Heute morgen lag die Feder plötzlich im Bad und ich habe sie mal aufgenommen. Wir müssen erst Mittag ausziehen und so können wir in Ruhe frühstücken gehen. Gleich gegenüber von unserem Hotel werden wir fündig. Ein kleines Cafe. Dank des Google Übersetzer finden wir uns schnell in der ukrainischen Speisekarte zurecht. Herzhafte und süße internationale Frühstücksspeisen wechseln sich ab. Ich nehme das klassische Omelett, Dennis und Martin nehmen pancakes mit Marmelade. Alles lecker. Begeistert vom Google Übersetzer bestellt siri auf Ukrainisch für jeden einen Orangensaft. Wahnsinn die Technik. Angefixt bestelle ich auch gleich die Rechnung so. So langsam müssen wir unsere Sachen auschecken. Wir dürfen aber unsere Rucksäcke bis zur Abreise im Hotel lassen.
11.45
Nun wollen den Andreassteig, ein altes Handelsquartier besuchen. Martins Reiseführer schwärmt davon. Auf dem Weg dahin kommen wir an einem schönen Kloster vorbei. Hier trafen sich auch zur Majdan-Revolution viele Menschen. Unten himmelblau angemalt zieren sie goldene Kuppeln. Dennis spricht zwei Ukrainer für ein Foto an. Bereitwillig helfen sie uns und entschuldigen sich mehrmals, dass das Bild zu dunkel ist. Wir schauen uns die Kirche von innen an. Ist schon mächtig prunkvoll alles. Überall Gold an den Wänden und schwere Kerzenständer. Einzig die Energiesparlampen auf den Schmuck verzierten Kronleuchtern Nuten etwas komisch an.
Durch den romantischen Park der Kirche flanieren wir weiter in Richtung Dnepr.
Mit einer Standseilbahn geht es hinab zum Flußufer. Free wifi lässt Dennis nicht viel von der Strecke sehen. Auch nicht die zweite Bahn, die zeitgleich den Berg hochfährt. Dafür können aber einige Einrücke an die Liebsten geschickt werden. Am Flussufer sind auch einige Ausflugsdampfer vertäut. Da wir ein wenig unschlüssig rum stehen, quatscht uns gleich ein junger typ an, der offensichtlich auf Kundenfang ist. Viel ist hier nicht los aber er meint, wir können in ner halben Stunde wiederkommen , dann startet die Kiew Panorama Tour. Gesagt getan. Einige Fotos später sind wir wieder hier und können an Bord gehen. Wir wollen natürlich im Freien sitzen. Auf dem Oberdeck massieren laute Bässe unsere Ohren. Hier läuft NRJ und an wärmeren Tagen steigen hier bestimmt Partys. Nach nochmal einer halben Stunde legen wir endlich ab und tuckern auf der Dnepr in Richtung Mutter der Heimat Statue. Wir fahren quasi den Weg, den wir gestern gelaufen sind, nochmal ab. Eine Stunde später legen wir wieder an und haben noch ein paar neue Fotos von Kiew.
Durch das alte Handelsviertel bewegen wir uns nun in Richtung Andreassteig. Bevor es nun eine kleine gewundene Straße den Berg hinauf geht, genießen wir noch in einem kleinen Restaurant ein paar Wareniki, die ukrainische Ausgabe der Pelmenis. Sehr lecker. Viele kleine Händler säumen die Straße und bieten allerlei Waren feil. Von der Matrioschka über Pelzkappen bis hin zu selbst gemähten Handpuppen und allerlei anderem Brimborium ist alles dabei.
Ein liebes altes Männchen mit goldblitzenden Zähnen erweckt unsere Aufmerksamkeit. Er klimpert ein bisschen auf seiner Gitarre herum und trällert ein ukrainisches Liedchen. Ein anderer Typ hinter uns beschwert sich lautstark über den Alten, der schon seit Jahren ein und dasselbe Lied trällert, nicht wirklich selbst singt und nie den Platz wechselt.
Er klang ganz schön verzweifelt. Das alte Männchen lacht sich derweil ins Fäustchen, trällert munter weiter und freut sich über ein paar unserer Griwna, die in seine Tasse wandern.
Immer höher schraubt sich die Straße. Wir machen einen kleinen Schwenk über eine Aussichtsplattform mit einem schönen Blick über die Stadt. Je weiter wir der Straße folgen, umso dichter stehen die Stände und umso kitschiger wird das Angebot. Man kann hier Matrioschkas als Minion oder auch Dark Vader kaufen. Auch eine Matroschka mit Trumpkonterfei ist zu sehen. Wer möchte, kann auch Klopapier mit dem Bildnis Putins erwerben. Ein Schelm, wer schlimmes dabei denkt.
So langsam müssen wir zurück zum Hotel und unsere Rucksäcke aufladen. Ein letzter Blick und eine stille Verabschiedung vom Maidan und wir verschwinden in der U-Bahnstation. Schnell sind wir am Hauptbahnhof. Vor der großen Fahrt wollen wir schnell noch einen Happen essen. Im pusata hata, eine ukrainische Kette mit typischen Gerichten auf der Karte, macht uns satt und stärkt uns für die Reise. Im Supermarkt nebenan wollen wir noch ein paar Pivos und Frühstück erstehen. Allerlei leckere Sachen finden den Weg in unseren Wagen. Ein Blick zur Uhr verrät, dass wir uns langsam sputen müssen. Die Kassiererin ist leider nicht die Schnellste und blöderweise hätten wir einige von den Sachen vorher wiegen müssen. Also ein paar leckere Sachen bleiben bei der Kassiererin. Ab zum Zug.
Wie jeder Schlafwagenzug bisher hat auch unser Zug von Kiew nach Moskau für jeden Wagon eigenes Personal. Uns begrüßt eine unfreundliche Dame in Zivil. Kein „Bitte“ geht ihr über die Lippen. Unfreundlich werden unsere Ausweise kontrolliert. Aber immerhin bringt sie uns direkt zu unserem Abteil. Ein großzügiges und vor allem sauberes Abteil erwartet uns.
Unser vierter Mitfahrer/Mitfahrerin im Abteil lässt uns an diesem Abend aus. Wir bleiben unter uns. Unsere uniformierte Zugbegleiterin kümmert sich liebevoll um uns. Fragt, ob wir Tee wollen und freut sich über meine russisch Kenntnisse. Laufe des Abends quatscht uns noch ein Ukrainer an. Max aus Kiew ist unterwegs zu seinen Freunden in Moskau. Bis zur Grenze unterhalten wir uns blendend mit ihm. Martin in wohlklingendem Englisch, Dennis und ich in unsere eigenen Sprache. Man könnte es Denglisch nennen. Gegen Mitternacht kommen die ukrainischen Grenzer in den Zug. Wir zeigen brav unsere Ausweise. Unsere Zugbegleiterin wird mit Auftauchen der Staatsmacht immer nervöser. Mal sehen, wie das dann bei den Russen wird. Max meint, dhass die russischen Grenzer erst in drei Stunden kommen. Bis dahin können wir beruhigt einschlafen. 01:00 Uhr

