Heute nun geht es endlich los: Auf nach Russland. Die Grundlagen aus der 5. Klasse sitzen. „Menja sawut Uwe!“ Oder „kak tebja sawut?“ Danke Herr Kühnel. Wie immer relativ spät starten wir vom Campingplatz Elbląg. Vorher treffen wir noch einen alten Mann aus Deutschland, der in der Nähe des Campingplatzes geboren wurde. Er kann gut aus dem Nähkästchen plaudern und so verzögert sich die Abfahrt nocheinmal.
Ziemlich zügig fahren wir zur Grenze. Auf der polnischen Seite geht es relativ schnell. Ausweise kontrollieren, Motorrad anschauen und weiter. Dann auf russischer Seite wird es etwas langwieriger. Zunächst warten wir brav in einer Schlange mitten in der Sonne. Bei der eigentlichen Kontrolle ist dann zum Glück Schatten. Am ersten Schalter anstellen und warten. Mein freundliches Straswutje wird von der russischen Schönheit hinter der Scheibe komplett ignoriert. Die Gute hatte nur Augen für meine Papiere. Am zweiten Schalter reiche ich meinen Ausweis ohne Kommentar hinein, man lernt schließlich. Allerdings werde ich, diesmal von einem Herrn, relativ freundlich darauf hingewiesen, dass ich noch einen Einfuhrschein für mein Motorrad, A4, in zweifacher Ausfertigung auszufüllen habe. Dummerweise sind gerade alle Exemplare mit deutschen Erklärungen vergriffen. Und wir bekommen die mit kyrillischen Zeichen. Netterweise erklärt man uns schnell den doppelseitigen Zettel. „Hier njet, hier njet und hier njet, hier da und da ihren Namen, Reiseziel… “ zum Glück kennt Martin schon das Procedere und hat ein Bild mit der deutschen Beschreibung dabei. Beim Warten am Schalter kommt eine nette Mittvierzigerin in blauer camouflage Uniform. Sie plauderte ein wenig mit uns, wo wir herkommen, was wir mithaben. Ob wir Urlaub machen und ob wir mal bitte unseren Koffer öffnen können. Sehr nett kommt Sie schnell zum Punkt ihres Anliegen. Schaut mal hier rein und da rein und guckt in die diversen Beutel, aber natürlich ist alles in Ordnung. Zu guter Letzt kommt noch der Drogenspürhund zum Einsatz und beschnüffelt unsere Motorräder. Nach zwei Stunden in der sommerlichen Hitze ist alles überstanden und wir sind in der ehemaligen Sowjetunion. Die Straße ist sehr breit, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit liegt außerhalb bei 70 km/h. Eine schnurgerade Straße mit wenigen Hügeln am Horizont, der Asphalt flimmert, es ist einfach gähnend langweiliges Fahren. Kurz biegen wir in Richtung Ostsee ab, da wir aber keine schöne Stelle zum Baden finden und wir noch etwas von Kaliningrad sehen wollen, fahren wir weiter. Hier und da grüßt bereits am Straßenrand ein altes Kriegerdenkmal. Meist viel Beton und heroisch dargestellte Sieger. Langsam kommen wir nach Königsberg. Der Verkehr wird langsam chaotisch.
Es gibt kaum Fahrspuren und jeder fährt irgendwie. Wer es eilig hat, machte einfach noch eine Fahrspur auf. Immer wieder sieht man Straßenbahngleise die 5 cm aus der Straße schauen. Langsam quälen wir uns durch den Stau. Ohne Navi würden wir das Hotel nie finden. In einem Magasin kaufen wir schnell noch einen Snack und was zu Trinken. Beim Verzehr auf der Straße werden wir von einem kleinen Mädchen bedrängt. Wir denken, sie will unsere Rubel aber sie will nur was von meiner leckeren Pepsi abhaben. Die Rubel nimmt sie trotzdem. Schließlich im Hotel, beziehen wir unser Dreibettzimmer und machen uns frisch. Mit dem Taxi geht es in die Stadt. Mittlerweile ist es doch schon ziemlich spät, weil natürlich niemand an die Zeitverschiebung denkt. So schauen wir, mit Martin als Reiseleiter, die Dom-Insel an, besuchen das Grab von Herrn Kant und schauen von weitem auf das berühmte Haus der Räte. Große Ausfallstraßen durchziehen die Stadt. An einer, dem Leninprospekt laufen wir eine Weile entlang. Der Verkehr ist auch zu später Stunde immer noch der Wahnsinn.
In einer schönen Kneipe lassen wir uns perfekte Steaks und Pivo schmecken. Natürlich dürfen zum Abschluss nicht die obligatorischen sto Gramm fehlen. Der Nachbartisch voll russischer Schönheiten lässt deutlich öfter als wir die Gläser klingen.
Nach Mitternacht lassen wir uns zurück zum Hotel chauffieren und müssen feststellen, dass Martins Motorrad umgefallen ist. Es sieht alles nach einem Umfallen durch Wind aus. Schnell ist die Ducati aufgehoben und die Schäden begutachtet. Außer dem Koffer und dem Handschutz ist nichts beschädigt und so können wir, halbwegs beruhigt, schlafen gehen.
Gute Nacht

