Kurz nach 6 Uhr klingelt mein Wecker. Jetzt soll es also losgehen, nach Rumänien. Dieser Tag verspricht schon morgens abenteuerlich zu werden, sicher ist, er wird sehr lang. Ab mit den Motorrädern nach Berlin, von dort mit dem Transporter in Richtung Rumänien, genauer gesagt nach Satu Mare. Nichts ist wichtiger, als der erste Meter. Also raus aus dem Bett, frisch machen und ab geht’s. Uwe wartet schon vor der Tür. Der Gedanke etwas vergessen zu haben, kommt mir bereits auf der Brückenstraße: Ausweis, Reisepass, Waschzeug oder…oder, um es mit den Worten von Thomas D. zu sagen: „Es fehlt immer ein Stück, doch ich mach mir nichts draus, setz den Wagen zurück und bin raus“.
Kurz vor der Autobahn sammeln wir Micha ein, zu dritt düsen wir die verbleibenden 190 km bis Berlin. Es fehlt noch der Matthias, um seiner Kawasaki KLR und sich eine schnelle Autobahnhatz zu ersparen schon eine halbe Stunde vor uns startete. Als er kurz nach uns bei der Autovermietung auftaucht, ist Uwe mit seiner Honda CBF bereits auf dem Transporter. Unsere Runde ist komplett, so soll es für den Rest der Woche bleiben. Mit vereinten Kräften beladen wir den Transporter. Die „Berliner Schnauzen“ der Vermietung sind äußerst freundlich und hilfsbereit. Sie geben uns gern einige gute Tipps zum Beladen und bringen uns auch noch einen Kaffee zu Stärkung. Meine BMW F800GS soll als zweites auf den Transporter. Vor dem hochfahren über die Rampe beschleicht mich kurz ein flaues Gefühl. Die Berliner Schnauze sagt nur kurz: „Wer da nicht hoch fahren kann, braucht auch nicht in die Karpaten fahren“, damit sollte die Dame Recht behalten. Also hoch fahren und gut. Bald sind zwei Stunden vergangen und die Motorräder stehen auf der Ladefläche.

Wir starten zum zweiten und größten Teil unserer heutigen Reise. Das Navi zeigt eine utopische Ankunftszeit. Ruck zuck sind wir in Tschechien. Beim Blick auf die Navigation entnehme ich, das wir kurz vor Prag im Kreisverkehr wenden sollen. Ich überlege etwas und das Licht in meinem Kopf wird heller. Mein Bruder sagte mir vorher, dass dies so kommen wird. „Dem Navi auf jeden Fall folgen!“

Wir tun es nicht und wir verfahren uns. Kein Grund zur Sorge, schnell sind wir wieder auf dem rechten Weg.
Kurz nach Prag unsere erste Pause, bei McDonalds kaufen wir uns ein paar leckere Burger. Frisch gestärkt sind wir nun unterwegs in Richtung Brno. Dort erwartet uns Aufgrund der SuperBike WM ein Stau. Diesen hinter uns lassend, passieren wir auch schon Bratislava. Langsam wird es uns allen klar, die Ankunftszeit im Navi war nicht utopisch. Micha, in seiner Eigenschaft als von uns gewählter Fremdsprachenexperte, muss im Hotel anrufen, um unsere Ankunft nach Mitternacht anzukündigen.
Wie sitze ich nur am besten, ich habe alle Positionen schon mehrmals getestet. Auch nach dem fünften Mal schauen, muss ich wieder feststellen, die Beifahrerlehne lässt sich wirklich nicht verstellen. Balaton steht auf den Schildern. Erinnerungen an DDR und Trabi Erzählungen werden wach. Etwas geträumt und schon erreichen wir Budapest. Ich unterstütze nach bestem Wissen Matthias beim Durchqueren dieser Millionenstadt. Mit der Sonne im Rücken steuern wir unser nächstes Etappenziel Debrecen an.
Apropos, hat noch jemand Hunger? An der nächsten Tankstelle gibt es neben Diesel auch noch einen kleinen Snack auf die Faust. Schnell den Snack neben der Zapfsäule vertilgt und wieder aufsitzen.
Fast da, die Grenze nach Rumänien liegt vor uns. Für alle überraschend gibt es hier eine Grenzkontrolle. Wir sind doch noch in der EU! Die Grenzer wollen alles sehen, inklusive der Papiere unserer Bikes. Alles in Ordnung.
Die Straßen werden schlechter und kleiner. Ich sehe schon einen Bären am Straßenrand und werde dafür belächelt. Es ist schon halb drei und geschlafen habe ich im Auto nicht, da kann man schon mal was Komisches sehen. Von der hinteren Sitzbank kommt die Idee, noch irgendwo ein Bier zu ordern. Die nächste Tankstelle ist unsere. Der Pächter weiß, wo es Bier gibt- An der nächsten Tanke! Dort angekommen lassen wir uns ein landestypisches Bier empfehlen. Vier Dosen „Ursus“ sind nun mit auf der Reise. Ortseingang Satu Mare. Jetzt bloß keinen Fehler mehr machen. Ein riesiges Schlagloch bringt Unruhe ins Fahrzeug. Ob das die Felge überlebt hat?
Endlich, da ist das Hotel! Am Eingang die Klingel betätigt- mal sehen ob Micha verstanden wurde. Eine junge Frau mit kleinen müden Augen öffnet die Tür, sehr gut! Wir folgen ihr zur Rezeption. Während sie unsere Schlüssel raussucht, schaue ich mich etwas um. Ich sehe ein Sofa mit einer zurück geschlagenen Decke. Eins plus Eins ist gleich: Die junge Dame hat auf dem Sofa auf uns gewartet. Irre. Es ist nunmehr 3.15Uhr.
So oder so müssen wir jetzt alle mal ins Bett. Wir drehen uns in müder Runde noch die Ursus rein und gönnen uns dann 4 Stunden Schlaf.

