
Wie sich die persönlichen Ansichten ändern, lässt sich gut an unserer diesjährigen Wahl des Urlaubs ablesen. Vor ein paar Jahren hätte der Vorschlag zu einem Wanderurlaub ein feistes Lächeln aufs Gesicht gezaubert, heuer nun fiel es auf fruchtbaren Boden und ging schnell vom Vorschlag in die Planung und Buchung.
So starten wir am heißesten Tag des Jahres zum gemeinsamen Wanderurlaub, behalten dabei die Vorliebe für ein kühles Bier und deftiges Essen bei und komplettieren unsere Reisetruppe im Augustiner in Leipzig.
Die Zugfahrt zum Start des Kammweges (Geising) gestaltet sich vorbildlich mit der Deutschen Bahn. Unser Wirt im Ratskeller empfängt uns herzlich und behandelt uns wie gute Freunde. Das wir zum Start jeder einer Fassbrause trinken bringt ihn nicht aus der Ruhe, er kombiniert direkt richtig und fragt uns, ob wir heute schon gelumpert haben… auch die Bestellung von ein paar Nudeln mit Jagdwurst nimmt er dann auch nicht ernst und behält recht damit. Am Ende gehen wir prall gefüllt ins Bett und sind gespannt der Tage die da kommen.
Als wir dem Wirt beim Start der Wanderung von unserer nicht vorhandenen Erfahrung erzählen, hat er ein mitleidiges oder vielleicht auch schadenfrohes Lächeln im Gesicht. „Viel Spaß beim Geisingberg“ gibt er uns mit auf den Weg und so kommt es auch. Das erste Mal durchgeschwitzt sind wir nach 3km und 200 Höhenmetern. Schöne Ausblicke in immer wieder andere Landschaften lassen den Tag gut vergehen und die selbst geschmierte Wegzerrung schmeckt nach den Anstrengungen am besten.
Glücklich und erschöpft erreichen wir Holzau und bevor wir uns an der Rezeption einchecken, melden wir uns im Biergarten zu Kuchen und Bier. Dies wird in den nächsten Tagen zur Tradition werden.
Eine Schmerztablette am Morgen ist bei unseren „Jungs Urlauben“ nichts ausgewöhnliches, nur muss die Tablette diesmal nicht den Kopf beruhigen, sondern die Muskelfasern ordnen.
So schön der Kammweg liegt und was für großartige Aussichten er auch bietet, unterwegs sind wir oft nur allein. Mit den wenigen Wanderern unterwegs halten wir dann gerne einen Plausch mit interessanten Leuten. Das Ziel Seiffen erreichen wir souverän, auch wenn der erste Wanderschuh aufgrund einer Blase etwas enger wird.
Das Ritual zum Feierabend endet wieder mit großer Bettschwere gegen 22Uhr mit vollem Magen.
Die Tour von Seiffen nach Rübenau lässt sich mit dem engen Wanderschuh schwer an. Es gesellen sich weitere Blasen hinzu, sodass die Ankunft in der coolsten Unterkunft auf der Tour zur großen Erleichterung wird. Nach dem obligatorischen Bier zur Ankunft wird schnell klar, dass Uwe den morgigen Tag nicht wandern kann. Eric der Hausherr/ Koch/ Bedienung/ Entertainer/ Holländer beschert uns und anderen Gästen einen familiären Abend und sein Schäferhund holt brav alle Stöcke.
Gut gestärkt starten Martin und ich nun zu zweit die nächste Etappe nach Satzung. Uwe kann sich etwas pflegen und lernt Eric zum Nachmittag noch als Fahrer kennen und kann unsere 5h Wanderung in knapp 30min Autofahrt hinter sich bringen.
Natürlich bleibt es beim Ankunftsritual, nur hat sich die Schmerzlage nicht verbessert und drückt auf die Stimmung. Zum Glück kommt uns die perfekte Idee und wir können den Abend bei guter Laune zu Ende bringen.
Am Morgen danach sitzen wir zu dritt im Auto vom Koffertransfer und lassen uns bequem zum Bärenstein fahren. Mit frisch getappten Füßen startet Uwe einen neuerlichen Schuhtest und bringt damit klare Gewissheit, die Schuhe haben diesen Urlaub ausgedient.
Der Versuch mit Crogs ein paar Runden um den Bärenstein zu laufen funktioniert erstaunlich gut, vielleicht können wir morgen gemeinsam den Fichtelberg erklimmen und die Wanderung beenden wie wir sie begonnen haben. Gemeinsam! Am Abend schmieden wir den perfekten Plan und kürzen die Wanderstrecke mit Hilfe der Fichtelbergbahn ein.
Mit Wandersocken und Crogs beginnt die letzte Etappe, runter vom Bärenstein bis nach Cranzahl. Hier wo das immer wieder vernehmbare Pfeifen der Dampflok seinen Ursprung hat und in der Luft ein leichter Schwefelgeruch liegt, da startet der Zugteil der heutigen Tour. Nach 20 Minuten steigen wir aus, sehen dem Zug hinterher und unser Ziel auf dem Wegweiser. Der steile Aufstieg fordert uns sehr, Uwe scheint die Schuhe vom kleinen Muck zu tragen. Ein paar Regentropfen melden sich, wahrscheinlich nur um uns zu zeigen, was wir für ein Glück in unserer Wanderwoche hatten. Freudestrahlend erreichen wir gemeinsam den Gipfel und sind wie am Tag 1 durchgeschwitzt und dabei glücklich über unseren gemeinsamen Weg.
Resümee
Die Wanderung über den Kammweg können wir nur empfehlen. Die Wanderwege sind sehr gut beschildert und bieten immer wieder fantastische Aussichten. Der einzige Unterschied zu den Alpen sind die fehlenden Berge im Hintergrund.
Unsere Wahl immer eine doppelte empfohlene Tour (ca. 25km) zu machen war nicht perfekt. Günstiger wäre mal eine kurze Tour dazwischen zu schieben und in einem Hotel mit Pool und Sauna den Tag zu relaxen. Sauna nach der Tour hat immer gutgetan und soll wohl auch den Muskelkater etwas beschwichtigen.
Eine Wasserblase mit 3Liter im Wanderrucksack war eine sehr gute Entscheidung. Der Rucksack sollte mindestens 15Liter Fassungsvermögen haben, die Schnitten für unterwegs brauchen Platz. Ein paar Gamaschen für die Schuhe sind gegen Steine und Geäst im Schuh bestimmt eine tolle Sache.
Pausen lieber regelmäßig machen als erst 2/3 der Wanderung zu absolvieren. Ansonsten kommt es schnell zum Hungerast… dieser lässt sich dann hoffentlich mit einem Corny Riegel schnell bekämpfen.
Wird es kälter ist ein trockenes Hemd im Rucksack etwas feines.




























