Als ich aufwache muss ich kurz überlegen, wo ich bin. Kein Hotelzimmer, ne komische Wohnung mit Stuck an der Decke. Die Tür zum Schlafzimmer steht offen. Ich liege auf einem echt bequemen Ausziehsessel von Ikea. Ach ja Budapest. Da Sonntag ist, lassen wir es gemütlich angehen und haben eigentlich vor, uns ein nettes Café zum Frühstücken zu suchen. Leider ist das Bahnhofsviertel eher für Dönerbuden und Schnellimbisse bekannt und so müssen wir ein Stück laufen. Als wir endlich etwas finden ist es schon 11 und wir geben uns mit mc Café zufrieden. Zwei bekannt leckere Kuchenstücke später machen wir uns auf zum Stadtbummel. Entlang der Donau führt eine schöne Promenade mit vielen Bänken und kleinen Cafés. Wir setzen uns auf eine schöne Bank und genießen das Flair der Großstadt. Eine alte Straßenbahn rattert regelmäßig vorbei. Mehrmals kommen windige Verkäufer vorbei und versuchen uns Mobiltelefone zu verkaufen. Ein angeblich nagelneues iPhone 5s oder ein Samsung Galaxy. Sie sind ganz schön hartnäckig aber wenn man sie stoisch ignoriert, ziehen sie irgendwann von dannen. Martin hat das noch nicht so gut raus mit dem Ignorieren und so handelt er den Verkäufer ohne eigenes Zutun auf 100 € runter. Aber trotzdem wird er nicht schwach.
Weiter geht unser Spaziergang. Wir wollen noch Postkarten schreiben an die lieben daheim. Also suchen wir einen Souvenirshop, bekommen auch ein paar schöne Karten aber keine Briefmarken. Normalerweise im Postamt aber da heute Sonntag ist haben sie geschlossen aber es gibt wohl einen Zeitungsladen nicht weit weg in der Fußgängerzone. Alles klappt und wir finden natürlich noch bessere Postkarten.
Nun wird es Zeit für das Mittagessen. Auf ein Restaurant haben wir nicht so richtig Lust, das Frühstück ist ja noch nicht so lange her, also soll es ein typisch ungarischer Imbiss sein. Es gibt viele leckere, sehr deftige Sachen. Ich entscheide mich für ein „Hotdog“. Eine fettige Bratwurst mit Brötchen drum rum. Es ist wohl eher ein kleines Weißbrot in das die Wurst da gesteckt wird. Wahnsinn kaum zu schaffen so viel Brot und die Hälfte muss auch liegen bleiben aber die Wurst ist lecker mit einer ordentlichen Ladung Paprika dran. Ich schmecke die Wurst am Abend noch, als wir längst wieder im Zug sitzen nach Bukarest.
So langsam bewegen wir uns dann auch wieder in Richtung Wohnung. Wir müssen uns noch duschen und die Sachen packen. Während Martin und Dennis noch Proviant besorgen, gehe ich derweil in die Wohnung und setze Kaffee an. Dank Martins Kochset sind wir auf reisen immer in der Lage ein frisch aufgebrühten Kaffee zu genießen.
Als wir auf den Bahnhof kommen herrscht rege Geschäftigkeit. Reisende jagen ihrem Zug nach, manche trinken Kaffee und rauchen und manche stehen gelangweilt rum und suchen Leute, die sie anquatschen und ihnen was verkaufen können. Wir sind noch ein wenig im Stress. Unser Zug steht schon da und wir müssen aber noch die Postkarten einwerfen. Am anderen Ende des Bahnhofes befindet sich das Postamt mit Briefkasten. Also schnell hin, wie das eben, in Anbetracht der Last auf unseren Rücken möglich ist.
Aber alles geht gut. Vorn am Zug hängt schon eine Lok der rumänischen Staatsbahn. „Modernisiert“ steht an der Seite. Für uns nur sichtbar am Schild und an den schicken LED Scheinwerfern. Wir finden schnell unseren Wagon. Der Schaffner macht einen deutlich seröseren, aber auch reservierteren Eindruck als der Schaffner des Zuges aus Dresden. In unserem Abteil sitzt bereits ein junger Mann mit asiatischen Wurzeln. Und auch ein weiterer Koffer steht schon im Abteil. Der junge Mann meint er sitze mit seinem Girlfriend in diesem Abteil. Das kann aber gar nicht sein, denn wir haben ja drei Plätze im Vier-Mann-Abteil. Wir vergleichen unsere Tickets und tatsächlich, wir haben Recht. Alles kein Problem, wir werden uns einig und der junge Mann verlässt das Abteil und seine Freundin nimmt seinen Platz ein.
Unser Hotelzimmer auf Rädern ist deutlich besser als auf der Strecke nach Budapest. Der Zug ist sauberer, unser Abteil ist deutlich breiter, es gibt ordentliches Bettzeug mit sauberen Laken und der Zug hat ein Bordrestaurant.
Alles schick. Wir genießen die Fahrt und kommen mit unserer Mitfahrerin ins Gespräch. Sie spricht nur rumänisch, englisch und ein paar Brocken Deutsch. Sie kommt aus Rumänien und arbeitet auf einem Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau. Ihr Freund entpuppt sich nur als ihr Kollege auf dem Schiff. Sie gibt uns gute Tipps für unseren Trip nach Bukarest, nennt uns Taxis, denen man vertrauen kann und Kneipen und Museen, die man besuchen muss. Die vielen Tipps schreibt sie uns netterweise auf und auch ihre Telefonnummer, falls wir in Schwierigkeiten geraten.
Schnell fließt der Abend am Zugfenster vorbei. Gegen 23 Uhr erreichen wir die Grenze nach Rumänien. Zunächst kommen ungarische Grenzer in den Zug, eine Haltestelle und eine Stunde (in Rumänien beginnt eine neue Zeitzone) später kommen ihre Rumänischen Kollegen. Hier ist auch ein Bahnhof. Aber wo ist der Bahnsteig. Wir sehen vom Zugfenster aus nur Passagiere, schwer beladen mit Gepäck, die über die Gleise in Richtung Bahnhof klettern. Wahnsinn. Wir sind halt in Rumänien. Weiter geht die Fahrt und so langsam bereiten wir uns auf die Nacht vor. Betten beziehen, Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, Licht aus. Gute Nacht.
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