Halb neun werde ich wach nach einer recht ruhigen Nacht die Jungs schlafen noch im großen Ehebett. Ich hatte gestern das würfelglück und durfte im Einzelbett schlafen. Unser eigentliches Lieblingshotel das El Hostel, in dem wir nun schon zum dritten Mal übernachten ist leider auch nicht mehr so schön …gleich gibt es Frühstück. Der Zug nach Kiew geht heute gegen 16 Uhr. Das Wetter sieht eher trüb aus mal schauen, wie wir uns die Zeit vertreiben…
9:30 Uhr
Uwe übergibt mir (Dennis) den Federhalter für den weiteren Tagesbericht. Die Wurstplatte vom Frühstück ist komplett abgegrast und die Minuten im Hostel sind gezählt. Kurze Taxifahrt, Rucksäcke einschließen und wir befinden uns nach kurzer Busfahrt in der verregneten Altstadt.
Mit den letzten Besuchen in Warschau im Kopf überbieten wir uns beim Spaziergang durch die polnische Hauptstadt mit mehr oder minder wirklichen Geschichten. Gefühlt waren wir schon in jedem zweiten Restaurant der Stadt.
Die Sonne ist gnädig und zeigt sich kurz beim Blick über die Weichsel. Wir nutzen die Zeit für ein paar Gruppenbilder und unser enger Zeitplan zwingt uns zur Suche zu einem gepflegten Restaurant. Gesagt getan und wir sitzen im „Zapiecek“. Gezwungen von niemanden bestelle ich mir auch eine Vorsuppe, schmeckt zwar wirklich super, aber mein Hauptgang Gulasch mit Kartoffelpuffer bekomme ich auch mit aller Mühe nicht mehr komplett hinunter.
Ein Wodka zur Rechnung und unser Besuch in Warschau befindet sich weit im letzten Drittel. Dank MyTaxi kommt unser Taxi und bringt uns ohne Sprachbarriere auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof.
Wider unseres gestrigen Planes befinden wir uns in einem anderen Supermarkt als gestern. Nicht mal einen Einkaufswagen gibt es hier. Ich moser etwas rum und beteilige selbstverständlich am Einkauf. Ich will es nicht Schock nennen, aber es gibt hier tatsächlich kein Bier! Es Bedarf nur einen kurzen Augenblick und unser bisheriger Einkauf liegt wieder im Regal und der gestrige Plan findet endlich seine Erfüllung. Zu Brötchen, Wurst und Obst landet auch das feine Lech Premium im Korb.
Wir liegen gut im Zeitplan, haben aber auch keine Minute zu verschenken. Die Rucksäcke sind schnell aus dem Schließfach befreit und schon fährt am Gleis 2 unser Zug ein. Die Nummern der Anhänger passen so gar nicht mit unseren polnischen Tickets überein. Die übliche Hektik am Bahnsteig bringt nicht gerade Ruhe rein. Mit großen Augen suchen wir den Schaffner und Uwe erspäht ihn als erster. Ein kurzes Nicken und der Verweis auf die Tür gibt uns die Gewissheit, das wir alles richtig gemacht haben.
Oh Mann, war das Abteil schon immer so klein? Mit dem großen Reiserucksack auf dem Rücken passen wir nicht zu dritt hinein… Minuten später sind wir ordentlich einsortiert und auch die Erinnerungen an unsere letzten Touren bescheinigen uns, das alles so passt und es schon immer so war. Rückwärts saust das polnische Land an mir vorbei. Das erste Lech Bier ist gerade durch unsere Kehlen geflossen und es ist Zeit für Abendbrot. Wo ist nur die Tüte aus dem Supermarkt….
18:45 Uhr
Mit der Auswahl verschiedener Knacker, Brötchen in hell und dunkel und nicht zu vergessen rote Paprika und Gurke ist unser Abendbrot ein einziger Genuss. Gut gestärkt geben wir an der EU Außengrenze unsere Pässe dem grimmig drein schauenden Beamten. Er zieht einen Pass nach dem anderen durch sein Lesegerät ruft dann unsere Namen auf und gibt ohne auch nur einen netten Blick die Pässe zurück.
Der Zug setzt sich in rumpelnde Bewegung Richtung Grenze. Durch die naturgetrübten Fenster lassen sich riesige Mengen von großen LKW erkennen. Wir passieren über die Brücke den Grenzfluss Prut und wieder stehen wir.
Gekleidet in hellen Tarnfleck nimmt die junge Grenzerin unsere Pässe und verschwindet ohne ein weiteres Wort.
Abermals schaukeln wir über die Gleise, es geht vor und zurück, um jetzt in eine lange dunkle Halle einzufahren. Gerade zu gespenstig wirkt die Werkhalle. Es wird etwas heller und der Zug stoppt. Eine Stunde stehen wir hier, unser Domizil wird angehoben und unter uns werden die Fahrgestelle getauscht. Sind eigentlich unsere Pässe schon wieder da? Wir bekommen hier nix mit, nur der Hallenkran saust von Zeit zu Zeit über unsere Köpfe. Kein Fenster zum aufmachen und überall diese Schilder die das fotografieren verbieten. Ein Blick auf das Handy, ein Blick auf meine Uhr und wieder zurück. Die haben uns tatsächlich eine Stunde geklaut. Nach neuer Zeit ist es 00:10Uhr als wir die dunkle Halle mit neuen Fahrgestellen verlassen. Auch schon bei Schleichfahrt lässt sich feststellen, am Fahrkomfort hat sich nichts geändert. Apropos Fahrkomfort, wir stehen schon wieder. Im Augenwinkel sehe ich eine Tarnuniform vorbei huschen, unsere Pässe? Tatsächlich, wir bekommen unsere Pässe inklusive Einreisestempel der Ukraine zurück. Ein Uhr, für mich das eindeutige Zeichen ins Bett zu gehen. Die Aufbauarbeit stellt noch ein paar kleine Hürden. Kurz darauf liege ich im Bett für Personen bis 1,75m. Ich bin 1,83m.
Gute Nacht.
01.00Uhr

