, welches uns sicher in den nächsten Tagen gute Dienste leisten wird. 

Mit frischer Energie starten wir zur zweiten Tagesetappe. Das nicht sicher verstaute Picknickmesser ist schnell von der Straße aufgesammelt und wir befinden uns wieder in gewohnter Formation auf dem Radweg. Schöne Dörfer passieren wir, klein aber fein ist hier die Devise. Es gibt zwar nicht viel, aber das was es gibt ist schön anzuschauen. Das kann auch schon einmal eine schön bemalte Bushaltestelle sein. Feuerwehrhäuser sind dabei auch nicht zu verachten. 

70 km stehen mittlerweile auf der Uhr, Uwe meldet die ersten Ermüdungen und ich gebe großspurig meine Power für weitere 30 km bekannt. Ich konnte es nicht wissen, die nächsten km gehen über unbefestigte Weg durch den Wald, das bedeutet viel Sand. Teilweise soviel das unser Fahrrad zum Schiebrad wird. Echt nervig und Kräfte raubend. Die ca. 4 km durch den Wald werden abgelöst von nicht minder schlecht zu befahrenden Kopfsteinpflaster. Alles in allem sind nun unser beiden Akkus leer und wir sind glücklich als nach über 83km unseren Zeltplatz in Krakow erreichen. Unser Bungalow liegt direkt am Wasser und gibt uns bestimmt eine erholsame Nacht. 

Uwe zieht es direkt ins kühle Nass, für mich reicht es nur bis kurz über die Knie, die Badehose bleibt trocken. Dann doch lieber die Dusche, wärmer und ohne Sand. 

Die Kneipe am Platz verzückt uns mit Lübzer vom Fass und Überraschungen zum Dessert. Es ist noch nicht mal 21Uhr, die Augen folgen den Muskeln und werden langsam müde…., wir lesen uns morgen wieder. 

Sonntag

Das Abenteuer beginnt. Ganz langsam….